Rot-Weiß Erfurt - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2004/2005 - 1. Hauptrunde

0:1 (0:0)

Termin: Sa 21.08.2004, 15:00 Uhr
Zuschauer: 14.500
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Patrick Ochs (72.)

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Rot-Weiß Erfurt
Eintracht Frankfurt

  • Claus Reitmaier
  • David Fall
  • Andreas Richter
  • Torsten Traub
  • Henning Bürger
  • Angelo Barletta
  • Oliver Glöden
  • Alexander Schnetzler
  • Pavel David
  • Markus Kreuz
  • Ronny Hebestreit

 


 

Wechsel
  • Ralf Klingmann für Pavel David (73.)
  • Najed Braham für Henning Bürger (75.)
  • Enrico Neitzel für David Fall (82.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Pokalsieg bei alten Bekannten

„Der Pokal ist etwas ganz, ganz Tolles, wenn man nach Berlin kommt jubeln alle, auch Bayern München“, schwärmt Friedhelm Funkel vor der ersten Pokalrunde beim Aufsteiger und Tabellennachbarn aus Erfurt, den er als „sehr kompakte, groß gewachsene Mannschaft und als eine der unangenehmsten Aufgaben im Pokal“ einstuft. Etwas plastischer drückt es Kapitän Schur aus, der beim 3:2-Pokalsieg nach Verlängerung vor zwei Jahren auf dem Platz stand: „Die graben da dreimal den Platz um und gehen ab wie die Feuerwehr.“ So wagt der Trainer keine Experimente und setzt in Thüringen auf die in den ersten beiden Saisonpartien eingespielte Mannschaft mit Reinhard auf der linken Abwehrseite hinter Dragusha, der zusammen mit Schur, Meier sowie Lexa das Mittelfeld hinter den beiden Spitzen van Lent und Köhler bildet.

„Für mich ist es das schlimmste Spiel, das ausgelost werden konnte“, stöhnt unterdessen Rolf Heller, der von 1996 bis 2000 Präsident der Eintracht war und nun ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der Rot-Weißen ist. Ebenfalls ein alter Bekannter ist der frühere DDR-Nationaltorhüter und jetzige RWE-Trainer René Müller, der 1999 und 2000 bei den Adlern als Torwart- und Amateurtrainer agierte. Nach einem Sieg in Saarbrücken und dem 1:1 gegen Oberhausen setzt der 45-Jährige auch heute auf seine drei hessischen Neuzugänge. Henning Bürger spielt auf links in der Viererabwehrkette, Barletta aus Offenbach vor der Verteidigung und Markus Kreuz, der während der Saisonvorbereitung vor Friedhelm Funkel floh, auf seiner Lieblingsposition hinter Stürmer David.

Wie angekündigt bereiten die 14.500 Zuschauer im Steigerwaldstadion der Eintracht einen heißen Empfang, doch die lässt sich hiervon nicht im Geringsten beeindrucken. Von Beginn an läuft der Ball prima durch die eigenen Reihen, Meier ist stets anspielbar und leitet immer wieder Angriffe über die Außenbahnen ein. Erfurt zeigt sich beeindruckt und zieht sich weit in die eigene Hälfte zurück, während vor allem Reinhard und Dragusha den Ball schnell nach vorne tragen. „Wir wollten Erfurt nicht zum Atmen kommen lassen, wir wollten sie hinten reindrücken, ihnen unseren Rhythmus aufdrücken. Das ist uns gelungen“, beschreibt Schur die Anfangsphase.

Besonders zwingend ist das Spiel der Eintracht allerdings nur selten, viel zu ungenau sind die Flanken und Zuspiele an und in den Strafraum, so dass der bemühte van Lent kaum Gelegenheit hat, sich zu zeigen: „Das letzte Bällchen fehlte leider.“ So müssen die Frankfurter gar durchatmen, als Kreuz nach einem der wenigen Konter den Kasten von Pröll knapp verfehlt (16.). Doch ansonsten bleibt es dabei, die Eintracht macht das Spiel und stört die Thüringer bei Ballbesitz konsequent, so dass sich die Gastgeber keine weiteren Chancen erspielen.

Da die Frankfurter aus ihrer Überlegenheit aber kein Kapital schlagen können, geht es mit dem 0:0 in die Halbzeit, in der Trainer Müller beim Aufsteiger wohl die richtigen Worte gewählt hat. Denn plötzlich hält Erfurt aggressiv dagegen und greift wesentlich früher an. Dies scheint die Eintracht heftig zu überraschen, es häufen sich die Fehlpässe und auch das Spiel über die Flügel gerät jetzt immer mehr ins Stocken.

Es läuft die 63. Spielminute, zunächst pariert Torhüter Pröll einen platzierten Freistoß von Kreuz, um kurz darauf wieder im Brennpunkt zu stehen. Nachdem sich Barletta auf der linken Außenbahn durchsetzt und scharf in die Mitte flankt, gewinnt Traub brachial den Luftkampf gegen Pröll und köpft das Leder aus sechs Metern ins Tor. Doch Schiedsrichter Sippel hat aufgepasst und entscheidet sehr zum Unmut der lautstark schimpfenden Zuschauer auf Freistoß für die Eintracht (64.). Fortan wird Pröll ständig ausgepfiffen und beleidigt, was den Torhüter nur ein Kopfschütteln abnötigt: „Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis, ein klareres Foulspiel gibt es nicht. Das war ein Gefühl, als würde ein Zug über meinen Kopf donnern.“

Das Spiel bleibt hektisch und zerfahren, während Erfurt auf den Führungstreffer drängt. Doch dann die 73. Spielminute, ein Angriff des Aufsteigers wird abgefangen und Ochs sprintet mit dem Leder in die gegnerische Hälfte. Er spielt die Kugel quer zu Meier, der sie sich mit dem Außenrist zurechtlegt, Ochs starten sieht und mit viel Gefühl in den Strafraum lupft. Der 20-Jährige kommt am Elfmeterpunkt an den Ball und schlenzt ihn an Torhüter Reitmaier vorbei ins rechte untere Toreck. Zum 1:0 für die Eintracht, das nicht nur Friedhelm Funkel begeistert: „Wie abgebrüht Ochs das Tor gemacht hat, das war schon sehr gut. Aber auch von Meier war es klasse. Das sind die Bälle, die er spielen muss, dieses Risiko muss er gehen, auch wenn die Bälle ein paar Mal abgefangen werden.“

Nach der Führung zieht sich die Eintracht weit in die eigene Hälfte zurück und lauert auf Konterchancen. Mit Erfolg, denn plötzlich hat Meier freie Bahn, läuft alleine auf Reitmaier zu, um das Leder an ihm vorbei zu schlenzen. Doch jetzt hat er Pech, vom Innenpfosten prallt der Ball zurück in die Arme des bereits geschlagenen Torhüters (78.). Erfurt verstärkt weiter den Druck, während bei der Eintracht der Faden plötzlich zu reißen droht. Viel zu nervös agieren sie und geben das Mittelfeld preis, während es RWE ein ums andere Mal mit hohen Bällen in den Strafraum versucht. „Da lag der Ausgleich in der Luft“, grantelt Trainer Funkel, der zuvor schon Wiedener für Dragusha brachte, um die Abwehr zu stärken.

Zum Glück scheint Torhüter Pröll das Pfeifkonzert anzustacheln, immer wieder bekommt er bei den hohen Flanken seine Fäuste dazwischen. So in der 86. Spielminute, als die Zuschauer den Torschrei schon auf den Lippen haben, nachdem Barletta einen Kopfball platziert in den Winkel haut. Doch mit einer Glanzparade kann Pröll das Leder von der Linie boxen. Ebenso schnell reagiert er drei Minuten später bei einem Kopfball von Glöden (89.). Drei Minuten später ist der Jubel groß, die Spieler umarmen Markus Pröll und Trainer Funkel stellt erleichtert fest: „Er hat uns den Sieg festgehalten.“

In der zweiten Runde des DFB-Pokals wird die Eintracht am 22. September im Waldstadion auf den derzeitigen Tabellenzweiten der Zweiten Liga, die SpVgg Greuther Fürth, treffen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: „Wir haben heute wieder eine sehr engagierte junge Mannschaft gesehen. Die erste Halbzeit haben wir klar dominiert, es fehlte einfach das Tor. Nicht gut gefallen hat es mir, dass nach dem Seitenwechsel die Erfurter immer dominanter wurden. Das Tor für uns fiel dann aber genau zum richtigen Zeitpunkt. Kurz vor dem Ende der Partie wurden wir noch einmal richtig unter Druck gesetzt, doch Pröll hat durch sensationelle Paraden den Sieg quasi festgehalten. Auf Grund der letzten Minuten muss man natürlich sagen, dass das ein glücklicher Sieg war. Aber danach fragt morgen keiner mehr - wir sind eine Runde weiter!“

RWE-Trainer Müller: “Die Eintracht hat das Tor gemacht, 1:0 gewonnen und ist eine Runde weiter. Das ist Profi-Fußball. Fußballerisch sind sie ein gutes Stückchen von uns entfernt, die Eintracht hat sich gute, junge Leute nachgezogen, die den Ball sehr gut behandeln und viele flüssige Ballstafetten ins Spiel bringen.“

Patrick Ochs: „Es macht mich besonders stolz, mein erstes Tor für die Eintracht gemacht zu haben. Es war für dieses Spiel sehr wichtig.“

 


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