Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

2. Bundesliga 2002/2003 - 21. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Mo 17.02.2003 20:15
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Markus Beierle (2.), 1:1 Francis Kioyo (58.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Alexander Bade
  • Moses Sichone
  • Andrew Sinkala
  • Markus Happe
  • Carsten Cullmann
  • Matthias Scherz
  • Dirk Lottner
  • Christian Springer
  • Sebastian Helbig
  • Francis Kioyo
  • Markus Dworrak

 

Wechsel Wechsel
  • Florian Kringe für Markus Happe (46.)
  • Alexander Voigt für Sebastian Helbig (75.)
  • Markus Kurth für Markus Dworrak (90.)
Trainer Trainer

Nikolov rettet einen Punkt

"Man hat dann am Tag weniger Zeit, und die Telefonrechnung ist höher. In diesem Monat war es ganz krass", sagt Trainer Reimann, als er zu den Nachteilen seiner Doppelfunktion als Trainer und Manager befragt wird. Er ist hier ganz auf Linie mit dem Vorstandsvorsitzenden Sparmann, dem von Aufsichtsratschef Neppe übertriebene Selbstdarstellung vorgeworfen wird. Einen Tag vor Spielbeginn gibt es nach einer tagelangen Medienschlammschlacht zwischen Sparmann und Neppe endlich die Versöhnung auf Betreiben von Bürgermeister Vandreike, der durch den öffentlich ausgetragenen Streit die Suche nach einem Stadionbetreiber gefährdet sieht.

Nur als Trainer spricht Reimann über die Kölner, die die Eintracht im Spitzenspiel im Waldstadion als Favorit ansehen: “Es ist halt Kölner Karneval. Dass die noch kein Spiel verloren haben und souverän die Tabelle anführen, zeigt, dass sie ganz eindeutig die beste Mannschaft der Zweiten Liga sind. Wenn wir dagegenhalten wollen, müssen wir Höchstleistung bringen."

Und dies muss heute eine gegenüber dem 1:0-Sieg in Fürth veränderte Mannschaft bewerkstelligen, denn Kryszalowicz ist verletzt und Bindewald nach seiner gelb-roten Karte gesperrt. Dafür spielt Günther nach seinem Kapsel- und Bänderriss wieder auf der rechten Seite und Wiedener auf der linken Außenverteidigerposition. Bürger rückt dafür ins Mittelfeld und Skela agiert als hängende Spitze hinter Beierle.

FC-Trainer Friedhelm Funkel stellt sein Team im Vergleich zum 3:3 gegen Aachen, bei dem die Geißbockelf eine 3:0-Führung verbockt hatte, auf vier Positionen um: Für Cichon, Kurth, Voigt und Kringe spielen im Mittelfeld Cullmann und Helbig sowie Kioyo und Dworrak im Sturm neben Scherz.

Laut ist es im Waldstadion. Die neu eingeweihte Westkurve bebt endlich, denn die Ultras haben auf ihren Supportboykott wegen der nach dem Oberhausen-Spiel verhängten Stadionverbote verzichtet, um die Adler im Aufstiegskampf zu unterstützen.

Und es bebt auch auf dem Rasen, nachdem Schiedsrichter Merk das Spiel aufgrund des Besucherandrangs 10 Minuten später angepfiffen hat. Bereits in der 1. Minute wird Montero in der Kölner Hälfte gefoult. Es gibt Freistoß im linken Halbfeld, 30 Meter Torentfernung. Skela spielt den Ball hoch ans lange Torraumeck, Beierle schleicht sich heran und nickt das Leder mit dem Kopf gegen die Laufrichtung von Torhüter Bade ins Netz zum 1:0 für die Eintracht (2.). Was für ein Auftakt!

Die Adler ziehen sich nun weit zurück, Köln drängt und die Eintracht lauert auf Konter. Ein erster Warnschuss von Sichone geht nach 13 Minuten knapp am Kasten von Nikolov vorbei. Drei Minuten später spielt Helbig einen schönen Pass durch die Abwehr der Adler, Lottner kommt an das Leder und ist plötzlich frei vor Torhüter Nikolov. Ein platzierter Schuss, aber Oka reagiert blitzschnell mit dem linken Fuß. Fast im direkten Gegenzug verpasst Keller die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen, sein Drehschuss nach einer Ecke von Bürger geht knapp am Tor vorbei (16.).

Ein wenig mehr könnte es jedoch schon sein, die Eintracht steht gut in der Abwehr, aber der Spielaufbau ist ausbaufähig. Immer wieder gibt es Abspielfehler, Skela wird im Mittelfeld meist alleine gelassen und wirkt überfordert. In der 24. Minute dann ein erster Wechsel: Da die Fahne eines Linienrichters ihren Geist aufgibt, sprintet dieser in die Kabine und besorgt sich eine neue. Es gibt Szenenapplaus für diese überraschende Aktion, die sich die Zuschauer auch auf dem Rasen wünschen.

In der 31. Minute versucht dies Kioyo, doch sein Schuss aus der Drehung geht am rechten Pfosten vorbei. Es gibt viele verbissene Zweikämpfe im Mittelfeld, doch kaum einmal gelingt ein Spielzug. Dann aber ist es Bürger, der sich auf der linken Außenbahn durchsetzt. Seine Flanke in den Strafraum kann der mitgelaufene Kapitän Keller auf den Kasten von Torhüter Bade köpfen. Der Torhüter steht bereit, doch Cullmann ist schneller und fälscht den Ball so ab, dass er nur Zentimeter am langen Pfosten vorbei geht (37.).

Kurz vor der Halbzeit hat dann noch einmal Streit nach einem schönen Sprint auf der rechten Außenbahn eine Möglichkeit, doch sein Schuss aus spitzem Winkel geht über den Kasten von Bade. Mit dem 1:0 geht es in die Pause.

Zur zweiten Halbzeit bringt FC-Trainer Funkel den offensiveren Kringe für Happe, aber am Spiel der Kölner ändert sich nichts. Weiterhin regiert ein Mittelfeldkampf ohne zündende Ideen, allerdings mit den besseren Chancen für die Eintracht. So auch in der 49. Minute: Bürger schlägt das Leder vor den Strafraum, Keller ist da und zieht ab, aber ein Abwehrspieler schmeißt sich dazwischen und kann abblocken.

In der 56. Spielminute prallen bei einem Kopfballduell im Strafraum Tsoumou-Madza und Kioyo zusammen. Der Kongolese bleibt liegen, er blutet aus einer Platzwunde und muss am Spielfeldrand behandelt werden. Das Spiel geht weiter, Wiedener will das Leder vor dem Strafraum wegschlagen, trifft jedoch nur einen Kölner, der den Ball direkt zu Kioyo im Strafraum spielt. Der 23jährige Kameruner setzt sich im Zweikampf gegen Wiedener und Keller durch und haut das Leder mit Links ins Netz. Der Ausgleich zum 1:1 (58.).

Die Adler spielen nun offensiver, obwohl die Geißböcke weiter Druck machen. Bürger kommt auf der linken Seite an das Leder, rennt ein paar Meter und flankt scharf in den Strafraum auf den heran eilenden Beierle. Leider ist Torhüter Bade schneller und kann klären (64.). Kurz darauf ist wieder Köln im Angriff, Kioyo kommt im Strafraum an den Ball, Zweikampf mit Tsoumou-Madza, dann eine Grätsche, der Kongolese trifft erst den Ball und dann Kioyo, der spektakulär fällt. Schiedsrichter Merk merkt gar nichts, entscheidet sofort auf Elfmeter und gibt Tsoumou-Madza die Gelbe Karte.

Kapitän Keller geht zu Nikolov und redet auf ihn ein. Lottner legt sich das Leder zurecht, läuft an und schießt in die untere linke Ecke - aber Nikolov hat ihn (66.)! Es bleibt beim 1:1, minutenlang schallen die „Nikolov“-Rufe durch das Waldstadion. Nikolov erzählt nach dem Spiel: "Jens Keller kam vor dem Elfer, um mir zu sagen, er wüsste nicht, welche Ecke Lottner wählen würde. Es sollte nur ein Ablenkungsmanöver sein. Aber Andreas Menger gab mir noch vor dem Spiel einen Tipp und der erwies sich als goldrichtig."

Nach 69 Minuten bringt Reimann den Brasilianer Vivian für den angeschlagenen Tsoumou-Madza. Und eine Minute später zeigt Dr. Merk einmal mehr, dass er an diesem Abend der schlechteste Mann auf dem Platz ist. Erst reagiert er nicht auf ein klares Foul an Montero und danach gibt er Schur Gelb-Rot nach einem Zweikampf mit Kioyo (70.). Willi Reimann ist erbost: "Diese Entscheidung war lachhaft. Merk ist doch kein Anfänger, aber heute hat er gepfiffen wie auf einem Kindergeburtstag." Schur hingegen ist betrübt: "Ich habe Kioyo zwar nicht berührt, bin aber zu amateurhaft eingestiegen und habe damit der Mannschaft geschadet." Die Meinung auf der Baustelle ist eindeutig, es gibt ein heftiges Pfeifkonzert und Sprechchöre gegen den Unparteiischen.

Aber die Adler lassen sich von der Schiedsrichterleistung nicht beeindrucken, mit viel Einsatz stellen sie sich gegen die Angriffe der Kölner, an Konter ist nun nicht mehr zu denken. Trainer Reimann reagiert und bringt Weißenfeldt für Skela (76.) und neun Minuten später Toppmöller für Bürger. Es bleibt aber beim 1:1.

Die Eintracht ist weiterhin Tabellendritter, nun aber punktgleich mit dem Zweiten Mainz. Freiburg hatte überraschend in Lübeck verloren und ist nun Tabellenvierter mit einem Punkt Rückstand. (tr)


Stimmen zum Spiel

Willi Reimann: "Natürlich wollten wir gewinnen, aber wir können mit dem 1:1 wohl zufrieden sein. Klar war es gut, dass wir so früh in Führung gegangen sind. Das hat Sicherheit gegeben. Aber letztlich ist es egal, ob ein Tor früh oder spät fällt, wenn es nicht zum Sieg reicht. Dass Oka Nikolov das 1:1 festgehalten hat, freut mich. Er hat aber schon oft gut gespielt, nur ist das bisher kaum einem aufgefallen.“

Friedhelm Funkel (Köln): "Wir sind eiskalt erwischt worden und mussten dann den Druck erhöhen. Frankfurt hat sehr diszipliniert in der Abwehr gespielt. Das war schwer für uns. Den Elfer hätte man nicht unbedingt geben müssen, auch die Gelb-Rote Karte war sehr hart. Frankfurt steht hinten kompakt, diszipliniert und sehr gut organisiert. Wir haben noch nie so wenige Torchancen gehabt."

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