Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

Bundesliga 2000/2001 - 14. Spieltag

0:4 (0:2)

Termin: Sa 25.11.2000 15:30
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 0:1 Dick van Burik (18.), 0:2 Kostas Konstantinidis (21.), 0:3 Michael Preetz (82.), 0:4 Michael Preetz (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hertha BSC Berlin

 

     

  • Gabor Király
  • Dick van Burik
  • Eyjölfur Sverrisson
  • Marko Rehmer
  • Kostas Konstantinidis
  • Pal Dardai
  • Andreas Schmidt
  • Michael Hartmann
  • René Tretschok
  • Sebastian Deisler
  • Michael Preetz

 

Wechsel

Wechsel

  • Benjamin Köhler für Pal Dardai (86.)
  • Thorben Marx für Sebastian Deisler (88.)

Trainer

Trainer

  • Jürgen Röber

 

 

Mit einem vierfachen Schlag reißt die Heimserie

"Jetzt müssen wir nachlegen, damit der Auswärtserfolg richtig wirken kann. Mit der Hertha steht zwar ein Brocken vor der Tür, der ähnlich groß ist wie die Bayern, aber im Grunde gibt es in dieser Bundesliga keine Mannschaft, gegen die man nicht auch gewinnen kann, auch wenn es von der Papierform unmöglich erscheint", beschwört Felix Magath seine Mannschaft vor dem Heimspiel gegen den aktuellen Tabellendritten, der zuletzt zuhause mit 0:4 gegen Schalke unter die Räder kam. Seit 15 Heimspielen sind die Adler nun zu Hause ungeschlagen und damit dies so bleibt, wählt der Trainer heute eine ungewohnt defensive Aufstellung. Die Abwehr bilden überraschend Bindewald, der für Lösch spielt, sowie Houbtchev und Kracht, Preuß rutscht dafür auf die linke und Wimmer auf die rechte Außenbahn. Lediglich Heldt, Reichenberger und Fjørtoft bilden die offensiven Kräfte in der Startaufstellung, so dass für Guié-Mien, Sobotzik und Kutschera nur ein Platz auf der Bank bleibt.

Nach zuletzt zwei Bundesligaspielen ohne eigenes Tor sowie der UEFA-Cup-Nullnummer gegen Mailand rumort es in Berlin. "Ich kann das Gerede schon nicht mehr hören, dass der zweite Anzug nicht passt", mäkelt Hertha-Manager Dieter Hoeneß, dessen Mannschaft unter anderem auf die verletzten Beinlich, Alves und Wosz sowie Ali Daei, der auf Länderspielreise ist, verzichten muss. Weniger schmerzt ihn, dass die Hertha nach drei Spieltagen die Tabellenführung wieder abgegeben hat, "da diese zu diesem Zeitpunkt sowieso wenig Bedeutung hat". Dennoch kündigt er trotzig an: "Ich gehe nicht weg aus Berlin, bevor ich einmal die Schale in der Hand gehalten habe." Trainer Röber würde zunächst wohl ein Sieg in Frankfurt reichen. Hierfür ändert er seine Mannschaft auf zwei Positionen: Konstantinidis spielt vor der Dreierabwehr mit Schmidt, van Burik sowie Rehmer und Abwehrchef Sverrisson stürmt überraschend als hängende Spitze neben Preetz. Unterstützt werden die beiden Spitzen von den schnellen Außen Hartmann und Deisler.

"24 Jahr’ - ein Traum wird wahr. Danke für München!" Mit diesem riesigen Transparent werden die Adler von den Fans beim Einlaufen begeistert empfangen. Doch das Jubeln wird schon eine halbe Stunde später im Halse stecken bleiben. Zu Beginn spielen die Frankfurter noch mit breiter Brust nach vorne, während sich die Hertha in die eigene Hälfte zurückzieht und auf Konter lauert. Es sieht auch ganz gefällig aus, nur in Strafraumnähe kommt die Eintracht nicht. Konstantinidis klebt wie eine Klette an Heldt, dem die Unterstützung über die Außenbahnen fehlt und auch Reichenberger und Fjørtoft werden konsequent gedeckt. So resultiert die erste Möglichkeit der Adler aus einer Ecke von der linken Seite durch Heldt, aber der Kopfball von Schur aus sechs Metern fliegt knapp über das Tor (9.).

Und weiter geht es immer wieder durch die Mitte, ohne dass an ein Durchkommen zu denken ist. Von der Hertha ist bislang jedoch überhaupt noch nichts zu sehen. Aber dann geht es nach einem Ballverlust im Halbfeld blitzschnell. Das Leder wird nach vorne geschlagen, Sverrisson bekommt es unter Kontrolle, ohne auf der rechten Außenbahn ernsthaft von Preuß und Kutschera angegriffen zu werden. So hat er alle Zeit, die Kugel präzise in den Strafraum zu flanken. Van Burik entwischt Bindewald und haut das Leder per Flugkopfball ins rechte Toreck zum 1:0 für die Hertha (18.).

Gerät die Heimserie nun ins Wanken? Dem letzten Rückstand im eigenen Haus mussten die Adler im März gegen Dortmund hinterherlaufen und da dauerte es immerhin 72 Minuten, ehe Fjørtoft den Ausgleich erzielen konnte. Diesmal jedoch wird es ärger, denn drei Minuten später erkämpfen sich die Berliner das Leder und erneut wird schnell nach vorne auf die linke Seite gespielt. Preuß schaut Deisler einfach zu, während der den Ball annimmt und hoch vor den langen Pfosten schlägt. Konstantinidis setzt sich resolut mit dem Arm im Kopfballduell gegen Bindewald durch und köpft die Kugel zum 2:0 ins rechte Toreck (21.). "Das 1:0 geht voll auf meine Kappe, aber beim 0:2 ging ein Foul voraus", beschwert sich Bindewald zu Recht.

Nun wird es vollends traurig auf dem Rasen. Nichts ist mehr zu spüren vom Selbstbewusstsein der Anfangsminuten. Mühsam und ideenlos wird der Ball im Mittelfeld quergespielt, während Hertha weiterhin konsequent auf Konter lauert. So gibt es die nächste Chance erst wieder bei einer Ecke für die Hertha. Deisler schlenzt das Leder vor den Fünfmeterraum auf Preetz, der in Richtung langes Eck köpft. Torhüter Heinen berührt den Ball zunächst nur leicht, aber im Nachfassen hat der Keeper ihn sicher (34.). Erst kurz vor der Pause berappeln sich die Adler noch einmal und starten einen schnellen Angriff über Branco, der zu Reichenberger in der Mitte passt. Der zieht ab, doch Schmidt schmeißt sich in den Schuss, so dass der Ball weggeschlagen werden kann (44.).

Zur zweiten Halbzeit stellt Trainer Magath um und bringt endlich Sobotzik für Bindewald, um auf der rechten Außenbahn für mehr Schwung zu sorgen. Aber erneut ist es ein Standard, der für ein wenig Gefahr sorgt. Nach Ecke von Heldt wird der Ball von der Herthaabwehr zu kurz nach vorne geschlagen. So zieht Schur aus 25 Metern volley ab, doch der Ball streicht am rechten Pfosten vorbei (48.). Es ist die zweite gute und gleichzeitig letzte Torchance für die Eintracht in diesem grausamen Spiel. Denn die Hertha verteidigt weiterhin konsequent und handelt nach wie vor blitzschnell bei Ballbesitz. So in der 57. Spielminute, als Sverrisson einen Pass genau auf den sich freilaufenden Preetz schlägt. Der fackelt nicht lang, sondern zieht aus zehn Metern ab, aber Torhüter Heinen kann mit einem tollen Reflex klären.

Sieben Minuten später erneut ein Konter der Berliner über Preetz, den Preuß jedoch mit einer Grätsche von den Beinen holt, um folgerichtig von Schiedsrichter Krug die Rote Karte zu kassieren, für die er zwei Spiele pausieren muss (64.). Es ist bereits der fünfte Platzverweis für die Eintracht in der laufenden Saison. Aber auch jetzt reagiert Magath auf der Bank nicht, weder kommen Guié-Mien noch Yang in die Partie, um vielleicht für neuen Schwung zu sorgen. Den hat jedoch Dardai, der mit dem Leder von halbrechts kommend einfach in den Strafraum sprintet, um vor Heinen quer auf Preetz zu passen. Der schafft aber das Kunststück, das verwaiste Tor um ein paar Zentimeter zu verfehlen (66.).

Es läuft bereits die 83. Spielminute, wieder kommt Deisler nach Zuspiel von Tretschok im Halbfeld an den Ball, sprintet die rechte Außenbahn entlang und kann das Leder mit freundlicher Begleitung von Schur und Houbtchev vor der Torauslinie in die Mitte schlenzen. Auch Kracht deckt nur den leeren Raum, so dass Preetz die Kugel völlig freistehend aus sechs Metern zum 3:0 ins rechte Toreck schießen kann.

Als würde dies nicht längst genügen, folgt in der 88. Spielminute der nächste schnelle Angriff gegen die kaum mehr anwesenden Frankfurter. Wieder ist es Tretschok, der das das Leder im Halbfeld flach in den Lauf von Preetz spielt, der unbedrängt drei Schritte läuft, wartet bis Torhüter Heinen zuckt und dann das Leder aus vierzehn Metern ins rechte Toreck schlenzt. Zum 4:0-Endstand für die Hertha.

Nach einem wahrlich blamablen Spiel reißt die stolze Heimserie der Frankfurter. Die Eintracht rutscht mit 20 Punkten auf Rang 8 in der Tabelle, hat aber immerhin 6 Zähler Vorsprung auf den Tabellensechzehnten Stuttgart.  (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Man hat gesehen, dass die Tabellenspitze nicht unser Niveau ist und wir da oben nicht hingehören. Ich bin wirklich froh, dass unsere Heimserie gerissen ist." Zur Kritik an seiner Aufstellung sowie an seiner provozierend unbeteiligt wirkenden Art, die von Präsident Fischer und Klaus Lötzbeier geübt wurde, meint er: "Damit beschäftige ich mich nicht. So ist es halt in der Provinz, da äußert sich jeder zu allem."

Dirk Heinen: "Wir brauchen jeden Punkt gegen den Abstieg. Das ist immer noch unser erstes Ziel."


 


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