Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1985/1986 - 17. Spieltag

3:0 (1:0)

 

Termin: Di 03.12.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer:15.000
Schiedsrichter: Manfred Uhlig (Dortmund)
Tore: 1:0 Ralf Sievers (37.), 2:0 Holger Friz (48.), 3:0 Harald Krämer (86.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Ernst Happel

 

(urspünglich war das Spiel auf den 30.11. terminiert, wurde aber wegen des Wetters verschoben)

 

 

Eintracht: Knoten geplatzt

Tolle Tore zum 3:0 über den HSV im letzten Vorrundenspiel

Endlich! Im letzten Spiel der Vorrunde ist bei der Frankfurter Eintracht der Knoten geplatzt. Mit 3:0 (1:0) wurde der Hamburger SV völlig verdient geschlagen und damit die schlimmsten Abstiegsnöte erst mal gebannt. Wer hätte das vor dem Spiel gedacht? Die beste Abwehr der Bundesliga gegen den schlechtesten Angriff — da schien für die Eintracht nicht viel drin. Und dann kam alles anders. Drei blitzsaubere Tore von Ralf Sievers, Holger Friz und Harald Krämer belohnten den nimmermüden Einsatz der Frankfurter und bestraften die überheblich und arrogant spielenden Hamburger. 15.000 Zuschauer waren am Ende hochzufrieden mit ihrer Mannschaft, die sich den höchsten Sieg der Saison redlich verdient hatte. Alles überragender Spieler auf dem Platz war Kapitän Karl-Heinz Körbel, der keinen Zweikampf verlor, Heinz Gründel zum Statisten degradierte und noch Zeit fand, in brenzligen Situationen die Feuerwehr zu spielen. Neuling Dieter Kitzmann feierte ein gelungenes Debüt und hatte kaum Anpassungsschwierigkeiten. Der HSV aber enttäuschte maßlos, vor allem die zuletzt so hochgelobte Abwehr einschließlich Torwart Uli Stein und Nationalspieler Dietmar Jakobs versagte. In dieser Form ist der HSV kein Meisterschafts- und die Eintracht kein Abstiegskandidat.

18 Minuten fühlte man sich in ein Frankfurter Theater versetzt, so ruhig, ja fast gemütlich ging es zu im Waldstadion. Auf dem Rasen passierte so gut wie nichts, auf den Rängen waren die Zuschauer kurz vorm Einschlafen. Schiedsrichter Uhlig aus Dortmund war es dann zu „verdanken“, daß Stimmung in die Bude kam. Ralf Falkenmayer hatte den ersten guten Paß des Spiels geschlagen, Holger Friz mit dem Ball am Fuß Torwart Uli Stein bereits umkurvt. Das Leder rollte Richtung Außenlinie, Friz rannte hinterher. Da zog ihm Stein mit den Händen die Beine weg. Klare Sache — Elfmeter. Nur für den Unparteiischen nicht. Der gab Eckball und ward von diesem Moment an der Buhmann im Stadion. Bis zur Pause begleiteten ihn „Schieber, Schieber“-Rufe.

Von nun an war Temperament in der Begegnung. Der Schiedsrichter hatte die Eintracht gereizt. Nun gingen die Gastgeber forscher zu Werke, machten sich frei von dem lähmenden, bewußt langsamen und bedächtigen HSV-Ballgeschiebe. Über links, also auf der rechten Hamburger Abwehrseite von Kaltz, setzte die Eintracht dann die ersten Akzente. Neuling Dieter Kitzmann traute sich von der offensiven Verteidigerposition mehr zu, und Uwe Bühler glänzte durch großen Einsatz. So war es kein Wunder, daß die Führung der Frankfurter dort ihren Ursprung hatte.

Uwe Bühler faßte sich nach 38 Minuten ein Herz, ging von Linksaußen an Kaltz vorbei, steuerte nach innen, lief 20 Meter parallel zum Tor und legte dann den Ball nach rechts zu Ralf Sievers. Der andere Offensivverteidiger ging elegant an Plessers vorbei und hieb den Ball aus 16 Metern am verdutzten Stein vorbei ins Netz. Der HSV-Torwart reagierte überhaupt nicht, schien vom ersten Gegentor nach 604 Minuten total überrascht.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag. Kaum drei Minuten waren gespielt, da trat Torwart Gundelach den Ball hoch und weit nach vorne. Gleich zwei Hamburger, Schröder und Jakobs, sprangen unter dem Ball durch, und Holger Friz spurtete allein aufs Tor zu. Der Torjäger der Amateure behielt die Nerven, drosch den Ball mit hohem Risiko und voller Wucht an Stein vorbei, unter die Latte ins Netz. 2:0 zu Beginn des zweiten Durchgangs, eine Erlösung für die Eintracht, die so hoch noch nicht einmal in dieser Saison vorne gelegen hatte.

Das Spiel entwickelte sich nun so, wie es der Eintracht liegt. Der HSV mußte angreifen, die Frankfurter konnten kontern. Und dafür sind Holger Friz und Uwe Bühler, die beiden Sprinter im Angriff, geradezu prädestiniert. Die Gäste gaben die Liberoposition auf, Plessers ging ins Mittelfeld, Jakobs und Schröder spielten direkt gegen Friz und Sarroca.

Druck aufs Frankfurter Tor gab es deswegen trotzdem nicht. Die Eintracht-Abwehr beherrschte die Szene, allen voran der überragende Karl-Heinz Körbel. Am Kapitän prallte alles ab, Gründel bekam keinen Stich. Hinter Körbel steigerte sich Amateur-Libero Alex Caspary zu einer erstaunlich sicheren Leistung und stabilisierte damit die zuletzt so durcheinandergeratene Abwehr.

Nun lief alles für die Eintracht. Fast bei jedem Angriff hätte ein Tor fallen können, aber da zeigte sich wieder einmal die Unerfahrenheit der jungen Spieler. Ein ums andere Mal verpaßten Josef Sarroca und Holger Friz gute Gelegenheiten, Pech kam dazu, als Stein einen Kopfball von Friz mit einer artistischen Parade gegen den Pfosten lenkte. Auch Uwe Bühler kam nun öfter zu spät. Das große Laufpensum hatte bei ihm seinen Tribut gefordert.

Neun Minuten vor dem Ende zog Trainer Dietrich Weise die Konsequenzen und nahm Bühler aus dem Spiel. Für ihn kam Krämer, und dies war ein goldener Griff des Trainers. Vier Minuten vor dem Ende markierte Harald Krämer nach dem schönsten Spielzug der gesamten Partie das 3:0. Uber Ralf Falkenmayer und Josef Sarroca lief der Ball aus dem Mittelfeld zum Mittelstürmer, und der hatte wenig Mühe, aus elf Metern Uli Stein zum dritten Male zu überwinden.

Trainerstimmen

Ernst Happel (Hamburger SV): „Wir hatten eine schlimme Serie im Rücken. Wenn man in sechs Spielen kein Tor bekommt, denkt man nicht, daß man in einem Spiel drei Gegentreffer erhält. Aber wir haben gegen eine junge enthusiastische Mannschaft gespielt, die von der ersten Minute an aggressiv war. Der Sieg war auch in dieser Höhe verdient, er hätte allerdings auch noch zwei Tore höher ausfallen können. Ich hoffe, daß dies bei uns eine Einzelerscheinung war, mit den Spielern werde ich noch genauer darüber reden.“

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Das Problem der Mannschaft ist nicht der Gegner, sondern die innere Instabilität. Wir hoffen am nächsten Samstag mit zwei Punkten gegen Köln uns von diesem Druck zu befreien, doch jetzt hängt uns dies immer noch stark nach. Wenn der HSV zum Beispiel das 1:2 gemacht hätte, wäre es vielleicht wie beim 1:3 gegen Hannover gelaufen. Mit Neuling Kitzmann bin ich zufrieden. Er hat genauso tapfer gekämpft wie die anderen. Seine Stärke ist Dynamik, mit der er die freien Räume nutzt.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 04.12.1985)

 

 

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