SC Verl - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1999/2000 - 2. Runde

0:4 (0:1)

Termin: 08.08.1999
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Koop (Lüttenmark)
Tore: 0:1 Torsten Kracht (22.), 0:2 Ralf Weber (57., Foulelfmeter), 0:3 Jan-Aage Fjörtoft (88.), 0:4 Jan-Aage Fjörtoft (90.)

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SC Verl Eintracht Frankfurt

     

  • Joswig
  • Warbende
  • Mrugulla
  • Schriewersmann
  • Vogt
  • Friedrich
  • Plasshenrich
  • Végh
  • Schmidt
  • Milde
  • da Silva

     

 

Wechsel

  • Ostermann für Vogt (63.)
  • Güler für Végh (69.)
  • Goch für Warbende (73.)

Wechsel

Trainer

  • Uli Sude

Trainer

Hauptsache nicht blamiert

Zweite Runde im DFB-Pokal, Auftaktrunde für die ersten Bundesligisten. Die Topteams, die international spielen, stoßen gar erst in der nächsten Runde dazu. Dies verärgert Trainer Berger sehr: "Wenn die Großen erst in der dritten Runde einsteigen, wird der Pokal zur Farce, damit macht der DFB den Pokal lächerlich. Die Kluft zwischen den Kleinen und den Großen wird immer breiter und bald steigen manche Vereine wahrscheinlich erst zum Endspiel ein." Auch der DFB sieht dies wohl inzwischen ähnlich, denn bereits im nächsten Jahr sind alle Bundesligisten wieder in der ersten Runde dabei.

Bei sommerlichen Temperaturen müssen die Adler heute gegen den Südwest-Regionalligisten SC Verl antreten, der in der ersten Runde Bundesligaabsteiger Mönchengladbach mit 6:5 nach Elfmeterschießen besiegte und damit für die einzige wirkliche Pokalüberraschung sorgte. Gut, dass sie einen bekannten Club geschlagen haben, denkt sich Trainer Berger, der die Amateure beobachtet hat: "Nach der Gladbacher Niederlage kommt bei uns keiner auf dumme Gedanken. Das ist eine kompakte, laufstarke Mannschaft, bei der einige Spieler zweitligatauglich sind. Dennoch, in Verl müssen wir einfach gewinnen." Marco Gebhardt, der von 1995 bis 1997 bei den Ostwestfalen kickte, warnt zudem vor dem 12. Mann: "Das wird ein Hexenkessel, wir dürfen Verl nicht unterschätzen."

Der Sieg soll mit der gleichen Mannschaft gelingen, die zwei Tage zuvor im Freundschaftsspiel gegen die Bayern gewonnen hat. Mit Kracht, Heldt, Salou, Guié-Mien und Rasiejewski laufen also fünf Neuzugänge auf. Nicht einmal im Kader ist hingegen Bulut, von dessen Leistungen Jörg Berger bislang enttäuscht ist. Sehr zur Verärgerung des 24jährigen Neuzugangs von Fenerbahce Istanbul, der dem Trainer laut Medien vorwirft, dass dieser nicht nach Leistung aufstelle, denn sonst hätte er längst spielen müssen. Nicht im Kader ist zudem Schur, den nach überstandenem Jochbeinbruch nun eine Muskelverhärtung plagt. Für ihn spielt Rasiejewski im defensiven Mittelfeld.

“Die Eintracht ist zwei Klassen stärker als meine alte Liebe Mönchengladbach, aber vielleicht steht uns der Fußballgott noch mal 90 Minuten bei“, sagt Trainer Uli Sude, der von 1976 bis 1987 Torhüter bei der Borussia war. Intern macht er seinem Team, das in der gleichen Aufstellung wie gegen Mönchengladbach antritt, mehr Mut: "Der Bindewald ist immer für ein Dingens gut."

Volksfeststimmung in Ostwestfalen vor 4.000 Zuschauern und die Amateure legen sogleich mit viel Engagement los. Zu viel für die etwas schläfrigen Adler, die sich bereits in der ersten Minute überrumpeln lassen. Plaßhenrich hat sich in der Mitte durchgesetzt und kann von Janßen nur mit einem rüden Foul am Torschuss gehindert werden. Der Freistoß bringt keine Gefahr für Torhüter Nikolov, aber Verl macht weiter Druck. Bindewald hat Mühe mit dem quirligen da Silva, zudem wirken Heldt und Rasiejewski sehr verunsichert. Viele Fehler bereits im Spielaufbau der Eintracht lassen die Amateure immer wieder ins Spiel kommen.

Erst nach 15 Minuten bekommen die Adler allmählich die Oberhand, ohne jedoch zu überzeugen. Dann eben mit einem Standard, denkt sich Kapitän Weber und knallt einen Freistoß nur um Zentimeter am Kasten von Torhüter Joswig vorbei (18.). Drei Minuten später, Zampach schlägt eine Ecke hoch in den Strafraum, Kracht springt und köpft, aber ein Abwehrspieler kann für den geschlagenen Joswig zur Ecke klären. Nun führt Heldt aus. Wieder springt Kracht höher als die gegnerischen Abwehrspieler und diesmal landet der Ball im Torwinkel. Das 1:0 für die Eintracht (22.).

Die Führung gibt den Adlern jedoch keine Sicherheit, im Gegenteil. In der eigenen Hälfte spielt Rasiejewski einen schlampigen Querpass, Vogt spritzt dazwischen und läuft mutterseelenallein auf Torhüter Nikolov zu. Oka kann abblocken, der Ball rollt zu einem Verler Stürmer, aber Kracht reagiert blitzschnell und kann das Leder in letzter Sekunde weggrätschen (24.).

Es bleibt dabei, die Eintracht bekommt das Spiel nicht richtig in den Griff. Immer wieder passieren Fehler schon im Spielaufbau, noch dazu taucht Hoffnungsträger Guié-Mien ab. Lediglich einmal in der 40. Minute lässt er sein Können aufblitzen, verdaddelt aber leichtfertig den Abschluss. So geht es mit der knappen Führung in die Pause und Verls Trainer Sude bleibt zu Recht zuversichtlich: "Wir haben mehr Spielanteile, da ist noch alles möglich." Jörg Berger grantelt hingegen: "Wir haben durch katastrophale Fehler den Gegner anfangs selbst stark gemacht.“ Falk kommt zur zweiten Halbzeit für den schwachen Heldt, der einräumt: "Dass es so schlimm würde, habe ich mir nicht vorgestellt. Ich hatte nicht geglaubt, dass mir die Mexiko-Reise so zu schaffen machen wird.“

Zu schaffen macht einigen der unbedarften Zuschauer in der Halbzeitpause etwas ganz anderes. Denn als die Blaskapelle für Pausenunterhaltung sorgen will, klettert unbemerkt von den Ordnungskräften Adi Adelmann über den Zaun, präsentiert dem johlenden Publikum einen Strip und übernimmt mit dem Taktstock des verduzt amüsierten Dirigenten das Kommando über die Kapelle. Besser wird die Musik dadurch nicht, daher versucht sich der nur noch mit einem Stringtanga bekleidete Adi als Passgeber für Westerthaler, der sich gerade warm macht. Doch soviel vorweg, weder Westerthaler noch Adelmann werden eingewechselt.

Zur zweiten Halbzeit wird es ein wenig besser bei den Adlern. Zudem merkt man, dass Verl dem kraftraubenden Spiel bei hochsommerlichen Temperaturen Tribut zollen muss. Es läuft die 57. Spielminute, Guié-Mien spielt Fjørtoft in den Lauf, der nun freie Schussbahn hat, aber von Schriewersmann unsanft von den Beinen geholt wird. Klarer Fall, Elfmeter. Kapitän Weber läuft an und verwandelt trocken zum 2:0 für die Eintracht (57.).

Das ist zu viel für die Amateure, deren Kampfgeist endgültig erlahmt. Die Eintracht lässt nun Ball und Gegner locker laufen und kommt zu einer weiteren Chance durch Rasiejewski, dessen Schuss aus über 20 Metern jedoch vom Pfosten zurück aufs Feld prallt.

Die Minuten verrinnen, die Eintrachtfans feiern die Adler und sich selbst und können am Ende den “Übersteiger von Lautern“ anfeuern. Nach Vorlage von Falk erzielt der 32jährige Norweger das 3:0 für die Eintracht (88.) und läuft zum Fanblock der Adler. Schiedsrichter Koop erweist sich als echter Bürokrat: Für das kurze Verlassen des Spielfeldes erhält Fjørtoft die Gelbe Karte. Die Antwort folgt auf Norwegisch, nach einem schönen Zuspiel von Salou legt er einfach nach und erzielt das 4:0 in der Schlussminute. Die Adler stehen somit in der dritten Runde des DFB-Pokals. (tr)


Stimmen zum Spiel

Jörg Berger: “Es war wichtig, dass meine Spieler mit Respekt, aber ohne Angst in die Partie gegangen sind. Dennoch hat mir die geistige und körperliche Frische gefehlt, aber am Samstag gegen Unterhaching läuten die Glocken."

Marco Gebhardt: "Wir hätten uns auch blamieren können. Denn ich hatte den SC noch aggressiver erwartet.“

Verl-Trainer Uli Sude: "Mir war klar, dass die Eintracht ein anderes Kaliber als Gladbach ist. Sie hat für 16 Millionen Mark gut eingekauft und wird kaum verhindern können, demnächst in einen europäischen Wettbewerb zu kommen."

 

 

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