MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1998/1999 - 1. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Fr 14.08.1998 19:30
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Uwe Spies (18.), 1:1 Thomas Sobotzik (26.), 2:1 Thomas Hoersen (48.)

 

 

>> Spielbericht <<

MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

 

 

Wechsel

  • Carsten Wolters für Stig Töfting (46.)
  • Dietmar Hirsch für Markus Beierle (77.)
  • Markus Osthoff für Uwe Spies (88.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

 

Ausgerechnet die Abwehr verhagelt den Auftakt

“Wir kommen wieder!“, titelte das Eintracht Stadionmagazin Mitte Mai 1996, als die Eintracht ihr letztes Bundesligaspiel gegen den HSV absolvierte. Am Freitag, den 14. August 1998 ist es endlich soweit. In Duisburg geht für die Frankfurter die Erste Liga wieder los und Trainer Horst Ehrmantraut will “keine Winzigkeit“ von seinem Weg abweichen, den er im Dezember 1996 begonnen hat: "Wir werden 34 Spieltage ums Überleben kämpfen. Aber ich bin mir sicher, dass wir, wenn wir die Homogenität und Geschlossenheit des vergangenen Jahres erreichen, die Klasse halten werden." Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, als auf mannschaftliche Geschlossenheit zu setzen, denn mit nicht einmal 2 Millionen Mark für Neuzugänge konnte der Aufsteiger keine großen Schritte machen. So sind die meisten Neuzugänge Ergänzungen oder - wie Agu, Mutzel und Gerster - Investitionen in die Zukunft.

Daher ist es keine große Überraschung, dass es von den zehn Neuzugängen lediglich Mittelfeldspieler Bernd Schneider und Stürmer Chen Yang als erster chinesischer Spieler in der Bundesliga-Geschichte in die Startelf schaffen. Torhüter Petry, der sich ebenfalls große Hoffnungen auf einen Einsatz gemacht hat, muss ebenso auf die Bank wie Neuzugang Pisont, Westerthaler und Brinkmann, der auf einen Starteinsatz anstelle des verletzten Kutschera auf der linken Seite spekulierte. "Wir fahren nach Duisburg, um zu gewinnen, auch wenn der MSV ein schwer einzuschätzender Gegner ist", kündigt Horst Ehrmantraut forsch an und setzt im Sturm neben dem 24-jährigen Chinesen auf Epp, weil keiner “das Pressing so gut kann wie Thomas“. Auf den Außenbahnen beginnen Kapitän Weber und Zampach, das Mittelfeld bilden Sobotzik, Bernd Schneider und Alexander Schur als Ausputzer vor der Abwehr mit den Manndeckern Bindewald und Kutschera sowie Libero Houbtchev.

Rang Neun im Aufstiegsjahr, danach der achte Platz und das Erreichen des DFB-Pokalfinales, dank dem sich der MSV für den Europapokal der Pokalsieger qualifizieren konnte. Dennoch hält Friedhelm Funkel die Bälle flach: "Zuletzt bewegten wir uns pausenlos am oberen Limit. Und wir haben durch den Abgang von Zeyer und Salou unser Herzstück verloren. Wenn wir gegen Frankfurt gewinnen, können wir uns nur über die ersten drei Zähler für den Klassenerhalt freuen." Den nach Stuttgart abgewanderten Spielmacher Zeyer soll Uerdingens Moravcik als Ideengeber ersetzen und anstelle des nach Dortmund gewechselten Torjägers und künftigen Eintracht-Spieler Bachirou Salou (10 Treffer im Vorjahr) sollen der derzeit an der Leiste verletzte Anderson sowie Markus Beierle (beide von den Stuttgarter Kickers) treten. Immerhin blieb dem Aufstiegstrainer von 1996 die Defensive erhalten, in der vor der Dreierabwehr um Emmerling der Ex-Frankfurter Komljenovic beginnen wird.

Nach dem Anpfiff durch Sportskamerad Fandel wird den mitgereisten Frankfurter Fans schnell klar, dass in der Bundesliga ein anderer Wind als im Unterhaus weht. Die Eintracht kämpft, aber die Meidericher beginnen ihr Heimspiel im altehrwürdigen, aber heftig renovierungsbedürftigen Wedau-Stadion mit mindestens ebenso viel Engagement und hohem Tempo. Vor allem auf dem linken Flügel hat Weber oft das Nachsehen gegen den wieselflinken Gladbacher Neuzugang Hoersen und auch Schur hat große Probleme mit Moravcik. Duisburg drückt vor allem über die Außen und begeistert damit die eigenen Zuschauer. Es ist nichts zu sehen vom befürchteten Mauerfußball der Meidericher. “Unsere Arbeit im technischen und taktischen Bereich hat endlich Früchte getragen“, freut sich MSV-Verteidiger Wohlert. Doch noch finden weder die schnellen Angriffe noch die Flanken einen Stürmer, während die Eintracht kaum zu Entlastungsangriffen kommt, zumal sie es meist nur durch die Mitte probieren.

Dann die 18. Spielminute, eine Ecke von Sobotzik wird von der Duisburger Abwehr geklärt und Komljenovic strebt nach vorne, ohne dass die weit aufgerückten Frankfurter ihm folgen können. So schlägt der Ex-Frankfurter die Kugel durch die Gasse auf die rechte Seite, wo Hoersen schneller als Weber und Bindewald reagiert und flach an den Elfmeterpunkt passt. Nikolov stürzt heraus, doch Spies kommt kurz vor dem Torhüter an das Leder und kann es trotz des Nachsetzens von Zampach mit der Fußspitze zum 1:0 ins Netz schieben.


Schur

So ein Ärger, da hat die Raumaufteilung überhaupt nicht gestimmt, aber immerhin lässt sich die Eintracht nicht schocken. Im Gegenteil, während Duisburg kurzzeitig einen Gang herausnimmt, können Sobotzik und Schneider im Mittelfeld zeigen, dass auch sie kombinieren können. Schade nur, dass das Flügelspiel noch immer lahmt und das Yang sowie Epp den Ball kaum einmal behaupten können. Wie in der 25. Spielminute, als Yang nach Zuspiel von Schneider das Nachsehen gegen Wohlert hat. Zum Glück trickst sich der 32-Jährige mit einem Haken vor dem Strafraum selbst aus, Schur reagiert blitzschnell und spielt die herrenlose Kugel zu Sobotzik, der sie aus acht Metern humorlos zum 1:1 unter die Latte hämmert.

Kurz darauf hat Schneider sogar die Führung auf dem Fuß, doch aus zwölf Metern drischt er einen Abpraller von Epp nur über die Latte. Das sieht gar nicht schlecht aus, doch gegen die nun wieder mit vollem Elan angreifenden Duisburger offenbaren die Gäste weiterhin einige Lücken, zumal weder Weber noch Zampach ihre Seiten dicht halten können. Wie schon zu Beginn des Spiels kommen jetzt Neun auf links sowie Hoersen auf der rechten Seite immer wieder mit ihren Läufen über die Außen durch. Gut nur, dass ihre Flanken nicht präzise genug sind, um von Beierle und Spieß verwertet werden zu können. Lediglich einmal hat Nikolov ein paar Bange Sekunden zu überstehen, nachdem Schur den Ball Kutschera in den Rücken bolzt und für ein mittelschweres Strafraumgestochere sorgt (33.). Dafür sorgt kurz vor der Pause Komljenovic für die nächste Frankfurter Chance, als sein Querschläger im eigenen Strafraum nur knapp über die Latte fliegt.


Weber zum Ersten ...

Zur zweiten Halbzeit kommt bei Duisburg Wolters für Töfting, während die Eintracht unverändert und scheinbar ein wenig schläfrig aus den Kabinen kommt. Denn Beierle kann sich nach einem langen Ball lockerleicht gegen Bindewald durchsetzen und in den Strafraum passen, wo sich Hoersen kurz zuvor von Weber gelöst hat. Kutschera kommt ebenfalls nicht ran, als der 26-Jährige die Kugel wuchtig zur 2:1-Führung für den MSV in die Maschen haut (48.). "Ich bin sehr überrascht über dieses schwache Zweikampfverhalten. Solche Fehlerketten kann man sich in der Bundesliga nicht erlauben, daraus müssen wir ganz schnell lernen", schimpft Horst Ehrmantraut, während der Kapitän, der auch von Houbtchev heftig angeschnauzt wird, zerknirscht einräumt: “Da ist mir Thomas Hoersen im Rücken ein paar Mal weggelaufen.“ Kaum 60 Sekunden später könnte Weber seinen Fehler bei einem Konter wieder gut machen, doch sein Heber über den sich ihm entgegen schmeißenden Torhüter Grill geht leider ein paar Zentimeter über das rechte Toreck.


.. Weber zum Zwoten

Mit der Führung im Rücken zieht sich der MSV wieder ein wenig zurück, während die Eintracht ungestüm nach vorne spielt. Immer wieder durch die Mitte, doch Epp macht vor dem Strafraum keinen Stich gegen Wohlert. Yang kann sich dank seiner Schnelligkeit zwar ein ums andere Mal durchsetzen, aber spätestens im Strafraum verlässt ihn das Selbstbewusstsein. "Er muss viel egoistischer werden", deckelt ihn der Trainer sanft. Dennoch darf er weitermachen, während Epp und der schwache Zampach nach gut einer Stunde Platz für Brinkmann und Westerthaler machen, die tatsächlich für mehr Druck sorgen. Allerdings kommt noch immer nichts Zählbares dabei raus. Schneider und Weber probieren es erfolglos aus der zweiten Reihe, Sobotziks Kopfball streicht um Zentimeter am langen Pfosten vorbei (70.), so dass der Ehrmantraut erneut reagiert und mit Pisont für Kutschera eine weitere Offensivkraft bringt.

“Das war ja fast wie im Schusstraining, wir haben praktisch auf ein Tor gespielt“, meint Weber zu den letzten Minuten und auch Bernd Schneider ärgert sich: “Die Chancen die ich heute vergeben habe, muss ich künftig unbedingt verwerten.“ Denn es nützt wenig, dass Schneider, Sobotzik und auch Weber zwar aus allen Rohren schießen, Torhüter Grill damit aber nicht in Verlegenheit bringen können. Es fehlt einfach die nötige Zielstrebigkeit oder die Cleverness, sich gegen die vielbeinige Abwehr durchzusetzen. “Nett gespielt, gut mitgehalten, aber zu unbedarft, um aus der Schönheit des Spiels auch einen Nutzen zu ziehen“, ist daher das Fazit der Frankfurter Lokalpresse, nachdem die Frankfurter am Ende mit leeren Händen dastehen. (tr)


Drei Stimmen, zwei Meinungen, ein Spiel

Horst Ehrmantraut: "Ein sehr leidiges Ergebnis. Künftig will ich kein Lob, sondern die Punkte. Ich bin wahnsinnig enttäuscht, mit so einem Spiel kann man nicht zufrieden sein. Zufriedenheit ist Stillstand, und Stillstand bedeutet in unserer Leistungsgesellschaft Rückschritt."

Friedhelm Funkel, Trainer MSV Duisburg: "Die Eintracht hat uns große Probleme bereitet. Aber insgesamt waren wir der verdiente Sieger in einem guten Bundesliga-Spiel.“

Präsident Rolf Heller: "Die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist, stimmt mich für die Zukunft zuversichtlich. Ich habe phasenweise sehr guten Fußball gesehen."

 

 

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