FC Carl Zeiss Jena - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 1997/1998 - 8. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: So 28.09.1997 15:00
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Dirk Margenberg (Wermelskirchen)
Tore: 0:1 Thomas Sobotzik (35.), 1:1 Olaf Holetschek (37.), 2:1 Bernd Schneider (43.)

 

>> Spielbericht <<

FC Carl Zeiss Jena Eintracht Frankfurt

  • Maik Kischko
  • Matthias Lindner
  • Frank Nierlich
  • Dirk Pfitzner
  • Jens Gerlach
  • Heiko Cramer
  • Bernd Schneider
  • Olaf Holetschek
  • Christian Hauser
  • Mark Zimmermann
  • Heiko Weber

 


 

Wechsel

  • Milos Tomas für Matthias Lindner (46.)
  • Jens König für Heiko Cramer (74.)
  • Michail Rousajew für Heiko Weber (78.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

Die erste Niederlage, das Luftschloss “Skydome“ bröckelt

Nach dem souveränen 3:0-Pokalsieg gegen Werder Bremen lässt Horst Ehrmantraut die Zügel ein wenig locker und gewährt den Siegern vom Dienstag zwei freie Tage, um sich danach wieder voll auf den Zweitligaalltag zu konzentrieren. Und zumindest nach außen hin sind sie sich der Schwere der Aufgabe bei den Thüringern bewusst, wie Olaf Janßen betont: "Dieser Gegner hat eine absolut andere Einstellung als die Bremer. Die sind ganz anders motiviert. Das wird wieder eine richtige Prüfung für uns." Um diese zu bestehen, setzt der Trainer in Jena auf die Mannschaft, die gegen Bremen neunzig famose Minuten geliefert hat, so dass Gebhardt, Janßen und Zampach die offensive Dreierreihe hinter Epp und dem erneut als hängende Spitze agierenden Sobotzik bilden.

Bereits in der letzten Rückrunde taten sie sich zuhause schwer, konnten nur drei Heimspiele gewinnen und auch aktuell hat es noch nicht geklappt mit einem Dreier im heimischen Stadion. So setzt Trainer Frank Engel beim Tabellensechszehnten ebenfalls auf zwei Stürmer, um dies im dritten Anlauf endlich zu schaffen, nachdem dies beim 0:3 gegen Cottbus und dem 1:4 gegen Freiburg gründlich danebengegangen ist. Hinter den Sturmspitzen agiert ein massives Mittelfeld mit dem bislang überragend spielenden 23-jährigen Bernd Schneider im Zentrum, der noch nicht ahnt, dass er in der kommenden Saison bei der Eintracht landen wird. Umstellen muss der Trainer hingegen die Dreierabwehr gegenüber dem Elfmetersieg beim Pokalspiel gegen den VfR Mannheim. Für den verletzten Röser spielt Pfitzner auf der linken Abwehrseite.

Bissigkeit und Spielwitz zeichnete die Eintracht bislang aus, doch davon bekommen die 7973 Zuschauer im Karl-Abbe-Sportfeld nicht viel zu sehen. Jedenfalls nicht von den Gästen, denn Jena bestimmt mit aggressiver Spielweise die Partie in den Anfangsminuten. Vor allem Schneider und Holetschek im Mittelfeld sind kaum vom Ball zu trennen und die Eintracht hat Glück, dass die Pässe der Gastgeber in die Spitze bislang nicht ankommen. So ergibt sich die erste Möglichkeit erst nach 20 Minuten durch einen Freistoß aus gut zwanzig Metern, den Schneider zum Glück für den geschlagenen Nikolov nur ans linke Lattenkreuz schlenzt. Kurz danach ist es Hauser, der auf der linken Seite durchbricht, aber vom zurück eilenden Zampach in letzter Sekunde gestoppt werden kann.

Und die Eintracht? Nach wie vor hat sie enorme Probleme beim Spielaufbau gegen die früh angreifenden Thüringer. Zudem taucht Janßen fast völlig unter, hat allerdings eine verblüffende Erklärung dafür: “Ich hatte Probleme mit der Achillessehne. Bereits nach einer knappen Viertelstunde konnte ich vor Schmerzen kaum noch laufen". Warum er dies nicht dem Trainer signalisiert, bleibt sein Geheimnis. Dafür zieht Gebhardt im richtigen Moment an und sprintet die linke Außenbahn nach vorne, um den Ball kurz vor der Torauslinie zurück zu spielen. Genau richtig für Sobotzik, der sich endlich einmal frei laufen kann, den Ball kurz vor der Fünfmeterlinie unter Kontrolle bekommt und zur mehr als schmeichelhaften 1:0-Führung in die Maschen hat (35.).

Doch statt sich konzentriert zurück zu ziehen, offenbaren sie in der Defensive Probleme. Nur zwei Minuten nach der Führung verliert Houbtchev den nach vorne sprintenden Holetschek aus den Augen. Schneider sieht dies und passt zum 29-Jährigen, der mit seinem platzierten Schuss aus zwölf Metern Nikolov keine Chance lässt, der damit sein erstes Auswärtstor in dieser Saison kassiert (37.). Es bleibt nicht sein letztes für heute, denn Jena verstärkt den Druck, während sich bei der Eintracht die Fehler häufen. So verliert Janßen den Ball in der eigenen Hälfte leichtfertig, Weber kann die Flanke vor den Strafraum zwar abwehren, aber viel zu kurz. Schneider ist der lachende Dritte und versenkt die Kugel zum 2:1 im linken Toreck (43.).

Kurz darauf ist Pause und Präsident Heller auf der Tribüne ein wenig enttäuscht: "Das war dünn, wir haben Probleme gegen die früh angreifenden Gegner." In der Kabine der Frankfurter wird es erstmals in dieser Saison richtig laut, denn Horst Ehrmantraut ist sauer: "In den ersten 45 Minuten stimmte kaum etwas. Was wir da geboten haben, ist nicht im Entferntesten an unsere Möglichkeiten herangerückt. Wir haben von hinten heraus das Spiel sehr schlecht aufgebaut und dann den Gegner zum Tore schießen regelrecht eingeladen." So bekommt der auf seinen Einsatz fiebernde Wolf seine Chance und Janßen bleibt in der Kabine, um sich von Mannschaftsarzt Goll behandeln zu lassen. So richtig gewirkt haben die Worte des Trainers allerdings nicht. Zwar zeigt sich die Eintracht bemüht und kann das Spiel endlich ausgeglichen gestalten. Doch nach wie vor fehlen die Pässe in die Spitze, so dass sich keinerlei Torchancen ergeben. Also reagiert Horst Ehrmantraut und bringt erst Mehic für Epp und acht Minuten später Cengiz für Zampach (70.). Endlich verschärfen sie das Tempo und den Druck, aber all dies wirkt bieder, zumal scheinbar die Kraft für eine überraschende Einzelaktion fehlt.

"Wenn jeder 20 bis 30 Prozent weniger Leistung zeigt, dann sind wir eben nur Mittelmaß oder noch schlechter. Andererseits haben wir nun zehn Pflichtspiele absolviert: Neun waren gut, eins schlecht. Damit kann man leben", meint Olaf Janßen, während es kurz vor Schluss noch einmal einen Freistoß für die Eintracht aus zentraler Position gibt. Sobotzik läuft an und zirkelt den Ball an den Pfosten, von wo aus er nach vorne springt. Doch der überraschte Cengiz wird gestört und kann ihn nicht an Torhüter Kischko vorbei im Netz unterbringen (89.).

So kassieren die Frankfurter im achten Saisonspiel ihre erste Niederlage, bleiben aber Spitzenreiter mit drei Punkten Vorsprung auf den neuen Tabellenzweiten Freiburg, das gegen Meppen 4:2 gewinnen konnte, während der Uerdingen beim VfB Leipzig mit 1:2 verloren hat. Der 1. FC Nürnberg hat unterdessen im bayerischen Derby gegen Unterhaching seinen ersten Saisonsieg errungen. “Dieser Erfolg wird Berge versetzen, schon bald werden wir die Aufstiegsränge verlassen“, meint Trainer Magath und wird recht behalten. Denn auch die nächsten fünf Spiele werden die Franken allesamt gewinnen. Als Notiz am Rande sei erwähnt, dass nicht nur die Eintracht, sondern auch Bundesligaaufsteiger und Spitzenreiter Kaiserslautern seine erste Saisonniederlage kassiert hat. Ausgerechnet gegen Werder Bremen, das unter der Woche noch in Frankfurt im Pokal unterging.


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: “Nach der schlechten ersten Hälfte bin ich zufrieden, dass wir in der zweiten Hälfte wieder zu unserem Spiel gefunden haben und mit etwas Glück sogar noch den Ausgleich oder gar die Führung hätten erzielen können. Denn so eine Leistung wie heute ist durchaus auch einmal normal. Was die Spieler in den letzten Wochen alles erlebt hatten, dann noch der klare Sieg gegen Bremen, da ist es schwer, sich wieder voll auf den Punkt zu konzentrieren. Unser Erfolg ist deshalb nicht in Frage gestellt. Wir haben unsere sehr gute Ausgangsposition, die wir uns selbst hart erarbeitet haben, erhalten."

Präsident Rolf Heller: "Nur keine Panik, wir haben noch immer einen komfortablen Vorsprung auf den vierten Platz." Und zum leidigen Thema Neuverpflichtungen, die der Trainer weiterhin vehement fordert: "Wir sind doch dabei, aber es ist eben auch eine finanzielle Frage. Natürlich würde ich gerne den Bernd Schneider aus Jena holen, aber ich traue mich da gar nicht anzurufen, die wollen dann gleich vier Millionen Mark."

Alexander Schur: “Spätestens jetzt wissen wir, dass wir keine Übermannschaft haben. Die gibt es nämlich in der Zweiten Liga nicht. Das war heute eine Warnung, die vor Überheblichkeit schützt, denn wir haben gesehen, dass auch wir in jedem Spiel kämpfen müssen, um drei Punkte zu holen.“


Die “Skydome“-Pläne drohen zu scheitern

Rund 450 Millionen Mark soll das Arena-Projekt “Skydome“ nach Angaben des Baukonsortiums aus den Firmen Arcano, Bilfinger & Berger und Siemens kosten. Doch ausgerechnet kurz vor der DFB-Tagung über die potentiellen deutschen WM-Standorte stocken nicht nur in Dortmund, Berlin und Leipzig die Planungen aufgrund von Finanzierungslücken, auch in Frankfurt steigt die Berliner Bankgesellschaft als Hauptinvestor aus dem Multifunktionsstadion-Projekt überraschend aus. Auch die bei der Vergabe zunächst nicht berücksichtigte Phillip Holzmann AG will von einer Mitarbeit nichts mehr wissen, so dass das Kicker-Sportmagazin bereits verkündet: “An den leeren Kassen von Bund, Ländern und Kommunen droht die deutsche WM-Bewerbung 2006 zu scheitern.“

Das vielleicht zwei Spiele während der Weltmeisterschaft in Frankfurt stattfinden würden, könne sowieso nicht “als Maßstab für den Bau eines neuen Stadions gemacht werden“, nun muss die Stadt ein Konzept für ein "kleines, aber feines Waldstadion" erarbeiten lassen, fordert der sportpolitische Sprecher Bürger seine Parteikollegin, Sportdezernentin Silvia Schenk auf. Auch die Kosten für eine Sanierung des alten Waldstadions sollen ermittelt werden, da “eine Beteiligung der Stadt am Betriebsrisiko nicht durchsetzbar sind.“

Doch eine Renovierung werde ebenfalls mindestens 100 Millionen Mark kosten, um die Vorgaben von FIFA und DFB zu erfüllen, die überdachte und reine Sitzplatzstadien mit Einzelsitzen vorsehen, warnt der Frankfurter Planungsleiter Meurer. Bislang hat das Waldstadion nur 6774 Schalensitze, die 30.600 Stehplätze in den Kurven seien international nicht mehr zulässig und auch das Dach der Gegentribüne baufällig. Ohne eine grundlegende Renovierung im von ihm vorgeschlagenen Umfang, die schon allein aus optischen Gründen notwendig ist, sei man bei der Präsentation für die Weltmeisterschaft chancenlos, orakelt Meurer. Sie tun gut daran, über Alternativen nachzudenken, denn Ende Oktober steigt das komplette Konsortium aus dem Skydome-Projekt aus. Erst Ende April 1998 kann Sportdezernentin Schenk ein neues Bau-Konsortium um die Roland-Ernst-Gruppe vorstellen, dass sich aber ebenfalls zurück ziehen wird. Zu diesem Zeitpunkt ist das ehrgeizige Projekt “Skydome“ längst beerdigt… (tr)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg