SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2002/2003 - 15. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: Fr 29.11.2002 19:00
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
Tore: 0:1 David Montero (72.)
SV Waldhof Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Sieg mit dem letzten Aufgebot “Es wird vielleicht das schwerste Spiel der Saison, ich warne davor zu glauben, das Spiel sei ein Selbstgänger. Es ist eine Respektlosigkeit, wenn nur noch über die Höhe des Sieges diskutiert wird, “ mahnt der einsame Rufer Reimann vor dem Spiel gegen den Tabellenletzten aus Mannheim. Zwar sammelten die Waldhöfer erst 8 Punkte ein, haben sich aber zuletzt mit einem 2:1-Sieg in Aachen eindrucksvoll zurückgemeldet. Zudem wird die Personalnot bei den Adlern immer größer, neben Jones, Wiedener und Kryszalowicz ist auch Bindewald nach gerade überstandener Grippe nicht einsatzfähig. So muss der einsame Rufer Reimann auch noch über seinen Schatten springen: Nach einem Einzelgespräch mit dem Ex-Mannheimer begnadigt er den suspendierten Alkoholsünder Montero, der heute im Mittelfeld neben Schur auflaufen wird. Günther rückt auf die rechte, Bürger auf die linke Seite der Viererkette. Und im Sturm muss Guié-Mien alleine ran. Derweil möchte Trainer Pradt mit dem Vorurteil aufräumen, seine Waldhöfer Buben würden eher die rustikale Spielart bevorzugen: "In Aachen haben wir nicht nur gekratzt und gespuckt und gebissen, sondern wir haben auch den Ball ins Tor geschossen." Und die Torschützen Plassnegger und Zinnow sind auch heute dabei, lediglich Everaldo rückt für Urdaneta neu in die Mannschaft. Mehr als 3.000 Frankfurter Fans wollen die Adler unterstützen, doch es herrscht ein riesiges Gedränge im Carl-Benz-Stadion, so dass Schiedsrichter Gräfe das Spiel 10 Minuten später anpfeift. Neblig ist es bei Spielbeginn, doch anders als in Berlin liegt dies nicht an Petrus, sondern an dem Rauch der bengalischen Feuer, die zunächst im Eintrachtblock und dann im Heimbereich der Mannheimer gezündet werden. Es ist kein schönes Spiel, das beide Mannschaften zu Beginn zeigen. Waldhof merkt man den Respekt vor den Adlern allzu deutlich an, sie igeln sich in der eigenen Hälfte ein. Und die Frankfurter Notelf tut sich sehr schwer im Spielaufbau, immer wieder werden ihre Angriffsversuche vom Gegner bereits im Mittelfeld unterbunden. Also versucht sich Branco nach acht Minuten mit einem Schuss aus 22 Metern, scheitert aber genauso wie Montero mit seinem Versuch aus der Distanz (12.). Die 19. Spielminute, wie aus heiterem Himmel traut sich doch ein Waldhöfer in Richtung Frankfurter Strafraum. Es ist Plassnegger, der zum Sprint auf das Tor von Oka Nikolov ansetzt, doch mit einem beherzten Einsatz kann Tsoumou-Madza in letzter Sekunde klären und beide Mannschaften können sich wieder auf ihr Spiel im Mittelfeld besinnen. Aber dann der nächste Schock für die Eintracht: Günther bricht einen Sprint zum Ball ab und zeigt unter Schmerzen an, dass er ausgewechselt werden muss. Mit einem Bänderriss im Sprunggelenk wird der Neuzugang aus Schweinfurt ins Krankenhaus gefahren. Für Günther feiert der 22jährige Lars Weißenfeldt sein Debüt und wird seine Sache gut machen (27.). "Als er reinkam, war überhaupt kein Bruch zu merken. Das war eine sensationelle Leistung“, lobt Oka Nikolov nach dem Spiel. Drei Minuten später die nächste Chance für die Adler, Montero knallt das Leder aus gut 25 Metern auf den Kasten von Torhüter Nulle, der die Kugel nur nach vorne abklatschen kann. Guié-Mien sprintet Nulle entgegen und im Zweikampf mit dem Torwart fällt er spektakulär. Doch schauspielerisches Talent hat der Kongolese genau so wenig, wie er im Moment spielerische Akzente setzt. Schiedsrichter Gräfe fällt auf diese Aktion nicht rein und zeigt ihm Gelb (30.). In der 33. Minute dann der nächste Wechsel bei den Adlern. Nachdem Bürger bereits in der 16. Minute die Gelbe Karte gesehen hat, steht er nach einigen kleineren Fouls kurz vor dem Platzverweis. Daher geht Trainer Reimann auf Nummer sicher und bringt Diakité. Nachdem Plassnegger noch eine Chance versemmelt und Schur und Guié-Mien sich erfolglos aus der Distanz versuchen (40./44.), schickt Schiedsrichter Gräfe die Spieler zum Pausentee. Doch der ist wohl nicht anregend, sondern beruhigend, denn in den ersten 10 Minuten der zweiten Halbzeit passiert auf dem Platz rein gar nichts. Dann die 55. Minute, Streit flankt von der rechten Seite in den Strafraum, Diakité steigt hoch, aber Torhüter Nulle ist einen Tick schneller und kann Schlimmeres verhindern. Im direkten Gegenzug zeigt Nikolov, was er kann, als Plassnegger nach einem Luftloch von Keller an das Leder kommt. Ohne zu zögern wirft sich der Keeper in Ball und Mann und kann so den Rückstand verhindern (56.). Nun legt Waldhof seinen Respekt vor den Adlern langsam ab und versucht, Druck zu machen. Gut für die Eintracht, die nun mehr Platz zum Spielen hat. Skela versucht es in der 71. Minute mit einem gefühlvollen Heber von der Strafraumgrenze, doch Torhüter Nulle kann zur Ecke klären. Streit führt von der rechten Seite aus, seine Flanke landet im Strafraum beim völlig freistehenden Montero, der den Ball unhaltbar für Nulle in die rechte Ecke köpft. Das 1:0 für die Eintracht (72.)! "Das war ich der Mannschaft und dem Verein schuldig", sagt Montero danach und Reimann ergänzt: "Ich freue mich für ihn und für uns. Er darf aber jetzt nicht glauben, dass alles vorbei ist. Er muss sich an die Spielregeln halten." Danach versuchen die Mannheimer mit dem Mut der Verzweiflung, wenigstens noch ein Unentschieden zu erreichen, doch Tsoumou-Madza und Jens Keller bilden heute ein unüberwindbares Hindernis für die Offensive der Gastgeber. In der hektischen Schlussphase hat die Eintracht zwar noch zwei Möglichkeiten das Ergebnis zu erhöhen, aber Guié-Mien scheitert auch in der 76. und 92. Minute zum wiederholten Male kläglich. Der November ist wirklich nicht sein Monat. Dann erfolgt endlich der Schlusspfiff. "Wir wollen den Willi sehen, wir wollen den Willi sehen" und "Williiii" schallt es dem Trainer aus dem überfüllten Gästeblock entgegen, als er sich mit der Mannschaft für die lautstarke Unterstützung bedankt. Reimann ist hoch erfreut über das Ergebnis: "Wir hatten nicht mehr viele Möglichkeiten. Es war deshalb unser wohl schlechtestes Spiel, aber es spricht für die Mannschaft, dass sie auch eine solche Partie gewinnen kann. Jeder stellt sich in den Dienst des Teams, das zeichnet uns in dieser Saison aus." (tr)
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