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Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln |
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Bundesliga 1992/1993 - 19. Spieltag
2:1 (2:0)
Termin: Sa 27.02.1993 15:30
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 1:0 Uwe Bein (30.), 2:0 Edgar Schmitt (45.), 2:1 Andrzej Rudy (87.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
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Die Uhr ist abgelaufen: Kölns Trainer
Jörg Berger wird einen Tag nach
der Niederlage in Frankfurt entlassen
Mit dem Schnee kam der Einbruch Was sehenswert begann, endete trist: Nachdem die Eintracht in der ersten Hälfte mit attraktivem Fußball und zwei Toren aufwartete, zeigte sie in der zweiten Halbzeit nur noch müdes Gekicke. Eine stärkere Mannschaft als der 1. FC Köln hätte das Spiel dann möglicherweise noch gedreht. Doch die Kölner wirkten blutleer, ideenlos und ohne Durchsetzungsvermögen. Der Frankfurter Sieg war trotz der schwachen zweiten Hälfte zu keiner Zeit in Gefahr. Die Eintracht startete, wie es sich für einen Titelaspiranten gehört. Uwe Bein ließ sich durch die harten Zweikämpfen mit seinem Gegenspielers Carsten Keuler nicht aus der Ruhe bringen. Weber, Falkenmayer, Komljenovic und Binz beteiligten sich immer wieder an den filigranen Kombinationen. Auch der Ausfall von Frankfurts bestem Stürmer, Anthony Yeboah, änderte am druckvollen Spiel wenig. Der Ghanaer, der erst zwei Stunden vor dem Anpfiff von einem verlorenen WM-Qualifikationsspiel in Algerien zurückgekehrt war, musste nach 23 Minuten verletzt vom Platz. Ein Pressschlag mit Kölns Libero Nilsen führte zu einer schmerzhaften Zehenverletzung, sodass Yeboah humpelnd ausschied. Die Frankfurter nutzten den Raum für eine Fußball-Demonstration, in der das Spiel mit dem Ball zur Kunst erhoben wurde. Die gebeutelten Rheinländer wiederum verschanzten sich tief in der eigenen Hälfte, abwartend und hoffend, dass das Schlimmste an ihnen vorüberging. „Wir haben fantastisch begonnen“, lobte Trainer Dragoslav Stepanovic sein Team, das in der ersten Stunde all das zeigte, was den Fußball so reizvoll macht. Der Ball lief über mehrere Stationen hinweg präzise durch die eigenen Reihen, mal quer, mal steil, mal per Doppelpass über die Flügel – eine wahre Augenweide für die Zuschauer. Und auch das nötige Salz in der Suppe, sprich die Tore, fehlte nicht: Treffer von Bein (30.) und Schmitt (45.) sorgten für die mehr als verdiente 2:0-Pausenführung. Doch dann kam die Halbzeitpause, der Schnee begann zu fallen – und mit der Frankfurter Spielfreude war es schlagartig vorbei. „In der zweiten Halbzeit waren wir sehr schwach“, monierte Stepanovic. Plötzlich agierte sein Team hektisch und planlos, gewann kaum noch Zweikämpfe und schlug den Ball oft nur noch unkontrolliert nach vorne. Bis auf zwei Chancen durch den ansonsten schwachen Kruse (83. und 84. Minute) erspielte sich die Eintracht keine weiteren Möglichkeiten. So hatten die Gäste nach dem Seitenwechsel optisch die Oberhand, doch das lag weniger an eigener Stärke als an der Selbstgefälligkeit der Eintracht. Offenbar glaubten die Frankfurter, den Gegner mit technischen Kabinettstückchen kontrollieren zu können, anstatt weiterhin zielstrebig zu spielen. Besonders Augustine Okocha, der eine Woche zuvor noch hochgelobt wurde, gelang in der zweiten Halbzeit kaum etwas – und seine Mitspieler ließen sich davon anstecken. „Eigentlich wollte ich ihn auswechseln, aber auch Edgar Schmitt war müde“, erklärte Stepanovic. Dass es am Ende trotz des Gegentreffers durch Rudys sehenswerter Direktabnahme drei Minuten vor Schluss dennoch beim Sieg blieb, lag mehr an der Harmlosigkeit der Kölner als an der Stabilität der Frankfurter. Die Krise des 1. FC Köln brachte einer auf den Punkt, der momentan bestenfalls noch zur zweiten Garde zählt: „Die Angst vor dem Abstieg lähmte unseren Spielfluss.“ Pierre Littbarski, der säbelbeinige Nationalspieler mit Aussicht auf ein lukratives Engagement in Japan und einst Sinnbild Kölner Stärke, musste erneut von der Tribüne aus zuschauen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die Niederlage gegen Eintracht Frankfurt in treffenden Worten zu analysieren – und dabei fiel immer wieder das Wort „Angst“. Tatsächlich präsentierte sich der kränkelnde Geißbock in Frankfurt wie ein verängstigtes Kaninchen vor der Schlange: ohne Selbstvertrauen, ohne Kreativität und ohne Mut. „Hätten wir in der ersten Halbzeit so gespielt wie in der zweiten, wäre das Spiel anders verlaufen“, ärgerte sich Kölns Stürmer Frank Ordenewitz, der gegen Frankfurts Winterneuzugang und Abwehrchef Kachaber Zchadadse chancenlos blieb. Damit traf er den Nagel auf den Kopf.
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