EGC Wirges/Sportfreunde Eisbachtal - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1997/1998

0:0

Termin: 15.07.1997
Zuschauer: 1.500
Schiedsrichter: Albers (Rheinbrohl)
Tore: ./.

 

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EGC Wirges/Sportfreunde Eisbachtal Eintracht Frankfurt

     

  • Guido Wörsdörfer
  • Dirk Freudenthal
  • Holger Best
  • Dirk Metternich
  • Ralf Jauernick
  • Arjan Dervishay
  • Alexander Tatarenko
  • Torsten Wörsdörfer
  • Stefan Löffler
  • Jerzy Misztur
  • Robby Brace

 

 

Wechsel

  • Jens Eckl für Torsten Wörsdörfer (60.)
  • Dennis Viszkok für Stefan Löffler (67.)
  • Patrick Reifenscheidt für Arjan Dervishay (74.)
  • Marco Herzmann für Ralf Jauernick (83.)

Wechsel

Trainer

  • Michael Dämgen

Trainer

 

Ein Dämpfer zur rechten Zeit?

Noch zehn Tage, dann geht die Saison gleich mit dem Knaller gegen Bundesligaabsteiger Fortuna Düsseldorf los. Zuvor geht es für die Eintracht heute aber in den Westerwaldkreis nach Nentershausen zum vereinbarten Ablösespiel für den Brasilianer Antonio da Silva, der für 45.000 Mark zur Eintracht gekommen ist. Gegner sind die Sportfreunde Eisbachtal, eine Spielgemeinschaft aus vier Gemeinden, die in der vergangenen Saison meist hinter den souveränen Amateuren des 1. FC Kaiserslautern auf Rang zwei in der Oberliga Südwest stand, bevor sie zum Ende der Saison auf Rang Fünf rutschte. So ist auch für die neue Spielzeit der Aufstieg das Ziel von Trainer Michael Dämgen, der vor zwei Jahren kurzzeitig den FSV Frankfurt trainiert hatte.

Während Dämgen heute und in der kommenden Saison auch auf Spieler des neuen Kooperationsvereins EGC Wirges, bei dem “Don“ Alfred Paff als 19-Jähriger spielte, zurückgreifen kann, plagen Horst Ehrmantraut noch immer Abwehrsorgen, denn nur die Stammabwehr mit Houbtchev, Bindewald und Kutschera genügt Zweitligaansprüchen. Nachdem Zoran Manovic im Trainingslager durchgefallen ist, wird daher heute der 27-jährige slowenische Nationalspieler Zeljko Milinovic von Teatanic Maribor getestet. Soviel vorweg, nach dem 90-minütigen Auftritt ist des Trainers Fazit eindeutig: “Das reicht nicht.“ So wechselt Milinovic zu LASK Linz. Ebenfalls im Training durchfallen werden der 29-jährige Nigerianer Samson Siasia - der 2010 Nationaltrainer von Nigeria wird - aufgrund seiner Gehaltsvorstellungen und der US-Stürmer Ante Razov von Los Angeles Galaxy.

Sorgen bereitet Horst Ehrmantraut zudem das Mittelfeld, denn auch gegen Eisbachtal kann Janßen aufgrund seines gereizten Knies nicht spielen. "Olaf wird es schwer haben, bis zum Saisonbeginn Anschluss an die Mannschaft zu finden", befürchtet der Trainer, der einmal mehr vehement die Verpflichtung des bei Jerusalem spielenden Ungarn Istvan Pisont fordert: "Es muss doch möglich sein, in einer Metropole wie Frankfurt einen derartigen Klassespieler zu finanzieren." Doch das Geld ist nicht vorhanden, die Eintracht hat bereits 1,5 Millionen Mark mehr investiert, als es die DFB-Auflagen gestatten, so dass Ligasekretär Holzhäuser bereits mahnt: “Am Ende der Saison muss gewährleistet sein, dass sich der Verein an die Auflagen gehalten hat.“ So beißt Horst Ehrmantraut bei Schatzmeister Patella, der monatlich dem DFB Budgetzahlen vorlegen muss, weiter auf Granit: "Wir sind finanziell schon über die Grenze hinausgeschossen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir doch schon jetzt eine gute Mannschaft haben".

Die scheint jedoch nicht im Bus in den Westerwald gesessen zu haben, denn vor 1.500 Zuschauern im Eisbachtalstadion präsentiert sich die Eintracht nicht wie ein Zweitligateam und ist in der ersten Halbzeit gar die schlechtere Mannschaft. Die Oberliga-Kooperation spielte erstaunlich offensiv und hat sogar ein paar Torchancen durch Dervishay und Brace, die mit viel Applaus bedacht werden. Die Frankfurter hingegen sorgen mit ihrem ideenlosen Ballgeschiebe und den vielen Abspielfehlern für einiges Raunen bei den Zuschauern, so dass Torhüter Wörsdörfer weit seltener eingreifen muss als befürchtet.

“Das war heute der Tiefpunkt unserer Vorbereitung“, schüttelt Bindewald den Kopf, der in der zweiten Halbzeit ins Spiel kommt. Auch Horst Ehrmantraut ist nicht besonders angetan, bescheinigt seinem Team “mangelnde geistige Fitness“ und schickt im zweiten Abschnitt bis auf Kutschera und Gastspieler Milinovic eine komplett neue Mannschaft auf den Rasen. Aber viel ändert sich nicht, der Zweitligist findet einfach keine Lücke gegen den couragiert verteidigenden Oberligisten. Lediglich Schur verfehlt mit einem Schuss von der Strafraumgrenze um Zentimeter den Kasten (56.) und einen gefährlichen Freistoß von Martini kann der Eisbachtaler Torhüter entschärfen (63.). Der Oberligist kommt allerdings ebenfalls nicht mehr gefährlich vor das in der zweiten Halbzeit von Oka Nikolov gehütete Tor, so dass das Spiel mit dem nicht nur für die Zuschauer enttäuschenden 0:0 endet.

Trotzdem, halb so schlimm, meint Uwe Bindewald: "Was wäre wohl passiert, wenn wir denen fünf Dinger reingehauen hätten? Dann hätten alle doch gesagt, die Eintracht macht vielleicht einen Durchmarsch. Dieser Dämpfer kommt genau zur richtigen Zeit.“ Auch der Trainer will den krassen Leistungsabfall nach der guten, aber harten Vorbereitung nicht überbewerten: "Das war heute die Müdigkeit von Seefeld, die wir im Trainingslager nicht gezeigt haben. Es gibt im Sport immer wieder Ups und Downs, wir müssen daraus jetzt die richtigen Lehren ziehen."

Wie nicht anders zu erwarten, reagiert der akribische Ehrmantraut im Training in Frankfurt und lässt die Spieler in den kommenden Tagen fast ausschließlich mit dem Ball arbeiten. Immer wieder werden Spielzüge, Ecken, Freistöße und Standardsituationen einstudiert, so dass er hofft, dass es bei der Generalprobe gegen den FSV wieder besser laufen wird. Istvan Pisont fordert Ehrmantraut weiter vergeblich. Eine Woche später verlängert der 27-Jährige seinen Vertrag bei Beitar Jerusalem, wird aber in der kommenden Saison von der Eintracht verpflichtet werden. (tr)


“Ich bin kein harter Hund“ – Auszüge aus Interviews mit Horst Ehrmantraut
(Frankfurter Rundschau vom 14. Juli 1997; Fan geht vor Nr. 56, August 1997)

FR: “In den Gesprächen der vergangenen Tage haben Sie immer wieder den Typus der Spieler angesprochen und den Charakter der Mannschaft gelobt. Haben Sie bei Ihren Verpflichtungen fast schon mehr darauf geachtet, nicht nur ordentliche Fußballer zu holen, sondern eben diese Typen, die im Sinne der Mannschaft denken?“

Ehrmantraut: “Qualität geht mir über alles. Was einer als Mensch darstellt, was für Denkweisen und Gefühle er hat, das ist mir egal, das kriege ich in den Griff. Wenn du ein paar komische, merkwürdige Typen drin hast, die du nicht in den Griff bekommst, die nur quertreiben oder den einen gegen den anderen ausspielen wollen, dann gibt es Missstimmung, dann gibt es Gruppenbildung - und das ist dann ganz schnell der Tod einer Mannschaft. (…) Früher lag der Schwerpunkt im Verhältnis 70:30 auf der reinen Trainingsarbeit, heute hat sich das genau umgekehrt. Wenn du heute ein guter Psychologe bist als Trainer, dann kannst du sehr, sehr viel gewinnen.“

FR: “Das sagen gerade Sie, dem nach wie vor das Image des "harten Hundes" anheftet. Thomas Sobotzik war ganz überrascht, wie viel Spaß man bei Ihnen haben kann.“

Ehrmantraut: “Das sind doch alles Klischees, die von den Medien transportiert werden. Die Spieler erleben mich als konsequenten Menschen, nicht als harten Hund. Konsequenz musst du haben. Die Spieler müssen spüren: Da vorne steht einer, der weiß, was er will - und der geht fair mit uns um. Fairness ist neben der Konsequenz ganz wichtig. Ich bin kein Freund der Spieler. Aber ich bin einer, der mitten drin steht. Ich will den Atem der Jungs jeden Tag spüren.“

FGV: “Wenn ein Trainer eine Mannschaft nicht mehr motivieren kann, und der Erfolg dann auch ausbleibt, steht der Trainerwechsel praktisch bevor (…) Müsste ein Trainer - sobald er merkt, dass er die Spieler nicht mehr motivieren kann - nicht gleich seinen Posten zur Verfügung stellen?“

Ehrmantraut: “Traurig finde ich, dass die Medien immer auf den Trainer einschlagen oder dass den Spielern das Alibi gestattet wird, der Trainer kann uns nicht mehr motivieren. Ausreden, alles Ausreden. Und ich werde fuchsteufelswild, wenn ein Spieler so etwas sagt. Ich bin doch kein Pausenclown. Ich bin dazu da, gute Arbeit zu leisten, den Spielern was beizubringen, nicht nur im Körperlichen, auch im Geistigen, damit die Spieler wissen, dass sie einen extrem wichtigen Job haben, dass Millionen draußen oder an den Fernsehschirmen sitzen, das tausende Fans sich finanziell aufopfern, um die Eintracht zu sehen. Verdammt nochmal, da haben die Jungs die Pflicht, sich selbst zu motivieren.“

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