Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart
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Bundesliga 1985/1986 - 13. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: Sa 02.11.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Heinz Werner (Auersmacher)
Tore: 0:1 Asgeir Sigurvinsson (50.), 1:1 Klaus Theiss (87.)
Eintracht Frankfurt | VfB Stuttgart |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Ausgleich auf den letzten Drücker Im siebten Heimspiel das sechste Unentschieden — dieses Kunststück vollbrachte die Frankfurter Eintracht. 1:1 hieß es vor 12.000 Zuschauern gegen den VfB Stuttgart, und am Ende mußten damit beide zufrieden sein. Die Eintracht, weil sie den Ausgleich mit einem Glücksschuß von Klaus Theiss erst 120 Sekunden vor Schluß schaffte, der VfB, weil er in einem mäßigen Spiel nie den eigenen Ansprüchen, eine Spitzenmannschaft zu sein, gerecht wurde. Es war eine spielerisch ganz schwache Partie, die lediglich von kämpferischen Akzenten lebte. Die Eintracht-Spieler übertrafen sich in Kampfeswillen und wurden für ihre „Nie-Aufgeben-Einstellung“ schließlich auch belohnt. Gegen eine bessere Mannschaft wie die Schwaben wäre dies an diesem Tag allerdings bestimmt zu wenig gewesen. Der VfB verpaßte nach Sigurvinssons Führungstor bei großen Chancen von Pasic und Reichert das 2:0 und damit die Entscheidung. Aggressiv wie gegen Gladbach wollte die Eintracht zu Werke gehen, das war der Plan vor dem Anpfiff. Doch auf dem Platz war von den guten Vorsätzen nicht mehr viel übrig. Sicher: gekämpft hat die Mannschaft. Jeder einzelne Spieler rannte ohne Unterlaß auf dem Feld herum. Aber das war auch das einzig Positive der ersten 45 trostlosen Minuten. Von Linie, System oder gar Spielkultur war nichts zu sehen. Bei der Eintracht war dies in Anbetracht der vielen Ausfälle und der Rekonvaleszenten Martin Trieb und Ralf Falkenmayer, die ihre Sache ganz ordentlich machten, nicht zu erwarten. Doch daß die Stuttgarter sich diesem Niveau anpaßten, überraschte. Bei der Eintracht gingen die wenigen giften Aktionen von Ralf Falkenmayer und Josef Sarroca aus. Die beste Chance bereitete Sarroca vor. Mit einem Superpaß setzte er in der 29. Minute Martin Trieb ein. Doch der Offensivverteidiger verfehlte aus spitzem Winkel das Tor von Roleder um einige Meter. Auch die zweite und letzte Frankfurter Möglichkeit vor dem Wechsel hatte Trieb. Diesmal kam die Vorlage von Ralf Falkenmayer. Wieder schoß Trieb sofort, und Roleder hätte wohl das Nachsehen gehabt. Der Ball verfehlte aber um Zentimeter das Tor, verfing sich nur im Außennetz. Auf der Gegenseite hatte Hansi Gundelach auch nur eine brenzlige Situation zu überstehen. Nach einem herrlichen Doppelpaß mit Klinsmann stand Nushöhr in der 13. Minute plötzlich frei. Gundelach konnte den Ball mit dem Fuß abwehren. Für die meiste Aufregung auf den spärlich besetzten Tribünen sorgten die Härten auf beiden Seiten. Völlig zu Recht erhielten der Stuttgarter Pasic nach einem Foul an Ralf Sievers und Karl-Heinz Körbel nach einem Tritt gegen eben jenen Pasic die Gelbe Karte. Die zweite Hälfte begann mit einem Schock für die Eintracht. Gerade vier Minuten waren gespielt, als der VfB völlig überraschend in Führung ging. Karl Allgöwer setzte sich am rechten Flügel durch, flankte flach und hart nach innen, Karl-Heinz Körbel kam nur noch mit der Fußspitze an den Ball, lenkte dabei den Ball unglücklich genau auf den Fuß von Sigurvinsson. Der Stuttgarter hatte Zeit, den Ball zu stoppen und hieb ihn dann mit rechts in den Torwinkel. Glück hatte der Isländer dabei auch, denn vom Innenpfosten prallte der Ball ins Tor. Nun war das eingetreten, was die Eintracht unbedingt vermeiden wollte. Der VfB führte, konnte sich hinten reinstellen, die Eintracht ihrerseits mußte die Abwehr öffnen und alles auf eine Karte setzen. Und die Frankfurter taten dies auch. Klaus Theiss schaltete sich mit nach vorne ein, auch Vorstopper Karl-Heinz Körbel hielt sich mehr im gegnerischen als im eigenen Strafraum auf, und schließlich wechselte Trainer Dietrich Weise für Verteidiger Uwe Müller mit Harald Krämer einen weiteren Stürmer ein. Die ersten Möglichkeiten hatten bei diesem Alles-oder-nichts-Fußball zwangsläufig die Schwaben. Zwischen der 57. und der 60. Minute hätte Pasic die Partie entscheiden müssen. Zweimal lief der Jugoslawe allein auf Hansi Gundelach zu, beide Male schoß er zu überhastet und zu unpräzis. In der 57. Minute flog der Ball übers Tor, drei Minuten danach genau auf die Fäuste des Frankfurter Torwarts. Danach gab es noch eine Gelegenheit für den für Klinsmann eingewechselten Reichert. Er war an Gundelach bereits vorbei, schoß dann ans Außennetz — bevor die Eintracht endgültig das Kommando übernahm. Josef Sarroca war der große Antreiber, der gemeinsam mit Martin Trieb und Ralf Falkenmayer auf der linken Seite für Druck sorgte. Sarroca war es auch, der mit zwei herrlichen Flugkopfbällen am glänzend reagierenden Torwart Roleder scheiterte. In der 63. Minute trudelte ein abgefälschter Falkenmayer-Schuß hoch über Roleder hinweg in Richtung Tor. Harald Krämer und Libero Zietsch sprangen fast auf der Torlinie nach dem Ball, und der Stuttgarter konnte ihn mit dem Kopf zur Ecke lenken. Wieder eine Chance vorbei. Zehn Minuten vor dem Ende ein Solo von Sarroca am linken
Flügel, an drei Mann vorbei, doch dann kam nicht der Paß nach
innen, sondern ein ungenauer Schuß genau auf den Körper von
Roleder. Die Spieler verzweifelten auf dem Rasen fast ob des erfolglosen
Anrennens, gaben aber nie auf. Und dann hatte die Eintracht Glück.
Verdientes Glück. 22 Meter vor dem Tor gab es Freistoß. Ralf
Falkenmayer tippte den Ball an, Klaus Theiss schoß und traf. Der
Ball paßte genau, streifte noch die Unterkante der Latte und rutschte
ins Netz. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 03.11.1985)
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