Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim

Bundesliga 1986/1987 - 12. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: Sa 01.11.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Reydt)
Tore: 1:0 Manfred Binz (9.), 2:0 Thomas Berthold (13.), 2:1 Roland Dickgießer (72.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SV Waldhof Mannheim

 


  • Uwe Zimmermann
  • Günter Sebert
  • Jürgen Kohler
  • Dimitrios Tsionanis
  • Rainer Scholz
  • Ulf Quaisser
  • Roland Dickgießer
  • Jörg Neun
  • Karl-Heinz Bührer
  • Fritz Walter
  • Ronald Borchers

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Klaus Schlappner

 

 

Erst Blitzstart, dann Zitterende

„Falkes“ Comeback beim 2:1 / Kopfball-Tore von Binz und Berthold / Borchers guter Einstand

Es hatte so schön begonnen. Die Frankfurter Eintracht führte nach 12 Minuten durch Binz und Berthold bereits mit 2:0 gegen Waldhof Mannheim. Doch am Ende mußte die Mannschaft um den 2:1 (2:0-)Sieg lange zittern. Mit Befreiungsschlägen und Glück rettete sich die Eintracht über die letzten Minuten. Doch nach dem Bangen die Erlösung. Die Elf von Trainer Dietrich Weise hat zwei wichtige Punkte geholt und sich einen Platz im Mittelfeld gesichert. Genauso erfreulich wie der Sieg war Ralf Falkenmayers Comeback. Mit ihm hat die Eintracht wieder einen starken Spieler, der für die Zukunft hoffen läßt. Er feierte ein gelungenes Comeback ebenso wie Ronald Borchers bei Waldhof, der bis zu seiner Auswechslung stärkster Mannheimer war. Nach einer starken ersten Halbzeit machte sich vor allem in den letzten 20 Minuten die alte Eintracht-Schwäche wieder bemerkbar. Die Frankfurter konnten auch bei klarsten Chancen keine Tore mehr erzielen, in einem guten Spiel.

In der Verfilmung der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende machte „Momo“ alle Menschen glücklich. Gestern las die Momo-Darstellerin Radost Bokel aus Frankfurt-Niederrad die beiden Mannschaftsaufstellungen vor. Als „Momo“ den Waldhöfer mit der Nr. 10 vorstellte, war auch dieser wieder glücklich. Ronald Borchers bestritt seit dem 5. Juni 1984 sein erstes Spiel im Frankfurter Waldstadion. Damals feierte er mit der Eintracht den Klassenerhalt. Diesmal wollte er der Eintracht zeigen, daß er seine Klasse erhalten hat. Daß die Stationen Bielefeld und Zürich ihm nicht geschadet haben, ebenso die lange Pause in dieser Saison, in der Borchers keinen Verein fand.

Trainer Klaus Schlappner versprach sich viel von Ronnie: „Im Training war er topfit. Ich habe einen sehr guten Eindruck von ihm. Jetzt geht es im Spiel hopp oder dopp.“ Borchers spielte von der ersten Minute an mit viel Einsatz, scheute keinen Zweikampf und kein Kopfballduell. Eintracht-Coach Dietrich Weise hatte ausgerechnet Wolfgang Kraus gegen dessen Freund aus Schweizer Zeiten angesetzt. Und aus diesem Duell entstand auch die Führung der Eintracht. Borchers hatte sich im Mittelfeld zu hart gegen Kraus eingesetzt und Schiedsrichter Pauly entschied auf Freistoß. Der schlitzohrige Pole Wlodek Smolarek schnappte sich den Ball und zog ihn aus 30 Metern scharf und genau in den Strafraum. Manfred Binz stand zehn Meter vor dem Tor, ging ein wenig in die Knie und köpfte den Ball hart neben den Pfosten Ins Netz. Nach acht Minuten das 1:0 für die Eintracht.

Fünf Minuten später schien es, als wolle die Eintracht eine Wiederholung für die Zuschauer liefern. Wieder trat Smolarek den Freistoß von der linken Seite. Doch diesmal köpfte Thomas Berthold statt Manni Binz. Doch der Erfolg war der gleiche. Wieder ein Tor. Das 2:0 für die Eintracht. Allerdings war dieser Treffer noch schöner als das 1:0. Berthold stieg mit Wucht dem Ball entgegen und streckte mit seinem Kopfball in den Winkel die Waldhöfer zu Boden. Das 2:0 nach 13 Minuten war bereits eine Vorentscheidung.

Nach diesem Treffer spielte die Eintracht schönen und schnellen Fußball. Die Kombinationen liefen wie am Schnürchen. Es gab im Mittelfeld und im Angriff keinen Schwachpunkt. Pech hatte Smolarek, als Schiedsrichter Pauly zweimal auf Abseits entschied, als er allein aufs Tor stürmen wollte. Mit diesen beiden Pfiffen handelte sich der Unparteiische zu Recht Pfiffe ein.

Aber auch Waldhof machte das muntere Spielchen mit. Vor allem Borchers trieb seine Mannschaft nach vorne. In der 29. Minute hatte sich Ronnie durch die Eintracht-Abwehr gespielt und Scholz hervorragend bedient. Doch dessen Schuß aus acht Metern ging nicht einmal annähernd in Richtung Tor. 60 Sekunden später machte es Borchers besser. Kraftvoll drang er in den Strafraum ein, spielte den Ball an dem herausgestürzten Gundelach vorbei aufs Tor, Doch Kapitän Körbel verdarb Ronnie den Erfolg bei seinem Comeback. Er rettete einen Meter vor der Linie mit letztem Einsatz. Walter hatte In der 41. und 42. Minute noch einmal zwei große Chancen für Waldhof, doch einmal rettete Gundelach, und der andere Schuß ging knapp neben den Pfosten.

Trainer Schlappner reagierte in der Halbzeit. Für den schlappen Tsionanis brachte „Schlappi“ Gaudino, von dem er sich mehr Stimmung versprach. In der 62. Minute sorgten dann beide Trainer für einen denkwürdigen Augenblick. Nach starken Leistungen gingen Kraus und Borchers vom Platz. Für den „Scheppe“ kam unter großem Jubel zum ersten Mal in dieser Saison Ralf Falkenmayer auf den Platz. „Wenn ich nicht mehr kann, sollen die Jungen wieder ran“, sagte Kraus vor dem Spiel und spielte damit auf den lange verletzten Falkenmayer an.

Der zeigte gleich, wie wichtig er für die Eintracht ist. 64. Minute: Seine scharfe Ecke verlängert Müller mit dem Hinterkopf. Der Ball ging knapp vorbei. 65. Minute: Falkenmayer spielt einen Traumpaß über 50 Meter auf Holger Friz, doch Torhüter Zimmermann klärt mit einem Flugkopfball. 68. Minute: Falkenmayer läuft von der Mittellinie auf Zimmermann zu, spielt Doppelpaß mit Smolarek, und schließlich stehen der Pole und Holger Friz allein vor Zimmermann. Doch Friz scheitert zum wiederholten Male an dem Schlußmann. Die größte Chance In der zweiten Halbzeit wurde leichtfertig vergeben.

Das wurde prompt bestraft. In der 71. Minute bekommt die Eintracht den Ball nicht aus der Abwehr. Dickgießer setzt sich gegen Müller durch, und sein Schuß aus 12 Metern geht unhaltbar zum 2:1 ins Netz. Von dem starken Spiel der Eintracht in der Anfangsphase blieb nur noch ein starker Berthold. Waldhof machte pausenlos Druck, kam aber zu keinen klaren Chancen. Dennoch fand die Eintracht minutenlang nicht zu einem geordneten Spiel und zitterte sich in den letzten Minuten zum Sieg. Zuvor hatten Smolarek, Mitchell und Friz große Chancen vergeben.

Trainerstimmen

Klaus Schlappner: „Unser Ziel, einen Punkt zu holen, haben wir nicht erreicht. Aus diesem Grund kann ich nicht zufrieden sein. Die Anfangsphase hat uns das Genick gebrochen. Wir haben versäumt, früher den Anschlußtreffer zu schießen. Das Engagement in der Endphase ist das, was wir können, Die Schlafmützigkeit zu Beginn wiederholt sich immer wieder. Da scheinen sich einige zu schade zu sein, zum Kopfball zu springen.“

Dietrich Weise: „Ich wußte vorher, der Sieger dieser Partie kann sich ins Mittelfeld absetzen, für den Verlierer würde es schlechter aussehen. Ich war überrascht, daß die erste Halbzeit spielerisch sehr gut lief. Die zweite Halbzeit aber war von Kampf geprägt. Wir wollten uns nicht so hinten in die Deckung drängen lassen. Meine Mannschaft hat toll gekämpft, doch zum Schluß war es ein glücklicher Sieg.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 02.11.1986)

 

 

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