VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2000/2001 - 15. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: Sa 02.12.2000 15:30
Zuschauer: 17.500
Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg)
Tore: 1:0 Zdravko Drincic (15.), 2:0 Frank Fahrenhorst (37.), 2:1 Thomas Reichenberger (48.)

 

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VfL Bochum Eintracht Frankfurt

     

  • Rein van Duijnhoven
  • Hilko Ristau
  • Zoran Mamic
  • Frank Fahrenhorst
  • Martin Meichelbeck
  • Sebastian Schindzielorz
  • Yildiray Bastürk
  • Delron Buckley
  • Zdravko Drincic
  • Slawo Freier
  • Marijo Maric

 

 

Wechsel

  • Mirko Dickhaut für Marijo Maric (63.)
  • Peter Peschel für Delron Buckley (73.)
  • Michael Bemben für Zdravko Drincic (86.)

Wechsel

Trainer

  • Rolf Schafstall

Trainer

 

 

Eine ärgerlich normale Niederlage beim Tabellenletzten

Den letzten Bundesligasieg feierte der Tabellenletzte aus Bochum Ende September gegen Unterhaching, dafür gab es just am Mittwoch ein unerwartetes Erfolgserlebnis in der 3. Runde des DFB-Pokals ausgerechnet gegen einen anderen Münchener Klub. Mit 5:0 gewann der VfL bei 1860, so dass Felix Magath seine Mannschaft auf dem Weg ins Revier eindringlich warnt: "Bochum steht mit dem Rücken zur Wand und wehrt sich verbissen gegen den Abstieg. Diesen ganz harten Kampf werden wir nur bestehen können, wenn die Einstellung zu 100 Prozent stimmt." Vermissen lässt die in jedem Fall Chen Yang, der nach der Ankunft in Bochum still und heimlich in sein Bett verschwindet, um über Kopfschmerzen zu klagen. Dies verbessert nicht gerade des Trainers Laune, denn in den Medien wurde der Chinese bereits unter der Woche so zitiert: "Wenn ich einen Sohn hätte, würde ich ihn nicht von Felix Magath erziehen lassen."

Ohne Yang, Gebhardt und Fjørtoft, der einen Hexenschuss hat, stellt der Trainer sein Team daher auch taktisch um. Hinter Reichenberger als einziger Spitze kommt der 19-jährige Giuseppe Gemiti zu seinem ersten Bundesligaspiel auf der linken Außenbahn neben Heldt und Sobotzik. Dahinter stehen vor der Dreierabwehr Wimmer, Schur und Branco, der sich um Bochums Spielmacher Bastürk kümmern soll. Nur die Ersatzbank bleibt für Guié-Mien, Rasiejewski und Bindewald.

"Ich leide wie ein Hund. Aber ich werde nicht den harten Hund spielen und mich verstellen", meint unterdessen Trainer Zumdick zu der immer stärker aufkommenden Kritik an seiner Person, nachdem er ein halbes Jahr zuvor die Bochumer in die Bundesliga zurückgebracht hatte. Immerhin hat er auf die Abwehrschwäche reagiert und lässt seit dem 7. Spieltag wieder mit Libero, zwei Manndeckern und zwei Ausputzern vor der Abwehr spielen: "Meine Spieler sind mit der Viererkette überfordert und verlieren zu schnell die Übersicht." Genutzt hat es freilich wenig, nach dem Sieg gegen Unterhaching wurden in den letzten sieben Spielen nur zwei Punkte geholt. So verändert der Trainer sein Team erneut auf zwei Positionen. Maric agiert diesmal als einzige Spitze neben den Außen Drincic und Buckley. Außerdem spielt Schindzielorz für Bemben vor der Abwehr und soll sich in erster Linie um Branco kümmern, während Fahrenhorst für Heldt zuständig ist. In der Abwehr der Bochumer spielen der 20-jährige Freier, Neuzugang Meichelbeck sowie Ristau und Mamic, der Reichenberger in Manndeckung nehmen soll.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Heynemann bekommen die Adler vorgeführt, was es heißt, sich energisch gegen den Abstieg zu stemmen. Mit viel Einsatz geht der Tabellenletzte in die Zweikämpfe und kauft den Adlern schnell den Schneid ab. So setzen sie sich in der Hälfte der Frankfurter fest, ohne jedoch zu großen Torchancen zu kommen. Bei den Adlern hingegen ist Heldt im Mittelfeld alleine überfordert, weder Wimmer noch Schur oder der aufrückende Kracht sind in der Lage, den Ball sauber über zwei bis drei Stationen laufen zu lassen. Zudem ist Gemiti so sehr mit Drincic beschäftigt, dass er das Nachrücken oft völlig vergisst.

Daher schaltet sich immer wieder Branco in die zaghaften Angriffsversuche ein, verliert jedoch in der 15. Spielminute am Mittelkreis leichtfertig das Leder an Schindzielorz, der nach vorne sprintet und zu Maric passt. Mit einem Haken an der Strafraumlinie lässt der Kracht und Houbtchev stehen, gerät jedoch ins Straucheln. Aber aus dem Hintergrund kommt Drincic angerauscht und schlenzt das Leder aus 16 Metern trocken ins linke Toreck zum 1:0 für Bochum (15.).

"Wir waren zu lethargisch, nicht nah genug am Mann", meint Alexander Schur zum Spiel in der ersten Halbzeit und recht hat er. Immer wieder ist es Bastürk, der im Mittelfeld wirbeln kann, ohne von Branco ernsthaft daran gehindert zu werden. Umgekehrt ist der 20-jährige Kameruner jedoch der einzige Spieler, der bei den zaghaften Angriffsversuchen der Eintracht für ein wenig Ordnung sorgt. So setzt er in der 24. Spielminute Wimmer toll ein, der aber mit seinem Schüsschen aus elf Metern an Torhüter van Duijnhoven kläglich scheitert.

In der 29. Minute reagiert Felix Magath auf die pomadige Vorstellung und bringt Rasiejewski für Wimmer. "Der war heute nicht ganz da", grantelt er kurz, um zu ergänzen: "Vielleicht haben einige sich und die Situation falsch eingeschätzt und waren von der Aggressivität der Bochumer überrascht." Vielleicht auch von der Schnelligkeit, denn nachdem Reichenberger nach Zuspiel von Branco freistehend am Bochumer Torhüter scheitert, spielt der Tabellenletzte das Leder sofort nach vorne, so dass Bastürk allein auf Heinen zusprintet, der seinen Schuss jedoch parieren kann (34.).

Drei Minuten später gibt es Ecke für Bochum von der linken Seite, die Abwehr klärt zu kurz, so dass der Ball zu Mamic kommt, der bedrängt von Rasiejewski abzieht, die Kugel aber nicht richtig trifft, so dass sie quer durch den Strafraum trudelt. Genau zu Fahrenhorst, der den Ball zielgenau ins rechte Toreck schlenzt. Zum 2:0 für Bochum (37.).

Nach weiteren acht Minuten des hilflosen Frankfurter Halbschlafs pfeift Schiedsrichter Heynemann zur Pause. "Wir haben die ja zum Tore schießen geradezu eingeladen", stöhnt Sportdirektor Dohmen während Magath äußerlich ruhig bleibt: "Die erste Halbzeit haben wir verschlafen." Endlich wacht aber auch der Trainer auf und bringt Guié-Mien für den heute völlig überforderten Gemiti. Und tatsächlich beginnt die Eintracht nun aggressiver nach vorne zu spielen, so dass der Ball schnell im Strafraum landet. Nach einigen vergeblichen Versuchen, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern, köpft ihn Schindzielorz einfach nach vorne. Genau zu Rasiejewski, der zu Reichenberger verlängert, der ebenfalls köpft. Die Kugel klatscht an den rechten Innenpfosten und rutscht zusammen mit Torhüter Van Duijnhoven hinter die Linie. "Das Tor war einwandfrei", sagt der Niederländer sofort. Es steht nur noch 1:2 (48.).

Das kuriose Tor wirkt wie ein Weckruf für die Frankfurter, während der VfL immer verunsicherter wird. Vor allem die Einwechslung von Guié-Mien zahlt sich nun aus. Denn endlich hat Heldt die notwendige Anspielstation, um die Bochumer in die eigene Hälfte zu drängen. Zudem ist Schindzielorz nach seiner prächtigen Torvorlage völlig von der Rolle ist und auch bei Bastürk, Buckley und Drincic schwinden die Kräfte merklich. Es läuft die 53. Spielminute, Sobotzik schlägt eine Ecke von der rechten Seite vor den kurzen Pfosten, Reichenberger verlängert mit dem Kopf, doch Houbtchev knallt das Leder aus sechs Metern volley über den Kasten. Acht Minuten später spielt Heldt einen tollen Steilpass auf Guié-Mien, der allein auf Torhüter Van Duijnhoven zusprintet, den Ball jedoch an den rechten Pfosten schießt. Den Nachschuss von Heldt pariert der VfL-Torwart zur Ecke.

Schließlich reagiert Trainer Rangnick und bringt erst Ex-Adler Mirko Dickhaut (63.) und dann Peschel (73.) für Maric und Buckley. Doch es bleibt ein Spiel auf ein Tor. "In der zweiten Halbzeit haben wir dort weitergemacht, wo wir in München aufgehört haben, und Chancen für sechs Punkte gehabt", stöhnt Rolf Dohmen. Aber Bochum hat das Glück der Tüchtigen und einen klasse parierenden van Duijnhoven. So läuft bereits die 89. Spielminute, Heldt nimmt noch einmal alle Kraft zusammen und zieht aus über zwanzig Metern ab, Fahrenhorst fälscht den Ball genau ins lange Eck ab, aber der viel gelobte Torhüter kann ihn mit einem tollen Reflex um den Pfosten lenken.

So bleibt es am Ende beim 1:2, die Eintracht rutscht nach der bereits sechsten Auswärtsniederlage auf Platz 9 in der Tabelle. Der noch beruhigende Abstand auf den Tabellensechzehnten beträgt fünf Punkte.


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Mit so einer Chancenauswertung kannst du nicht gewinnen. Und wenn man solche Spiele verliert, hat das irgendwann als Konsequenz, dass man wieder gegen den Abstieg spielt."

Torsten Kracht: "Eine ärgerliche Niederlage, wieder einmal haben wir ein Spiel in der ersten Halbzeit verloren, weil wir im Zweikampf und taktisch zu schwach waren."

Alexander Kutschera: "Das ist ein Phlegma. Ich weiß auch nicht, was da immer in uns vorgeht."


Yang wird suspendiert, Kryszalowicz dafür verpflichtet

"In diesem Jahr wird er nicht mehr spielen, ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich auf ihn verlassen könnte", erläutert Felix Magath, nachdem er Chen Yang bis zum Jahresende vom Spielbetrieb suspendiert. Letzter Auslöser waren die vom 26-Jährigen verheimlichten Schmerzen vor dem Bochumspiel, die den Trainer dazu zwangen, Ralf Schmitt kurzfristig nachzunominieren. Felix Magath ergänzt: "Mein Job ist es, den Spielern zu helfen. Der Spieler aber muss sich aber auch helfen lassen. Es gab mit anderen Trainern Probleme, es gibt mit dem Manager Probleme, Chen Yang selbst hat wohl vor allem Probleme mit seinem persönlichen Umfeld. Aber ich bin nicht nachtragend, wer in Training und Spiel Leistung bringt, bekommt eine neue Chance."

Einen Tag später stellt die Eintracht den 26 Jahre alten, achtfachen polnischen Nationalspieler Pawel Kryszalowicz als Neuzugang vor. Kryszalowicz, der einen Vertrag bis 2003 unterschreibt, kommt für eine Ablösesumme von 2,5 Millionen Mark von Amica Wronki und wird bereits am Freitag gegen Wolfsburg spielberechtigt sein. "Pawel passt vom Typ her zu uns. Er kann uns sicherlich weiterhelfen. Seine Stärken sind sein offensives Zweikampfverhalten und seine Dribblings", meint Felix Magath über den Nationalspieler, der bislang kein Wort deutsch spricht. (tr)



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