Eintracht Frankfurt - Hannover 96

Bundesliga 1985/1986 - 15. Spieltag

1:3 (1:0)

Termin: Di 19.11.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer:8.000
Schiedsrichter: Anton Matheis (Rodalben)
Tore: 1:0 Josef Sarroca (34.), 1:1 Jürgen Baier (66.), 1:2 Siegfried Reich (90.), 1:3 Karsten Surmann (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hannover 96

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer Trainer
  • Werner Biskup

 

Schlimmes Ende für die Eintracht

Schlimmer geht's wohl nicht: Die Frankfurter Eintracht, mit ihrem letzten Aufgebot, verlor auch das Schicksalsspiel gegen Hannover 96 mit 1:3 (1:0) Toren und steckt nun leider gegen Ende der Vorrunde bis zum Hals im Abstiegsstrudel. Nach dem Führungstreffer in der 34. Minute durch Josef Sarroca und einer passablen ersten Halbzeit geriet die Mannschaft in der letzten halben Stunde völlig aus dem Leim, mußte in der 66. Min. den Ausgleich durch Baier und in den letzten beiden Minuten durch Surmann und Reich bittere Tore zu einer bitteren Niederlage hinnehmen. Nur noch 8000 Zuschauer, die die bedauernswerte Mannschaft mit Pfiffen, sowie Trainer und Präsidium mit Schmährufen bedachten, kennzeichnen die schwere Krise, in der die Frankfurter Eintracht nun steckt.

„Der dritte Sieg ist Pflicht“, forderte die Eintracht-Zeitung von der Eintracht-Mannschaft den Erfolg, und mit unbändigem Siegeswillen gingen Dietrich Weises Schützlinge auch dieses Spiel an. Ralf Falkenmayer riß voller Entschlossenheit die Rolle des Regisseurs an sich und zog das Angriffsspiel unermüdlich auf. Doch bei allem Willen fehlte der spielerische Rhythmus gegen die recht harmlosen, ganz auf Defensive eingestellten Hannoveraner. Der Druck der Frankfurter allein reichte noch nicht. Zu überhastet, zu hektisch waren die Aktionen angelegt.

Torgelegenheiten stellten sich dennoch ein, vor allem mit Schüssen aus der Ferne oder aus dem Hinterhalt. Bei einem solchen Schuß von Sievers (8.) mußte Torhüter Raps nachfassen, zwei Minuten später ging ein herrlicher Weitschuß von Falkenmayer nur knapp über die Latte. Mit Schüssen aus allen Lagen suchte die Eintracht also den Erfolg. In der 19. Min. hatte Ralf Falkenmayer wiederum Pech, daß Raps mit einer Glanzparade seinen Freistoß gerade noch aus dem Torwinkel holte und zur Ecke lenkte.

Hannover fiel bis dahin nur durch seinen offenbar angetrunkenen Trainer Werner Biskup auf, der am Spielfeldrand den Linienrichter belästigte und in der 20. Minute prompt von Schiedsrichter Anton Matheis wieder einmal auf die Tribüne verbannt wurde. Dort fläzte sich der Skandaltrainer neben Stadtrat Wolfram Brück auf einen Ehrenplatz.

Ohne ihren Trainer am Spielfeldrand wurden die Gäste plötzlich besser und hatten nacheinander durch Reich und Giesel in der 24. und 25. Minute auch zwei Tormöglichkeiten. Doch die Eintracht schoß weiter scharf. Sarroca deutete in der 32. Minute seine Schußstärke an. Zwei Minuten später landete er dann einen Volltreffer. Von Körbel angespielt, zog er nach einigem Zögern endlich ab. Aus zwanzig Metern in den Torwinkel. Ein herrliches Tor und sein erstes in der Bundesliga.

Kurz vor der Pause Schrecksekunde für die Eintracht, als Harald Krämer, gerade wieder genesen, verletzt liegenblieb. Diesmal schmerzte das andere Knie. Er humpelte unter Schmerzen bis zur Pause weiter, kam aber zur zweiten Halbzeit dennoch wieder. In der letzten Minute der ersten Halbzeit hatte die Eintracht die große Chance, auf 2:0 zu erhöhen, als Falkenmayer einen herrlichen Paß in den Lauf von Svensson spielte und der Schwede allein aufs Hannoveraner Tor zustürmte. Doch in letzter Minute noch bedrängt, schoß er aus elf Metern neben den Kasten.

Nach der Pause wurde Hannover 96 offensiver und die Eintracht geriet prompt unter Druck. Fruck und Trieb wurden zu den neuralgischen Punkten, und ein Fruck-Fehler im Mittelfeld war auch Ausgangspunkt des Ausgleichs. Den folgenden Angriff schloß der aufgerückte linke Verleidiger mit einem flachen Zehnmeterschuß aus spitzem Winkel ins lange Eck ab. 1:1 in der 66. Minute.

Hannovers Vorhaben, mit Thomas und Gue, beide standen bereits an der Seitenlinie, für Schaub und Ronge auf totale Offensive zu setzen, hatte sich erübrigt. Beide zogen ihre Trainingsanzüge wieder an und setzten sich wieder auf die Bank. Die Eintracht aber war nun völlig von der Rolle, nervös und unsicher. Von der Eintracht-Kurve tönten Sprechchöre „Jürgen Grabowski“, und „Grabi for President“. Pfiffe auch von der Haupttribüne. Verzweifelt bemühten sich die Frankfurter Spieler, ihre Nerven und das Spiel wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie kämpften, das muß man anerkennen, verbissen um den Sieg.

In der 75. Minute wechselte Hannover doch noch aus. Wayne Thomas kam für Schaub. Doch bei der Eintracht bahnte sich kein Wechsel an. Es lief sich nicht einmal zehn Minuten vor dem Schlußpfiff einer warm. Karl-Heinz Körbel, der Kapitän und Kämpfer, ging nach vorne und spielte nur noch Mittelstürmer. Mit seinem Kampfgeist wollte er die Mannschaft mitreißen. Die Eintracht versuchte es wieder mit Schüssen, doch sie gingen allesamt hoch drüber oder weit daneben.

Dafür traf es die Eintracht: In der 89. Minute verunglückte Caspary, dem Amateur, der sein Bundesliga-Debüt gab und bis dahin eine makellose Partie geliefert hatte, eine Kopfballabwehr. Der Ball flog direkt in den Lauf von Karsten Surmann, der in der 89. Min. das 2:1 erzielte. Die Eintracht warf noch einmal alles nach vorn, doch in der letzten Spielminute versetzte dann Reich der Eintracht endgültig den „Todesstoß“. Er stürmte in den Eintracht-Strafraum, spielte Caspary aus und ließ Gundelach keine Chance. (Abendpost-Nachtausgabe vom 20.11.1985)

 

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