Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1985/1986 - 26. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Di., 25.03.1986, 20:00 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Anton Matheis (Rodalben)
Tore: 1:0 Wolfgang Patzke (32.), 2:0 Herbert Waas (84.)

 

>> Spielbericht <<

Bayer Leverkusen Eintracht Frankfurt

  • Rüdiger Vollborn
  • Thomas Hörster
  • Dirk Hielscher
  • Alois Reinhardt
  • Jürgen Röber
  • Wolfgang Patzke
  • Falko Götz
  • Thomas Zechel
  • Christian Schreier
  • Bum-Kun Cha
  • Herbert Waas

 


 

Wechsel
  • Florian Hinterberger für Jürgen Röber (46.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Gut gespielt, trotzdem verloren

Eintracht kurios: Als die Mannschaft spielerisch nur Schmalkost bot und die Fans allmählich den Geschmack am Frankfurter Fußball verloren, holte sie 8:2 Punkte. Gegen Bremen, Gladbach und jetzt Leverkusen war spielerisch eine deutliche Steigerung zu sehen — die Ausbeute: 1:5 Punkte. Die 0:2-Niederlage gestern abend in Leverkusen war unglücklich, aber letztendlich verdient. Unglücklich, weil die Eintracht bis zum gegnerischen Strafraum wirklich gut spielte, verdient, weil sie vor dem Tor einfach zu harmlos war. Leverkusen hatte nicht die besseren, aber die torgefährlicheren Spieler. Schreier mit Flugkopfball in der 31. und Waas mit einem Flachschuß in der 84. Minute waren die Vollstrecker. Stark bei der Eintracht spielten Theiss als Abwehrorganisator und als Antreiber, und Ralf Falkenmayer als Spielmacher. Armin Kraaz sah in der zweiten Halbzeit seine vierte Gelbe Karte.

Die erste Überraschung gab es schon vor dem Anpfiff. Entgegen seiner Ankündigung, die Mannschaft gegenüber dem Gladbacher Spiel nicht zu ändern, setzte Eintracht-Trainer Dietrich Weise mit Harald Krämer und Alex Caspary zwei neue Spieler ein. „Ich wollte einfach zwei frische Spieler bringen“, erklärte Weise. „Holger Friz machte im Training einen nicht so frischen Eindruck, und in Auswärtsspielen habe ich Caspary gerne als defensiven Mann dabei.“

Und Caspary bekam gleich alle Füße voll zu tun. In der ersten Halbzeit stürmte Leverkusen fast ausschließlich über seine Seite. Abwechselnd kamen Cha, Götz und Zechel über rechts und bereiteten zahlreiche Chancen für Leverkusen vor. Schon in den ersten zehn Minuten hatten nacheinander Hielscher, Götz und Patzke die Chance zur Führung, scheiterten aber am eigenen Unvermögen.

Danach machte sich die Eintracht vom Leverkusener Druck frei. Von der Spielanlage und Raumaufteilung einfach besser als Leverkusen, bekam die Eintracht das Spiel in den Griff. Berthold hatte auf der rechten Seite viel Platz und nutzte ihn zu schönen Sturmläufen, Sarroca rackerte für zwei und prüfte Leverkusens Torwart Vollborn mit drei Weitschüssen. Stark auch Falkenmayer als Ballverteiler.

Die Führung für Leverkusen kam dennoch nicht überraschend, weil sie immer wieder zu dicken Chancen kamen. In der 26. Minute köpfte Falkenmayer einen Kopfball von Reinhardt gerade noch von der Linie, genau auf Schreiers rechten Fuß. Aus vier Metern drosch der Leverkusener den Ball ebenso hoch über das Tor. In der 31. Minute war es dann soweit. Eine Flanke von Waas verwandelte Patzke mit einem spektakulären Flugkopfball unhaltbar für Gundelach zum 1:0.

Danach wurde das bis dahin schon interessante Spiel rassig. Torszene folgte auf Torszene, aber bis zur Pause blieb es beim 1:0 für Leverkusen. Die beste Eintracht-Chance in der ersten Halbzeit verpaßte Harald Krämer. Vollborn hatte sich bei einer Flanke von Kitzmann verschätzt, der Ball sprang aber Hörster in die Füße und nicht dem ebenfalls bereitstehenden Eintracht-Mittelstürmer. Kitzmann holte sich bei dieser Flanke eine Oberschenkelzerrung und mußte gegen Trieb ausgewechselt werden.

„Im Westen nichts Neues", kommentierte Eintracht-Vizepräsident Mank. „Gut gespielt, trotzdem im Rückstand.“ Die erste Torchance in der zweiten Halbzeit, die sehr zerfahren begann, hatte wieder Eintracht-Mittelstürmer Harald Krämer. Einen Freistoß von Sievers verlängerte Körbel in Richtung Krämer, doch der wußte mit dem Ball nichts anzufangen. Fünf Minuten später brachte Weise mit Holger Friz seinen zweiten Mittelstürmer ins Spiel. Caspary mußte vom Feld. Der Eintracht-Trainer setzte voll auf Offensive. Mit der Einwechslung von Friz ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Die Eintracht wollte es noch einmal wissen, stürmte und drängte und holte auch Torchancen heraus.

Daß dadurch Leverkusen Platz für Konter erhielt, nahmen die Frankfurter in Kauf. So bekam Gundelach mehrfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen und die Zuschauer ein spannendes Bundesligaspiel zu sehen. Die Entscheidung fiel dann in der 84. Minute — und sie kam auf sehr unglückliche Weise zustande. Libero Theiss riskierte aus 25 Metern einen Gewaltschuß. Der Abpraller flog genau zu Cha, der an der Mittellinie lauerte, die Eintracht-Abwehr war aufgerückt. Cha stürmte aufs Tor, Berthold sprintete ihm hinterher. Im Strafraum hatte er den Koreaner eingeholt, wurde dann aber dreimal von Cha ausgespielt. Der Koreaner schob den Ball zu Waas, der aus zehn Metern knallhart ins linke unter? Eck einschoß.

Trainerstimmen

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Es war ein schnelles, kampfbetontes Spiel. Technisch waren wir besser als zuvor. Es scheint überraschend, aber im ganzen bin ich nicht unzufrieden mit unserer Leistung. Doch unser Manko haben wir wieder gesehen. Wir bringen einfach keinen Ball rein. Im Angriff werden wir weiter experimentieren müssen. Aber wir haben gesehen, daß wir nicht schlechter als Bayer Leverkusen sind und noch einige Mannschaften, die vor uns stehen. Jugendspieler Thomas Müller haben wir in einer ungewöhnlichen Aktion gestern nacht um halb drei verpflichtet, weil andere Klubs, auch Bayer Leverkusen und noch drei renommierte Vereine aus der Bundesliga, ihn hinter unserem Rücken abwerben wollten. Wir mußten einen Vertrag machen, der uns wehtut.“

Erich Ribbeck (Bayer Leverkusen): „Es war ein Arbeitssieg, weil wir die ersten Chancen nicht genutzt haben. Wir haben keine Mannschaft und kein Publikum, um eine so defensive Mannschaft auseinanderzunehmen. Bezeichnend für die starke Leistung der Eintracht war, daß wir in der zweiten Halbzeit zu Kontern kamen und diesen auch das 2:0 verdanken.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 26.03.1986)

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg