VfB Leipzig - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 1997/1998 - 24. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: Fr 27.03.1998 19:00
Zuschauer: 9.500
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 0:1 Christoph Westerthaler (2.), 1:1 Steffen Heidrich (70.)

 

 

>> Spielbericht <<

VfB Leipzig Eintracht Frankfurt

     

  • Boris Jovanovic
  • Gunnar Sauer
  • Thomas Möller
  • Ulf Mehlhorn
  • Markus Wulftange
  • Steffen Heidrich
  • Matthias Maucksch
  • Matthias Dehoust
  • Nico Däbritz
  • Henri Fuchs
  • Roland Wohlfarth

 

 

Wechsel

  • Ronny Kujat für Markus Wulftange (46.)

Wechsel

Trainer

  • Siegfried Held

Trainer

 

 

Zu wenig gespielt für einen Sieg

Noch in guter Erinnerung sind Spielern und Trainer die aufgeheizte und aggressive Stimmung im Hinspiel gegen Leipzig, als Heidrich Schur mal eben mit dem Ellbogen gegen den Kehlkopf schlug und beim VfB Rachesprüche die Runde machten. So warnt Horst Ehrmantraut vor dem Freitagsspiel bei den heimstarken Sachsen: “Die werden heißblütig an die Sache herangehen. Deshalb müssen wir cool bleiben und dürfen uns nicht hetzen lassen. Leipzig ist sehr heimstark und ist mit dem VfB der Hinrunde, auch aufgrund der in der Winterpause neu verpflichteten Spieler, nicht zu vergleichen." Verzichten muss der Trainer auf Houbtchev, dessen Oberschenkelzerrung aus dem Freiburg-Spiel noch nicht abgeklungen ist, so dass Weber trotz seiner noch nicht ganz ausgeklungenen Schienbeinprellung erneut auf die Libero-Position rutscht und ankündigt: “Vielleicht nehme ich noch ein paar Schmerztabletten. Denn Verlieren kommt schon mal gar nicht in Frage. Wir wollen gewinnen.“

Und zwar mit einer offensiven Aufstellung, denn Kutschera rutscht wieder in die Abwehr, um sich zusammen mit Bindewald um die beiden Stürmer Wohlfahrth und Fuchs zu kümmern, während Kaymak trotz seiner tollen Leistung gegen Freiburg wieder auf die Bank muss. Denn Westerthaler stürmt heute von Beginn an neben Epp und Sobotzik rutscht dafür ins offensive Mittelfeld. Von Mittelfeldspieler der Vorrunde, Olaf Janßen gibt es unterdessen keine guten Nachrichten, denn der 31-Jährige musste sich erneut einem kleineren Eingriff an der Wade unterziehen, so dass er frühestens im Endspurt der Saison wieder zur Verfügung stehen wird.

Vor ihrem dritten Heimspiel in Folge steht unterdessen der Tabellenzwölfte, nachdem das Auswärtsspiel in Zwickau aufgrund der widrigen Platzverhältnisse abgesagt werden musste. Gut für die Sachsen, die seit Mitte Oktober von Damian Halata trainiert werden, denn immerhin konnten sie Freiburg und Gütersloh schlagen, ohne ein Gegentor zu kassieren. Ein Verdienst der neuorganisierten Abwehr um die Winterneuzugänge Möller von Gütersloh und Libero Sauer von Hertha BSC, aber auch der neue Stürmer Roland Wohlfarth vom VfL Bochum traf bereits zweimal für den VfL.

9500 Zuschauer im baufälligen Bruno-Planche-Stadion sorgen für eine lautstarke Kulisse, die vor allem die Gäste anstachelt, hochkonzentriert und engagiert in die Partie gehen. Vom Anpfiff weg sind sie ununterbrochen am Ball, bevor ein Abwehrbein diesen ins Toraus befördern kann. Sobotzik führt die Ecke kurz auf Weber aus, der in den Strafraum flankt, während Epp gleich zwei Verteidiger bindet. Genau richtig, denn Westerthaler spritzt in die Lücke und haut die Kugel nach 70 Sekunden zur frühen 1:0-Führung für die Eintracht in die Maschen. Es ist bereits das dritte Mal in Folge, dass die Frankfurter in den Anfangsminuten in Führung gehen. “Dafür gibt es aber kein Geheimrezept“, meint der Torschütze, “aber es drückt aus, wie konzentriert und engagiert wir in die Spiele gehen.“ Ganz im Gegensatz zu den Sachsen, was Libero Sauer sehr ärgert: “Da stimmte die Zuordnung überhaupt nicht, dann ist es natürlich doppelt schwer, auf ein Tor zu drängen und nicht in Konter zu laufen.“

Soweit die Theorie, in der Praxis kontrolliert die Eintracht weiterhin die Partie mit ruhigem und sicherem Passspiel, während die Gastgeber wie erstarrt wirken. So hat Schur nach 10. Minuten die Führung auf dem Fuß, als er aus dreizehn Metern abzieht, setzt das Leder aber um ein paar Zentimeter über die Latte. Doch nach gut zwanzig Minuten löst sich die Verkrampfung bei den Leipzigern, die nun aggressiv und mit vielen kleinen Fouls die Eintracht bearbeiten, die leider zusehends lässiger agiert.

So schleichen sich immer mehr Fehlpässe in das Spiel ein, die Leipzig den Raum für erste Angriffe geben. Immerhin steht die Abwehr um Aushilfs-Libero Weber, so dass sich die Gäste in den nächsten Minuten auf Weitschüsse beschränken, die Fuchs, Wulftange, Mehlhorn und Dehoust aber nicht im Tor von Nikolov unterbringen können. “Ralf war immer am Ort des Geschehens, immer am Brennpunkt“, lobt der Trainer, der ansonsten in der Offensive nichts Positives mehr von seinen Jungs zu sehen bekommt. Ein ums andere Mal rennen sie sich auf den Außenbahnen fest oder der Ball wird unsauber nach vorne gespielt, so dass an eine Ergebnisverbesserung bis zur Pause nicht zu denken ist. So sieht es auch Ralf Weber, der hofft, demnächst wieder weiter vorne zu spielen: “Von einem zum anderen zu rennen und Löcher zu stopfen macht keinen Spaß. Ich wäre froh, wenn ich gegen Jena wieder ins Mittelfeld rücken könnte. Ich glaube, im vorderen Bereich der Mannschaft mehr helfen zu können.“ Vermutlich wünscht sich dies auch Sobotzik, der im offensiven Mittelfeld unkonzentriert und als alleiniger Spielgestalter überfordert wirkt.

In der Pause zeigt immerhin Gebhardt eisernen Willen und lässt sich seine aufgeplatzte Narbe auf dem Fußspann nähen, um unverdrossen weiter zu spielen. Doch gegen die jetzt verstärkt auf den Ausgleich drängenden Sachsen fehlt nicht die Kampfkraft, sondern die Konzentration und Kreativität, gescheite Gegenstöße zu setzen, so dass Epp und Westerthaler in der Luft hängen, während Sobotzik nach wie vor die Übersicht fehlt. Diese geht der Abwehr jetzt allerdings auch kurz verloren, als Heidrich eine Lücke nutzt, den Ball aber nicht richtig trifft, so dass er am rechten Pfosten vorbei trudelt (50.). Immerhin setzt sich Gebhardt drei Minuten später noch einmal schön auf der linken Außenbahn durch, um den Kasten von Jovanovic knapp zu verfehlen. Der Rest ist Schweigen. Statt zu spielen, dreschen sie die Bälle nur noch nach vorne, während Leipzig den Druck nun immer weiter erhöht.

So folgt, was folgen muss, in der 69. Spielminute. Auf Zuspiel von Fuchs setzt sich der eingewechselte Kujat auf der rechten Seite durch, um Bindewald mit einem Hackentrick zu versetzen und die Kugel in den Lauf des nachrückenden Heidrich zu legen, den Schur kurz aus den Augen verloren hat. Der 30-Jährige zieht im Strafraum ab und hat Glück, dass der Schuss noch leicht abgefälscht wird, so dass er unhaltbar für Nikolov zum 1:1 im Netz landet. Horst Ehrmantraut schüttelt entgeistert den Kopf und wechselt sogleich seinen kompletten Sturm aus. Für Epp und Westerthaler kommen Güntensperger sowie Sawieh (70.), die jedoch auch nicht für mehr Drang im Spiel nach vorne sorgen können.

Lediglich Sobotzik kann noch einmal für ein Raunen sorgen, als er einen Freistoß ins Außennetz setzt (81.). Ansonsten müssen sie sich den ständigen Angriffen der Leipziger erwehren, die nach Meinung von Trainer Halata “die beste Halbzeit seit der Winterpause zeigen“ und von den Zuschauern dafür gefeiert werden. Aber die Eintracht beißt sich durch auf dem holprigen Platz und kämpft bis zum Abpfiff, so dass auch das elfte Spiel in Folge nicht verloren geht. Damit rutschen die Frankfurter zwar einen Rang hinter Nürnberg, dass nach seinem 4:0-Sieg gegen Meppen ebenfalls 47 Punkte, aber nun das um 2 Treffer bessere Torverhältnis hat. Da Gütersloh allerdings in Jena verloren hat, beträgt der Abstand auf Rang Vier jetzt 10 Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: “Ich bin mit dem Punkt zufrieden, aber nicht mit der spielerischen Leistung, vor allem nicht in der zweiten Halbzeit. Da hat uns Webers Leistungsstärke im Spielaufbau gefehlt, wir haben zu viele lange Bälle gespielt und nur reagiert. Schade, denn in der ersten Halbzeit hätten wir den Sack bereits zu machen können. Ich warne davor, jetzt zu sagen: die nächsten zwei Heimspiele sind sechs Punkte. Nach wie vor müssen wir jeden Gegner müde laufen, wir kommen immer noch zuerst über die kämpferische Note."

Ansgar Brinkmann: “Wir haben heute zu wenig getan, um einen Sieg verdient zu haben."

Ralf Weber: “Der schlechte Platz darf kein Alibi sein. Wir haben schlecht gespielt und uns bei den Kontern dumm angestellt. Uns hat die letzte Frische gefehlt.“

 

 

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