Schalke 04 - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1998/1999 - 33. Spieltag
2:3 (2:1)
Termin: Sa 22.05.1999 15:30
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 1:0 Oliver Held (5.), 2:0 Hami Mandirali (14.), 2:1 Jan-Aage Fjörtoft (24.), 2:2 Thomas Sobotzik (54., Handelfmeter), 2:3 Olaf Janßen (75.)
Schalke 04 | Eintracht Frankfurt |
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Die Eintracht zeigt Nervenstärke Die Eintracht hat sich in den letzten Wochen daran gewöhnt, dass die Emotionen Achterbahn, da es in fast jedem Spiel um oder nichts geht. Doch die letzten Augenblicke des Spiels auf Schalke waren selbst für die mittlerweile abgehärteten Frankfurter eine besondere Herausforderung. Als Schiedsrichter Markus Merk den Abpfiff hinauszögerte, zogen sich die letzten Sekunden quälend in die Länge. Eintracht-Präsident Rolf Heller stand in einer merkwürdigen Pose am Spielfeldrand, der gerade ausgewechselte norwegische Stürmer Jan-Aage Fjörtoft bedeckte seinen Kopf mit einem Handtuch, und Trainer Jörg Berger versuchte sich in einem gezwungenen Lächeln, während er dem Spielfeld den Rücken zukehrte. Schließlich war es soweit: Die Partie endete, und die Eintracht gewann 3:2. Heller fiel Berger erleichtert um den Hals. Doch für große Jubelszenen blieb keine Zeit, denn die Spieler mussten zu einem letzten Sprint ansetzen, um sich vor den anstürmenden Fans in Sicherheit zu bringen. Auch geraume Zeit nach Spielende war es den Eintracht-Akteuren kaum bewusst, was in den 90 Minuten zuvor geschehen war. Lizenzspielerbetreuer Rainer Falkenhain wanderte mit nachdenklicher Miene durch die Gänge des Parkstadions und meinte, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er wieder lächeln könnte. Unterdessen versuchte Thomas Sobotzik im Interview zu erklären, was für ihn fast unerklärlich war: Die Eintracht hatte sich trotz eines 0:2-Rückstands nach einer gespielten Viertelstunde durch Tore von Held und Hami nicht aus dem Konzept bringen lassen, sondern Nervenstärke bewiesen. Unbeeindruckt von den Rückschlägen übernahm man couragiert das Kommando, erspielte sich, meist über das Trio Janßen, Schneider und Sobotzik, klare Möglichkeiten. Und so gelang Fjörtoft in der 25. Minute der Anschlusstreffer, dem Sobotzik in der 54. Minute per Handelfmeter den Ausgleich folgen ließ. Als die Frankfurter, geschlaucht von Pressing und den unermüdlichen Versuchen Richtung Schalker Tor, nach knapp 70 Minuten zu ermüden schienen, sorgte Janßen mit seiner Energieleistung nach schönem Schneider-Pass für die Entscheidung, die Nikolov Minuten später mit einer phantastischen Parade gegen Wolfs Kopfball endgültig sicherte. „Wir sind ruhig geblieben und haben unsere Nerven im Griff gehabt“, so Sobotzik, der eine Schlüsselrolle in dieser Partie spielte. Er fasste die Situation mit einem ironischen Unterton zusammen: „Wir bleiben uns selbst ein Rätsel.“ Trainer Jörg Berger verzichtete auf große Worte und analysierte sachlich den Spielverlauf sowie die Lage der Eintracht vor dem letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Besonders wichtig war für ihn der Anschlusstreffer durch Fjörtoft, der das Team aus einer frühen Lethargie erweckte und neues Vertrauen schöpfen ließ. Nach den Erfolgen gegen Bremen und Dortmund spürten die Frankfurter, dass sie das letzte Kapitel dieser Saison mit einem Happy End abschließen könnten. „Dieses Tor hat uns neue Energie gegeben“, erklärte Bernd Schneider, der wie viele seiner Teamkollegen von dem Glauben an einen erfolgreichen Saisonabschluss getragen wurde. Insbesondere Olaf Janßen, der sich unter Bergers Leitung zum zentralen Akteur entwickelte, brillierte in seiner Rolle als Abwehrchef, Antreiber und Torschütze. Mit seinem entscheidenden Treffer demonstrierte er eindrucksvoll seine Führungsqualitäten. Ob das Spiel auf Schalke ein Symbol für die gesamte Saison ist, bleibt abzuwarten, denn die Eintracht steht nun vor einem echten Herzschlagfinale. Nach drei Siegen in Folge hat sich das Team in eine Position gebracht, von der vor wenigen Wochen kaum jemand zu träumen gewagt hätte. Mit weiteren Mannschaften wie Hansa Rostock, dem VfB Stuttgart, dem 1. FC Nürnberg und dem SC Freiburg im Rennen um den Klassenerhalt wird der letzte Spieltag ein wahres Drama. Doch die Eintracht hat sich offenbar daran gewöhnt, den Nervenkitzel zu genießen. Dass für Kaiserslautern am letzten Spieltag noch
die Qualifikation für die Champions League auf dem Spiel steht, auch
davon will sich die unerschrockene Eintracht nicht entmutigen lassen.
Sobotzik brachte es auf den Punkt: „Für Kaiserslautern geht
es um viel, aber für uns geht es um alles.“
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