Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1999/2000 - 26. Spieltag

0:0

Termin: So 26.03.2000 17:30
Zuschauer: 42.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: ./.

 

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Schalke 04 Eintracht Frankfurt

     

  • Oliver Reck
  • Yves Eigenrauch
  • Sven Kmetsch
  • Thorsten Legat
  • Radoslav Latal
  • Ebbe Sand
  • Marc Wilmots
  • Tomasz Waldoch
  • Niels Oude Kamphuis
  • Jiri Nemec
  • Emile Mpenza

 

 

Wechsel

  • Gerald Asamoah für Radoslav Latal (86.)

Wechsel

Trainer

  • Huub Stevens

Trainer

 

Kampf um Punkte auf dem Rasen, Lynchjustiz am grünen Tisch

"Das wird eine ganz harte Nuss, aber ich habe das Gefühl, dass unsere Abwehr gut steht", meint Felix Magath vor dem Sonntagsspiel beim Tabellenachten aus Gelsenkirchen. Weit mehr Sorgen macht ihm der seiner Ansicht nach zu lasche Umgang von Profis und Umfeld mit der Tabellensituation: "Die Stimmung erscheint mir allzu sorglos. Ich befürchte, dass wir ein bisschen vom Weg abkommen, ich sehe das Ganze weitaus kritischer als die Spieler. Wir allein müssen unsere Leistung bringen, wir allein müssen die Punkte holen, denn niemand schenkt uns was. Wir müssen uns leidenschaftlicher gegen den Abstieg wehren, sonst können wir nicht bestehen."

Nicht mehr wehren muss sich Olaf Janßen, der unter Felix Magath keine Berücksichtigung im Kader mehr fand. Er wird mit sofortiger Wirkung bis zum Saisonende an den Schweizer Zweitligisten AC Bellinzona ausgeliehen, um, so der Trainer, Spielpraxis zu sammeln.

Respekt hat Felix Magath zudem vor der Sturmabteilung der Schalker mit Wilmots, Sand sowie dem 17-Millionen-Winterneuzugang Mpenza, die in den letzten beiden Heimspielen Stuttgart und Duisburg mit 3:0 nach Hause schickte. So stellt Felix Magath Houbtchev als Libero hinter der Dreierkette mit Rasiejewski, Kracht und Kutschera auf. Schur soll sich vor der Abwehr um Wilmots kümmern und Weber, der auf die rechte Seite rückt, wird es mit dem belgischen Nationalspieler Mpenza zu tun bekommen, der in seinen sieben Spielen für Schalke bereits 6 Treffer erzielte. Da Sobotzik nach auskurierter Zerrung wieder auf der rechten Außenbahn ran darf, bleibt für Zampach und Fjørtoft nur die Ersatzbank. Als einzige Spitze spielt heute Reichenberger.

Nach der 1:4-Niederlage bei den Bayern ändert auch Schalke-Trainer Stevens seine Mannschaft. Für den gelbgesperrten Happe spielt Ex-Adler Thorsten Legat auf der linken Abwehrseite und anstelle von Alpugan wird Niels Oude Kamphuis es mit Weber zu tun bekommen. Wie bereits in den letzten Spielen bekommt Gebhardt auch diesmal wieder Sonderbewachung, Eigenrauch soll ihm auf den Füssen stehen. Latal, Sand und Mpenza bilden wie erwartet den Sturm, so dass Asamoah zunächst erneut zuschauen muss. Seit 10 Heimspielen sind sie inzwischen ungeschlagen, ein Sieg ist auch heute Pflicht.


Wilmots, bedrängt von
Schur und Weber

Und so legen die Blauen auch los, mit schnellem Spiel geht es sofort über die Außen nach vorne. Selbst Eigenrauch schaltet sich immer wieder in die Angriffe ein, so dass Gebhardt meist in der Abwehr gebunden ist. Die Adler können nur reagieren, kommen kaum aus der eigenen Hälfte raus. Immer wieder ist es Nemec, der die Angriffe der Knappen aus der eigenen Hälfte einleitet, doch beim Spiel in den Strafraum hapert es zum Glück. Immer wieder ist ein Abwehrbein dazwischen, und falls Mpenza oder Sand doch einmal durchkommen, kann der wacker kämpfende Houbtchev die Löcher stopfen.

Nach vorne geht bei der Eintracht hingegen kaum etwas, Heldt hat zwar viele Ballkontakte, findet jedoch keine Anspielstationen. Sobotzik kommt gegen Legat genauso wenig zum Zug wie Gebhardt gegen Eigenrauch, und Reichenberger sieht gegen Waldoch überhaupt kein Land. So geht es mit dem für die Eintracht glücklichen 0:0 in die Halbzeit.

Zur zweiten Halbzeit reagiert Trainer Magath und bringt Schneider für Kutschera, den Mpenza ein ums andere Mal schwindelig gespielt hatte. Am Spiel ändert sich hingegen nicht viel. Schalke stürmt und die Adler kämpfen bravourös in der Abwehr, im Spiel nach vorne klappt jedoch fast nichts. Bei null Torchancen nach 64. Spielminuten kommt schließlich Salou als zweite Spitze für den ausgelaugten Sobotzik in die Partie.

Doch auch dieser Wechsel ändert nichts mehr am Spiel, das nun immer mehr von Fehlpässen und Mittelfeldgeplänkel geprägt ist. 8:1 Torchancen und 6:3 Ecken für Schalke stehen am Ende zu Buche, doch für die Eintracht bringt dieses 0:0 den 26sten Punkt. "Das war ein sehr glücklicher Punktgewinn. Wir hatten kaum eine Torchance und waren in den Zweikämpfen klar unterlegen", resümiert Felix Magath nach dem Spiel.

Da auch Freiburg in Leverkusen und Rostock in Bielefeld jeweils einen Zähler holen, bleibt die Eintracht auf Rang 16 mit einem Punkt Rückstand auf die Breisgauer.

Eiszeit zwischen der Stadt und der Eintracht: Stadionneubau beschlossen


Spielt eine zwielichte Rolle:
Rainer Leben

Nachdem Präsidiumssprecher Rainer Leben vor zwei Wochen ohne nähere Erläuterungen die unterschriftsreifen Verträge zwischen der IMG-Group, der Stadt und der Eintracht einseitig aufkündigt hat, herrscht eisiges Schweigen. Es werden vonseiten der Stadt Fakten geschaffen, die der Eintracht am 25. März nur eine kurze Pressemitteilung wert sind: "Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat am Freitag den Neubau des Waldstadions beschlossen. Vorgesehen ist ein reines Fußballstadion mit 52.000 Sitzplätzen. Das Stadion soll 212 Mio. DM kosten und 2005 fertig sein. Die Pläne stehen unter dem Vorbehalt, dass Eintracht Frankfurt die Bundesliga-Lizenz behält und Deutschland den Zuschlag für die WM 2006 erhält. Das Stadtparlament muss der Vorlage noch zustimmen."

"Es gibt darüber keine Verhandlungen mit der Eintracht. Es gibt keine Rücksichtnahme. Das bringt nichts", betont Sportdezernentin Sylvia Schenk und Stadtkämmerer Glaser ergänzt: "Wir legen die Rahmenbedingungen fest und lassen uns nicht ausbremsen." Nach den Vorgaben der Stadt stehen der Eintracht 75 Prozent der Einnahmen zu, die bei Spielen im neuen Stadion erzielt werden. 25 Prozent muss sie an die Firma abführen, die künftig für Betrieb und Vermarktung zuständig ist. Die Stadt soll von der künftigen Betreibergesellschaft eine Jahrespacht von rund acht Millionen Mark erhalten und könnte mit diesem Geld die Kredite für das mindestens 200 Millionen Mark teuere Projekt tilgen.


Kurz vor dem Vulkanausbruch: Punktabzug oder gar Lizenzentzug?

Am 28. April soll beim DFB eine Beiratssitzung stattfinden, die auch über die Lizenzverstöße der Eintracht entscheiden soll. Um so richtig Stimmung in die Bude zu bringen, veröffentlicht das "Kicker-Sportmagazin" einen Tag nach dem Schalkespiel ein internes Schreiben von Ligadirektor Straub an die Eintracht vom 18. November, in der Auflagenverstöße in Höhe von 27 Millionen Mark moniert werden. Offenkundig ist, dass das Schreiben von interessierten Kreisen bei der Eintracht dem "Kicker" zugespielt wurde.

"Das ist ein Unding, da steckt Methode dahinter: Es soll Unruhe bei uns reingebracht werden. Es wird versucht, uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Da wird doch etwas hochgekocht, was schon längst überholt ist", zürnt Felix Magath, während Rainer Leben mal wieder auf Tauchstation gegangen ist und erst drei Tage später reagiert: "Ich werde keine Energie in die Suche nach dem Maulwurf verschwenden, frage mich aber, was dessen Motiv war. Den Wirbel um ein halbes Jahr altes Schriftstück kann ich aber nicht verstehen, die Eintracht vom 18.11.1999 ist nicht mehr die vom 30.3.2000. Die Eintracht hat Gegenmaßnahmen eingeleitet und eine ziemlich gute Bilanz beim DFB eingereicht."

Unterdessen heucheln die Manager der direkten Abstiegskandidaten Freiburg, Rostock und Unterhaching um die Wette. "Wer gegen Auflagen verstößt und sich dadurch einen unrechtmäßigen Vorteil verschafft, der muss bestraft werden und das zeitnah, nicht erst in der kommenden Saison", fordert Freiburgs Manager Rettig, was Rostocks Vizepräsident Jarohs ähnlich sieht: "Was in Frankfurt passiert ist, das sind keine Peanuts, sondern offenbar gravierende Verstöße. Entsprechend streng muss der DFB das Gebaren der Eintracht ahnden." Unterhachings Manager Hartmann wird noch polemischer: "Es kann nicht sein, dass sich Vereine vorsätzlich mit unlauteren Mitteln sportliche Vorteile verschaffen und andere, die sich an Auflagen halten, absteigen."

Diesmal zumindest hat Rainer Leben recht, als er über diese Sprüche sagt: "Das ist enttäuschend und beängstigend, denn es kann ja niemand beurteilen, was die Eintracht für Unterlagen eingereicht habe. Das alles erinnert mich stark an Filme mit John Wayne, in denen Lynchjustiz herrscht. Ich hoffe, dass der DFB mit Objektivität, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit entscheiden wird." (tr)


 

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