Eintracht Frankfurt - Werder
Bremen |
Bundesliga 1985/1986 - 27. Spieltag
0:2 (0:0)
Termin: Sa 15.03.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Klaus Broska (Gelsenkirchen)
Tore: 0:1 Günter Hermann (71.), 0:2 Yasuhiko Okudera (90.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Lange mitgehalten Werder Bremen ist auf dem besten Weg, deutscher Meister zu werden. Mit einem glücklichen 2:0-(0:0-)Erfolg bei der Frankfurter Eintracht verteidigten die Schützlinge von Trainer Otto Rehhagel gestern nachmittag ihren Vier-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze gegenüber Bayern München. Gegen eine lange Zelt überlegene Eintracht-Mannschaft gelang den Bremern elf Minuten vor Schluß das 1:0 durch Hermann, und mit dem Schlußpfiff durch Okudera das 2:0. 25.000 Zuschauer im Waldstadion waren erst in der zweiten Halbzeit auf ihre Kosten gekommen, als zumindest vom kämpferischen Einsatz her eine deutliche Steigerung gegenüber 45 restlos enttäuschenden Anfangsminuten zu vermerken war. Bei beiden Teams standen die stärksten Spieler in der Abwehr, bei Werder waren es Libero Bruno Pezzey und Michael Kutzop, am wirkungsvollsten wurden sie assistiert vom Torschützen Günther Hermann. Bei der Eintracht stand das Abwehrzentrum mit Klaus Theiss, Karl-Heinz Körbel und Armin Kraaz bis auf einen Fehler gut. Zufriedenstellend war auch die Leistung von Ralf Falkenmayer und Dieter Kitzmann. Schwächster Mann auf dem Feld war allerdings Schiedsrichter Broska, der mit einer Fülle von Fehlentscheidungen für Unruhe auf Platz und Rängen sorgte. „Bremen muß gewinnen, wir wollen unbedingt gewinnen. Und das Frühlingswetter bietet optimale Bedingungen“, stellte Eintrachts Co-Trainer Klaus Gerster vor dem Anpfiff fest, „da müßte es eigentlich ein gutes Spiel geben.“ Doch Gerster irrte, wurde genauso enttäuscht wie die meisten der Zuschauer. Kein Temperament war im Spiel, kein Feuer, auch keine Ideen. Erkennbar war allein das Bemühen von beiden Mannschaften, bloß keinen Fehler zu machen. Der Meisterschaftsanwärter spielte mit der Taktik „Sicherheit zuerst“, zog sich bei jedem Eintracht-Angriff mit allen zehn Feldspielern in die eigene Hälfte zurück und trug so nicht zur Attraktivität der Partie bei. Die Eintracht wollte, aber sie konnte nicht. Da waren zu viele spielerische Mängel, vor allem bei Martin Trieb auf der linken Abwehrseite und bei Harald Krämer im Angriff. Thomas Berthold wirkte als rechter Verteidiger total verunsichert, traute sich überhaupt nichts mehr zu, nachdem ihm in der 2. Minute ein Fehlpaß Pfiffe von den Rängen eingebracht hatte. Die Chancen waren auf beiden Seiten dementsprechend dünn gesät. Bei der Eintracht dauerte es 29 Minuten, ehe die Zuschauer zum ersten Mal den Torschrei auf den Lippen hatten. Dieter Burdenski verfehlte einen Eckball von Dieter Kitzmann, Harald Krämer brachte den Ball direkt vors Tor, doch Holger Friz war zu überrascht, um den Ball im Netz unterzubringen. Die Bremer brauchten noch vier Minuten länger zu ihrer ersten Chance. Jonny Ottens Flanke brachte Martin Trieb nicht unter Kontrolle. Der Ball sprang zu Frank Neubarth. Der Torjäger, der trotz einer Knöchelprellung eingesetzt wurde, versuchte mit einer kurzen Flanke Manfred Burgsmüller einzusetzen, doch der „Oldie“ bekam den Ball nicht. In letzter Sekunde sprang Karl-Heinz Körbel dazwischen und rettete. Nach einer halben Stunde kam etwas mehr Farbe ins Spiel. Wenigstens der Hauch von Tormöglichkeiten wehte nun durchs Stadion. In der 35. Minute verfehlte Klaus Theiss nach einem Solo das Tor nur ganz knapp. Im Gegenzug schoß Jonny Otten aus spitzem Winkel hoch übers Tor, und schließlich hatte Thomas Berthold zwei Minuten vor der Pause die Möglichkeit, seine Mannschaft in Führung zu bringen. Ralf Sievers hatte eine Flanke nach innen gezogen, Otten und Krämer verpaßten, und der Ball trudelte Berthold genau in den Lauf. Der Nationalspieler schoß konzentriert und direkt. Dieter Burdenski mußte zum erstenmal sein ganzes Können aufbieten, um einen Rückstand zu verhindern. Für die meiste Aufregung in den ersten 45 Minuten hatte übrigens Schiedsrichter Broska gesorgt, der in einem durchweg fairen Spiel die Zuschauer mit einer Serie von umstrittenen Entscheidungen auf die Palme brachte. Im Zweifel für Bremen — nach diesem Motto schien der Unparteiische zu pfeifen, ohne dabei krasse Fehlentscheidungen zu treffen. Nach dem Wechsel bemühte sich die Eintracht, aggressiver zu spielen und damit aus der Lethargie auszubrechen. Doch zunächst hatten die Gäste die Riesenmöglichkeit zur Führung. Ottens Flanke kam in der 48. Minute genau auf Neubarth, doch der Torjäger schaffte es nicht, aus fünf Metern den Ball an Gundelach vorbeizubringen. Neubarth traf den Ball nicht richtig, Glück für die Eintracht. Die Parallele in der 55. Minute auf der Gegenseite: Eine herrliche Kombination über Berthold und Krämer brachte Holger Friz in Schußposition, doch der Frankfurter vergab kläglich. Ein Stöhnen ging durchs Stadion. Diese Chance war Auftakt einer guten Viertelstunde der Eintracht. Nun endlich wurde Bremen unter Druck gesetzt, die Zuschauer standen hinter ihrer Mannschaft, und Werder wurde nervös. Trainer Otto Rehhagel hüpfte an der Seitenlinie auf und ab. Schließlich wechselte er Okudera für Meier und dann Wolter für Neubarth ein. Beide sollten zur Beruhigung im Bremer Spiel beitragen. In der 71. Minute mußte einfach das 1:0 für die Eintracht fallen. Kitzmann und Kraaz spielten sich am linken Flügel durch, die Flanke kam genau auf Friz und Krämer. Zwei Meter vor dem Tor behinderten sich die Frankfurter gegenseitig. Schließlich schoß Friz seinen Mannschaftskameraden an. Unglaublich! Die Schwächen beim Abschluß sollten sich rächen. In der 79. Minute köpfte Ralf Sievers den Ball vermeintlich aus dem eigenen Strafraum und damit aus der Gefahrenzone. Doch dieser Eindruck trog. Hermann nahm den Ball auf, nutzte die Verwirrung in der Frankfurter Abwehr, kurvte an zwei Spielern vorbei und überwand Gundelach mit einem harten, flachen Schuß aus zwölf Metern ins linke Eck. 0:1. Werder Bremen führte und versuchte nun, die wichtigen Punkte über die Zeit zu retten. Die Eintracht kämpfte, doch zu echten Chancen kam sie trotz guter Aktionen von Falkenmayer und Kitzmann und trotz eines nun verbesserten Thomas Berthold nicht mehr. Auch die Einwechslung von Josef Sarroca für Martin Trieb brachte nichts. Im Gegenteil. Sekunden vor dem Abpfiff trennte Okudera Sievers vom Ball, lief allein auf Gundelach zu und erzielte sogar das 0:2. Trainerstimmen Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Für uns war's eine bittere Niederlage, nachdem wir uns 1986 aus der gefährdeten Zone herausgespielt haben. Der nächste Schritt sollte sein, mit spielerischen Mitteln wieder Zuschauer ins Stadion zu locken. Das ist uns teilweise gelungen. Aber leider haben wir es nicht geschafft, die spielerische Steigerung in Tore umzumünzen. Die Chancenauswertung ist im Moment unsere Hauptschwäche. Das müssen wir durch hartes Training verbessern. Ich hoffe, wir werden auch einmal so clever sein, die Dinger über die Linie zu bringen.“ Otto Rehhagel (Werder Bremen): „In der ersten Halbzeit
war das Spiel ziemlich ausgeglichen mit vielleicht kleinen Vorteilen für
uns. In der zweiten Halbzeit war ich eine Viertelstunde lang überhaupt
nicht zufrieden. Die Eintracht machte unheimlich viel Druck, und wir standen
auf sehr wackligen Beinen. Man konnte praktisch auf die 1:0-Führung
der Eintracht warten. Das paßt mir natürlich nicht. Als Tabellenführer
muß man viel souveräner auftreten. Wir konnten uns doch noch
etwas von dem Druck befreien. Durch den nimmermüden Einsatz möchte
ich sagen, daß unser Sieg doch verdient war, obwohl er natürlich
sehr glücklich zustande kam.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum
Sonntag vom 16.03.1986)
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