Eintracht Frankfurt - SpVgg Unterhaching

2. Bundesliga 1997/1998 - 12. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Fr 31.10.1997 19:00
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter: Blumenstein (Berlin)
Tore: 0:1 Matthias Lust (55.), 1:1 Ralf Weber (63.)

 

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Eintracht Frankfurt SpVgg Unterhaching

 


  • Udo Mai
  • Andreas Hartig
  • Ralf Bucher
  • Alexander Strehmel
  • Stephan Täuber
  • Arne Tammen
  • Björn Hertl
  • Peter Zeiler
  • Matthias Lust
  • Altin Rraklli
  • Thomas Radlspeck

 

Wechsel

Wechsel

  • Matthias Zimmermann für Thomas Radlspeck (71.)
  • Jochen Seitz für Altin Rraklli (71.)

Trainer

Trainer

  • Willi Entenmann

 

Auf dem Zahnfleisch…

Oktober-Blues in Frankfurt, dennoch gibt es beim Trainerteam und der Mannschaft ein erleichtertes Aufatmen. Denn Weber, Janßen und Schur sind am Freitagabend wieder an Bord. Nur Güntensperger fehlt aus der Stammformation, die in den ersten fünf Spielen die Traumausbeute von 15 Punkten holte. “Für uns ist es enorm wichtig, dass sie alle wieder da sind“, betont daher Uwe Bindewald, denn in den letzten sechs Spielen konnte nur ein Sieg erzielt werden. “Kein Klub kommt während einer Saison ohne Durchhänger durch, aber wir wissen, dass endlich einmal drei Punkte her müssen“, mach sich “Zico“ daher Mut. Und zwar ausgerechnet vor dem Spiel gegen die nach der Eintracht auswärtsstärkste Mannschaft, die bereits sieben Punkte in der Fremde holte und dabei nur fünf Gegentore kassierte.

Horst Ehrmantraut ist dies egal. Er vertraut weiter unverdrossen auf sein System und die Leistungsträger des Saisonbeginns, um Sobotzik anstelle von Cengiz neben Epp im Sturm beginnen zu lassen, während Zampach, Janßen sowie Gebhardt das offensive Mittelfeld bilden. Keine Änderung gibt es auch in der Defensive, die vom Kapitän bereits vor Spielbeginn Lorbeeren erntet: “Wir stehen in der Abwehr sicher und haben eine gute Abstimmung gefunden.“

Keine guten Erinnerungen hat Unterhachings neuer Trainer Willi Entenmann an das Waldstadion, denn unmittelbar nach der 4:1-Niederlage des Clubs Ende August wurde er beim 1. FC Nürnberg entlassen und trainiert seit dem 1. Oktober die Mannschaft aus dem Vorort Münchens. Denn just nach einer Niederlage gegen den Club mussten die Münchener Vorstädter Lorenz-Günther Köstner für eine vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 150.000 freistellen, da dieser mit sofortiger Wirkung die Nachfolge von Peter Neururer beim Bundesligisten 1. FC Köln übernahm. So hofft der neue Trainer des Tabellenfünften auf das Gesetz der Serie: "Damals hatte die Eintracht vier Spiele hintereinander gewonnen, diesmal hat sie vier Spiele hintereinander nicht gewonnen, da geht man psychologisch ganz anders ins Spiel." Seine Mannschaft stellt er unterdessen mit zwei defensiven Viererketten und der Hoffnung auf schnelle Konter durch Radispeck und Neuzugang Rraklli, der zuletzt vier Spiele wegen Schiedsrichterbeleidigung gesperrt war, auf eine Abwehrschlacht ein.

Und es kommt, wie es die 15.300 Zuschauer wohl erwartet haben. Vom Anpfiff weg ziehen sich die Gäste weit in die eigene Hälfte zurück, während die Eintracht sofort auf der Suche nach Lücken ist. Doch bereits nach 7 Minuten ist die Anfangstaktik dahin, denn Janßen, der bereits vor Spielbeginn eine schmerzstillende Spritze aufgrund seiner Achillessehnenprobleme bekam, fasst sich nach einem Sprint an die Wade und humpelt mit einem Muskelfaserriss vom Platz, so dass Wolf seine Position einnehmen muss. Der Ex-Mönchengladbacher fügt sich zum Glück gut ein und hat kurze Zeit später sogleich die erste Möglichkeit, nachdem Epp sich bereits einmal mit einem Schuss versucht hatte. Nach einer Flanke von Zampach behält er im Getümmel vor dem Sechzehner die Übersicht und zieht ab, verfehlt jedoch den Kasten von Torhüter Mai (11.). Nur zwei Minuten später haben die Zuschauer erneut den Torschrei auf den Lippen, nachdem Epp die Kugel im Fallen quer zu Sobotzik schlenzt, der sofort köpft. Aber auf der Linie kann Bucher den Ball wegköpfen (13.).

Die Eintracht bleibt weiterhin läuferisch und kämpferisch sehr engagiert, attackiert abwechselnd über beide Flügel, doch spätestens in der Nähe des Strafraums ist es vorbei mit der Herrlichkeit. So verspringt Sobotzik der Ball nach einer guten Flanke von Weber völlig freistehend und auch Epp ist zwar sehr agil, aber leider kein bisschen torgefährlich. Dafür wagt sich Unterhaching nach gut einer halben Stunde tatsächlich einmal aus der eigenen Hälfte, doch bis auf ein Schüsschen von Hartig, das Nikolov vor keine Probleme stellt, springt dabei nichts heraus (32.). Pech hat dafür nur Sekunden später Gebhardt, als er aus gut und gerne dreißig Metern Maß nimmt, die Kugel aber um Zentimeter über das rechte Toreck streicht. Und auch die Hacke von Weber bringt keinen Erfolg, als er einen Freistoß von Wolf gefährlich verlängert, das Leder aber knapp neben dem Pfosten landet (37.).

Es bleibt absolut einseitig, doch sie treffen einfach nicht den Kasten. Nachdem Schur mit einem Weitschuss Torhüter Mai testet (41.), probiert es Epp zum wiederholten Male mit sinnlosen Drehungen, sich in Schussposition zu bringen, was das langsam unruhig werdende Publikum laut werden lässt. Schließlich vertändelt Epp, der bislang erst einen Treffer im ersten Saisonspiel erzielte, auf diese Weise bereits einige Möglichkeiten. “Gefährlich wie ein Teddybär“, schreiben sie über ihn in der Lokalpresse. Leider haben sie Recht.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit bleibt das Bild das alte. Fast jedenfalls, denn nun schleichen sich Unkonzentriertheiten bei den Hausherren ein, zudem wirken die Versuche von Zampach und Gebhardt immer mehr wie ein “mit dem Kopf durch die Wand“. Auch Wolf oder Weber gelingt es nicht, überraschende Momente in das Angriffsspiel der Frankfurter zu bringen. Dafür zeigt sich Unterhaching fast heimlich mit einem Konter über die rechte Außenbahn, den scheinbar keiner der Abwehrspieler so richtig ernst nimmt. Denn Hartig kann unbedrängt flanken und in der Mitte ist es Lust, der freistehend seinen Kopfballaufsetzer im Netz unterbringen kann. "Wir hatten im richtigen Moment das nötige Glück", kommentiert Trainer Entenmann die völlig überraschende 1:0-Führung lapidar, während die Zuschauer im weiten Rund entsetzt den Kopf schütteln (54.).

Die Eintracht wirkt geschockt und reagiert mit wütenden, aber viel zu hektischen Angriffen, um die wohl geordnete Defensive der Unterhachinger gefährden könnten. Immer wieder wird die Kugel hoch in den Strafraum geschlagen, immer wieder kann sie umgehend geklärt werden, so dass zum ersten Mal in dieser Saison vereinzelte Pfiffe erklingen. So kann es nicht weiter gehen, denkt sich Kapitän Weber mit ordentlicher Wut im Bauch und schnappt sich den Ball bei einem Freistoß, den eigentlich Wolf ausführen will. Er nimmt Maß und zirkelt das Leder über die Mauer hinweg genau in den rechten Torwinkel zum 1:1 (62.). Was für ein tolles Tor! Mit neuem Mut stürmen sie nun weiter und Horst Ehrmantraut bringt frische Kräfte zur Unterstützung. Levy und Cengiz kommen für die sichtlich erschöpften Zampach und Gebhardt in die Partie (65.), die jetzt fast ausschließlich in der Hälfte der Gäste stattfindet.

Doch weiterhin fehlen die Ideen, die Pässe sind nicht exakt genug und weder Sobotzik noch Epp sind kaltschnäuzig genug, aus dem Nichts eine Chance zu kreieren. So versucht es Wolf mit einem Hammer aus gut 25 Metern ebenso erfolglos (68.) wie Epp nach einer Dribbeleinlage aus elf Metern, die in den Armen von Torhüter Mai landet (75.) oder Schur mit seinem Flachschuss, den Mai parieren kann. “Zum Schluss haben wir es mit der Brechstange versucht", stöhnt Präsident Heller auf der Tribüne, während die Gäste es tatsächlich noch einmal mit einem Konter versuchen, bei dem Seitz allerdings den Kasten von Nikolov deutlich verfehlt (86.).

Kurz darauf sinken die Frankfurter enttäuscht auf den Boden. "Es ist frustrierend, wenn wir für unsere Maloche nicht belohnt werden", schüttelt Epp über die gefühlte Niederlage enttäuscht den Kopf, die das fünfte Spiel ohne Sieg bedeutet. Denn da die Verfolger und auch Spitzenreiter Uerdingen jeweils dreifach punkten können, beträgt der Rückstand auf Rang eins jetzt drei Zähler, während der Vorsprung auf Gütersloh auf ein Pünktchen geschmolzen ist. Und von hinten drängt Nürnberg nach dem fünften Sieg in Folge bereits mit riesen Schritten in Richtung der Aufstiegsplätze. (tr)


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: “Es war ein Punktverlust, der wehtut. Wir haben das Spiel eindeutig kontrolliert, gefehlt hat der entscheidende Pass zum Tor. Wir dürfen unsere gute Möglichkeit nicht leichtfertig verspielen. Aber wir dürfen nicht verrücktspielen, sondern müssen ruhig weiterarbeiten. Bis zur Winterpause ist allerdings mehr nicht drin. Zu viele Spieler haben einen zu großen Substanzverlust, da fehlt in den entscheidenden Situationen die Kraft und die Konzentration.“

Willi Entenmann, Trainer Unterhaching: "Ihr schafft das schon. Ihr spielt stark."

Präsident Rolf Heller: "Wir verfallen jetzt nicht in Panik, das ist keinesfalls eine Krise, sondern angesichts unserer kräfteraubenden Spielart eine normale Entwicklung."

Urs Güntensperger: “Irgendwann platzt der Knoten und wir schießen wieder einmal drei Tore.“

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