1. FC Saarbrücken - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1985/1986 - 16. Spieltag
2:2 (1:1)
Termin: Sa 23.11.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Rheydt)
Tore: 0:1 Holger Friz (4.), 1:1 Stefan Jambo (21.), 1:2 Josef Sarroca (72.), 2:2 Stefan Jambo (84.)
1. FC Saarbrücken | Eintracht Frankfurt |
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Ein Achtungserfolg Nach der Pleite gegen Hannover ein Achtungserfolg in Saarbrücken: Mit einem verdienten 2:2 (1:1) gegen den 1. FC Saarbrücken vor 10.000 Zuschauern im Ludwigspark rehabilitierte sich die Frankfurter Eintracht für die Scharte der 1:3-Niederlage am letzten Dienstag zu Hause gegen Hannover 96. Das Unentschieden war redlich verdient, die Eintracht stand sogar vor dem möglichen dritten Sieg, der ebenfalls nicht unverdient gewesen wäre. Denn vor allem in der zweiten Halbzeit spielte die Eintracht auf dem tückischen Schneeboden geschickter, war im Zweikampf verbissener und besaß auch die bessere Taktik: Nämlich mit Steilpässen und Befreiungsschlägen ihre schnellen Sturmspitzen mit gefährlichen Kontern einzusetzen. Die Eintracht führte zweimal bereits nach vier Minuten durch Friz und in der 72. Minute durch Sarroca. Den Ausgleich bewerkstelligte jeweils Jambo, einmal in der 21. und dann in der 84. Minute, als er einen Eckball direkt verwandelte. Karl-Heinz Körbel, der wie ein Schneepflug in seinem Strafraum aufräumte, Sarroca als Schneekönig im Mittelfeld und der stets torgefährliche Friz waren die besten Frankfurter. Bei Saarbrücken ragten der zweifache Torschütze Jambo und die schwarze Perle im weißen Schnee, Santos Muntubila, heraus. Die Eintracht mußte neben den langzeitverletzten Theiss, Berthold, Conrad und Kraaz auch noch auf Svensson (4. gelbe Karte) verzichten. Fruck und Krämer ließ Dietrich Weise auf der Bank, den Stürmer, weil er als großer schwerer Spieler auf dem Schneeboden besondere Schwierigkeiten gehabt hätte. Dafür spielten mit Caspary, Binz und Friz gleich drei Amateure, und erstmals seit acht Wochen erhielt auch Uwe Bühler von Anfang an wieder eine Chance. „Auf diesem Boden spielt der Zufall mit“, meinte Karl-Heinz Körbel skeptisch und stocherte vor dem Anpfiff mit seinen langen Lederstollen in den festgewalzten Schnee. Mit schnellem und steilem Spiel nach vorn wollte die Eintracht auf den widrigen Platzverhältnissen den Zufall auf ihre Seite zwingen, und siehe da, schon nach vier Minuten führte sie 1:0. Sarroca schlug über Kopf den Ball von der Mittellinie aus nach vorne, Bühler nahm ihn an und spielte den rechts mitgelaufenen Holger Friz herrlich frei, der aus acht Metern Saarbrückens Torwart Hallmann keine Chance ließ. Friz hatte schon eine Minute später die Chance zum 2:0, denn die Saarbrücker Abwehrspieler fanden anfangs keine Standfestigkeit gegen die im Schnee wirbelnden Frankfurter Leichtgewichte. Doch dann kam Saarbrücken, machte mehr Druck, angetrieben von Muntubila, der schwarzen Perle, die im weißen Element zauberte, und vom Jambo. So spielten sich schon nach einer Viertelstunde im Frankfurter Strafraum turbulente Torszenen ab, auch hier waren dem Zufall Tür und Tor geöffnet. In der 14. Minute wurden Schüsse von Blättel und Hönnscheidt nacheinander abgeblockt, und in der 15. Minute mußte sich Gundelach gewaltig strecken, um einen Schuß von Muntubila gerade noch über die Querlatte zu lenken. Der Ball war schwer unter Kontrolle zu halten, Pässe waren Glücksache, es half nur eins: draufhalten und den Ball weit nach vorn schlagen. Dies beherzigte vor allem Karl-Heinz Körbel, der wie ein Schneepflug in seinem Strafraum aufräumte. Dennoch konnte auch er den Ausgleich in der 21. Minute nicht verhindern. Dieter Müller schubste im Gewühl den Ball mit der Hacke zu Jambo, der dadurch völlig frei war und aus kürzester Entfernung mit seinem Schuß Gundelach keine Chance ließ. In der 34. Minute hatten die Saarbrücker die Chance zum 2:1, als Hönnscheidt nach einem Fehler von Caspary zum Schuß kam. Doch der ehemalige Frankfurter trat in den Schnee und ehe er zum zweiten Versuch ausholen konnte, war ein Frankfurter dazwischen. Auf der anderen Seite hatte in der 37. Min. Friz eine Möglichkeit, kam aber bei einem Freistoß von Trieb nicht richtig an den Ball. So endete die erste Halbzeit mit einem dem Spielverlauf entsprechenden 1:1. Mutig und energisch ergriff die Frankfurter Eintracht in der zweiten Halbzeit die Initiative. Ihre Taktik war ganz den widrigen Bodenverhältnissen angepaßt und war richtig. Mit weiten Steilpässen aus der eigenen Abwehr heraus suchte sie ihre Chance, hatte sie doch vorne pfeilschnelle Stürmer, allen voran der stets gefährliche Holger Friz, den die Saarbrücker Abwehrspieler, vor allem sein Gegner Walter Müller, nur schwer unter Kontrolle bringen konnten. So mußten in der 46. Minute zwei Saarbrücker Friz im Strafraum in die Zange nehmen. Doch der Elfmeterpfiff, der durchaus berechtigt gewesen wäre, blieb aus. Es war ein weiter Befreiungsschlag von Trieb, dem der pfeilschnelle Friz hinterhergespurtet war. Sein Protest bei Schiedsrichter Pauly nutzte nichts, er brachte ihm nur die Gelbe Karte ein. Nur vier Minuten später ein weiterer Befreiungsschlag aus der Eintracht-Abwehr. Diesmal von Caspary. und diesmal war Friz wieder durch, kam zum Schuß, schoß aber flach, und Hallmann konnte den Ball unter sich begraben. Auf der Gegenseite wagte Jusufi aus 18 Metern einen Weitschuß, den Gundelach jedoch mit einer prächtigen Parade zunichte machte. Die Eintracht spielte stärker, war in den Zweikämpfen bissiger und spielte auf dem tückischen Schneeboden weitaus geschickter. In der 52. Minute setzte Dietrich Weise dann auf totale Offensive, denn die Saarbrücker waren an diesem Tag zu schlagen. Für Trieb kam Krämer als dritte Sturmspitze, wenn sich auch Bühler nun etwas weiter nach hinten orientierte. Die Saarbrücker versuchten zwar Druck zu machen, rannten sich aber immer wieder einfallslos an der gutgestaffelten Frankfurter Abwehr um Karl-Heinz Körbel fest. In der 58. Minute kam Blättel, der Kopfballspezialist, erstmals mit seinem Kopf an den Ball nach einer Flanke von Müller, doch kein Problem für Gundelach. Gefährlicher war es zwei Minuten später schon vor dem Saarbrücker Tor, als sich Krämer auf der rechten Seite großartig durchsetzte, den Ball vors Tor gab, aber zu scharf, so daß Friz den Ball nicht mehr richtig mit der Stirn erwischte. In der 68. Minute hatte wieder Krämer, diesmal nach einer Flanke von Bühler, eine Kopfballchance, doch der Ball ging über die Querlatte. In der 72. Minute fiel dann der fällige und verdiente Führungstreffer der Eintracht, wenn er auch ein Geschenk von Saarbrückens Torwart Hallmann war. Sarroca wagte von der rechten Seite aus zirka 25 Metern einen Weitschuß. Wie ein Eisstock zischte der Ball über das Schneeparkett, Hallmann warf sich auf ihn, schien den Ball schon unter sich begraben zu haben, doch unter dem Bauch hindurch rutschte die rote Kugel ins Tor. Nun reagierte Uwe Klimaschefski, wechselte nacheinander Foda gegen Boysen (75.) und Demange gegen Hönnscheidt (78.) aus. So glücklich wie der Frankfurter Führungstreffer, so glücklich war dann der Saarbrücker Ausgleich in der 84. Minute. Jambo verwandelte von der rechten Seite einen Eckball direkt. Das Tor wurde vom Stadionlautsprecher als Eigentor Gundelachs angekreidet. Nur eine Minute später hatten dann die Saarbrücker die Chance zum Sieg, als Dieter Müller mit einem herrlichen Kopfball aus kürzester Entfernung das 3:2 vor sich hatte, doch mit einer prächtigen Parade rettete Gundelach auf der Linie. Das Spiel endete 2:2. Die Eintracht kam um ihren dritten Sieg in dieser Saison, Saarbrücken aber vermied die erste Heimniederlage. Trainerstimmen Uwe Klimaschefski (Saarbrücken): „Ich muß beiden Mannschaften ein Lob rollen, wie sie bei den schwierigen Bodenverhältnissen zurechtgekommen sind. Der Platz war sehr schlecht zu bespielen, nach 20 Minuten war er arg zertreten und ein gerader Paß nicht mehr zu spielen. So konnte es kein durchdachtes Fußballspiel werden.“ Dietrich Weise (Frankfurt): „Beim 2:1 für
uns war Saarbrückens Torwart natürlich stark beteiligt. Über
die Szene, die zum 2:2-Ausgleich führte, sagte Torwart Gundelach,
daß er von Jusufi bedrängt wurde. Das Tor war aber vermeidbar.
Das Remis ist korrekt.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag
vom 24.11.1985)
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