Bayer 05 Uerdingen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1987/1988 - 3. Spieltag

3:0 (0:0)

Termin: Fr 14.08.1987, 20:00 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 1:0 Reinhold Mathy (61.), 2:0 Reinhold Mathy (68.), 3:0 Robert Prytz (77.)

 

>> Spielbericht <<

Bayer 05 Uerdingen Eintracht Frankfurt

  • Werner Vollack
  • Michael Dämgen
  • Werner Buttgereit
  • Matthias Herget
  • Wolfgang Funkel
  • Friedhelm Funkel
  • Dietmar Klinger
  • Atli Edvaldsson
  • Robert Prytz
  • Reinhold Mathy
  • Stefan Kuntz

 


 

Wechsel
  • Frank Kirchhoff für Werner Buttgereit (46.)
  • Frank Thommessen für Michael Dämgen (71.)
Wechsel
Trainer Trainer

Misslungene Rückkehr

Nach der Heimpleite gegen Bochum gilt es für die Eintracht, im dritten Ligaspiel der noch jungen Saison einen klassischen Fehlstart zu vermeiden. Den hat der heutige Gegner Bayer 05 Uerdingen mit bislang 0:4 Punkten bereits hingelegt: Auf die 0:2-Heimpleite der Krefelder gegen den 1. FC Nürnberg folgte ein 1:2 bei Borussia Mönchengladbach am zweiten Spieltag. Eintrachttrainer Feldkamp, der dieses Spiel vor Ort verfolgte, bescheinigt dem Werksclub dennoch eine gute Leistung: "Uerdingen hat gut gespielt und hätte auch mit 2:1 in Führung gehen können, was schließlich den Gladbachern gelang." Trotzdem zeigt er sich optimistisch: "Sicher, es wird heiß hergehen. Aber Uerdingen ist nicht Kaiserslautern. Und da haben wir ja auch einen Punkt geholt."

Seine Einschätzung kann der Eintrachtcoach durch praktische Erfahrungen untermauern. Denn wie schon beim ersten Auswärtsspiel in Kaiserslautern kehrt Feldkamp bei dieser Partie an eine alte Wirkungsstätte zurück. Auf dem Betzenberg, wo die Eintracht ein 2:2 erkämpfte, war Feldkamp vier Jahre tätig, anschließend ging er für drei Jahre in die Grotenburg, wo er bis zum 30. Juni 1987 unter Vertrag stand.

Die Freude über ein Wiedersehen ist allerdings nicht ungeteilt. Zwar hat Uerdingen unter Feldkamp mit dem Pokalsieg 1985, dem Erreichen des Halbfinals im Europapokal der Pokalsieger 85/86 sowie dem dritten Tabellenplatz in derselben Saison die bislang größten Erfolge in der Vereinsgeschichte erzielen können, einige seiner ehemaligen Spieler sind ihm allerdings nicht wohlgesonnen. So geriet er in der letzten Saison, in der er bereits zu Beginn seinen Abschied vom Verein zum Ende der Spielzeit ankündigte, mehrfach mit Kapitän und Nationalspieler Matthias Herget aneinander. Auch Stefan Kuntz, als Spieler des VfL Bochum 85/86 mit 22 Treffern noch Torschützenkönig der Bundesliga, nach seinem Wechsel nach Uerdingen aber weitgehend glück- und erfolglos, ist auf Feldkamp nicht gut zu sprechen.

Für den neuen Bayer-Trainer Horst Köppel geht es darum, an diesem Freitagabend endlich zu punkten: "Schönspielerei zählt nicht mehr, sondern nur der Erfolg." Er setzt darauf, dass Kuntz es seinem Ex-Trainer zeigen will und nominiert ihn zusammen mit Reinhold Mathy, der eine Million Mark teuren Neuerwerbung vom FC Bayern München, im Sturm. Unterstützt werden die beiden vom offensiven Mittelfeldspieler Robert Prytz, einem schwedischen Nationalspieler, der zu Beginn der Saison von Young Boys kam. Mit Atli Edvaldsson haben die 05er einen zweiten Skandinavier in ihren Reihen, der bei einigen Eintrachtlern ungute Erinnerungen weckt. Denn am letzten Spieltag der Saison 82/83 erzielte der Isländer beim 5:1-Sieg seines damaligen Clubs Fortuna Düsseldorf über die Eintracht alle fünf Treffer.

Ein weiterer Spieler in den Uerdinger Reihen, der gerne gegen die Eintracht trifft und der heute zusammen mit seinem Bruder Wolfgang aufläuft, ist Friedhelm Funkel. Zweimal - 1980 und 1983 - bemühten sich die Riederwälder, den heute 34-Jährigen an den Main zu lotsen, doch vergebens. Dafür traf er bislang neunmal für die Uerdinger und für den 1. FC Kaiserslautern, wo er von 1980 bis '83 tätig war, ins Tor, wenn es in Pflichtspielen seines jeweiligen Vereins gegen die Eintracht ging.

Für das Spiel beim ehemaligen Arbeitgeber krempelt Feldkamp den Kader der Eintracht ordentlich um: Dieter Schlindwein und Ralf Balzis fahren nicht mit nach Krefeld, auch die gegen Bochum eingewechselten Holger Friz und Uwe Müller müssen zu Hause bleiben. Statt dessen sind Ralf Sievers, Dietmar Roth, Ralf Haub und Andy Möller mit dabei. Auch in der Startaufstellung gibt es gegenüber dem Bochum-Spiel reichlich Änderungen. Armin Kraaz übernimmt Schlindweins Posten in der Innenverteidigung, Dietmar Roth kommt zu seinem ersten Punktspiel im Eintrachtdress und ersetzt Heitkamp, Ralf Sievers ist statt Turowski erstmals in dieser Saison bei einem Bundesligaspiel dabei und Ralf Haub, der Balzis ersetzt, gibt im Sturm sein Bundesligadebüt an der Seite von Smolarek.

Mit 12.000 Zuschauern ist das Spiel für Uerdinger Verhältnisse gut besucht, als Schiedsrichter Werner Föckler aus Weisenheim um Punkt 20:00 Uhr die ersten 45 Minuten anpfeift. Die erste nennenswerte Szene gehört in der 6. Minute Stefan Kuntz, der nach einem weiten Einwurf von Dämgen frei vor dem von Gundelach gehüteten Eintrachttor zum Schuss kommt, den Ball aber über die Latte setzt. Zwei Minuten später zielt der Krefelder Mittelstürmer nach einer Kombination über Herget und Klinger dann zwar besser, doch Gundelach kann seinen Schuss aus 16 Metern halten.


Detari setz sich gegen Herget
und Friedhelm Funkel durch

Nun haben die Uerdinger, so scheint es, ihr Pulver erst einmal verschossen. Die Eintracht kann sich ein Übergewicht im Mittelfeld erspielen, wo Detari ein ums andere Mal seine fußballerischen Qualitäten aufblitzen lässt, mit seinen Pässen in die Spitze aber keine Anspielstation findet. Die Stürmer Smolarek und Haub scheinen schlichtweg überfordert, eine echte Chance ergibt sich für die Eintracht in der ersten Halbzeit nicht. Auch die Uerdinger sind nach den beiden Gelegenheiten für Kuntz eher zurückhaltend bei den Versuchen, Tore zu erzielen. Zu melden gibt es lediglich einen erfolglosen Schussversuch von Prytz, so dass es mit 0:0 in die Pause geht.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wird schnell klar, dass die Uerdinger nun mit ihrer Kampfkraft in der Lage sind, den Frankfurtern den Schneid abzukaufen. Die Eintracht kommt immer seltener über die Mittellinie, Detari taucht mehr und mehr ab, Klepper, Roth und Schulz können im Mittelfeld keinerlei Akzente setzen. Auch die Defensive wackelt, der in der ersten Hälfte noch sichere Libero Binz leistet sich Fehler, Körbel weiß sich gegen Kuntz oftmals nur mit rüden Attacken zu wehren.

In der 61. Minute ist es soweit: Kuntz ist nach einem Pass von Edvaldsson in Ballbesitz, sieht seinen Mannschaftskameraden Mathy heranstürmen und legt diesem das Leder maßgerecht auf. Aus 13 Metern drischt Mathy den Ball unbedrängt von seinem Gegenspieler Kraaz zum 1:0 ins Netz.


Mathy erzielt das 2:0

Fast im Gegenzug hat die Eintracht unverhofft die Chance zum Ausgleich. Ein Freistoß von Smolarek befördert Klinger an die Latte des eigenen Tores, Binz kann sich den Abpraller sichern, schießt aber über das Tor. Nun will Feldkamp frischen Wind in den müden Angriff der Eintracht bringen, der rotgefährdete Körbel verlässt das Feld, für ihn kommt Turowski. Ein Torerfolg stellt sich auch ein - freilich auf der Gegenseite. Nach einer Flanke von Prytz setzt Mathy in der 68. Minute einen Flugkopfball an die Latte, Gundelach kann nicht klären, und im zweiten Versuch erzielt Mathy das 2:0.

In der 77. Minute fällt dann sogar das 3:0, als Robert Prytz von der linken Seite einen Freistoß um die Mauer zieht, Gundelach wie erstarrt auf der Linie stehenbleibt und der Ball neben dem linken Torpfosten einschlägt. Souverän bringen die Uerdinger die restlichen Minuten bis zum Abpfiff hinter sich, denn in der letzten halben Stunde des Spiels haben die Eintrachtspieler ihre Bundesligatauglichkeit nicht nachweisen können.

1:5 Punkte und 2:6 Tore stehen für die Riederwälder nach der 0:3-Niederlage zu Buche. Aktuell befindet sich die Eintracht damit auf dem vorletzten Tabellenplatz, punktgleich mit dem FC Homburg. Die Rote Laterne trägt nach drei Niederlagen in drei Spielen der FC Schalke 04. Zudem verheißt die deprimierende zweite Hälfte in Uerdingen nichts Gutes für das nächste Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Dennoch wird das Waldstadion wohl am nächsten Samstag ausverkauft sein. Allerdings nicht wegen der Fußballer, sondern wegen Madonna, die dort ein Konzert gibt. Daher spielt die Eintracht bereits am Mittwoch gegen den VfB. (fgo)


Stimmen zum Spiel


Zerknirscht: Feldkamp gratuliert Köppel

Karl-Heinz Feldkamp: "Es ist nicht schwer, dieses Spiel zu kommentieren. In der ersten Halbzeit, als wir die Chance hatten, mitzuspielen, haben wir es nicht getan. Nachher sind wir überrollt worden. Vor allem unsere Sturmspitzen haben sich nur in Einzelaktionen profilieren wollen. Ein spielerfahrener Mann wie Smolarek darf das nicht tun. Wir müssen noch viel arbeiten. Sicherlich haben wir gute Fußballer, doch muss man das Stückwerk zusammentun. Detari will ich erst beurteilen, wenn er endlich Anspielstationen hat in dieser Mannschaft. Das war erneut nicht gegeben. Die Auswechslung von Karl-Heinz Körbel war nur eine Maßnahme, um Hektik aus der Partie zu nehmen. Wenn er noch einmal foul gespielt hätte, hätte er womöglich die Rote Karte gesehen."

Horst Köppel: "Die erste Halbzeit verlief ausgeglichen ohne Torchancen. In der zweiten Halbzeit haben wir den Druck gemacht, den ich erwartet hatte. Von daher bin ich zufrieden. Ich bin froh über die ersten Punkte. Nun dürfen wir zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Ich bin sehr glücklich über unsere beiden Neuzugänge. Robert Prytz drückt dem Spiel seinen Stempel auf und Reinhold Mathy macht die Tore. Besser kann es nicht sein."

Matthias Herget auf die Frage, was er über Feldkamps Auftritt in Uerdingen denke: "Das schönste ist, dass er wieder gehen muss."

Stefan Kuntz: "Nach 0:4 Punkten mussten wir gewinnen, das war klar. Der Gegner war egal. Aber dass der Kalli nun verloren hat, ist natürlich auch nicht schlecht. Die Eintracht wird es jetzt nicht leicht haben."

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