Eintracht Frankfurt - SpVgg Unterhaching

Bundesliga 2000/2001 - 1. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: So 13.08.2000 17:30
Zuschauer: 28.500
Schiedsrichter: Hartmut Strampe (Handorf)
Tore: 1:0 Torsten Kracht (29.), 2:0 Sasa Ciric (49.), 3:0 Horst Heldt (78., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt SpVgg Unterhaching

 

     

  • Jürgen Wittmann
  • Alexander Strehmel
  • Dennis Grassow
  • Dietmar Hirsch
  • Marco Haber
  • Matthias Zimmermann
  • Markus Oberleitner
  • Danny Schwarz
  • Oliver Straube
  • Altin Rraklli
  • Francisco Copado

 

Wechsel

Wechsel

  • André Breitenreiter für Markus Oberleitner (52.)
  • Alexander Bugera für Francisco Copado (57.)
  • Jan Seifert für Altin Rraklli (83.)

Trainer

Trainer

  • Lorenz-Günther Köstner

 

 

Auftakt nach Maß für die neue Eintracht

"Die einen werden als Abzocker, Heulsusen oder Arbeitsverweigerer geboren. Andere kommen als Torsten Kracht zur Welt." Ein grasverschmiertes Trikot mit der Nummer 2 ziert die Werbeplakate, die kurz vor Saisonbeginn überall in Frankfurt zu finden sind. "Was geht ab? Die neue Eintracht", ist das Motto der Kampagne, die den Adlern neue Zuschauer bringen soll. Gar nicht zuschauen darf hingegen Rolf Heller, der ehemalige Präsident der Frankfurter. "Er hat keine Karte angefordert", sagt Klaus Lötzbeier in der offiziellen Erklärung ein wenig verschämt. Dafür hat sich jedoch allerlei Prominenz für den Saisonbeginn angekündigt. Octagon-Chef Lowe reist extra aus Chicago an, um zusammen mit Oberbürgermeisterin Petra Roth sein neuestes Investment zu begutachten.

Gegner der Eintracht ist, wie schon beim Auftakt in der vergangenen Saison, die SpVgg Unterhaching, die damals spöttisch als "die wahrscheinlich schlechteste Mannschaft des Universums" von den Etablierten betrachtet wurde, sich aber, so Felix Magath, zur "Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison" gemausert habe. Dennoch fordert der Trainer: "Wir wollen mit drei Punkten in die Saison starten. Daher werden wir selbstbewusst nach vorne spielen, ohne jedoch die Abwehr zu entblößen. Denn Unterhaching wird versuchen, unser Spiel zu zerstören und auf schnelle Konter zu setzen. Wenn wir den Start nicht verschlafen, sollten wir uns frühzeitig im Mittelfeld einnisten können."

Nach den zuletzt schlechten Testspielergebnissen und aufgrund der vielen Verletzten stellt Felix Magath überraschend die Abwehr um, neben Libero Houbtchev spielen nicht Kutschera und Kracht, sondern Lösch und Rasiejewski. Kracht rückt dafür ins defensive Mittelfeld hinter Guié-Mien und Heldt. Auf den Außenpositionen spielen Sobotzik auf der linken Seite für den verletzten Gebhardt und Wimmer auf Rechts, der sich jedoch vornehmlich um Unterhachings Stürmer Rraklli kümmern soll. Im Sturm beginnen Reichenberger sowie Ciric und auf der Bank sitzen die erst am Freitag nachnominierten Deißenberger und der U18-Nationalspieler Christoph Preuß.

Nach wie vor Tabellenletzter ist Unterhaching im zweiten Jahr der Bundesligazugehörigkeit nur in der Etat-Rangliste des kicker-Sportmagazins. Während die Mannschaft aus dem Münchener Vorort mit 25 Millionen Mark auskommen muss, sind es bei der Eintracht 55 Millionen und bei den Bayern, die Unterhaching mit einem Sieg gegen Leverkusen am letzten Spieltag zum Meister kürte, gar 90 Millionen Mark. So wurde nach dem Abgang des besten Stürmers Seitz nach Stuttgart nur moderat und gezielt investiert. Francisco Copado von TeBe Berlin, Alexander Bugera vom MSV sowie für die Rekordablösesumme von 1,5 Millionen Mark der australische Nationalstürmer David Zdrilic vom SSV Ulm sind die Neuzugänge. Da sich Zdrilic in der Vorbereitung jedoch einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, entscheidet sich Trainer Köstner, bei der Eintracht nicht mit zwei Spitzen, sondern nur mit Rraklli als Stoßstürmer sowie den beiden Außen Oberleitner und Copado zu beginnen. Verletzt ist auch der 21-jährige Gerhard Tremmel, so dass wie schon im vorigen Jahr Wittmann zwischen den Pfosten steht. Unverändert zur Vorsaison bleibt auch die Dreierabwehr mit Hirsch, Strehmel und Grassow.

Punkt 17:30 Uhr pfeift Schiedsrichter Strampe die neue Saison bei noch immer knapp 40 Grad auf dem Rasen an. Und die 28.500 Zuschauer sehen eine Fortsetzung der reichlich vermasselten Saisonvorbereitung. Gegen die tief stehenden Unterhachinger beginnt die Eintracht mit vielen Quer- und Rückpässen, die Verunsicherung der Spieler ist bis in die obersten Ränge zu spüren. Perfekt für die konterstarken Bayern, nach einem Fehlpass im Halbfeld macht sich Rraklli auf und davon, wird aber von Wimmer von den Beinen geholt. Resultat ist die gelbe Karte bereits nach 5 Spielminuten. "Ich musste so ran gehen, denn sonst wäre er durch gewesen," rechtfertigt sich Wimmer, der jedoch auch in den kommenden Minuten mehr als überfordert wirkt.

Doch da befindet er sich in guter Gesellschaft. Immer wieder nutzt Unterhaching die Fehlpässe der Adler zu schnellen Gegenstößen. Gut nur, dass Zimmermann und Schwarz, die jeweils Lösch düpieren, innerhalb von nur einer Minute freistehend das Tor verfehlen (8./9.). Zwei Minuten später foult Wimmer erneut Rraklli, hat aber Glück, dass "Herr Strampe wohlwollend weggeschaut" hat, wie Trainer Köstner hinterher zu recht meint. Die Abwehr präsentiert sich wie ein wilder Hühnerhaufen und für Entlastung kann das Mittelfeld bislang nicht sorgen. Aber vielleicht jetzt, denn Guié-Mien setzt sich im Halbfeld schön gegen seine Bewacher durch, um zu Reichenberger zu flanken. Der zieht sofort ab, trifft jedoch nur den Pfosten (14.).


Jubel nach dem 1:0

Kurz darauf wieder ein schneller Konter der Gäste über Oberleitner, der sich gegen Sobotzik durchsetzt und in den Strafraum flanken will. Glück für den überraschten Torhüter Heinen, dass der verunglückte Ball auf der Latte landet, um von dort ins Toraus zu springen (18.). Noch immer ist von der Eintracht nicht viel zu sehen, insbesondere Heldt macht gegen seinen Bewacher Zimmermann keinen Stich, so dass Reichenberger und Ciric meist völlig in der Luft hängen. Dann die 29. Spielminute, nach einem Foul an Sobotzik auf der linken Außenbahn führt dieser den Freistoß selbst aus. Er schlenzt das Leder halbhoch vor den Fünfmeterraum, Kracht reagiert einen Tick schneller als Strehmel und köpft den Ball ins linke Toreck. "Unsere Führung war etwas glücklich", gibt Sobotzik zu, doch egal, es steht 1:0 für die Eintracht.

Nur eine Minute später zieht Heldt endlich einmal an Zimmermann vorbei, um nach Doppelpass mit Ciric zum Schuss zu kommen. Doch er zögert ein wenig zu lange, so dass der Ball zur Ecke abgeblockt werden kann. Auch wenn Heldt langsam ein wenig in Fahrt kommt und auch Sobotzik sich verstärkt im Spiel nach vorne einbringt. Vieles bleibt nach wie vor Stückwerk, so dass Unterhaching immer wieder kontern kann. Vor allem die schnellen Positionswechsel von Copado und Oberleitner verursachen der unsicheren Abwehr der Adler arge Kopfschmerzen. So in der 42. Spielminute, als Straube erst Wimmer und dann Lösch aussteigen lässt, um das Leder aus 25 Metern ans Lattenkreuz zu hämmern.


Lösch klärt gegen Straube

"Unterhaching war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft", resümiert Felix Magath und korrigiert seinen Aufstellungsfehler. Für den überforderten Lösch kommt Kutschera ins Spiel, zudem rückt Wimmer endlich auf die rechte Außenbahn. Es läuft die 49. Spielminute, mit energischem Einsatz erobert Kutschera im Halbfeld das Leder und passt zu Reichenberger vor dem Strafraum. Reichenberger passt zu Ciric, um in den Strafraum zu sprinten. Ciric schlägt einen kurzen Haken und passt nicht zu Reichenberger, sondern hebt das Leder aus der Drehung mit Links über den überraschten Torhüter Wittmann ins rechte Toreck. "Das war Extraklasse, ich habe selten ein schöneres Tor gesehen. Wie der Sasa schon im Weglaufen plötzlich den Ball ins Tor hebt. Da hätte normalerweise kein Mensch aufs Tor geschossen", freut sich Felix Magath über das 2:0 für die Eintracht.

Endlich scheinen die Adler das Spiel ein wenig in den Griff zu bekommen, auch wenn die Abwehr noch immer nicht sattelfest ist. So müssen erst Guié-Mien (55.) und später Ciric (63.) nach einer Ecke im eigenen Fünfmeterraum klären. Zudem zieht sich der quirlige Oberleitner eine Zerrung zu und muss gegen Breitenreiter ausgewechselt werden (52.). Doch nun klappt es mit dem schnellen Spiel der Bayern nicht mehr. Verständlich bei noch immer knapp 40 Grad auf dem Rasen: "Sie glauben ja gar nicht, wie viel Kraft es bei diesem Wetter kostet, einem Rückstand hinterher zu laufen. Kraft im Kopf und in den Beinen", rechtfertigt Köstner seine Elf, hadert aber mit den ausgelassenen Torchancen in der ersten Halbzeit: "Wir haben die Schwächen des Gegners nicht entscheidend ausgenutzt."


Der Elfmeter zum 3:0

In der 66. Spielminute feiert schließlich der 19-jährige Christoph Preuß für Wimmer sein Debüt. Und er macht seine Sache gut, wie Trainer Magath nach dem Spiel feststellt: "Der Junge hat gespielt wie ein Alter. Christoph hat nach seiner Einwechslung dafür gesorgt, dass die rechte Seite dicht war." Und nicht nur dies, mit seinen Vorstößen belebt er auch das zaghafte Angriffsspiel der Adler. Die 76. Spielminute, Preuß setzt sich gegen Haber auf der rechten Außenbahn durch und flankt in den Strafraum. Reichenberger steigt hoch, doch Grassow zerrt ihn allzu offensichtlich für Schiedsrichter Strampe zu Boden. Keine Frage, es gibt Elfmeter für die Eintracht. Heldt läuft an und schießt den Ball halbhoch an den rechten Innenpfosten, von wo aus er zum 3:0 ins Netz trudelt (77.).

Mit dem Mut der Verzweiflung wirft Unterhaching nun alles nach vorne, doch bis auf eine Chance für Breitenreiter (82.) springt nichts mehr dabei raus. Mit 3:0 gewinnt die Eintracht ihr erstes Saisonspiel. (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Wir waren nicht die bessere Mannschaft, das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf hinweg. Wir taten uns anfangs sehr schwer, und auch nach dem 1:0 hat meine Mannschaft nicht so gespielt, wie ich mir das vorgestellt hatte."

Präsident Peter Fischer: "Als ergebnisorientierter Mensch finde ich das Ergebnis besser als ich das Spiel fand."

Christoph Preuß zu seinem Debüt: "Natürlich hatte ich gehofft, von Anfang an mitzutrainieren. Andererseits hatte ich nicht einmal davon geträumt, gleich am ersten Spieltag mein Bundesligadebüt geben zu können. Aber es gibt noch viel zu tun, die körperliche Verfassung ist für den Profifußball noch nicht ausreichend, mir fehlt noch die Durchsetzungskraft."


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