1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1997/1998

1:3 (0:1)

Termin: 12.07.1997 im Würzburger Dallenbergstadion
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Urs Güntensperger (26.), 1:1 Smejkal (62.), 1:2 Renato Levy (74.), 1:3 Hakan Cengiz (76.)

 

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

     

  • Berg
  • Knäbel
  • Rahner
  • Grasser
  • Fiechter
  • Smejkal
  • Baumann
  • Richter
  • Wiesinger
  • Driller
  • Kurth

 

 

Wechsel

  • Bürger für Smejkal (63.)
  • Ziemer für Wiesinger (63.)
  • Oechler für Fiechter (70.)
  • Hogen für Kurth (70.)
  • Toure-Maman für Knäbel (72.)

Wechsel

Trainer

  • Willi Entenmann

Trainer

 

Ein kurzer Zwischenstopp für ein überzeugendes Spiel

Trotz viel zu viel Regen und dem anfänglichen Unmut über den Trainingsplatz ist Horst Ehrmantraut am Ende des einwöchigen Trainingslagers in Seefeld voll des Lobes über die Mischung des Kaders und seine “charakterlich gefestigten Spieler“ und meint: "Ich würde gerne noch zwei Tage länger bleiben." Doch nach einem frühmorgendlichen Taktiktraining setzt sich der Bus in Bewegung, um zunächst in Würzburg einen Zwischenstopp zu machen. Dort erwartet die Eintracht im Dallenbergstadion der frischgebackene Ligakonkurrent aus Nürnberg, mit dem sie sich bereits am 5. Spieltag um Punkte messen werden. Die Aufsteiger aus Franken haben unter Trainer Willi Entenmann einen beeindruckenden Durchmarsch in der Regionalliga Süd mit 25 Siegen und 80 Punkten hingelegt und wollen auch in der Zweiten Liga mindestens ein Wörtchen im oberen Tabellendrittel mitreden.

Sehr zum Unmut des Trainers erreicht der Bus kurz vor knapp Würzburg, so dass gerade einmal 15 Minuten Aufwärmzeit bleiben, um sich auf das Spiel vorzubereiten. Eigentlich würde der Trainer gerne seine Favoriten für den Ligabeginn starten lassen, doch Kutschera muss wegen Hüftproblemen passen und auch Janßen macht sein gereiztes Knie zu schaffen, so dass Schur in der Abwehr und Amstätter im Mittelfeld beginnen werden, während der im Trainingslager getestete und für zu leicht befundene Abwehrspieler Zoran Manovic vom schwedischen Zweitligisten Mjölby Södra IF sich aufgrund einer fehlenden Spielgenehmigung unter die Zuschauer mischt. Grummelnd nimmt auch Cengiz zur Kenntnis, dass Epp sowie Güntensperger im Sturm beginnen. Da Wolf auf links spielt, rückt Weber wieder in die Mitte, “wo ich mich besser einbringen kann.“ Der Trainer hingegen schätzt Webers Vielseitigkeit und meint: “Mit Ausnahme von Tor, Sturm und rechter Außenbahn kann er alles spielen.“

Die fünfstündige Busfahrt steckt ihnen tatsächlich noch in den Beinen, denn viel zu viele Querpässe und Abspielfehler prägen das Spiel der Eintracht in der Anfangsphase. Zudem muss Kapitän Weber bereits nach zehn Minuten ausgewechselt werden, da er sich bei einem Zusammenprall mit Grasser einen Pferdekuss zuzieht und nun Dashi in die Partie kommt, dem vom Trainer allerdings bislang keine Zweitligatauglichkeit bescheinigt wird. "Hinten ist der Notstand ausgebrochen, wir müssen beten, dass nicht noch mehr passiert und sich weitere Spieler verletzen", murmelt der Trainer angesichts der Personalsituation in der Defensive. Unzufrieden mit dem frühen Ausscheiden von Weber sind auch ein paar Spielbeobachter vom französischen Erstligaklub Stade Rennes, die der finanziell so klammen Eintracht nach Informationen des kicker-Sportmagazins angeblich 2 Millionen Mark Ablöse für den Kapitän geboten haben.

Doch dies interessiert Weber wenig und trotz des Notstandes in der Defensive reicht das Personal heute aus, zumal die Frankfurter nach gut 20 Minuten das Spiel unter Kontrolle bekommen und wie von Ehrmantraut gefordert zunehmend über die Außenpositionen angreifen. Mit Erfolg, denn nach einem Doppelpass zwischen Amstätter und Zampach flankt der ehemalige Oberligaspieler vom SV Wehen von der rechten Seite zielgenau in den Strafraum, wo Güntensperger herangerauscht kommt und die Kugel mit einem wunderschönen Kopfball zum 1:0 versenkt (26.).

Nach der Führung versucht Nürnberg auf den Ausgleich zu drängen, aber die Eintracht beherrscht weiterhin das Mittelfeld. Amstätter ist überall zu finden und zeigt eine couragierte Leistung, die auch den Trainer freut, der den 19-Jährigen vor der Saison noch aussortieren wollte und nun meint: "Er ist schon nah an einem Stammplatz dran." Aber auch Sobotzik beeindruckt mit Übersicht und Zweikampfstärke ebenso wie der quirlige Thomas Zampach auf der rechten Außenbahn und Wolf auf links, der nach Meinung des Trainers ebenso wie Weber “im Moment bei höchstens 80 Prozent ist.“ Trotz der spielerischen Überlegenheit kommen die Frankfurter gegen den in der Abwehr konsequent spielenden Aufsteiger aus Franken zu keinen größeren Chancen mehr, so dass es mit der knappen Führung in die Pause geht.

Auch in der zweiten Halbzeit beginnt die Eintracht druckvoll und hat sogleich eine gute Chance durch Güntensperger, doch Torhüter Berg kann den platzierten Schuss mit einer Glanzparade um den Pfosten lenken (47.). Die Franken halten weiter dagegen und bleiben mit ihren Kontern stets gefährlich. So kann Smejkal nach einem schnellen Gegenstoß den Ausgleich erzielen, um zur Belohnung von Trainer Entenmann sogleich gegen Henning Bürger ausgewechselt zu werden, den es im Jahr 2002 zur Eintracht ziehen wird (63.). Nach gut 70 Minuten dürfen sich gleich sechs Frankfurter von den Strapazen erholen, denn Horst Ehrmantraut wechselt neben der jungen Garde mit Martini, Mehic, Flick und da Silva auch den auf seinen Einsatz drängenden Regionalliga-Torschützenkönig Cengiz ein. Doch zunächst ist es Renato Levy, der nach einer schönen Freistoßflanke von Zampach mit dem Kopf das 2:1 für die Eintracht erzielt (75.).

Aber kaum sechzig Sekunden später hat der 29-jährige Türke Grund zum Jubeln, denn nach einer Flanke von Sead Mehic erzielt er mit seinem ersten Ballkontakt das 3:1, um sich freudestrahlend auf den Boden zu schmeißen und die Faust in Richtung seines Trainers zu recken. "Vier Testspiele, neun Tore, was soll ich noch tun? Ich möchte gern von Anfang an spielen", sagt Cengiz ungefragt und ergänzt verärgert, da ihm Horst Ehrmantraut mangelnde Härte vorwirft: “Ich höre immer nur ‘Hakan, Hakan, Hakan‘ vom Trainer. Ich denke manchmal, der Trainer hat meinen Namen im Computer gespeichert.“ Doch mit Worten wird sich der ehrgeizige Stürmer nicht in die Mannschaft spielen, im Gegenteil, auch wenn Horst Ehrmantraut ein paar Tage später einschränkt: “Wenn du jeden Tag 25 Jungs hast, von denen nur elf spielen können, dann sitzen 14 draußen, sind natürlich verärgert und argumentieren mit fehlendem Selbstvertrauen. Das ist oft eine Ausrede. Selbstvertrauen muss ich zunächst doch einmal in mir aufbauen, das sagt doch schon das Wort. Erst dann kommt die Trainerarbeit. Es mag sein, dass ich mich zu wenig um die Spieler kümmern kann, die nicht unter den ersten Sechzehn sind. Ohne einen Trainerstab ist dieses Problem jedoch schwer zu lösen.“

Dennoch ist dies der einzige Schatten in einem ansonsten rundherum zufrieden stellenden Spiel, das die Eintracht souverän über die Zeit bringt. “Angesichts der Strapazen ist es wirklich gut gelaufen. Nie zuvor hat es in der Vorbereitung schon so gut gepasst“, freut sich Uwe Bindewald nach dem Spiel, Olaf Janßen ergänzt ebenfalls freudestrahlend "Diese Mannschaft macht unheimlich Spaß. Sie hat Perspektive" und auch Willi Entenmann hat ein Lob für die Frankfurter parat: "Die Eintracht ist ein heißer Aufstiegsaspirant."

Dies hört Horst Ehrmantraut natürlich offiziell gar nicht gerne, dennoch lobt auch er seine Mannschaft und gibt ihnen bis Dienstag trainingsfrei: "Diese Freizeit hat sich die Mannschaft durch ihren Willen und ihre Leistungsbereitschaft verdient, sie haben hervorragend gearbeitet." Trotzdem sieht er noch Nachholbedarf "bei den vorgegebenen Lauf- und Passwegen sowie beim Flügelspiel. Es ist noch viel zu tun." Aber spätestens bis zum Test gegen den FSV, dem nach seiner Meinung “wichtigstem Vorbereitungsspiel überhaupt“, will er einige Schritte weiter sein. Doch zuvor gibt es einen weiteren Zwischenstopp im Westerwald, wo die Eintracht das Ablösespiel für Antonia da Silva gegen die Sportfreunde Eisbachtal austragen wird. (tr)

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