Eintracht Frankfurt - 1860 München

2. Bundesliga 2004/2005 - 8. Spieltag

1:2 (0:2)

Termin: Mo 18.10.2004, 20:15 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Michal Kolomaznik (5.), 0:2 Matthias Lehmann (45., Elfmeter), 1:2 Arie van Lent (56.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
1860 München

 


  • Michael Hofmann
  • Slobodan Komljenovic
  • Rodrigo Costa
  • Roman Tyce (60.)
  • Marcel Schäfer
  • Matthias Lehmann
  • Daniel Baier
  • Jiayi Shao
  • Marco Gebhardt
  • Michal Kolomaznik
  • Christophe Lepoint

 

Wechsel
Wechsel
  • Stefan Frühbeis für Michal Kolomaznik (61.)
  • Erol Bulut für Marco Gebhardt (68.)
  • Karlheinz Pflipsen für Daniel Baier (88.)
Trainer Trainer

 

 

Schön und erfolglos

“Die Kulisse muss uns helfen, wir haben Heimvorteil und den wollen wir nutzen. Wir gehen nach vorne, wir spielen offensiv und wollen unser Spiel durchsetzen“, erklärt Friedhelm Funkel vor dem Montagsheimspiel gegen 1860 München, das ebenso wie die Frankfurter nicht den Anschluss an die Spitzengruppe verlieren möchte. Immerhin konnte die Eintracht ihre vier Heimspiele in dieser Saison allesamt gewinnen, auch wenn die Abwehr in den letzten drei Partien mit 9 Gegentoren gehörig wackelte. So soll es heute Ochs anstelle von Wiedener in der Viererabwehr mit Hoffmann, Keller und Reinhard besser machen. Umstellen muss der Trainer auch im Mittelfeld, da Chris noch an seiner Bänderdehnung laboriert und Lexa sich im Training einen Syndesmosebandriss im linken Sprunggelenk zugezogen hat und wohl bis zur Winterpause ausfällt. So spielt Schur vor der Abwehr und Lenze auf rechts neben Meier und dem Ex-Löwen Weissenberger, der wieder auf die ungeliebte linke Außenbahn hinter den Spitzen Köhler und van Lent rückt.

Während in Frankfurt der Weg der jungen Wilden mit Begeisterung verfolgt wird, knirscht es in München nach bislang nur zwei Siegen und neun Punkten kräftig. Insbesondere der Ex-Frankfurter Rudi Bommer, der von 1985 bis 1988 mit Friedhelm Funkel in Uerdingen spielte und die Löwen seit Saisonbeginn trainiert, steht nach der 2:4-Heimklatsche gegen Burghausen in der Kritik. So ist ein Sieg heute fast schon Pflicht, um die erhitzten Gemüter im Süden zu beruhigen. Daher wählt auch Rudi Bommer eine offensive Taktik mit Kolomaznik und Lepoint statt Krontiris im Sturm vor dem offensiven Mittelfeld mit Marco Gebhardt, der von 1997 bis 2002 119 Spiele für die Eintracht absolvierte, Shao, Baier sowie Lehmann. In der Innenverteidigung steht ebenfalls ein alter Bekannter, nämlich Slobodan Komljenovic, der von 1992 bis 1997 in Frankfurt spielte. Die Riege der Ex-Eintrachtler bei den Gästen komplettiert Erol Bulut, der auf der Bank sitzt.

Bereits zu Beginn der Partie gehen die Löwen sehr aggressiv und engagiert zu Werke und überraschen die Eintracht damit mächtig. So kann Tyce nach der ersten Ecke völlig unbedrängt im Fünfmeterraum köpfen, setzt das Leder aber knapp über die Latte (1.). Zwar hat kurz darauf auch Lenze nach schönem Pass von Meier die erste Chance für die Frankfurter, doch sein Schuss geht knapp am linken Pfosten vorbei (3.). Ansonsten müssen die Frankfurter dem Pressing der Münchener früh Tribut zahlen. Es läuft die 5. Spielminute, Baier setzt sich auf der rechten Außenbahn erst gegen Reinhard und dann gegen Keller durch, um den Ball zurück auf Kolomaznik zu passen. Der Ex-Regensburger versetzt Schur mit einem kurzen Haken und haut den Ball trocken ins rechte untere Toreck. Zum 1:0 für 1860 München. "Da waren einige von uns noch gar nicht auf dem Platz", schüttelt Lenze nur den Kopf.

Die Eintracht zeigt sich nicht geschockt, sondern gibt sogleich ebenfalls Gas. Weissenberger setzt mit einer langgezogenen Flanke Lenze in Szene, doch der lenkt den Ball aus kurzer Distanz über das Tor (6.). Nur drei Minuten später brennt es dafür im Strafraum der Frankfurter, nachdem Beier einen Freistoß von rechts an das Fünfmetereck schlenzt, wo Tyce mit seiner Volley-Abnahme aber am glänzend reagierenden Torhüter Pröll scheitert (9.).

Wahnsinn, wie viel Platz die Verteidigung den Stürmern der Löwen in den Anfangsminuten lässt, obwohl doch gerade das Abwehrverhalten nach 14 Gegentoren in sieben Spielen in der Ligapause trainiert wurde. Während sich van Lent noch aufregt: "Wir müssen mehr Theater machen, die Duelle Mann gegen Mann suchen und gewinnen. Wir müssen zeigen, wer Chef im Ring ist", scheint es so, als ob sie hinten die Kritik gehört haben, auch wenn Reinhard gegen Baier nach wie vor große Probleme hat. Aber die haben auch Weissenberger und Lenze auf den Außenbahnen, so dass es die jetzt druckvoller spielende Eintracht immer häufiger durch die Mitte probiert. Diesmal über den aufgerückten Keller, dessen Hammer aus über zwanzig Metern im Fünfmeterraum zur Ecke abgefälscht wird, die wiederum Hoffmann zu einem Distanzschuss nutzt, der aber kurz vor der Torlinie geklärt werden kann (19.).

Die Eintracht drängt die Löwen jetzt immer mehr in die eigene Hälfte, doch Torchancen bleiben gegen die konsequent verteidigenden Münchener Mangelware. So versucht sich Ochs von halbrechts mit einem Schuss aus 20 Metern, den Torhüter Hofmann aber im Nachfassen parieren kann (36.). Dann die 44. Spielminute: Nachdem ein Freistoß der Eintracht von den Sechzigern abgewehrt werden kann, kommt wieder Weissenberger an das Leder, um Köhler prima in Szene zu setzen. Doch Torhüter Hofmann ist schnell draußen und kann den Lupfer parieren.

Im direkten Gegenzug bekommen die Löwen einen Eckball von der rechten Seite zugesprochen. Arie van Lent will mit einem Kopfball über der Grasnarbe klären, rutscht jedoch weg und fällt so unglücklich, dass er den Ball kurz mit der Hand berührt. Schiedsrichter Kinhöfer lässt es kalt, dass keine Absicht vorlag und entscheidet unter den wütenden Protesten von Spielern und Fans sofort auf Strafstoß, den Lehmann souverän zum 0:2 verwandelt (45.). “Das war eine krasse Fehlentscheidung“, wettert Friedhelm Funkel auch noch nach dem Zeitlupenstudium, aber es nutzt nichts. Mit dem Rückstand geht es unter einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert, bei dem auch Gegenstände in die Richtung des Schiedsrichters fliegen, in die Kabine.

Zur zweiten Hälfte bringt Trainer Funkel mit Beierle für Weissenberger einen dritten Stürmer, so dass Köhler auf die linke Außenbahn rutscht. Die Eintracht bleibt weiterhin optisch überlegen, doch die Angriffe sind nicht zwingend genug. "Der letzte Ball, der finale Pass kommt nicht. Wir schaffen es nicht, die Kugel über die Linie zu drücken", kritisiert Lenze zu Recht. Dann aber die 56. Spielminute, die Eintracht führt eine Ecke schnell aus und der Ball kommt zu Lenze, der ihn sofort in den Strafraum schaufelt. Costa schläft, nicht aber van Lent, der die Kugel aus sieben Metern mit dem Kopf ins linke Toreck zirkelt. Zum 1:2-Anschlusstreffer.

Es wird laut im Waldstadion und fünf Minuten später ist der Jubel noch größer, denn Tyce sieht nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte (61.), so dass die Frankfurter jetzt in Überzahl noch eine halbe Stunde Zeit haben, das Spiel zu drehen. Bommer reagiert sofort und bringt erst Abwehrspieler Frühbeis für Kolomaznik (61.) und dann Bulut für Gebhardt (68.), während bei der Eintracht Cha für Schur auf den Platz kommt (66.). Doch bis auf einen Kopfball von Köhler und einen Schuss von Cha springt bei dem Sturmlauf der Adler viel zu wenig heraus, so dass Friedhelm Funkel in der 81. Spielminute mit Frommer für Lenze den vierten Stürmer auf den Platz bringt.

Jetzt belagern sie den Kasten von Hofmann. Zunächst scheitert Meier nach Vorlage von van Lent (84.) und nur Sekunden später lenkt er einen Kopfball von Cha an die Unterseite der Latte, um das Leder im Nachfassen unter Kontrolle zu bekommen. Kurz darauf versucht sich Beierle aus fünf Metern mit einem Seitfallzieher, stellt den Torhüter der Löwen jedoch vor keine großen Probleme (88.). Es wird immer hektischer und schließlich verliert auch noch Hoffmann die Nerven. Bei einem Zweikampf haut er Shao den Ellbogen ins Gesicht und erhält von Schiedsrichter Kinhöfer die Rote Karte, um vom DFB für drei Spiele gesperrt zu werden.

Das war es dann. Nach dieser Heimpleite rutscht die Eintracht auf Rang 9 in der Tabelle und hat bereits vier Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Aachen. Zu allem Überfluss muss die Eintracht auch noch 10.000 Euro Strafe an den DFB zahlen, da “Linienrichter Werthmann von einem festen Gegenstand am Knie getroffen wurde“, wie es im Spielbericht heißt.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Ausschreitungen in Essen, bei denen die Beteiligten noch ermittelt werden, zeigt sich Heribert Bruchhagen sehr angefressen: “Es scheint fast so, dass diese Form des Protests von den Zuschauern akzeptiert wird. Nur so ist die große Anzahl von Wurfgeschossen zu erklären, ohne dass besonnene Nachbarn eingreifen. Seit Juli 2002 mussten wir bereits 230.000 Euro Strafe für das Fehlverhalten unserer Fans bezahlen. Das ist eine Summe, die jedes Maß an Verständnis übersteigt, so kann es nicht weitergehen. Daher werden wir die Notbremse ziehen. Jeder, der erwischt wird, erhält ein Stadionverbot und wird angezeigt, ohne Ausnahme, ohne Ansehen der Person.“ (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Wir haben uns im Zweikampfverhalten anfangs ziemlich dämlich angestellt. Erst in der zweiten Halbzeit hat meine Mannschaft so gespielt, wie ich sie mir vorstelle, aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Auf Grund der ersten Halbzeit hatten wir es jedoch nicht verdient, zu punkten.“

Heribert Bruchhagen: “Dieses 1:2 war ein Rückschlag, wir haben wieder zwei Gegentore bekommen, das ist beklagenswert. Wir waren von Anfang an, auch durch den frühen Rückstand, nicht so geschlossen, die Souveränität fehlte. Da wurde dann zu viel mit dem Ball gelaufen, das ökonomische Ineinandergreifen der einzelnen Mannschaftsteile fehlte. Vieles wirkte überhastet und unruhig.“

Christian Lenze: "Nur mit Schönspielerei kommt man nicht weiter, ich vermisse jemanden, der auch mal eine Drecksau sein kann. Uns fehlt die Aggressivität, uns fehlt der Biss, wir sind einfach zu brav."


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