Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2000/2001 - 11. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Fr 03.11.2000 20:15
Zuschauer: 22.500
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Michael Ballack (79.)

 

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Bayer 04 Leverkusen Eintracht Frankfurt

     

  • Adam Matysek
  • Robert Kovac
  • Jens Nowotny
  • Boris Zivkovic
  • Zé Roberto
  • Michael Ballack
  • Pascal Ojigwe
  • Frankie Hejduk
  • Carsten Ramelow
  • Thomas Brdaric
  • Oliver Neuville

 

 

Wechsel

  • Bernd Schneider für Frankie Hejduk (45.)
  • Robson Ponte für Oliver Neuville (67.)
  • Andreas Neuendorf für Pascal Ojigwe (75.)

Wechsel

Trainer

  • Rudi Völler

Trainer

 

 

Ohne Sturm keine Punkte

"Es ist immer dasselbe, nach Heimspielen sind wir gelöst und locker und sehen dem nächsten Auswärtsspiel hoffnungsfroh entgegen, um auf dem Platz zu verkrampfen. Aber diesmal erwarten unsere Fans doch ohnehin wenig von uns, denn alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung. Wir können also locker aufspielen und werden uns so teuer wie möglich verkaufen", meint Felix Magath vor dem Spiel beim aktuellen Tabellenfünften aus Leverkusen, der nach dem Trainerwechsel von Daum zu Völler wieder Tritt gefasst hat und nun "von Erfolg zu Erfolg eilt."

Bei der Eintracht nehmen die Sturmprobleme hingegen nicht ab, Ciric wurde gestern an der Achillesferse operiert und Salou sowie Ralf Schmitt sind angeschlagen. Immerhin ist Yang wohlbehalten vom Asiencup zurück gekehrt und wird heute anstelle von Fjørtoft neben Reichenberger stürmen. Ansonsten gibt es keine Änderung gegenüber dem 3:0-Sieg gegen Freiburg, im Mittelfeld spielen Sobotzik, Heldt, Branco, Schur und Wimmer vor der Dreierabwehrkette um Kapitän Kracht.

Nach der verpatzten Meisterschaft im Vorjahr will es die Werkself es noch einmal wissen. Fast 20 Millionen Mark wurden für die Neuzugänge wie Ojigwe, Marquinhos und Berbatov hingelegt, doch nach einem durchwachsenen Saisonbeginn und dem Ausscheiden in der Champions League beträgt der Abstand auf die Tabellenspitze bereits fünf Punkte. Immerhin konnte die Flucht von Christoph Daum vor dem 9. Spieltag durch Interimscoach Rudi Völler kompensiert werden, so dass die Verhandlungen mit dem potentiellen neuen Trainer - Berti Vogts oder Klaus Toppmöller - in Ruhe laufen können. Doch zunächst gilt es, den Rückstand auf die Spitzengruppe mit einem Sieg zu verringern. Hierfür setzt Rudi Völler, wie schon beim dem 2:1-Pokalerfolg in Aachen am Dienstag, auf volle Offensive mit Neuville und Brdaric im Sturm sowie Ramelow, Ballack, Hejduk und Zé Roberto im Mittelfeld.

Wie befürchtet, legt Leverkusen von Beginn an ein irres Tempo vor und drückt die Adler weit in die eigene Hälfte. Immer wieder schaltet sich Ramelow in die Angriffe ein, während die Eintracht nur versucht, den Spielfluss der Gastgeber irgendwie zu stoppen und die Kugel nach vorne zu dreschen. An Konter ist überhaupt nicht zu denken, denn spätestens nach dem zweiten Ballkontakt ist das Leder schon wieder bei einem der Roten. Zum Glück berauscht sich Leverkusen jedoch am eigenen Spielfluss und vergisst dabei, sich dem Kasten von Torhüter Heinen gefährlich zu nähern. Nach 20 Spielminuten gibt es tatsächlich nicht eine Torchance zu vermelden.

Haarig wird es jedoch in der 22. Spielminute, als Brdaric schön von Nowotny frei gespielt wird. Er läuft auf Torhüter Heinen zu, passt aber, anstatt selbst abzuziehen, auf Neuville, dessen Schüsschen Kutschera von der Torlinie weggrätschen kann. Nun wird die Werkself langsam torgierig, Ramelow setzt sich vor dem Strafraum mit einem schönen Dribbling durch und zieht ab, doch Torhüter Heinen kann ebenso parieren, wie zwei Minuten später nach einem Hammer von Brdaric aus 18 Metern (30.). Kurz darauf muss Yang mit einer Innenbanddehnung vom Platz, die er sich bei einem Foul an Nowotny selbst zugezogen hat. Für ihn kommt Guié-Mien in die Partie, um das bislang nicht existente Angriffsspiel der Frankfurter ein wenig zu beleben.

Dann die 38. Spielminute, Zé Roberto schlägt eine weite Flanke in den Strafraum, Brdaric kommt im Fünfmeterraum zum Kopfball, aber mit einem glänzenden Reflex kann Heinen mit dem linken Fuß klären. Die Kugel rollt zu Hejduk, doch der haut sie überhastet am Kasten vorbei. Von der Eintracht ist weiterhin nichts zu sehen, Heimspielregisseur Heldt wird seiner Rolle als Auswärtsangsthase einmal mehr gerecht, so dass Nowotny keine Probleme mit ihm hat. Immerhin sorgt dafür Guié-Mien mit einem harmlosen Schüsschen in die Arme von Torhüter Matysek für die erste und einzige halbwegs gelungene Aktion der Adler in der ersten Halbzeit (41.).

Zur zweiten Hälfte kommt Bernd Schneider für den viel zu passiven Hejduk in die Partie, bei Frankfurt gibt es keine Wechsel, dafür beginnen die Adler aber nach einer Pausenpredigt von Felix Magath etwas offensiver. So vertändelt Reichenberger in der 55. Spielminute das Leder, anstatt es nach einem gelungenen Konter quer auf den freistehenden Guié-Mien zu passen und drei Minuten später kommt er nach einem Querpass von Sobotzik, der sich endlich einmal gegen Kovac durchsetzen konnte, einen Schritt zu spät. "Im Grunde waren das zwei hundertprozentige Torchancen", meint Felix Magath nach dem Spiel. Etwas übertrieben, aber immerhin waren es die einzigen gefährlichen Situationen.

Denn nun erhöht Leverkusen wieder den Druck, auch angetrieben vom emsigen Bernd Schneider auf der rechten Außenbahn, den Wimmer nicht in den Griff bekommt. In der 62. Spielminute gibt es Freistoß für die Werkself, Zé Roberto schlenzt das Leder in die Mitte und Ballack steigt zum Kopfball hoch. Doch erneut kann Heinen das Leder mit einer Glanzparade aus der Ecke fischen. Neuville setzt nach, schafft es aber, das Tor aus einem Meter zu verfehlen. Kurz darauf verletzt sich Kutschera bei einem Kopfballduell und der 18-jährige Vladimir Maljkovic kommt überraschend zu seinem ersten Einsatz in der Bundesliga, während bei Leverkusen Ponte für den schwachen Neuville ins Spiel kommt. Und weiter bleibt Torhüter Heinen im Mittelpunkt des Geschehens, erst pariert er einen Schuss von Schneider (68.), um fünf Minuten später einen Kracher von Ponte über die Latte zu lenken (73.).

Dann die 79. Spielminute, Maljkovic weiß sich gegen Ponte nur noch durch ein Foul zu helfen, so dass es Freistoß aus zentraler Position gibt. Ballack läuft kurz an und zirkelt das Leder aus 20 Metern über die Mauer genau in den linken Torwinkel zum 1:0 für Leverkusen. Da gab es für überragenden Heinen nichts zu halten: "Der Ball von Ballack war ordentlich geschossen. Den musste ich fressen." Felix Magath verteidigt unterdessen die Hereinnahme des überfordert wirkenden Maljkovic: "Ich habe ihn gebracht, weil er robuster als Christoph Preuß und größer und im Raum besser als Uwe Bindewald ist. Außerdem hat dieses Spiel nicht die Abwehr verloren, sondern der Sturm."

Von dem auch nach dem Rückstand rein gar nichts zu sehen ist, da Leverkusen nachsetzt. So kommt Ballack sechs Minuten später im Strafraum frei zum Kopfball, trifft jedoch nur in die fangbereiten Arme von Heinen. Eine Minute später muss sich der Torhüter schon mächtig strecken, um den platzierten Schuss von Ponte zu parieren (86.).

Das war es dann, Leverkusen gewinnt hochverdient und die Eintracht rutscht in der Tabelle auf Platz 9 mit 14 Punkten. Doch der Tabellenplatz täuscht, denn bis zu Rang 16 beträgt der Vorsprung nur drei Zähler.


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Insgesamt bin ich zufrieden. Wir haben uns gut verkauft und in der Abwehr gut gestanden. Trotzdem hat es für uns die gewohnte Auswärtsniederlage gegeben. Aber wir haben zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt, da kann man doch nicht verlangen, dass wir hier das Spiel machen."

Thomas Reichenberger: "Bayer hat sehr viel Druck gemacht, aber wir hätten uns mehr aus der Abwehr heraus lösen müssen. Beim Freistoßtor habe ich mich zu spät gedreht."

Torsten Kracht: "Das ist sehr bitter, weil wir heute auswärts ein bisschen besser waren."


Schachern um Verstärkungen

"Wie auf einem Basar ist es hier zugegangen", erzählt Medien-Direktor Ploog. Dutzende türkische Fans und Journalisten sind am Dienstag an den Riederwald gekommen, um live dabei zu sein, wenn der türkische Nationalspieler Oktay Derelioglu seine Unterschrift unter den Kontrakt bei der Eintracht setzt. Um Punkt zwölf sollte der Vertrag geschlossen werden, hatte am Montag eine Zeitung die Verpflichtung des Sturmpartners von Superstar Hakan Sükür als - "fast sicher" - gemeldet. Doch am Abend ist nichts mehr fast sicher. Nach immer neuen Forderungen der Berater bricht die Eintracht die Verhandlungen ab. "Das war nicht machbar, irgendwann ist die Grenze erreicht", ergänzt Ploog.

Nicht machbar sind ebenfalls die Verpflichtungen des 18-jährigen Kameruners Jean Paul sowie Jose Roberto de Mauro, die beide im Probetraining nicht überzeugen konnten. Lediglich bei Paul kann sich Magath vorstellen, den "fußballerisch schon ziemlich weit entwickelten" Spieler als Vertragsamateur zu verpflichten." (tr)



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