FC Tirol Innsbruck - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1996/1997

4:2 (1:2)

Termin: 02.07.1996 in Westendorf (Österreich)
Zuschauer: 1.600
Schiedsrichter:
Tore:0:1 Steffen Menze (17.), 0:2 Maurizio Gaudino (25.), 1:2 Mayrleb (33.), 2:2 Mayrleb (48.), 3:2 Brzeczek (60.), 4:2 Hobel (85.)

 

 

>> Spielbericht <<

FC Tirol Innsbruck Eintracht Frankfurt

  • Stanislav Tschertschessow
  • Jürgen Hartmann
  • Michael Baur
  • Michael Streiter
  • Roland Kirchler
  • Christian Mayrleb
  • Jerzy Brzeczek
  • Armin Hobel

 


 

Wechsel

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Trainer

  • Dieter Constantini

Trainer

 

 

Nicht so schlecht wie befürchtet

Nach gut einer Woche Training am Riederwald und inzwischen drei schweißtreibenden Tagen im Trainingslager in Seefeld/Tirol steht heute der erste Härtetest für die Eintracht auf dem Programm. Vom Hotel Lamm aus geht es ins Brixental nach Westendorf, wo der Zweitligist auf den Dritten der österreichischen Meisterschaft, den FC Tirol Innsbruck, treffen wird. 24 Mann umfasst der Kader, den Dragoslav Stepanovic nach Österreich mitgenommen hat, doch davon sind gut die Hälfte Amateure wie Hennig, Schürmann oder Alexander Schur, die erst beweisen müssen, dass sie Alternativen für die erste Elf sind. Dennoch verkündet der österreichische Lokalsender lautstark, dass "die Eintracht nach wie vor zu den ersten Fußball-Adressen in Deutschland gehört." So lassen sich gut 1600 Zuschauer vom Dauerregen nicht davon abhalten, sich dieses Spiel im Waldstadion zu Westendorf anzuschauen.

Ohne Pejovic, der sich im Training eine Kapseldehnung nebst Bänderriss im Knöchel zugezogen hat, bilden Bindewald, Roth und Zchadadse als Libero die Abwehr vor Torhüter Nikolov. Menze sowie Bommer spielen im defensiven Mittelfeld, Dickhaut und Komljenovic besetzen die Außenbahnen und Güntensperger sowie Ekström beginnen im Sturm, hinter dem die neue “Nummer 10“, Maurizio Gaudino, die Fäden ziehen soll. Und sie werden den vollmundigen Ankündigungen zunächst tatsächlich gerecht. Auf dem glitschigen und mit Pfützen übersäten Rasen übernehmen die Frankfurter gegen den etwas lethargisch wirkenden UEFA-Cup-Teilnehmer sofort das Kommando. Schnell geht es nach vorne und sogleich brennt es lichterloh vor dem von Tschertschessow gehüteten Kasten. In der 17. Minute gibt es Freistoß für die Eintracht, den Gaudino über die Mauer genau zu Menze schlenzt, gegen dessen platzierten Kopfball zum 1:0 der russische Nationaltorhüter machtlos ist.

Weiterhin kontrolliert die Eintracht das Geschehen, Bommer und Menze wirken ebenso wie Gaudino sehr abgeklärt und spielfreudig und auch Dickhaut sowie Komljenovic auf den Außenbahnen schalten sich immer wieder in die Angriffe ein, während vorne Güntensperger und Ekström für Unruhe sorgen. Ein Musterbeispiel dafür liefern sie in der 25. Minute, als Bommer einen weiten Pass über gut 35 Meter zu Güntensperger spielt, der ihn artistisch annimmt und in den Lauf von Gaudino spielt. Die “Nummer 10“ bleibt eiskalt und überwindet den sich ihm entgegen stürzenden Tschertschessow mit einem wunderschönen Heber zur 2:0-Führung für die Eintracht.

Nachdem Torhüter Nikolov bereits in der Anfangsphase einen Schuss von Baur mit einer Glanzparade an die Latte lenken kann, hat er nach einem Stellungsfehler von Roth das Nachsehen. Christian Mayrleb bedankt sich für so viel Freiraum und haut das Leder mit einem trockenen Flachschuss zum 2:1-Anschluss in die Maschen (33.), mit dem es in die Pause geht. “Wir sind schon wesentlich weiter, als ich angenommen habe. Vor allem das Spiel nach vorne, wenn das passt, ist alles nur noch halb so schlimm“, grinst Dragoslav Stepanovic zufrieden und belässt es bei seiner Startelf.

Die allerdings in der zweiten Halbzeit gegen nun aggressiver spielende Innsbrucker den Faden verliert. Zudem schleichen sich jetzt immer wieder die altbekannten Aussetzer in der Abwehr ein, die erneut Mayrleb ausnutzt, als er Roth vernascht und den Ausgleich erzielt (48.). "In der Abwehr haben wir viele Fehler gemacht, da hat die Abstimmung nicht geklappt. Roth hatte gar einen rabenschwarzen Tag“, stellt der Trainer wenig später fest, als Jerzy Brzeczek - der Onkel von Jakub “Kuba“ Blaszczykowski - das 3:2 für den FC Tirol erzielt (60.).

Kurz darauf geht es rund auf dem Platz, denn nicht nur der Tiroler Trainer Constantini - der von 2009 bis 2011 österreichischer Nationaltrainer wird – tauscht fast seine komplette Mannschaft aus, auch Stepanovic lässt nun den Nachwuchs ran. Obwohl Armin Hobel in der 85. Spielminute das Ergebnis auf 4:2 hochschraubt, ist Dragoslav Stepanovic kurz darauf dennoch zufrieden: "So wie die Mannschaft in der ersten Halbzeit harmoniert hat, habe ich es mir insgeheim vorgestellt. Dass wir das Spiel verloren haben, ist dabei egal. Das ist nur Vorbereitung."

Aber auch die Spieler sind angetan von der neuen Stimmung, die im Trainingslager herrscht: "Hier wächst was zusammen", meint Oka Nikolov, Rudi Bommer erklärt: "Es macht Spaß und passt. Es gibt keine Querulanten und schon gar keine Disharmonien zwischen den Spielern" und der neue Kapitän Mirko Dickhaut stellt fest: "Es sieht nicht so schlecht aus, wie ich am Anfang vermutet habe." Der erste Eindruck täuscht wohl gewaltig, denn der September wird nahen…

Spruch des Tages

“Die Eintracht benötigt neue, unverbrauchte Leute, die unvorbelastet an eine schwierige Aufgabe herangehen. Die sind aber nicht in Sicht. Wenn es dem Klub nicht gelingt, sich aus eigener Kraft zu regenerieren, dann wird das nichts.“ (Interims-Schatzmeister Wolfgang Knispel zur bislang erfolglosen Präsidentensuche des “runden Tisches“, der aus Mitgliedern des Verwaltungsrates sowie Personen aus Wirtschaft und Politik unter Leitung von Walter Wallmann besteht.


Die Europameister von Wembley werden am Römer gefeiert

Ein wenig neidisch werden manche aus dem Kader der Eintracht schon in den Fernseher geschaut haben, denn während sie sich in Tirol auf die Zweitklassigkeit vorbereiten, werden auf dem Römerbalkon in Frankfurt Trainer Bertie Vogts und die frisch gebackenen Europameister von über 30.000 Menschen begeistert empfangen. Neben dem Golden-Goal-Torschützen Oliver Bierhoff ist auch der beste Torhüter des Turniers dabei, der den Jubel sichtlich genießt. Ansonsten hat der ehemalige Frankfurter Andreas Köpke genug Probleme, denn sein Wechsel zum FC Barcelona ist in letzter Sekunde gescheitert. Zum VfB Stuttgart, dem er ursprünglich zugesagt hatte, will er aber auch nicht. So heuert er ein paar Tage später beim französischen Erstligisten Olympique Marseille an. (tr)

 

 

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