Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 1998/1999 - 34. Spieltag

5:1 (0:0)

Termin: Sa 29.05.1999 15:30
Zuschauer: 58.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 1:0 Chen Yang (47.), 1:1 Michael Schjönberg (68., Handelfmeter), 2:1 Thomas Sobotzik (70.), 3:1 Marco Gebhardt (80.), 4:1 Bernd Schneider (82.), 5:1 Jan-Aage Fjörtoft (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 

     

  • Andreas Reinke
  • Martin Wagner
  • Ciriaco Sforza
  • Olaf Marschall
  • Hany Ramzy
  • Michael Schjönberg
  • Harry Koch
  • E. Rodrigues Ratinho
  • Uwe Rösler
  • Andreas Buck
  • Thomas Riedl

 

Wechsel

Wechsel

  • Jürgen Rische für Uwe Rösler (34.)
  • Marco Reich für Thomas Riedl (52.)
  • Michael Ballack für Hany Ramzy (58.)

Trainer

Trainer

  • Otto Rehagel

 

 

Das Wunder von Frankfurt

Eintracht Frankfurt bleibt in der Bundesliga! In einem packenden Saisonfinale setzt sich die Mannschaft mit einem beeindruckenden 5:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern durch und sichert sich damit in letzter Minute den Klassenerhalt.

Diesen Samstagabend wird Jan-Aage Fjörtoft wohl nie vergessen. Während er auf dem Weg zur Feier in einer Sachsenhäuser Kneipe war, klingelte sein Handy. Gernot Rohr, der frühere Manager, meldete sich mit Glückwünschen aus Paris. Doch viel Zeit zum Plaudern blieb dem Torjäger nicht. Schon kurze Zeit später wurde in Sachsenhausen auf den Klassenerhalt angestoßen, Zigarren geraucht und sogar auf den Tischen getanzt – ein ausgelassener Abend, wie er im Buche steht.

Die Party in Sachsenhausen war nicht geplant, denn niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass die Eintracht das Wunder tatsächlich noch schafft. In Windeseile tauschten die Organisatoren den vorbereiteten Lampion mit dem Aufdruck "Wir kommen wieder!" gegen einen mit der Aufschrift "Weiter 1. Liga" aus. Der unerwartete Erfolg verlangte schließlich nach Flexibilität – ein Wort, das an diesem Tag auch Trainer Jörg Berger verinnerlichen musste.

Da es für die Eintracht um Alles oder Nichts ging, war es keine Frage, dass Berger an der offensiven Ausrichtung der letzten Spiele festhielt. Libero Janßen agierte meist vor der Abwehr und hielt das defensive Zentrum stabil. Die Kaiserslauterer Angreifer Marschall und Rösler fanden bei den Frankfurter Verteidigern Kutschera und Bindewald kaum Raum zur Entfaltung und wurden nahezu komplett aus dem Spiel genommen. Auf der Gegenseite nahmen Koch und Schjönberg die anstürmenden Frankfurter, allen voran Yang und Fjörtoft, in Empfang, während Ramzy erneut die Rolle des Liberos für den FCK übernahm.

Während die Eintracht von Beginn an mit großer Leidenschaft und Einsatz spielte, zeigte sich das Spiel der Gäste aus Kaiserslautern ideenlos und fehleranfällig, besonders auf den Flügeln und im zentralen Mittelfeld. Die Zentrale um Sforza, sonst das Prunkstück der Rehhagel-Elf, blieb blass. Auf der linken Seite gelang Riedl und Wagner nur wenig, während auf der rechten Seite Buck und Ratinho nahezu unsichtbar blieben. Ratinho scheiterte ebenfalls in der Defensive, wo er gegen Sobotzik überfordert war. Wagner lieferte sich ein intensives Duell mit Bernd Schneider, ging aber als klarer Verlierer vom Platz.

Die Probleme der Lauterer wurden durch die Unfähigkeit ihrer Stürmer verschärft, sich von den Frankfurter Bewachern zu lösen. Sforzas Wirkungskreis wurde durch seinen Gegenspieler Alex Schur erheblich eingeschränkt. Auch Rehhagels taktische Wechsel brachten keine Wende: Reich konnte auf der linken Seite Riedl nicht ersetzen, Ballack tauchte im Mittelfeld ab, und Sforza, der nach Ballacks Einwechslung in die Liberoposition zurückrutschte, brachte der Defensive keine zusätzliche Stabilität.

Bei der Eintracht hingegen passte an diesem Tag in der zweiten Halbzeit alles zusammen. Nachdem Yang die Adler in der 47. Minute mit 1:0 nach vorn gebracht und Michael Schjönberg in der 68. per Handelfmeter ausgeglichen hatte, zeigte „Joker" Marco Gebhardt seine Klasse und bereitete das 2:1 durch Sobotzik mustergültig vor, bevor er mit einem sehenswerten Treffer zum 3:1 selbst den Ball ins Netz zauberte. Bernd Schneider erhöhte auf 4:1, doch es fehlte noch ein Tor, um den Klassenerhalt sicherzustellen. Vier Minuten vor Schluss reagierte Berger, brachte Christof Westerthaler ins Spiel und verzichtete auf einen Libero. Und dieser Mut zahlte sich aus: Der eingewechselte Westerthaler leitete mit seiner Vorlage das Wunder ein, Sekunden später erzielte Fjörtoft nach einem legendären Übersteiger das entscheidende 5:1 und setzte damit den Schlusspunkt einer beeindruckenden Leistung.

Nach einer schwierigen Saison, in der die Eintracht oft am Abgrund stand, war es schwer zu glauben, dass sie den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen würden. Doch binnen 20 Minuten erzielte das Team vier Tore gegen den Meister des Vorjahres – eine Leistung, die kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Das Waldstadion verwandelte sich in ein Tollhaus, als der Schlusspfiff ertönte. Fans strömten auf den Platz, während die Spieler sich in den sicheren Spielertunnel zurückzogen. In den Katakomben gab es zunächst keinen Moment zum Durchatmen. Spieler wie Ansgar Brinkmann und Alex Schur zeigten sich überwältigt von den Emotionen. "Das war schwieriger als der Aufstieg im letzten Jahr", resümierte Brinkmann, der eingewechselt wurde. Auch Schur konnte sein Glück kaum fassen: "So etwas erlebt man nur im Fußball." Thomas Zampach, einer der Helden des Abends, hatte seine eigene Art, die Situation humorvoll zu kommentieren: „Ihr habt doch mich, den Fußballgott dabei.“

Während die Eintracht im Freudentaumel schwelgte, herrschte bei den Gästen aus Kaiserslautern Frust. Trainer Otto Rehhagel zeigte sich enttäuscht über die Leistung seiner Mannschaft und sprach davon, dass „alle Dämme gebrochen“ seien. Kritik daran, dass sein Team den Abstieg des 1. FC Nürnberg mitverantwortet habe, wies er jedoch entschieden zurück.

Auch nach dem Spiel war der Abend noch lange nicht vorbei. Die Feierlichkeiten verlagerten sich von der Ebbelwei-Kneipe in die Diskothek Capitol, wo die Spieler bis in die frühen Morgenstunden mit den Fans und den Football-Spielern der Galaxy tanzten. Selbst die Hitze im Waldstadion und die Strapazen des Spiels konnten die Euphorie an diesem unvergesslichen Tag nicht bremsen.

 

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