1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1985/1986 - 19. Spieltag

4:1 (2:1)

Termin: Sa 14.12.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Markus Weber (Bergkamen)
Tore: 0:1 Ralf Falkenmayer (25., Foulelfmeter), 1:1 Günter Güttler (29.), 2:1 Joachim Philipkowski (39.), 3:1 Roland Grahammer (62., Foulelfmeter), 4:1 Hans-Jürgen Brunner (70.)

 

>> Spielbericht <<

1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Herbert Heider
  • Norbert Wagner
  • Dieter Lieberwirth
  • Anders Giske
  • Roland Grahammer
  • Thomas Brunner
  • Günter Güttler
  • Stefan Reuter
  • Joachim Philipkowski
  • Jörn Andersen
  • Dieter Eckstein

 


 

Wechsel
  • Reiner Geyer für Norbert Wagner (51.)
  • Hans-Jürgen Brunner für Dieter Eckstein (68.)
Wechsel
Trainer
  • Heinz Höher
Trainer

 

Verfrühte Weihnachtsgeschenke für den Club

Die bayerische Luft scheint der Frankfurter Eintracht überhaupt nicht zu bekommen. Nach dem 0:3 bei Bayern München unterlagen die Hessen gestern beim 1. FC Nürnberg mit 1:4 (1:2). Das Resultat deutet auf eine klare Überlegenheit der Franken hin, doch gut eine Stunde lang war es ein ausgeglichenes Spiel. Ralf Falkenmayer hatte die Eintracht per Elfmeter in Führung gebracht, Güttler und Philipkowski noch vor der Pause den Spieß umgedreht.

Dietrich Weise schenkte dem Amateur mehr Vertrauen als seinen Profis. Für Karl-Heinz Körbel, der wegen seiner vierten Gelben Karte gesperrt war, setzte Frankfurts Coach Amateur Manfred Binz ein. Martin Trieb und Norbert Fruck blieben auf der Bank. Und Dietrich Weise hatte einen guten Griff getan. Obwohl fünf Abwehrspieler wegen Verletzung und Sperren fehlten, stand die Deckung am Anfang sehr gut, sehr sicher. Ralf Sievers bewachte Dieter Eckstein, Manfred Binz Joachim Philipkowski, und Uwe Müller kümmerte sich um Jörn Andersen.

Die Eintracht machte zunächst das Spiel, setzte auf Offensive und verkroch sich keineswegs. Die Nürnberger aber schienen aus ihren Niederlagen der letzten Wochen gelernt zu haben. Da war nichts mehr von überhastetem Angriffsschwung, sondern Sicherheit zuerst stand auf dem Programm. So hatten die Gastgeber kaum einmal eine Torchance in der Anfangsphase. Lediglich ein Schuß von Eckstein ging in der 10. Minute ganz knapp am Tor vorbei. Die Frankfurter ihrerseits spielten schön im Mittelfeld, aber in Strafraumnähe waren auch sie mit ihrem Latein am Ende. Uwe Bühler wurde von Thomas Brunner und Holger Friz von Anders Giske hautnah bewacht. Die besten Szenen hatte da noch am rechten Flügel Josef Sarroca.

Nach gut 20 Minuten wurde die Partie interessanter, farbiger, teilweise auch härter. In der 23. Minute eine Gelbe Karte für Uwe Müller bei einem Foul gegen Andersen. Und zwei Minuten später die Frankfurter Führung. Uwe Müller spielte einen herrlichen Paß nach vorne, Jan Svensson ging an Reuter vorbei und wurde von dem Nürnberger vier Meter vor dem Tor von den Beinen geholt. Klare Entscheidung von Schiedsrichter Weber aus Essen: Elfmeter. Ralf Falkenmayer, zum erstenmal Kapitän der Eintracht, verwandelte ganz sicher zum 1:0.

Doch wer nun mit mehr Sicherheit bei der Eintracht gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Der Rückstand schien den Club aufgeweckt zu haben. Schon eine Minute nach dem 0:1 zweimal die Riesenchance, erst für Eckstein, dann für Andersen zum Ausgleich. Beide Male warf sich Uwe Müller mit dem Mut der Verzweiflung dazwischen und konnte die Bälle ins Aus ablenken.

In der 29. Minute aber doch der Ausgleich: Philipkowski schlug einen Eckball nach innen, Andersen verlängerte mit dem Kopf und Güttler drückte auch mit dem Kopf den Ball aus drei Metern über die Linie. Nun hatten die Nürnberger ihr Selbstbewußtsein wieder gefunden und gestalteten die Partie zumindest ausgeglichen. Die Führung in der 39. Minute war allerdings dennoch schmeichelhaft. Die Eintracht versuchte eine Abseitsfalle, Sievers ließ einmal Eckstein aus den Augen. Der schnelle Stürmer zog mit dem Ball davon, flankte nach innen, Güttler nahm ihn aus der Luft. Von der Brust von Gundelach, der die Arme gar nicht mehr so schnell hochheben konnte, prallte der Ball zurück ins Feld und Philipkowski drosch ihn direkt ins Netz.

Kaum eine Minute später schon die große Möglichkeit zum 2:2 für die Frankfurter. Jan Svenssons Schuß wurde abgefälscht, Torhüter Heider stand in der falschen Ecke, doch der Ball trudelte am Tor vorbei.

Die zweite Halbzeit begann mit verstärkten Bemühungen der Eintracht, den Ausgleich zu erzielen. Manfred Binz schaltete sich nun öfter in den Angriff ein und hatte auch gleich die erste Möglichkeit. Doch sein Schuß wurde von Güttler im letzten Moment noch abgeblockt. Die Partie war nun völlig offen, beide Mannschaften setzten auf Offensive, griffen mit vollem Risiko an. Den Zuschauern war es recht, sie kamen auf ihre Kosten. Torszenen auf beiden Seiten.

In der 49. Min. die vielleicht entscheidende Szene des Spiels. Reuter wollte den Ball zu seinem Torwart zurückspielen, doch Holger Friz sprintete dazwischen. Der Frankfurter ging an Torwart Heider vorbei und wurde dann mit einem üblen Foul von den Beinen geholt. Die Rote Karte und Elfmeter, oder die Rote Karte und Freistoß — das waren normalerweise die Alternativen. Doch Schiedsrichter Weber entschied sich für die aus Nürnberger Sicht denkbar günstigste. Nach Rücksprache mit seinem Linienrichter zeigte er Heider die Gelbe Karte und gab auf der Strafraumlinie Freistoß. Ralf Falkenmayer schoß den Ball in die Abwehrmauer. In der 54. Minute ein herrliches Solo von Holger Friz mit anschließendem Schuß aus 14 Metern. Heider brachte die Hand noch an den Ball und lenkte ihn an den Pfosten.

Die Vorentscheidung fiel in der 61. Minute. Uwe Müller, bis dahin bester Frankfurter, verlor im Mittelfeld einen Ball unnötig an Philipkowski. Dessen Paß nahm Eckstein auf, drang in den Strafraum ein, ging an Gundelach vorbei — und fiel. Der Frankfurter Torwart hatte ihm in die Beine getreten. Die Gelbe Karte und Elfmeter waren die Quittung für dieses Foul. Grahammer verwandelte sicher zum 3:1.

Unternahm die Eintracht nun noch Versuche, den Anschlusstreffer zu erzielen, erlahmten diese schon acht Minuten später, als Brunner das 4:1 für die Hausherren erzielte. Gundelach hatte den harten, allerdings nicht allzu plazierten Schuß des Nürnbergers unter dem Bauch hindurch ins Netz rutschen lassen.

Nürnbergs Trainer Heinz Höher sprach hinterher von einer optimalen Chancenauswertung und einem „schmeichelhaften“ Resultat. Kollege Dietrich Weise konnte sich über die Niederlage nicht besonders ärgern. „Wir haben ganz gut gespielt“, sagte Weise, „ich kann keinem böse sein.“ Auch Weise wollte die Weihnachtsstimmung nicht verderben. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 15.12.1985)

 

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