SV Meppen - Eintracht
Frankfurt |
2. Bundesliga 1997/1998 - 11. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: Fr 24.10.1997 19:00
Zuschauer: 10.500
Schiedsrichter: Wolfgang Friedrichs (Lennestadt)
Tore: 0:1 Thomas Sobotzik (53.), 1:1 Alexander Ukrow (65.)
SV Meppen | Eintracht Frankfurt |
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Trotz allem… ein Punkt- und ein “Millionen-“gewinn Es geht zurück an die alte Wirkungsstätte für Horst Ehrmantraut, der nach fünf Jahren im Emsland nach einer Niederlage bei Hannover 96 im April 1996 um seine sofortige Beurlaubung gebeten hatte, da er keine Perspektive mehr gesehen hat. Glück für die Eintracht, die den 41-Jährigen ein dreiviertel Jahr später verpflichtete, aber nun hellhörig werden sollte, denn drei Tage nach der Heimniederlage gegen Uerdingen kritisiert er die Zurückhaltung bei den von ihm händeringend geforderten Neuverpflichtungen und lehnt eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrages ab. Ein perfektes Timing, denn nach den internen Planspielen im Präsidium meldet sich nun auch der “Planspieler“ Maurizio Gaudino aus Basel zu Wort, wo er nach der Entlassung von Trainer Jörg Berger nur noch auf der Ersatzbank eine Rolle spielt: "Nie mehr würde ich die Eintracht wieder verlassen“, wenn er denn jetzt an den Main wechseln würde. “Mauri würde uns verstärken, aber wir haben jetzt eine andere Mentalität in der Mannschaft und pflegen nicht mehr den Individualismus früherer Jahre“, meint der Trainer und auch Schatzmeister Patella zuckt angesichts der leeren Kassen nur die Schultern: “Bis Weihnachten wollen wir abwarten.“ Immerhin hat sich die aktuelle Personalsituation ein wenig gebessert, denn beim Freitagsspiel in Meppen kann Horst Ehrmantraut wieder auf den zuletzt grippekranken Janßen und den gesperrten Weber zurück greifen, muss dafür aber auf Schur verzichten, der gegen Uerdingen seine fünfte gelbe Karte kassierte. Trotz der Hoffnung auf einen Einsatz müssen aber Wolf ebenso wie Mehic wieder auf die Bank, denn diesmal ist es Hakan Cengiz, der zu seinem ersten Spiel von Beginn an als zweite Spitze neben Epp nominiert wird. “Was in den bisherigen Auswärtsspielen abgeliefert wurde, hat in seiner Gesamtheit nur wenig mit Profifußball zu tun.“ Ein Satz von Präsident Gersmann im aktuellen Stadionmagazin des SV Meppen zum Spiel gegen die Eintracht, der nicht nur Ehrmantrauts Nachfolger Paul Linz erbost, sondern auch die Mannschaft des aktuellen Tabellensiebten. Vergessen ist darüber sogar der Ärger des Trainers über sein Team, das zuletzt in Jena innerhalb von nur drei Minuten nach der Führung mit 1:2 in Rückstand geriet, um das dritte Auswärtsspiel in Folge zu verlieren. Ein “Verdienst“ auch von Manndecker Volland, für den heute Deters in die Abwehr rückt. Prus wird anstelle von Surmann im Mittelfeld beginnen und der von den HSV-Amateuren gekommene Stendel stürmt erneut neben Ukrow statt des bislang torlosen Meppener Vorjahrestorschützenkönig Christian Claaßen. Scheinbar hat des Präsidenten Kritik die Hausherren so richtig wütend gemacht, denn vom Anpfiff weg legen sie ein enormes Tempo vor und überlisten sogleich die Frankfurter Abwehr. Ukrow taucht nach einem Lupfer über die aufgerückte Abwehr mutterseelenallein vor Nikolov auf, der den Schuss des 26-Jährigen aber mit einer Blitzreaktion parieren kann (3.). Doch auch die Eintracht hat nach der jüngsten Heimniederlage etwas gut zu machen und hält mit viel Einsatz dagegen, um vier Minuten später ebenfalls gefährlich vor dem Meppener Tor aufzutauchen. Nachdem sich Zampach auf der rechten Außenbahn durchsetzt und scharf in die Mitte flankt, ist Cengiz zur Stelle, bringt den Ball aber freistehend nicht im Tor unter (7.). Wiederum nur drei Minuten später hat Epp Pech, dass sein Schuss aus zwölf Metern nur gegen den Innenpfosten prallt, bevor ihn sich Torhüter Brasas schnappen kann. Es bleibt turbulent, zunächst kämpft sich Cengiz prima in den Strafraum, ist aber zu eigensinnig, um für Epp abzulegen und vertändelt so diese Möglichkeit. Dann ist es wieder Ukrow für die Hausherren, dessen Schuss aus dem Halbfeld knapp den Frankfurter Kasten verfehlt (15.) und schließlich scheitert wieder einmal Cengiz mit einem schwachen Kopfball an Brasas. “Hakan hatte drei gute Möglichkeiten, von denen er zwei hätte machen müssen“, deckelt Horst Ehrmantraut den 29-jährigen Türken, um anschließend zu betonen: “Aber er hat mehr als gute Ansätze gezeigt und sich problemlos in das Gesamtsystem eingegliedert.“ Währenddessen kommt das Frankfurter Gesamtsystem allerdings ins Schlingern, Unaufmerksamkeiten und leichte Abspielfehler schleichen sich ein, die Meppen wieder die Oberhand gewinnen lassen. Immer häufiger tauchen sie vor dem Strafraum auf und vor allem Ukrow stellt die Abwehr um Libero Houbtchev vor Probleme. Doch mit vereinbarten Kräften können sie sich der Angriffe erwehren. Zunächst muss Nikolov bei einem Schuss von Ukrow klären, dann kann Bindewald Stendel den Ball in letzter Sekunde von den Füßen grätschen und kurz vor der Pause klatscht ein abgefälschter Schuss von Helmer gegen die Latte. Der Ball prallt zurück zum Schützen, der erneut abzieht, aber diesmal kann sich Zampach in den Schuss werfen und zur Ecke klären (44.). Danach hat die Abwehr endlich Zeit, in der Kabine Luft zu holen. Mit frischem Elan kommt die Eintracht aus der Pause und bemüht sich, dass Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Sobotzik zieht zwei Minuten nach Wiederanpfiff von der Strafraumgrenze aus ab, doch auch er scheitert am guten Torhüter Brasas. Dann aber die 53. Spielminute, es gibt Freistoß für Frankfurt von der linken Seite. Weber schlenzt das Leder in den Sechzehner, wo Cengiz es zurück auf Houbtchev legt. Der zieht platziert ab, Brasas kann mit einer Glanzparade halten, den Ball aber nicht festhalten, der nach vorne prallt, wo Sobotzik am schnellsten reagiert und ihn zum 1:0 versenkt. Meppen reagiert sofort mit wütenden Angriffen, die der Eintracht die Möglichkeit zu Kontern eröffnet. Doch Cengiz ist nicht kaltschnäuzig genug, so dass die Abwehr gleich zweimal wieder zur Stelle ist, um zu klären. Was sich in der 65. Spielminute rächt, als ein Distanzschuss von Prus in der Frankfurter Abwehr hängen bleibt. Während Kutschera noch schaut, ist Ukrow bereits zur Stelle und schießt das Leder aus der Drehung zum 1:1 in die Maschen. Der Ausgleich reicht ihnen nicht, weiter drängt Meppen nach vorne und die Eintracht damit weit in die eigene Hälfte, so dass an Konter nicht einmal mehr zu denken ist. Aber die Frankfurter halten mit vereinten Kräften dagegen. Diesmal ist es Weber, der einen Kopfball von Thoben nach einer Ecke für den geschlagenen Nikolov von der Linie kratzen kann (79.) und in der 84. Spielminute hilft das Glück des Tüchtigen, als ein Schuss von Prus nur Zentimeter neben den Pfosten rauscht. Danach ist Schluss, die Eintracht erringt einen glücklichen Zähler, wie auch Horst Ehrmantraut eingestehen muss: "Mit dem Punkt kann ich gut leben. Es war ein Spiel mit viel Dynamik." Von einer Minikrise will er nach nur zwei Punkten aus den letzten vier Spielen aber nichts wissen: “Man muss auch berücksichtigen, wie wir in diesen Begegnungen gespielt haben. Und da war nur eine schwache Halbzeit darunter, die erste Hälfte gegen Jena.“ Dennoch würde ein Sieg dem Punktekonto gut tun, denn hinter der Eintracht auf Tabellenplatz Zwei sind mit Gütersloh, Freiburg, Unterhaching, Stuttgart und den wiedererstarkten Nürnbergern inzwischen fünf Mannschaften, die auf einen Ausrutscher der Frankfurter warten.
Bereits Mitte 1995 beschloss die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) mal eben so, den Beitrag zur Unfallversicherung für “Sportler gegen Entgelt“ rückwirkend um das fast Achtfache anzuheben, so dass für einen Zweitligakicker, der ca. 140.000 Mark verdient, nunmehr 55.000 Mark statt wie bislang 7.500 Mark fällig werden. Noch dramatischer ist, dass den “Sportlern gegen Entgelt“ künftig auch Trainer, Manager und Mitarbeiter der Geschäftsstelle gleichgestellt werden, so dass auf die Vereine der Ersten und Zweiten Liga Millionennachforderungen zukommen. Alleine bei der Eintracht sind im Juni 1997 bereits 3,77 Millionen Mark an Verbindlichkeiten gegenüber der VBG aufgelaufen, die die Bilanz stark belasten. Während die Liga seit 1996 die VBG mit Musterprozessen überzieht und sich sogar die Politik einschaltet, bleibt die Genossenschaft knallhart und kündigt Ende Oktober 1997 Vollstreckungsmaßnahmen für die noch ausstehenden Beträge der Profivereine in Höhe von 50 Millionen Mark aus dem Jahr 1995 an, so dass der Mainzer Präsident Strunz hinsichtlich der “Totengraberei der VBG“ beim DFB Alarm schlägt: “Dann müssen wir die Lizenz zurück geben, dann ist Feierabend!“. Auch DFB-Liga-Sekretär Holzhäuser befürchtet: “Wenn die Forderungen sofort fällig sind und vollstreckt werden, sind die Zweite Liga und Teile der Bundesliga Konkurs.“ Immerhin verzichtet die VBG dann doch auf weitere Vollstreckungsmaßnahmen, aber erst im Januar 1998 gibt es auf politischen Druck hin einen Kompromiss mit dem DFB, nach dem die Vereine der ersten drei Spielklassen nicht mit insgesamt 75 Millionen, sondern nur noch mit 35 Millionen Mark pro Jahr belastet werden. Für die Eintracht bedeutet die Entscheidung eine Entlastung von ca. 2,5 Millionen Mark, so dass sich die Deckungslücke der Saison 1997/98 mit einem Schlag um eben diesen Betrag vermindert und nur noch bei 500.000 Mark liegt, so dass die Frankfurter aktuell wohl nicht gegen Lizenzauflagen verstoßen werden. (tr)
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