VfB Stuttgart Amateure - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2000/2001 - 1. Runde

6:1 (2:1)

Termin: 26.08.2000
Zuschauer: 1.500
Schiedsrichter: Kessler (Höhenkirchen)
Tore: 1:0 Angelo Vaccaro (16.), 2:0 Jörn Schmiedel (34.), 2:1 Jan-Aage Fjörtoft (39.), 3:1 Robert Vujevic (50., Foulelfmeter), 4:1 Robert Vujevic (67.), 5:1 Ioannis Amanatidis (78.), 6:1 Ioannis Amanatidis (90.)

 

>> Spielbericht <<

VfB Stuttgart Amateure Eintracht Frankfurt

     

  • Ales Chvalovsky
  • Andreas Hinkel
  • Fabio Morena
  • Frank Posch
  • Volker Grimminger
  • Jörn Schmiedel
  • Alexander Hleb
  • Rüdiger Kauf
  • Robert Vujevic
  • Angelo Vaccaro
  • Ioannis Amanatidis

 

 

Wechsel

  • Christian Seeber für Alexander Hleb (69.)
  • Florian Lechner für Robert Vujevic (79.)
  • Benjamin Adrion für Jörn Schmiedel (79.)

Wechsel

Trainer

  • Rainer Adrion

Trainer

 

 

Ein historischer Offenbarungseid

Die erste Runde im DFB-Pokal steht auf dem Programm, und die Eintracht muss nach Stuttgart zur zweiten Mannschaft des VfB, die in der Regionalliga Süd nach vier Spieltagen auf Rang 4 liegt. Wiedergutmachung für die 1:4-Niederlage in Köln ist angesagt, denn "... wenn wir uns bei den VfB-Amateuren genauso auskontern lassen, können wir auch da verlieren. Die sind rein spielerisch so stark wie wir, dennoch, ein Sieg dort muss eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn dies nicht gelingt, dann können sich die VfB-Amateure ins Fäustchen lachen", schwört Felix Magath seine Mannschaft auf Ioannis Amanatidis und Angelo Vaccaro, die schnellen Stürmer der Schwaben ein, die zusammen bereits acht Tore erzielt haben.

Erneut stellt der Trainer die Mannschaft komplett um. Neben Oka Nikolov, der heute das Tor hütet, spielt Bulut für Kutschera in der Dreierabwehr mit Kracht und Houbtchev. Neben Lösch vor der Abwehr darf Preuß erstmals von Beginn an auf der linken Außenbahn ran, während Schur nach seinem auskurierten Ellenbruch auf Rechts spielt. Da Reichenberger, Sobotzik und Ciric angeschlagen sind, sollen Fjørtoft und überraschend Salou den Regionalligisten aus dem Pokal schießen.

"Wenn wir Frankfurt schlagen, dann bekommen wir eine höhere Prämie als die VfB-Profis, wenn sie den Oberligisten Wuppertaler SV besiegen", grinst Rainer Adrion, Trainer der VfB-Amateure, der in der Saison 1998/99 bereits fünf Monate lang die Profis trainierte. "Abwarten, aber nicht verstecken", ist seine Devise für das Spiel gegen die Eintracht, bei der er wieder auf seine bewährte Mannschaft um die aufstrebenden Youngsters Morena, Hinkel, Hleb, Kauf und Amanatidis vertraut.

Gähnende Leere im Gottlieb-Daimler-Stadion, lediglich 1.500 Zuschauer, darunter 500 aus Frankfurt, wollen sich diese Partie der ersten Runde im DFB-Pokal antun, in der die Eintracht wie schon in Köln die Anfangsphase mit schnellem direkten Spiel bestimmt. Doch souverän sieht dies nicht aus, immer wieder gibt es leichte Ballverluste, zudem kommt der Regionalligist immer besser in die Zweikämpfe und nutzt die Lücken im defensiven Mittelfeld der Adler. So kann sich Hleb in der 16. Minute spielend gegen Lösch durchsetzen, um ein paar Meter zu traben und eine genau Flanke in den Strafraum zu spielen. Genau auf Vaccaro, der keine Mühe hat, das Leder zum 1:0 für den VfB zu versenken.

Grausam, von Aufbäumen ist bei den Frankfurtern nichts zu sehen. Bieder und leblos läuft das Leder durch die eigenen Reihen, wenigstens im Ansatz ist Einsatz noch bei Schur, Preuß und Fjørtoft zu sehen, doch ansonsten herrscht kollektive Lethargie. So ist es fast konsequent, dass Kracht das Leder im eigenen Halbfeld an Vaccaro verliert, der nach einem kurzen Haken in den Lauf von Schmiedel spielt. Der hat keine Mühe, den Ball am mal wieder allein gelassenen Torhüter Nikolov vorbei zum 2:0 für die VfB-Amateure (34.) in die Maschen zu schieben.

Fünf Minuten später versucht es Heldt dann doch einmal mit einer scharfen Flanke in den Strafraum, die ihm jedoch über den Schlappen rutscht. Die Kugel fliegt gegen den Pfosten und prallt zurück auf Fjørtoft, der gar nicht mehr anders kann und den Ball zum 1:2-Anschlusstreffer (39.) im Netz versenkt.

Danach ist Pause und es kann eigentlich nur besser werden. "Die Mehrzahl der Spieler entpuppte sich als Stolperkünstler, Unterschiede gab es nur zwischen Ausfällen und Totalausfällen", schreibt das kicker-Sportmagazin treffend. Trainer Magath hofft dennoch auf Besserung und bringt zur zweiten Halbzeit Gebhardt sowie Wimmer für Bulut und Schur. Doch es läuft genauso erbärmlich weiter wie in den ersten 45 Minuten. Erneut passiert ein Ballverlust im Mittelfeld, Hleb sprintet nach vorne und Lösch weiß sich nicht anders zu helfen, als den Weißrussen im Strafraum umzuhauen. Schiedsrichter Kessler zeigt Lösch die rote Karte und gibt Elfmeter, den Vujevic zum 3:1 für den VfB verwandelt (50.). Auch egal, "es war ja schon vorher nichts", stöhnt Felix Magath frustriert.

Und es bleibt nichts. Stockfehler folgt auf Fehlpass bei den Adlern, während die Amateure des VfB die Eintracht genüsslich auseinandernehmen. Nachdem Vujevic das 4:1 für die Schwaben erzielt (67.), reicht es auch den hartgesottenen Fans auf den Rängen. Die Transparente werden zusammengerollt und man trifft sich vor dem Stadion. So verpassen die meisten von ihnen noch die Gegentore fünf und sechs, die jeweils Ioannis Amanatidis (77. / 90.) erzielt.

"Felix, hol die Peitsche raus" und "kommt raus, wenn ihr Adler seid", rufen kurz nach dem Spiel die erbosten Frankfurter Fans, während sie den Mannschaftsbus der Adler blockieren. Zuerst kommt Felix Magath aus dem Bus, um die Fans zu beruhigen, bevor endlich auch ein Spieler - natürlich Jan-Aage Fjørtoft - das Wort ergreift: "Wir können uns nur entschuldigen. Wir haben jetzt in zwei Spielen zehn Tore kassiert und wissen genau, dass wir Sch... gespielt haben. Alle Spieler schämen sich total." Auf Anregung von Alexander Schur entschließt sich die Mannschaft, mindestens 300 Fans die Reisekosten für das Spiel in Rostock zu bezahlen.

Immerhin ist das 6:1 ein historisches Ergebnis, nämlich der bislang höchste Sieg einer Amateurmannschaft gegen einen Bundesligisten im DFB-Pokal. Historisch ist auch die Notenvergabe im kicker-Sportmagazin, das 6 Mal die Note 6 und vier Mal die Note 5,5 verteilt.


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Es ist schwer, eine Erklärung zu finden. Wir waren von der ersten Minute an die schlechtere Mannschaft, der VfB hat über 90 Minuten Fußball gespielt, wir keine einzige. Die Leistung war katastrophal. Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen sind wir ohne Gegenwehr völlig eingebrochen."

Rolf Dohmen: "Das war eine absolute Frechheit, eine völlig unverständliche Leistung. Nach diesem Spiel könnte man auch zehn neue Spieler holen. Das war deprimierend. Diese Mannschaft hat keinen Charakter. Jeder schiebt die Verantwortung den Anderen zu."

Alexander Schur: "Wir sind die Weltmeister im Verspielen von Sympathien."

Die kicker-Frage der Woche: "Stürzt Frankfurt jetzt ab?" 55,8% der teilnehmenden Leser beantworten diese Frage mit "Ja".


Blick in die Zukunft

In der nächsten Runde kommt es zum vereinsinternen Duell. Die Profis des VfB, bei denen Hleb und Amanatidis mitspielen, gewinnen gegen die VfB-Amateure mit 3:0. (tr)

 


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