Eintracht Frankfurt -
Werder Bremen |
DFB-Pokal 1997/1998 - 2. Runde
3:0 (2:0)
Termin: 23.09.1997, 19:30
Zuschauer: 35.086
Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Thomas Sobotzik (19., Foulelfmeter), 2:0 Olaf Janßen (36.), 3:0 Ralf Weber (64.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Eine erstligareife Leistung “Endlich haben wir wieder einmal die Gelegenheit, an große Fußballtage im Waldstadion anzuknüpfen“, freut sich Eintracht-Präsident Rolf Heller vor dem Heimspiel in der 2. DFB-Pokalrunde gegen den Bundesligisten Werder Bremen, der im Gegensatz zur Eintracht sehr holprig in die Saison gestartet ist. Aber auch den Kassenwart in ihm dürfte es freuen, denn über 35.000 Zuschauer pilgern an diesem Dienstagabend ins Waldstadion, um beim nächsten Streich des Zweitligaspitzenreiters dabei zu sein. So hält nicht nur Thomas Sobotzik, der wie schon gegen Leipzig für den Langzeitverletzten Güntensperger als hängende Spitze neben Epp beginnen wird, das Spiel für einen “Prüfstein, wie weit wir schon sind.“ Auch Horst Ehrmantraut gibt sich kämpferisch und vertraut der Mannschaft, die zuletzt beim VfB überzeugt hatte: "Wir wollten über viele gewonnene Zweikämpfe Vertrauen gewinnen und damit den Bremern auch den Schneid abkaufen." Auch der Bundesliga-Dreizehnte sollte eigentlich mit frischem Selbstbewusstsein an den Main kommen, schließlich haben die Bremer, die sich laut Manager Willi Lemke “endlich wie eine Einheit präsentierten“, zuletzt Champions-League-Gewinner Dortmund mit 2:1 geschlagen. So hat Interims-Trainer Wolfgang Sidka, der am 3. Spieltag als Assistent von Dixie Dörner diesen ablöste, erst einmal Ruhe vor den Gerüchten um seine anstehende Ablösung und fordert: “Diese grässliche Tabellensituation muss endlich ein Ende haben. Wer jetzt noch das Wort ’UEFA-Cup‘ in den Mund nimmt, wird strafrechtlich belangt.“ Zumal dem "kommissarisch eingesetzten“ Trainer mit Bode, Eilts, Scholz, Pfeifenberger und Labbadia gleich fünf Stammspieler fehlen, zudem quält sich Andreas Herzog seit Wochen mit Arthroseschmerzen im großen Zeh, so dass sein Team umstellen muss. Harvard Floh beginnt neben Arie van Lent im Sturm und der lange Schierenbeck soll sich in der Innenverteidigung um den gut einen Kopf kleineren Epp kümmern, was sich als fatal erweisen soll. Vom Anpfiff weg versucht der Bundesligist im Waldstadion das Spiel zu machen und einen frühen Treffer zu erzielen. Doch nur Arie van Lent trifft, allerdings ausgerechnet Torhüter Nikolov bei einem Kopfballduell so unglücklich, dass dieser kurz behandelt werden muss und Nikolov für den Rest der Halbzeit schummrig zumute war, wie er nach dem Spiel erzählt. Aber das macht heute wenig aus, denn wie vom Trainer angekündigt, kaufen die Frankfurter den Bremern mit viel Einsatz und ständigen Positionswechseln schnell den Schneid ab. Während Herzog und Todt behäbig im Mittelfeld agieren und die Fehlpässe sich bei Werder mehren, schaltet sich Schur stets in die Angriffe ein, Sobotzik lässt sich dafür nach hinten fallen und auch Zampach sowie Gebhardt bereiten den Bremer Außenverteidigern so manches Kopfzerbrechen. Zudem kann Schierenbeck Epp kaum folgen, wenn dieser mal wieder auf die Seiten ausweicht, um Platz für Sobotzik zu machen. So wie in der 19. Spielminute, als Epp die Lücke reißt, Sobotzik in den Strafraum marschiert und von Todt rustikal von den Beinen geholt wird. Klare Sache für Sportskamerad Fandel, der sofort auf den Punkt zeigt. Sobotzik selbst schnappt sich die Kugel und versenkt sie sicher zum verdienten 1:0. Auch nach der Führung ändert sich wenig am Spiel. “Gerade in den Zweikämpfen zeigte sich, wie Leidenschaft, mannschaftliche Geschlossenheit und Feuer über Behäbigkeit, die Ruhe am Ball vortäuschen sollte, spielerisches Unvermögen und mannschaftliches Stückwerk triumphierten“, schreibt das kicker-Sportmagazin treffend zu dem, was sich auf dem Rasen abspielt. In der Tat, die Eintracht erspielt sich weitere Möglichkeiten, während Werder dem Treiben nur hilflos zusehen kann und Nikolov sich bislang nicht einmal strecken muss. Es läuft die 35. Spielminute, eine Ecke der Frankfurter wird geklärt, doch der Kopfball landet genau bei Janßen vor dem Strafraum. Der stoppt ihn mit der Brust, nimmt aus gut 22 Metern Maß und zimmert das Leder unhaltbar für Torhüter Reck zum 2:0 ins rechte Toreck. Riesenjubel bei den Frankfurter Fans, während Bremens Trainer Sidka nur hilflos den Kopf über “diesen Sonntagsschuss“ schüttelt. Zwei Minuten später sehen die Zuschauer tatsächlich die erste und letzte Möglichkeit für den Bundesligisten, als der ansonsten meist durch Fehlpässe glänzende Todt im Halbfeld abzieht, Nikolov aber nicht überwinden kann. So geht es mit der hochverdienten Führung in die Pause. Ohne Wechsel, dafür mit ordentlicher Wut im Bauch kommen die Bremer aus den Kabinen und legen sogleich los. Doch außer einem Schuss von Floh, der knapp neben den Pfosten segelt, springt für die Gäste nichts raus. Zu konsequent agiert die Eintracht, geht mit Engagement in jeden Zweikampf und spielt weiter munter nach vorne. So setzt sich Zampach im direkten Gegenzug auf der rechten Außenbahn durch und zieht in den Strafraum, um sogleich abzuziehen. Doch zum Glück für Olli Reck kann der Schuss geblockt werden, während der Torhüter bei Bindewalds Schlenzer nur eine Minute später sein ganzes Können zeigen muss (49.). Als sei die Vorstellung des Bundesligisten nicht bieder genug, muss er nach 58 Minuten auch noch in Unterzahl weiterspielen, denn der gegen Epp völlig überforderte Schierenbeck weiß sich innerhalb von wenigen Minuten wiederholt nur durch ein Foul zu helfen, so dass Schiedsrichter Fandel ihn mit der gelb-roten Karte erlöst. "Ich dachte, der hätte uns am Freitag gegen den VfB Leipzig beobachtet", sagt Epp zu Sidkas Entscheidung, einen 21-jährigen Schlaks gegen ihn spielen zu lassen und ergänzt grinsend: "So einen wie den Langen hätte ich gerne jeden Spieltag gegen mich." Und noch ist die Schmach für den Bundesligisten nicht vorbei, denn wieder wird es schnell über die rechte Außenbahn, als sich Zampach durchsetzt und Epp anspielt, der den eingewechselten Frings mit einem Haken ausspielt und die Kugel zurück auf Weber legt, der unter freundlicher Begleitung von Todt den Ball zum 3:0 in die Maschen haut (64.). Nicht nur hierüber regt sich Manager Lembke auf der Ehrentribüne auf, auch die Verkündung der offiziellen Zuschauerzahl von 33.000 lässt seinen Kopf anschwellen. "Lächerlich", schimpft auch Werders Schatzmeister Müller, der Einnahmen schwinden sieht, da diese im Verhältnis 45:45:10 zwischen Gastgeber, Gast und DFB aufgeteilt werden. Doch all die Aufregung ist umsonst, denn kurz darauf erklärt Schatzmeister Patella: "Wir haben einen Computer, der hat die richtigen Zahlen." Genau 35.086 zahlende Zuschauer hat dieser aufgezeichnet.“ Ebenso umsonst ist auch das Bemühen der Werderaner, noch einmal zurück ins Spiel zu finden. Die Eintracht kontrolliert das Geschehen inzwischen fast nach Belieben, so dass Horst Ehrmantraut in aller Ruhe erst Cengiz sowie Wolf und danach Mehic einwechseln kann, um Epp, Gebhardt und Weber für die kommende Zweitliga-Partie zu schonen. Nach ein paar weiteren Minuten des Schaulaufens ist es vollbracht. Die Eintracht zieht nach einer souveränen Leistung in das Achtelfinale des DFB-Pokals, wo sie nach Duisburg zum MSV reisen muss, der sein Pokalspiel gegen den VfL Bochum mit 1:0 gewonnen hat. (tr)
Horst Ehrmantraut: “Ein sehr schönes Spiel haben meine Jungs heute gezeigt, zu Hause sind wir einfach eine Macht. Über unsere Zweikampfstärke haben wir uns heute das Vertrauen geholt, um der Bremer Mannschaft den Schneid abzukaufen. Der Glückstreffer von Janßen hat uns dann die entscheidende Ruhe gegeben. In diesem einen Spiel waren wir zwar besser als der Erstligist, doch es wäre falsch, daraus Schlüsse für eine ganze Saison zu ziehen.“ Wolfgang Sidka, Trainer SV Werder: “Das war eine erstligareife Leistung der Frankfurter. Zu dieser Mannschaft kann ich der Eintracht nur gratulieren." Rolf Heller: "Wir waren denen haushoch und in allen Belangen überlegen. Die haben so gespielt wie wir, als wir im letzten Jahr abgestiegen sind. Gute Einzelspieler, aber keine Mannschaft." Olaf Janßen: "Das Punktspiel am Sonntag in Jena wird viel schwerer. Das ist ein weiterer Baustein auf dem Weg nach oben. Dieser Gegner hat eine absolut andere Einstellung als die Bremer. Die sind ganz anders motiviert. Das wird wieder eine richtige Prüfung für uns."
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