KSV Klein-Karben - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 2000/2001

2:1 (2:0)

Termin: 01.08.2000
Zuschauer: 2.200
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Marco Gebhardt (23., Eigentor), 2:0 Dzihic (42.), 2:1 Rolf-Christel Guié-Mien (50.)

 

>> Spielbericht <<

KSV Klein-Karben Eintracht Frankfurt

     

  • Dauth
  • Hauser
  • Turjacanin
  • Zimmermann
  • Czapla
  • Dacic
  • Bilali
  • Drescher
  • Giersch
  • Skeledzic
  • Dzihic

 

Wechsel

  • Sucec für Dauth (46.)
  • Ruggerie für Zimmermann (46.)
  • Kessler für Dacic (46.)
  • Lietz für Bilali (46.)
  • Guerrera für Giersch (46.)
  • Jakupi für Skeledzic (63.)
  • Yosuf für Drescher (66.)
  • Koc für Dzihic (68.)

Wechsel

Trainer

  • Niko Semlitsch

Trainer

 

 

Von der Rolle auf dem Platz, neue Rollenverteilung in Verein und AG

Zurück aus dem Trainingslager in Seefeld steht heute das vorletzte Testspiel gegen den Oberligisten KSV Klein-Karben auf dem Programm, der bereits am Wochenende zu seinem ersten Pflichtspiel gegen den FSV Frankfurt antreten wird. Nach einem harten Vormittagstraining, bei dem Felix Magath den 20 Jahre alten Ghanaer Isaac Linja sowie den 24-jährigen Peruaner Santiago Salasar als Verteidiger getestet hat, vertraut der Trainer dennoch seinen Stammkräften, da sich die Beiden "erst noch an unseren Rhythmus gewöhnen müssen." Bereits am Freitag werden beide Spieler jedoch wieder nach Hause geschickt, da sie die Eintracht nach Ansicht des Trainers nicht verstärken können.

In der Abwehr vor Torhüter Nikolov spielen somit Kutschera, Houbtchev sowie Kracht, die von Wimmer und Rasiejewski im defensiven Mittelfeld unterstützt werden. Sobotzik, Heldt, Gebhardt, Reichenberger und Ciric komplettieren die Mannschaft, die wohl weitgehend der Startelf für die Bundesliga entsprechen wird.

Doch mit Bundesligafußball hat das wenig zu tun, was die Adler den rund 2.200 Zuschauern auf dem Sportplatz in Klein-Karben bieten. Behäbig und ideenlos zelebrieren sie ein Querpassfestival gegen den bis in die Haarspitzen motivierten Oberligisten, der das Spielgeschehen von Beginn an bestimmt. Unglaublich, wie Dacic im Mittelfeld immer wieder schöne Angriffe über die quirligen Stürmer Dzihic und Skeledzic einleiten kann, während die Frankfurter dem Treiben fast schulterzuckend hinterher schauen. Gut nur, dass Torhüter Nikolov bei der kollektiven Lethargie nicht mitmacht und bereits in der Anfangsphase einige Chancen des Oberligisten vereitelt.

In der 23. Spielminute ist es dann so weit, zum wiederholten Mal kann Skeledzic im Strafraum der Eintracht einen Pass annehmen und im Fünfmeterraum abziehen, Nikolov wehrt das Leder nach vorne ab, Gebhardt will ungestüm klären, haut das Leder jedoch ins eigene Netz zur 1:0-Führung für Klein-Karben. Felix Magath ist fassungslos, zumal sich Gebhardt bei der völlig verunglückten Rettungstat eine Meniskusquetschung nebst Innenbanddehnung zuzieht und zur Pause ausgewechselt werden muss: "Wenn sich jemand beim Schuss aufs eigene Tor verletzt, dazu fällt mir nichts mehr ein."

Mit der Führung im Rücken bleibt Klein-Karben tonangebend und spielt sich einige weitere Torchancen heraus. Von Gegenwehr der Adler ist noch immer nichts zu sehen. Kurz vor der Pause ist es dann soweit, Nikolov ist gegen einen Schuss von Dzihic von der Strafraumgrenze machtlos, es steht 2:0 für den Oberligisten (42.). Völlig bedient ist Felix Magath, der in der Kabine wie ein "wilder Stier" getobt haben soll und von einer Boulevardzeitung den Kosenamen "Brüllix" verpasst bekommt, was nicht nur er gar nicht witzig findet: "Ich habe gar nicht gebrüllt in der Kabine, völliger Schwachsinn." Auf die These, dass Gebhardt sich nur deshalb verletzt habe, weil er ausgelaugt war, reagiert Magath mit einem Kopfschütteln: "Was soll ich zu diesem Schwachsinn noch sagen? Schreiben Sie doch, was Sie wollen. Hauen Sie doch rein, soviel Sie wollen."

Tatsächlich ausgelaugt ist Rasiejewski, der zu wenig gegessen und daher mit Kreislaufproblemen aufgrund von Unterzuckerung zu kämpfen hat. Für ihn kommt Lösch in die Partie. Anstelle von Gebhardt spielt jetzt Guié-Mien und für den blass gebliebenen Ciric Ralf Schmitt. Und es scheint zunächst so, als ob sich die Adler noch einmal am Riemen reißen. Reichenberger setzt sich in der 50. Spielminute prima durch, um in die Mitte zu Guié-Mien zu flanken. Mit dem Kopf versenkt der 22-Jährige den Ball im Netz zum 1:2-Anschlußtreffer. Der Rest jedoch ist grausam. Klein-Karben bleibt spielbestimmend, kommt zu einigen Torgelegenheiten und nach 90 Minuten verlassen die vom Oberligisten vorgeführten Adler den Platz mit hängenden Schultern.

Entsprechend sauer reagiert Felix Magath nach dem Spiel und in der Pressekonferenz auf Gut Neuhof zwei Tage später: "Der Verein macht positive Schlagzeilen. Da sich hier alles zum Guten zu wenden scheint, wäre es schön gewesen, wenn sich auch die Mannschaft professionell vorgestellt hätte. Ich habe kein Verständnis für so eine Leistung. Man darf hier nicht verlieren. Das kann normal so kurz vor der Meisterschaft nicht sein. Wir sind im Kopf noch nicht frei für die Bundesliga. Einige sind zu weich in der Birne. Aber ich werde Mittel und Wege finden, die Köpfe frei zu machen."

Fast Mitleid hat hingegen Klein-Karbens Trainer Niko Semlitsch, der von 1974 bis 1976 zusammen mit Magath beim 1. FC Saarbrücken gespielt hatte: "Ich glaube, dass der Felix das schon wieder hinkriegt. Zu denken gibt einem natürlich, dass die Eintracht nur zehn Tage vor Saisonbeginn steht. Da darf man eine andere Leistung verlangen. Zumal man ja aus einem Trainingslager kommt, in dem die Konditionsarbeit nicht im Vordergrund stand."

Richtig gereizt reagiert der Trainer auf einen Artikel in der Deutschland-Ausgabe der FAZ über seine Trainingsmethoden mit dem Tenor: "Problemfall Magath: [...] Die Methoden, zu denen Magath greift, sind zweifelhaft." Auch die Boulevardpresse greift das Thema auf und schreibt von "Horrortraining mit Quälix", was Magath erzürnt: "Es nervt nur noch, ich werde weiter meine Arbeit und mich ständig überprüfen, das habe ich schon immer gemacht. Von einem Straftraining kann zudem gar keine Rede sein, da lache ich mich schlapp. Ich mache nicht zum ersten Mal Vorbereitungstraining, und bislang waren meine Mannschaften noch immer topfit, wenn die Saison begann. Aber wenn alle zufrieden sind, dann wird das sowieso nichts. Wir sind schließlich kein Kaffeekränzchenverein."


Magaths revidierte Saisonprognose

"Unabhängig von dieser Niederlage wird es für uns wieder gegen den Abstieg gehen, höhere Ziele können wir uns nicht setzen. Ich hoffe, dass wir uns einigermaßen von den Abstiegsrängen fernhalten können und eine Rolle spielen, wie sie Unterhaching in der letzten Saison gespielt hat. Dann könnte die Eintracht endlich wieder frühzeitig planen und nicht erst nach dem letzten Spieltag."


Personalentscheidungen: Peter Fischer wird Präsident, Günther-Peter Ploog Mediendirektor


Peter Fischer

"Ich muss mich zunächst einmal dafür entschuldigen, dass ich keine Frau bin", erklärt der neue Präsident von Eintracht Frankfurt zu Beginn seiner Vorstellung grinsend. Eine kleine Replik auf Vorredner Reinhard Gödel, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates, der zuvor betont hatte, dass er sich für den Verein auch eine Präsidentin hätte vorstellen können. So ist es der 44-jährige Werbekaufmann, der von Wahlausschuss und Verwaltungsrat am 27. Juli gewählt wird. "Vom G-Block auf die Haupttribüne" beschreibt er griffig seinen Werdegang. Fischer wird ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat der Fußball AG.

Absprachegemäß zurückgetreten ist Bernd Ehinger von seinem Posten als Vorstandschef und Präsidiumssprecher, so dass Steven Jedlicki vorerst als alleiniger Vorstandschef agieren wird. Ehinger wird ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat.


Günter-Peter Ploog

Neuer Mediendirektor mit Zuständigkeit für Pressearbeit und Kommunikation wird vom 1. September an der Fernsehjournalist Günter-Peter Ploog. Die bisherige Pressesprecherin Katja Kraus verlässt Ende September die Eintracht, um in Hamburg die Öffentlichkeitsarbeit einer Vermarktungsfirma zu leiten. "Ich freue mich sehr auf diese attraktive Aufgabe bei der Eintracht und ihrem neuen Partner Octagon. Die Eintracht kann die Nummer drei, vier, fünf, sechs, sieben in Deutschland sein", meint Ploog bei seiner Vorstellung am 3. August. Na dann. (tr)


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