Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1999/2000 - 31. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Do 20.04.2000 20:00
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Rolf-Christel Guié-Mien (6.), 2:0 Chen Yang (71.), 3:0 Rolf-Christel Guié-Mien (76.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 

     

  • Jörg Butt
  • Andrej Panadic
  • Ingo Hertzsch
  • Niko Kovac
  • Thomas Gravesen
  • Andreas Fischer
  • Christof Babatz
  • Mehdi Mahdavikia
  • Soner Uysal
  • Roy Präger
  • Mahmut Yilmaz

 

Wechsel

Wechsel

  • Vahid Hashemian für Mahmut Yilmaz (54.)

Trainer

Trainer

  • Frank Pagelsdorf

 

Guié-Mien hat wieder Spaß und die Eintracht drei Punkte

Nach der Fünf-Punkte-Niederlage in Kaiserslautern hat sich nach Tagen des Schocks über den Punktabzug ein "Jetzt erst recht" bei der Eintracht breit gemacht. Auch Trainer Magath gibt sich vor dem Donnerstagsspiel gegen die Überraschungsmannschaft der Saison kämpferisch: "Ich erwarte eine klare Leistungssteigerung, wenn wir gewinnen wollen. Wir werden fighten bis zur letzten Minute."

Hierfür wählt Magath, der auf den gelbgesperrten Fjørtoft sowie auf Sobotzik verzichten muss, eine ungewohnt offensive Aufstellung: Reichenberger wird auf den Außen von Yang sowie Gebhardt unterstützt und im zentralen Mittelfeld sollen Guié-Mien und Heldt für Druck sorgen. Vor der Dreierabwehr mit Kutschera, Houbtchev und Kracht werden Rasiejewski und Schur nach hinten absichern.

Den Tabellendritten aus Hamburg quälen zwar Verletzungssorgen, dennoch konnten die Ersatzspieler die Erwartungen in der Saison bislang mehr als erfüllen. Dies gilt insbesondere für den 34jährigen Thomas Doll, der – abgesehen von einem sechsmonatigen Intermezzo bei Lazio Rom - von 1994 bis 1996 für die Eintracht spielte, aber aufgrund vieler Verletzungen nur zu 28 Einsätzen kam - und beim HSV nun Regisseur Cardoso ersetzen soll: "Es war meine schwerste Zeit als Profi überhaupt. Im Frühjahr 1996 bin ich dann in eine Mannschaft zurückgekommen, die einen gesunden Thomas Doll gebraucht hätte. Aber ich war noch gar nicht richtig fit und konnte somit den Abstieg nicht verhindern."

Immerhin kann Doll heute nicht zu einem Sieg für die Hanseaten beitragen, denn aufgrund der Einnahme eines auf der Dopingliste stehenden Erkältungsmittels darf er nicht spielen. So rückt im Vergleich zum 0:0 gegen Bremen Präger ins offensive Mittelfeld mit Kovac, Babatz und Fischer. In der Abwehr ersetzt Hertzsch den gesperrten Hoogma und Yilmaz auf der linken Außenbahn den angeschlagenen Hollerbach. Neben Uysal, der Yeboah ersetzt, stürmt Mahdavikia auf der rechten Seite.

Welch eine Kulisse unter Flutlicht, 50.000 Zuschauer wollen die Eintracht siegen sehen und genauso legt sie nach dem Anpfiff durch Sportskamerad Fandel auch los. Schnell wird der Ball vor allem über die rechte Seite mit Guié-Mien und Yang nach vorne getragen. Den Rothosen merkt man die erneute Umstellung im Team an, es fehlt die ordnende Hand in Mittelfeld und Abwehr. Dies nutzt die Eintracht nach einem schnellen Vorstoß über die rechte Außenbahn. Yang geht an Babatz vorbei und flankt scharf in den Strafraum. Genau zum aufgerückten Guié-Mien, der die Kugel an Torhüter Butt vorbei ins Netz schießt. Das 1:0 für die Eintracht (6.), ein toller Auftakt!

Und so geht es zunächst weiter, der HSV findet keine Mittel gegen die schnell kombinierenden Adler. Erneut kommt der Ball über Guié-Mien und Heldt vor den Strafraum, Reichenberger wuselt sich in den Strafraum, zieht ab und trifft. Doch Sportskamerad Fandel will ein Foul von Reichenberger gesehen haben und entscheidet auf Freistoß für Hamburg (8.). Sehr ärgerlich, vor allem, weil die Eintracht die Rothosen mit einigen Abspielfehlern nun immer mehr aufbaut. Doch obwohl die Hamburger langsam immer mehr Spielanteile bekommen, bleiben sie zunächst harmlos. Bieder wird das Leder über viele Stationen nach vorne getragen, so dass sich die Adler immer wieder ordnen können.


Rasiejewski, Gebhardt und Schur
bremsen Mahdavikia

Nachdem Mahdavikia und Yilmaz sich ein paarmal mit schnellen Spurts auf der Außenbahn durchsetzen können, ihre Flanken jedoch meist ins Niemandsland gehen, werden die Adler immer nervöser. Kaum ein schnelles Zuspiel will mehr gelingen und auch in der Abwehr geraten sie nun ein ums andere Mal mächtig ins Schwimmen, ohne dass Hamburg dies nutzen kann. Viel zu harmlos agieren Uysal und Yilmaz in der Spitze, wenn sie schon einmal an das Leder kommen. Präger im Mittelfeld bemüht sich zwar redlich, doch seine Pässe sind zu ungenau, so dass es mit der knappen Führung in die Pause geht. "Nach 20 Minuten gab es einen Riss im Spiel. Da haben wir Angst vor der eigenen Courage bekommen", meint Trainer Magath zur ersten Halbzeit und Kapitän Kracht bestätigt mit der Fußballweisheit: "Wenn man führt, hat man immer auch was zu verlieren."

Ohne Wechsel geht es in die zweite Hälfte, die nahtlos an die letzten 25 Minuten des ersten Abschnitts anschließt. Der HSV versucht, die Spielkontrolle zu übernehmen, verzettelt sich jedoch ebenso wie die Adler in vielen Zweikämpfen und leichten Abspielfehlern im Mittelfeld. Da Yilmaz inzwischen nicht einmal mehr ein laues Lüftchen ist, wechselt ihn Frank Pagelsdorf in der 54. Spielminute aus und bringt Hashemian als frischen Stürmer. Doch es ändert sich nichts, lediglich Präger kommt zu zwei Chancen, bei der erst Torhüter Heinen und später die Oberkante der Latte klären können.

Nun wechselt auch Trainer Magath und bringt Salou für Reichenberger (64.), während die Adler langsam die Lähmung aus den Beinen bekommen. Guié-Mien reißt immer mehr die Initiative mit direkten Pässen an sich. Die Kugel läuft wieder rund im Mittelfeld und insbesondere Yang auf der rechten Außenbahn gelingt es nun immer häufiger, nach vorne durchzubrechen. Dann die 71. Spielminute, erneut ist Guié-Mien im Mittelfeld am Ball, um nach Doppelpass mit Salou in den Strafraum zu ziehen. Guié-Mien sieht, dass Yang sich freiläuft und gibt im richtigen Moment ab, so dass der 26jährige Chinese nur noch einzuschieben braucht. Das 2:0 für die Eintracht! Riesenjubel im Waldstadion, man hört die Zentnerlasten förmlich von Spielern und Zuschauern abfallen und auch Trainer Magath ist begeistert: "Rolf-Christel ist völlig frei in die Partie gegangen, und dann hat ihm natürlich auch das frühe Tor sehr geholfen", während Horst Heldt ergänzt: "Er kann ein Spiel allein entscheiden, ist ein Klasse-Fußballer."

Fünf Minuten später dann die Entscheidung, bei der alle Dämme brechen, nach Flanke von Gebhardt haut Guié-Mien die Kugel mit Rechts zum 3:0 in die Maschen und ist zu erschöpft, um erneut einen Flickflack zu vollbringen. "Der Trainer hat gesagt, ich soll wieder Spaß am Fußball haben. Aber vielleicht lag es nur daran, dass das Wetter wieder schön ist", kommentiert der 22-Jährige seine famose Leistung. Die letzten 15 Minuten sind Schaulaufen, Trainer Magath bringt noch einmal Bindewald für Schur und erstmals nach seiner langen Verletzungspause wieder Falk für Gebhardt (81.).

Doch dann ist Schluss. Mit 3:0 gewinnt die Eintracht gegen den Tabellendritten und klettert mit nun 33 Punkten auf Rang 15 mit einem Punkt Vorsprung auf Ulm, das zuhause gegen Hertha verloren hat. Da Rostock und Freiburg gewonnen haben, ist nun Borussia Dortmund Tabellennachbar der Adler mit ebenfalls 33 Punkten. (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Die Moral in der Mannschaft ist intakt trotz aller Rückschläge der letzten Tage. Wir haben eine Situation geschaffen, wo wir es selbst in der Hand haben, die Klasse zu erhalten." Anschließend schickt er seine Mannschaft für zwei Tage in den Osterurlaub, "weil ich schon seit Jahrzehnten in Hessen Kirchensteuer zahle."

Horst Heldt: "Wir sind wieder da!"


Weichenstellung für die Zukunft

"Wir sind aus dem wirtschaftlichen Ruin in die Gewinnzone gekommen, haben die Sanierung erfolgreich abgeschlossen und die Insolvenz aus eigener Kraft abgewendet", verkündet Vorstandschef Rainer Leben auf der Bilanzvorstellung für das Geschäftsjahr 99/00, das mit einem Gewinn von 210 000 Mark abschließt. Möglich wurde dies jedoch nur durch einige Taschenspielertricks, die das Ergebnis des kommenden Geschäftsjahres erheblich belasten werden. So wurde nach Verhandlungen mit der ISPR, die laut Leben "zu einer neuen Interpretation des Vertrages führten" aus dem 20-Millionen-Darlehen ein nicht rückzahlbarer Zuschuss.

Offen ließ Leben weiterhin, wer der neue strategische Partner ist, mit dessen Hilfe die Eintracht die Lizenz für die neue Saison erhalten soll. Zugeben muss er hingegen, dass nie irgendein Investor seine Zusage davon abhängig gemacht habe, dass Rolf Heller nicht mehr weiter Präsident von Eintracht Frankfurt ist. Genau dies verkündete er jedoch bei seinen Auftritten, als den Vereinsmitgliedern die Horrorvisionen des Untergangs aufgetischt wurden, damit diese dem Sanierungskonzept zustimmen. Die Drohkulisse hält er jedoch weiter aufrecht: "Voraussetzung dafür, dass wir im Geschäftsjahr 2001/02 endgültig in die Gewinnzone kommen ist, dass bis zum 31. Mai der Vertrag mit einem strategischen Partner unterschrieben wird." Zudem sollen die Mitglieder am 28. Mai die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in die AG beschließen, "sonst ist der Verein tot".

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg