Eintracht Frankfurt - SV Meppen |
2. Bundesliga 1997/1998 - 28. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: So 26.04.1998 15:00
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Dirk Margenberg (Wermelskirchen)
Tore: 1:0 Christoph Westerthaler (37.)
Eintracht Frankfurt | SV Meppen |
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Mit hängenden Zungen zum Sieg Es herrscht ausgelassene Stimmung in Frankfurt nach dem Sieg in Uerdingen, der der Eintracht einen Acht-Punkte-Vorsprung auf die Nichtabstiegsplätze verschafft hat. "Die neue Saison der Zweiten Liga beginnt am 2. August, die der Bundesliga am 15. August. Für zwei Wochen mehr Urlaub lohnt es sich aufzusteigen", grinst Horst Ehrmantraut vor dem Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten aus Meppen und auch Schatzmeister Patella strahlt über das ganze Gesicht, denn ihn erreichte frohe Kunde vom DFB. “Es ist eine gute Lizenz und zeugt von seriöser Vorbereitung und ordentlicher Arbeit", verkündet er, denn der Etat mit 32 Millionen Mark für die kommende Saison wurde abgesegnet und nur an die Auflage geknüpft, dass regelmäßig Zahlen vorgelegt werden müssen. Sichtlich stolz ergänzt er, dass seit dem Amtsantritt des Präsidiums unter Rolf Heller am 11. November 1996 die Eintracht den Schuldenberg von über neun Millionen Mark bis auf 1,7 Millionen Mark bei der Hausbank abgebaut habe. Wichtig für den Trainer ist zudem: “Uns stehen circa zwei Millionen Mark für die Investition in neue Spieler bereit." Schlechte Nachrichten gibt es nur von Olaf Janßen, der in Basel weiterhin sein Aufbautraining absolvieren muss und in dieser Saison ebenso wenig zum Einsatz kommen wird wie Oliver Bunzenthal, der nach seinen zwei Knieoperationen immerhin wieder am Mannschaftstraining teilnehmen kann. Voll einsatzfähig ist nach überstandener Bronchitis hingegen Ansgar Brinkmann, der heute anstelle von Güntensperger auf der ungewohnten linken Außenbahn hinter den beiden Sturmspitzen Westerthaler und Epp beginnen wird, während Zampach die rechte Seite beackern soll. Ganz anders ist die Stimmung nach zuletzt fünf sieglosen Spielen hingegen im Emsland. Denn aus den verbleibenden sieben Spielen sollten schon sechs gewonnen werden, um nach elf Jahren zweiter Liga denn Absturz in die Drittklassigkeit zu vermeiden, für die das Präsidium bereits emsig planen muss. Längst trauern sie in Meppen Horst Ehrmantraut hinterher, der der “schnellen Zufriedenheit“ stets energisch entgegen trat. Dies meint auch Trainer Wolfgang Rolff, der Paul Linz nach elf sieglosen Spielen im Dezember ablöste, aber ebenfalls bisher keine Wende mehr einleiten konnte: “Nach Meppen gehört ein Mann mit eisernem Besen“ und appelliert “an die Ehre“ seiner auswärts bislang noch sieglosen Profis, die er gegenüber der 0:2-Heimniederlage gegen Jena gleich auf fünf Positionen ändert, “sich in Frankfurt nicht abschlachten zu lassen“. Nach der Schweigeminute für den zwei Tage zuvor an einem Herzinfarkt verstorbenen Jenaer Spieler Axel Jüpner versucht die Eintracht gegen die sich in der eigenen Hälfte einigelnden Gäste sofort, die Initiative zu übernehmen. Doch es gibt kein Durchkommen, immer wieder rennen sich Zampach und Brinkmann auf den Außenpositionen fest, während Sobotzik in Manndeckung genommen wird und Weber leider ein wenig abtaucht. Da es den weiten Flanken in die Spitze zudem an Genauigkeit fehlt und Meppen sich weigert, für ein wenig Abwechslung zu sorgen, langweilen sich die rund 22.000 Zuschauer heftig. Dreißig Minuten dauert es bis zum ersten Weckruf. Rose ist es, der aus 25 Metern einfach einmal abzieht. Nur um Zentimeter streicht das Geschoß am rechten Lattenkreuz vorbei und sorgt dafür, dass die Frankfurter ihre Lethargie endlich ablegen und den Druck sofort verschärfen. Allerdings ohne Mithilfe des Schiedsrichters, der bereits in der Anfangsphase geflissentlich übersah, dass Epp im Strafraum elfmeterreif gefoult wurde. Auch jetzt sieht Sportskamerad Margenberg konsequent weg, als Zampach eine schöne Flanke auf Westerthaler spielt, der aber beim Kopfballversuch von Rose umgestoßen wird (32.). Der Österreicher beschwert sich ebenso wie Zampach heftig beim Schiedsrichter, doch zum Glück besinnen sich beide schnell und legen einfach spielerisch nach. Denn wieder setzt sich Zampach auf rechts durch und flankt hart vor den Fünfmeterraum. Diesmal zögert Rose ebenso wie der auf der Linie klebende Torhüter Brasas, so dass Westerthaler die Kugel aus vier Metern einfach wuchtig zur 1:0-Führung in die Maschen köpft (36.). Während die Zuschauer noch jubeln, bleibt ihnen nur Sekunden später der Schrei im Hals stecken, denn Stendel, von dem bislang überhaupt nichts zu sehen war, setzt sich nach einem langen Ball gegen Houbtchev durch und zieht aus der Drehung ab. Aber das Leder fliegt ein paar Zentimetern neben den Kasten von Nikolov, so dass es mit der knappen Führung in die Pause geht. Während bei Meppen bereits nach 22 Minuten Fieber für den angeschlagenen Helmer in die Partie kam, wechselt auch Horst Ehrmantraut und bringt Gebhardt für Schur, um das lahmende Flügelspiel der Eintracht zu beleben. Doch nach einem ersten Warnschuss von Epp, der knapp am Tor vorbeisaust (48.), ist die kurze Sturmphase schon wieder vorbei. Meppen hingegen erhöht die Schlagzahl, während sich die Frankfurter zurückziehen und nur noch auf Konter lauern. Fast mit Erfolg, denn nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte bekommt Westerthaler diesen unter Kontrolle und legt ihn quer auf den in die Mitte ziehenden Zampach. Der legt sich die Kugel leider zu weit vor, so dass sie sich der heraus eilende Brasas schnappen kann (58.). Ansonsten spielt nur noch der Tabellenvorletzte und die sichtlich müde wirkenden Frankfurter hecheln hinterher. Immerhin sorgt Houbtchev sorgt noch für ein kleines Highlight, als der die Kugel aus gut 35 Metern auf den Kasten zimmert, aber Brasas kann sie gerade noch über die Latte lenken (65.). "Wir haben es nie geschafft, ein ordentliches Pressing aufzubauen", schimpft Horst Ehrmantraut und bringt Wolf sowie Güntensperger für Sobotzik und Epp, während der Meppener Trainer die Chance wittert und für Libero Claaßen mit Böttche einen weiteren Stürmer bringt (74.). Doch so sehr der Frankfurter Angriffsmotor stottert und sie Meppen im Mittelfeld die Räume überlassen müssen, so konzentriert agiert die Eintracht vor dem Sechzehner. Ein ums andere Mal laufen Bindewald und Kutschera den Ball ab, während Houbtchev überall zu finden ist und bei einem Schuss von Thoben sogar auf der Linie für seinen Torhüter rettet (75.). Den Fans auf der Gegentribüne ist der Kick inzwischen egal, sie feiern einfach ausgiebig den Aufstieg, während die Eintracht wenigstens in der Schlussphase noch einmal zu ein paar Angriffen kommt. Allerdings fehlt die Kaltschnäuzigkeit. Zunächst schießt Güntensperger nach einem Befreiungsschlag von Weber die Kugel Brasas nur an den Fuß und zwei Minuten später schafft es Wolf nicht, den Ball am Torhüter vorbei ins Netz zu setzen (89.). Kurz darauf ist Schluss und statt zu feiern und die fast schon obligatorischen Diver zu zeigen, fallen sie fast ausnahmslos vor Erschöpfung auf den Rasen. Die Akkus sind leer im Schlussspurt, doch der Vorsprung auf die Nichtaufstiegsplätze komfortabel. Denn nachdem Freiburg gegen St. Pauli nur Unentschieden spielte, rutschen die Breisgauer mit neun Zählern Rückstand hinter den neuen Tabellendritten Gütersloh.
Horst Ehrmantraut: "Es war ein unheimlich wichtiger, wenn auch glücklicher Sieg, den wir uns nicht erspielt, sondern erkämpft haben. Vor allem in der Defensive sind wir nie richtig ins Spiel gekommen. Die Spieler haben meist zu sehr im Raum agiert, ließen ihren Gegnern zu viel Platz", Meppen hat uns das Leben sehr schwer gemacht." Und über die fehlende Freude seiner Spieler nach dem Sieg meint er: “Vor einem Jahr hätten 55 Punkte für den Aufstieg gereicht, jetzt brauchen wir vermutlich 60. Zudem habe ich nur wenige Phantasten in der Mannschaft, die bleiben alle auf dem Teppich. Viele allerdings vor Kraftlosigkeit." Ralf Weber: “Sportlich war es bestimmt kein Leckerbissen. Aber wichtig sind einzig die drei Punkte. Nach dem ‘Wie‘ fragt doch schon morgen keiner mehr." Rolf Heller zu den Verzögerungen bei den Vertragsverlängerungen: "Wir sind noch nicht oben, daher gibt es Schwierigkeiten mit den Unterschriften. Schließlich wollen die Spieler wissen, in welcher Liga sie demnächst spielen."
…titelt “der Spiegel“ am 27. April 1998 und beklagt, dass immer mehr Profivereine ihre Vermarktungsrechte an die drei großen Sportrechte-Agenturen IMG, ISPR oder Ufa Sports verkaufen. “Ein expandierender Fernsehmarkt, kartellrechtliche Eingriffe sowie ungebremste Möglichkeiten der Geldvermehrung durch Lizenzgeschäfte haben Verkaufsförderer auf den Plan gerufen - Konzerne rangeln um die Gunst der Club-Oberen, Vereine schwanken zwischen Aufbruch in die Moderne und Festhalten an traditionellen Werten.“ Bereits 20 Millionen Mark hat die Ufa seit 1994 in Hertha BSC Berlin gesteckt. Im Gegenzug lässt sich die Bertelsmann-Tochter ihr Engagement bei der Rechteverwertung mit einer Provision von 40 Prozent vergüten und plant nun einen ähnlichen Deal mit dem 1. FC Nürnberg. Gar 110 Millionen Mark hatte ISPR den Bayern offeriert, um im Gegenzug die TV-, die Marketing- und die Persönlichkeitsrechte der Spieler für vier Jahre zu erstehen. Doch die lehnten ebenso ab, wie die Eintracht, schreibt der Spiegel: “Die Angebote von IMG, Ufa und ISPR schlug Präsident Rolf Heller nacheinander aus. Stattdessen gründete der Zweitliga-Club eine GmbH, die sich um die Komplettvermarktung kümmern soll. So sei ihm wohler, sagt Heller: "Denn sonst hätte ich den Verein auf kaltem Weg verscherbelt." (tr)
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