Eintracht Frankfurt - FC Gütersloh

2. Bundesliga 1997/1998 - 26. Spieltag

0:0

Termin: Do 09.04.1998 19:00
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Florian Meyer (Braunschweig)
Tore: ./.

 

 

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Eintracht Frankfurt FC Gütersloh

 

     

  • Adam Matysek
  • Rob Reekers
  • Frank Scharpenberg
  • Christian Meyer
  • Willi Landgraf
  • Ralf Lewe
  • Janosch Dziwior
  • Dirk Flock
  • Wojchiech Choroba
  • Angelo Vier
  • David Wagner

 

Wechsel

Wechsel

  • Soner Uysal für Dirk Flock (46.)
  • Dirk Konerding für Ralf Lewe (63.)
  • Vlado Papic für David Wagner (79.)

Trainer

Trainer

  • Johannes Linßen

 

 

Ein trostloser, aber ein guter Punkt

Ahnung hat er, der Kapitän. Denn wer hätte außer Ralf Weber hätte den heutigen Gegner vor der Saison schon zu den Aufstiegsfavoriten gezählt. So ist für die Eintracht am heutigen Gründonnerstag eines klar: “Das Spiel gegen Gütersloh ist für uns enorm richtungsweisend, es ist das vielleicht wichtigste Spiel in dieser Saison“, erklärt Präsident Rolf Heller, denn bei einem Sieg könnte die Planung für die Bundesliga bereits frühzeitig forciert werden. Von einem “Sechs-Punkte-Spiel“ will Horst Ehrmantraut trotzdem nichts wissen: "Das ist absoluter Quatsch. Es geht um drei Zähler, und die Partie ist genauso wichtig wie alle anderen auch. Mit den gesperrten Weidemann und Tschiedel fehlen Gütersloh zwar zwei wichtige Spieler, doch deren Kader ist stark genug. Gütersloh will unbedingt aufsteigen und hat auch das Zeug dafür. Aufpassen müssen wir auf Angelo Vier, der ist körperlich noch robuster als unser Kutschera. Wir müssen deshalb unser Spiel nach vorne verlagern und die Flügel des Gegners dicht machen.“

Da Gebhardt wegen seiner Fußverletzung nicht zur Verfügung steht, soll nicht Wolf, sondern erneut Zampach auf der linken Seite diese Aufgabe übernehmen, während Brinkmann gegen seine “alten Kumpels“ auf rechts hinter den Stürmern Epp und Westerthaler beginnen wird. Jonathan Sawieh, der gegen Jena nicht überzeugen konnte, steht dagegen nicht einmal mehr im Kader. Nachdem er bei den Amateuren Spielpraxis sammeln sollte, dies aber verweigerte, warf Horst Ehrmantraut den von Waldhof Mannheim bis zum Ende der Saison ausgeliehen Stürmer kurzerhand raus. Ärger gibt es auch durch Cengiz, der für Sawieh zu den Waldhöfern ging. Zwar will er in der kommenden Saison zum Regionalligisten Kickers Emden, will von der Eintracht aber die Gehaltsdifferenz bezahlt bekommen, was Präsident Heller nur den Kopf schütteln lässt: “Sein Vertrag läuft nur in der Zweiten Liga bis zum Jahr 2000, steigen wir auf, hat er bei uns keinen gültigen Vertrag mehr.

Zurück zur heutigen Begegnung, die auch für den Gegner eminent wichtig ist. "Das ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Wenn wir heute bei der Eintracht gewinnen, muss sie wieder zittern. Dann sind wir auf Tuchfühlung zum zweiten Platz“, tönt der Kauz auf der ost-westfälischen Trainerbank, Hannes Linßen. Er glaubt fest an die Tugenden seines Teams, dass im Vorjahr noch als "Alt-Herren-Truppe“ von den Medien verspottet wurde: “Wir stehen kompakt, sind abwehrstark und mannschaftlich geschlossen. Wir machen kaum Fehler und spielen sehr geordnet". Für das Ziel Aufstieg, das sich auch finanziell lohnen wird, denn der ortsansässige Sponsor Bertelsmann hat einfach einmal 1,5 Millionen Mark genau hierfür ausgelobt. Dass sie in der Rückrunde bislang noch keinen einzigen Auswärtspunkt geholt haben, verschweigt der Trainer, denn das soll jetzt anders werden. Mit Reekers als Libero, der Tschiedel ersetzt und einem defensiven Fünfer-Mittelfeld, vor dem die beiden Stürmer Wagner und Vier auf Konter lauern sollen.

Doch sie lauern nicht, sie igeln und mauern von Beginn an. Die Ost-Westfalen versuchen gar nicht erst, etwas für den Spielfluss zu tuen. Im Gegenteil, der Tabellenvierte überlässt der Eintracht weitgehend das Mittelfeld und rührt im eigenen Halbfeld heftig Zement an. Ratlos wirken sie ob so viel Passivität und so wenig Lücken. Immer wieder wird der Ball im Mittelfeld quer gespielt, es gibt kaum überraschende Aktionen, zumal Zampach auf der rechten Seite zwar mit Eifer, aber nicht mit Flanken glänzt. Der Linke ist sein Fuß eben nicht. Aber auch Brinkmann hat gegen seine alten Kumpel einen rabenschwarzen Tag erwischt. Er wirkt übermotiviert, kaum einen Ball bekommt er unter Kontrolle, so dass das Flügelspiel der Adler heftig lahmt.

Fehlpässe, Missverständnisse und gegenseitige Anraunzer bestimmen das triste Spielgeschehen, das FC-Trainer Linßen gewohnt unlustig anmerken lässt: "Die Frankfurter können vor Aufregung gar nicht mehr laufen. In der ersten Halbzeit kam bei mir Mitleid auf.", Ernsthaft ergänzt der 48-Jährige: “Im ersten Abschnitt ging bei beiden Teams wenig bis nichts.“ “Beide Torhüter standen gelangweilt vor ihrem Kasten, das spricht doch Bände“, grantelt auch Horst Ehrmantraut über die ersten 45 Minuten, die es schnell zu vergessen gilt.

Doch auch die zweite Halbzeit präsentiert den Zuschauern zunächst wenig Erbauliches, während sich der Frankfurter Trainer immer mehr über die kleinen Nicklichkeiten der Gäste aufregt, so dass Weber auf Anweisung von Schiedsrichter Meyer seinen Coach immer wieder zurück auf seinen weißen Gartenstuhl schicken muss. Ansonsten ist vom Kapitän allerdings herzlich wenig zu sehen. “Ihm fehlt die Kreativität, er ist nicht frei im Kopf", meint der Trainer, den der Vertragspoker mit dem Kapitän ebenso nervt wie scheinbar allen anderen Beteiligten. Nach einer Stunde hat Horst Ehrmantraut genug gesehen und bringt Wolf und Güntensperger für die schwachen Brinkmann sowie Güntensperger, so dass Zampach nun auf die rechte Außenbahn wechselt. Tatsächlich wird es jetzt ein wenig lebhafter. Schur leitet mit einem Steilpass auf Güntensperger die erste Chance der Eintracht nach 67 Minuten ein, die der Schweizer allerdings um Zentimeter neben den Kasten setzt. Nur zwei Minuten später bekommt er das Leder von Zampach serviert, scheitert jedoch mit seinem Schuss an Torhüter Matysek.

Auch Gütersloh will sich nicht lumpen lassen und kommt in der 79. Spielminute zu seiner ersten und einzigen Torchance durch Scharpenberg. Houbtchev kann den platzierten Schuss aber in letzter Sekunde blocken, so dass Nikolov weiterhin beschäftigungslos bleibt. Es läuft die 85. Minute, als Epp im Halbfeld einen weiten Pass unter Kontrolle bekommt und nach einem kurzen Haken plötzlich freie Bahn hat. Doch alleine vor Matysek scheitert er mal wieder an seinen Nerven und an einer starken Fußabwehr des Torhüters. "Ich hatte den Ball schon drin gesehen", kann Epp nur den Kopf schütteln, denn es war die letzte Möglichkeit in einem insgesamt sehr enttäuschenden Spiel.

Immerhin bleibt die Eintracht nach dem dritten Unentschieden in Folge auch im dreizehnten Spiel in Folge ungeschlagen und rückt mit 49 Punkten wieder an die Tabellenspitze, da Nürnberg zuhause überraschend mit 1:0 gegen Greuther Fürth verloren hat.


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: “Ich bin mit dem Ergebnis nicht unzufrieden, schließlich wollten wir den Verfolger auf Distanz halten und das ist uns gelungen. Es hätte zu einem Sieg reichen können, doch Gütersloh hat einen hervorragenden Torhüter. Die Spieler haben jetzt eine Verschnaufpause nötig. Das ist eine längst notwendige Maßnahme, damit sie über Ostern die Akkus wieder aufladen können.“

Thomas Epp: “Ein bisschen taktieren gehört halt dazu, es ist keine Katastrophe, 0:0 gespielt zu haben. Ich verstehe nicht, warum wir jetzt eine Beerdigung starten müssen".

Schatzmeister Gaetano Patella: "Das war ein guter Punkt."


Gedankenspiele für ein eigenes Stadion

"Wenn der von der Stadt geplante Skydome nicht realisiert werden kann, dann wollen wir eine eigene Arena bauen. Zwar bleibt der Skydome unsere erste Option, doch nur, wenn uns darin nicht über Mieten und sonstige Belastungen der Hals zugeschnürt wird. Zudem muss unter allen Umständen gewährleistet sein, dass sozial schwächer gestellte Fußball-Fans sich das Erlebnis Bundesliga auch in Zukunft noch leisten können“, erklärt Präsident Heller, während es seit Wochen Zusagen, Dementis und Rückzieher zum Neubau des Waldstadions gibt, dass nach dem Willen aller Beteiligten Spielstätte bei der WM 2006 sein soll.

Selbst eine Renovierung des alten Baues steht im Raum, was die Eintracht jedoch vehement ablehnt. “Dies kann beim derzeitigen Zustand des Stadions, der Investitionen nahe an die hundert Millionen Mark erfordern würde, keine Alternative sein. Eine Überdachung der jetzigen Stehplatzkurven ist sehr teuer und außerdem würde es nach wie vor keinen Komfort für die Zuschauer bringen", meint Heller, um zu ergänzen, dass er sich vorstellen könne, dass die Eintracht ein eigenes Stadion baut: "Die Finanzierung eines solchen Stadions halte ich für absolut realistisch." Ein Schuldendienst von rund neun Millionen Mark sei mit Hilfe von Sponsoren und der Unterstützung durch die Stadt, die ja auch an einer WM-tauglichen Arena interessiert ist, durchaus möglich. Zumal sich Heller von der Vermarktung eines eigenen Stadions große Vorteile für die Eintracht verspricht.

Derzeit bleiben dem Verein als Mieter des Waldstadions bei Heimspielen von durchschnittlich 19,31 Mark pro Eintrittskarte nur 10,63 Mark übrig. "In einem eigenen Stadion hätten wir ganz andere Möglichkeiten", glaubt der Präsident, der in einer neuen Arena auch die Geschäftsstelle unterbringen und Trainingsplätze mit einplanen will. Langfristig sei ein Umzug vom Riederwald ins Waldstadion möglich. Gut, dass er nicht weiß, wie sich das Ganze in den nächsten Jahren entwickeln wird… (tr)

 

 

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