Eintracht Frankfurt - 1. FC
Kaiserslautern |
Bundesliga 1985/1986 - 7. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: Fr 13.09.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter:Hans Wahmann (Marl)
Tore: 1:0 Klaus Theiss (5., Foulelfmeter), 1:1 Reiner Geye (51.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Kaiserslautern |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Eintracht ohne Spielwitz Wie sich das Bild verändert hat in diesem Südwest-Derby! Kampfkraft und Einsatzfreude, die traditionellen Tugenden des 1. FC Kaiserslautern — mit ihnen versuchte sich die Eintracht über die Runden zu retten. Die Lauterer dagegen demonstrierten mit Spielwitz und überraschenden Angriffsideen jene Mittel, die man früher mit dem Namen Eintracht verband. In der ersten halben Stunde waren die Frankfurter mit Aggressivität und Tempo ein gleichwertiger Spielpartner. Sievers konnte sich auf der rechten Seite noch durchsetzen. Berthold im Mittelfeld etliche Zweikämpfe gewinnen. Dazu wurde Frankfurts Wunsch nach einem frühen Führungstor erfüllt, als Theiss in der fünften Minute einen dritten Foulelfmeter in dieser Saison verwandelte. Dusek hatte den besten Frankfurter Offensivspieler Svensson mit einem dummen Foul zu Fall gebracht. Schon während dieser stärksten Phase wurden aber die begrenzten spieltechnischen und taktischen Mittel der Eintracht deutlich. Die Gastgeber kämpften zwar mit, die Torchancen spielten jedoch die von Brehme hervorragend gesteuerten Gäste heraus. Herrlich der Spielzug in der 22. Minute über Brehme, Eilenfeldt, Allofs und Geye, als Eilenfeldt aus sechs Metern an Gundelach scheiterte. Allofs, Geye und Brehme hatten weitere Möglichkeiten. Trostlos dann die Eintracht-Vorstellung im zweiten Spielabschnitt, in der auch Sievers und Berthold erschreckend nachließen. Körbel, neben Svensson Frankfurts bester Spieler, verhinderte mit unermüdlichem Einsatz in der Abwehr die erneut drohende Heimniederlage. (Kicker)
5. Minute: Svensson zieht von der Mittellinie los, an Moser vorbei, in den Strafraum. Lauterns Dusek grätscht am Ball vorbei. Jan stürzt - Elfmeter. Theiss schiebt mit rechts flach in die Ecke. 15. Minute: Sievers läuft zum Freistoß an. Lauterns Abwehr startet nach vorne, und gleich drei Frankfurter stehen im Abseits. 22. Minute: Lauterns Dusek paßt am Frankfurter Strafraum quer zu Geye. Der hebt direkt auf den durchgelaufenen Eilenfeldt. Torwart Gundelach hält den Volleyschuß aus sieben Metern. 28. Minute: Moser täuscht einen Schuß an, legt in den Strafraum zu Allofs. Der trifft Gundelach. 38. Minute: Dusek fegt eine Flanke an den Elfmeterpunkt. Trunk verpaßt, Geye stolpert aus acht Metern vorbei. So lief die 2. Halbzeit 51. Minute: Moser serviert einen Freistoß auf Geye. Torwart Gundelach kann nicht festhalten, lenkt den Ball im Flug ins eigene Tor. Körbel will retten, schafft's nicht mehr. 57. Minute: Alle Spieler (außer Gundelach) in Lauterns Hälfte. Schupp drischt den Ball aus der Abwehr. Trunk läuft an der Mittellinie los, verfolgt von Körbel. Im Strafraum klärt der Eintracht-Kapitän zur Ecke. 66. Minute: Ehrmanns Abschlag fliegt nur 25 Meter, genau zu Krämer. Der müßte nur noch Dusek umspielen auf dem Weg zum Tor. Doch Frankfurts Sturmtank bleibt hängen. 80. Minute: Müller zieht aus 20 Metern ab. Ehrmann hält. 88. Minute: Allofs wurstelt sich um Svensson herum, schießt mit rechts von der Strafraumgrenze - knapp links vorbei.
Der Retter der Eintracht ist zu ihrem Buhmann geworden. Der Gang in die Kabine nach dem 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern, dem vierten schwachen Spiel und dem vierten glücklichen Unentschieden im vierten Heimauftritt wurde für Dietrich Weise zum Spießrutenlauf. Von den Tribünen gellten die Pfiffe, unten hinter den Zäunen trafen den Trainer die übelsten Schmährufe. „Wenn man sieht, wie die Leute dastehen, muß man Angst kriegen“, sagte ein sichtlich geschockter Weise. Nach der Pressekonferenz klagte der ausgepfiffene und beschimpfte Trainer, von Natur aus dünnhäutig, dem Präsidenten sein Leid: „Es fehlt nur noch, daß die Fans mit Messern werfen. Es ist alles so deprimierend.“ Deprimierend ist freilich auch der Fußball, den Weises Mannschaft in dieser Saison dem Frankfurter Publikum bietet: Vier Heimspiele, vier Unentschieden, drei Tore, davon zwei durch Elfmeter, sind der statistische Beweis für die spielerischen Mängel. Und jedesmal, ob Nürnberg, Waldhof, Uerdingen oder jetzt Kaiserslautern, ärgerte sich der Gegner mehr über den vergebenen Sieg, als er sich über den gewonnenen Punkt freute. Das sagt alles über den beklagenswerten Zustand dieser Mannschaft. Bis auf den guten Willen fehlt der Eintracht zu einer publikumsunterhaltenden Fußballmannschaft alles: System, Stil, Harmonie, Kampfkraft, Witz, Mut. Natürlich leidet die Mannschaft darunter, daß
ihre beiden besten Spieler zur Zeit nur die Hälfte wert sind: Ralf
Falkenmayer ist begreiflicherweise noch nicht wieder in Form, Thomas Berthold
steckt unbegreiflicherweise in einem Formtief. „Ich wäre ein
Volksheld gewesen, wenn ich Berthold rausgenommen hätte. So bin ich
der Buhmann“, sagte Weise. (Abendpost-Nachtausgabe)
|