Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Bundesliga 1985/1986 - 20. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Sa 25.01.1986, 15:30 Uhr
Zuschauer:10.000
Schiedsrichter: Udo Horeis (Buchholz)
Tore: 1:0 Holger Friz (69.), 2:0 Thomas Berthold (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Jörg Schmadtke
  • Michael Bunte
  • Günter Kuczinski
  • Manfred Bockenfeld
  • Ralf Dusend
  • Josef Weikl
  • Andreas Keim
  • Dean Thomas
  • Holger Fach
  • Günter Thiele
  • Hans Holmquist

 

Wechsel Wechsel
  • Sven Demandt für Dean Thomas (77.)
  • Andreas Kremers für Michael Bunte (84.)
Trainer Trainer
  • Dieter Brei

 

Pfiffe trotz Sieg

Die Frankfurter Eintracht hat ihr erstes Schicksalsspiel im neuen Jahr gegen Fortuna Düsseldorf mit 2:0 gewonnen. Doch dies ist auch die einzig positive Nachricht aus dem Waldstadion. Beide Mannschaften paßten ihr Spielniveau schnell dem trostlosen Wetter an und zeigten eine ganz, ganz schlechte Partie. Die Frankfurter verdienten sich den Sieg lediglich durch etwas mehr Offensivdrang nach der Pause, als der eingewechselte Holger Friz und in der Nachspielzeit Thomas Berthold zwei Chancen auch zu den Toren nutzten. Die Vorstellung der Düsseldorfer läßt nur eine Vermutung zu: Die 10.000 Zuschauer haben den ersten Absteiger gesehen. Die Eintracht hätte an diesem Tag gegen einen etwas stärkeren Gegner wohl verloren, so aber ging der Kelch noch einmal an der Mannschaft vorüber. An den drei zum ersten Mal nach langen Verletzungspausen eingesetzten Spielern lag es nicht. Sowohl Thomas Berthold als auch Armin Kraaz gehörten zu jenen Akteuren, die in etwa Normalform brachten, und Harald Krämer machte seine Schwächen vor dem Tor mit unermüdlichem Kampfgeist wett. Trainer Dietrich Weise bewies mit der Einwechslung von Holger Friz für Martin Trieb eine glückliche Hand. Der „Joker“ stach, brach den Bann und gab der Mannschaft jenes Selbstvertrauen wieder, das nach dem verschossenen Elfmeter von Ralf Falkenmayer (Schmadtke hielt) schon verschüttet war.

34 Minuten dauerte es, bis die Gäste aus Düsseldorf zum erstenmal in die Nähe des Frankfurter Tores kamen. 43 Minuten dauerte es, bis die Zuschauer im Waldstadion zum erstenmal ihren Unmut lautstark mit Pfiffen deutlich machten. Und sieben Minuten hatte es gedauert, bis das Selbstvertrauen der Eintracht-Spieler weggeblasen war. Drei Aspekte eines trostlosen Spiels zweier Mannschaften, die das Wort Bundesliga nicht verdient hatten.

Die 7. Minute war der Knackpunkt des Spiels. Frankfurts Verteidiger Ralf Sievers wollte eine Flanke nach innen schlagen, traf dabei aber den Düsseldorfer Thomas. Der erwischte den Ball mit dem Ellenbogen, und Schiedsrichter Horeis pfiff sofort. Nur über die Art und Weise, wie dieses „Handspiel“ zu bestrafen sei, war sich der Unparteiische noch nicht im klaren. Er nahm Blickkontakt mit seinem Linienrichter auf, und der deutete wohl an, daß Thomas im Strafraum gestanden hatte. Also Elfmeter. Fortuna-Torwart Jörg Schmadtke reklamierte so heftig, daß er die Gelbe Karte sah. In seiner Konzentration ließ sich der Düsseldorfer Schlußmann aber nicht stören. Ralf Falkenmayers Schuß wehrte er sicher ab, die große Chance zur Führung für die Eintracht war vertan.

Im selben Moment schien den Frankfurtern das Herz in die Hose zu rutschen. Was danach bis zur Pause geboten wurde, spottete jeder Beschreibung. Ein Fehlpaß-Festival erster Güte, Stümperei auf dem Fußballplatz, auch von vermehrtem kämpferischen Einsatz nicht wettzumachen. Dies traf für beide Mannschaften zu. Nur drei Szenen waren noch erwähnenswert: Zunächst ein Spurt von Thomas Berthold am rechten Flügel mit herrlicher Flanke aus dem Lauf. Doch Fach kam um Sekundenbruchteile eher an den Ball als Harald Krämer. Dann ein Freistoß von der rechten Ecke des Strafraums. Ralf Falkenmayer führte schnell aus und Schmadtke hatte große Probleme, den Ball abzulenken. Schließlich die 37. Minute: Flanke Berthold, Kopfball Krämer. Schmadtke wäre wohl nicht herangekommen, doch der Ball trudelte knapp am langen Eck vorbei.

Auf der Gegenseite hatte Hansi Gundelach einen ruhigen Nachmittag, unterbrochen von einem Abseitstor durch Thiele. Die Fahne des Linienrichters war oben, Schiedsrichter Horeis pfiff sofort.

Die zweite Hälfte begann mit einer phantastischen Frankfurter Chance. Ralf Falkenmayer hatte den Ball scharf nach innen gezogen. Die gesamte Düsseldorfer Abwehr verpaßte, und Harald Krämer stand, plötzlich völlig frei vor Torhüter Schmadtke. Doch Krämer zögerte zu lange mit dem Schuß, nun lag ihm Schmadtke schon vor den Füßen und konnte abwehren. Zwei Minuten später sah es im Düsseldorfer Strafraum aus wie in einer Krankenstation. Harald Krämer, Torhüter Schmadtke und Kuczinski waren beim Luftkampf zusammengeprallt und blieben verletzt am Boden liegen. Masseure, Ärzte und Trainer rannten auf den Platz, drei Minuten war die Partie unterbrochen. Dann ging es weiter mit den drei Angeschlagenen.

In der 55. Minute großer Beifall für Dietrich Weise. Was hatte der Trainer gemacht? Er hatte nur Holger Friz zum Warmlaufen geschickt und damit eine Auswechslung angedeutet Die Zuschauer waren dafür dankbar. Wenig später war es so weit. Friz kam für Martin Trieb, und dies war ein goldener Griff von Weise. Die Eintracht wurde zwar nicht besser, aber immerhin torgefährlicher. Bei einer schönen Kombination über Ralf Sievers und Thomas Berthold kam Jan Svensson zum Schuß. Schmadtke hielt.

Und dann die 69. Minute: Jan Svensson schlug vom linken Flügel den Ball hoch nach innen, Harald Krämer verlängerte mit dem Kopf über die Fortuna-Abwehr. Holger Friz setzte sich gegen zwei Gegner durch und schoß aus sechs Metern flach, unter Schmadtke hindurch, ein. Endlich das erlösende 1:0. Erst danach, öffneten die Düsseldorfer ein wenig die Abwehr und kamen zu einigen Angriffen. Die besseren Chancen aber hatte weiter die Eintracht. Vor allem in den letzten drei Minuten, als nacheinander Krämer und Berthold alleine aufs Tor zuliefen, aber den Ball an Schmadtke nicht vorbeibrachten. Erst In der Nachspielzeit fiel dann doch noch das 2:0. Eine Flanke von Jan Svensson drückte Thomas Berthold über die Linie.

Aber nicht einmal dieses Tor und der damit sichergestellte Sieg konnte die Zuschauer versöhnen. Buhrufe und Pfiffe begleiteten die Mannschaften in die Kabine.

Trainerstimmen

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Vor dem Spiel habe ich davon gesprochen daß wir mit Hektik und Verbissenheit rechnen müssen. Verbissenheit kam von unserer Mannschaft in der zweiten Halbzeit ins Spiel, die Hektik aber konnten wir 90 Minuten lang nicht ablegen. Dennoch haben wir verdient gewonnen, weil wir die größeren Möglichkeiten hatten, Tore zu machen. Bedenklich stimmt mich allerdings das spielerische Niveau. Alle meine Spieler können viel besser Fußball spielen, als sie es heute gezeigt haben, aber die Hälfte wird mit dem Anspruch, den ich und die Fans und die Öffentlichkeit an sie stellt, einfach nicht fertig. Sie können nicht umsetzen, was sie im Training bringen. Das stimmt mich auch für die Zukunft etwas bedenklich. Bei Berthold und Kraaz hat man nach ihren langen Pausen gemerkt, daß man eine solche Zeit nicht ohne weiteres wegstecken kann, dennoch haben sie ganz gut gespielt. Holger Friz habe ich nicht von Anfang an gebracht, weil er ein guter Einwechselspieler ist, aber wir haben vier Angriffsspieler, und ich habe nur Platz für zwei, wenn wir 4—2—4 spielen.“

Dieter Brei (Fortuna Düsseldorf): „Wir waren dem Gegner spielerisch nicht unterlegen, stehen aber zum Schluß wieder mit leeren Händen da. Das ist nun einmal das Schicksal des Tabellenletzten, mit dem wir seit Monaten leben müssen. Im ersten Tor ist ein Foul von Friz vorausgegangen, auf diese Art und Weise wurde das Spiel entschieden, denn das zweite Tor in der letzten Minute war nur noch Makulatur. Bei meiner Mannschaft habe ich natürlich den letzten Zug und Drang zum Tor vermißt. Dadurch gab es keine großen Torchancen, aber die hatte der Gegner auch nicht. Bunte hat sich am Sprunggelenk schwer verletzt, das sieht nicht gut aus.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 26.01.1986)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg