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Borussia Dortmund - Eintracht
Frankfurt |
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Bundesliga 1984/1985 - 31. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 18.05.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 18.500
Schiedsrichter: Wolf Umbach (Rottorf)
Tore: 1:0 Rolf Rüssmann (12.), 1:1 Jürgen Mohr (59.), 2:1 Marcel Raducanu (86.)
Borussia Dortmund | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Marcel Raducanu stach alle aus Ein offener Schlagabtausch, trotz sommerlicher Temperaturen ein erstaunliches Tempo, packende Strafraumszenen hüben und drüben — das Spiel im Westfalen-Stadion genügte über weite Strecken auch höheren Ansprüchen. Borussia gewann in der Schlußphase sicherlich glücklich, aber verdient, weil die Mannschaft insgesamt die klareren Möglichkeiten für sich verbuchte und zudem Svensson zweimal auf der Linie für den bereits geschlagenen Pahl rettete. Die Eintracht machte vor allem im Mittelfeld spielerische Vorteile geltend. Jürgen Mohr hielt die Fäden fest in der Hand, weil ihm die Dortmunder zuviel Raum gewährten. Berthold kam ihm in der Wirkung am nächsten. Beide sahen sich dennoch ausgestochen von Marcel Raducanu, der vornehmlich in der zweiten Halbzeit von seinem unmittelbaren Gegenspieler Uwe Müller nicht in Schach zu halten war. Der Exil-Rumäne stellte nicht von ungefähr mit einem fulminanten Schuß aus 18 Metern Entfernung den Dortmunder Sieg sicher. Auf Borussias Seite tat sich neben Raducanu vor allem Rüßmann in seinem 450. Bundesligaspiel hervor. Ihm gelang der frühe Führungstreffer mit einem sehenswerten Kopfball, und in der Abwehr sorgte er gemeinsam mit dem diesmal sehr konzentrierten Libero Zorc für Ordnung. (Kicker)
Weise wird laut Für Borussia Dortmunds Trainer Erich Ribbeck war auch nach dem knappen 2:1(1:0)-Sieg gegen die Frankfurter Eintracht noch lange nicht alles klar. „Wir sind noch nicht gerettet“, beschwor Ribbeck Zuschauer, Journalisten und nicht zuletzt die eigenen Spieler, bloß nicht zu früh zu feiern, „erst müssen wir noch gegen Bielefeld gewinnen.“ Für Ribbeck und Dortmund ist die Partie gegen den ostwestfälischen Nachbarn ein „Endspiel gegen den Abstieg“. Die Frankfurter Eintracht, der Verlierer von Dortmund, glaubt mit alledem nichts zu tun zu haben. „Nein, nein, da passiert nichts mehr“, versicherte Nationalspieler Thomas Berthold im Brustton der Überzeugung. Das Kuriose: Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt liegen in der Tabelle gleichauf. Wenn also Dortmund noch nicht gerettet ist, kann es die Eintracht auch nicht sein. Dietrich Weise, der Trainer, war wohl der erste, dem die heranschleichende Gefahr dämmerte. Weise war sauer, was nach einem kurz vor Schluß verlorenen Spiel normal ist. Weise war aber auch wütend, was für den sonst so ruhigen Trainer untypisch ist. Krachend flog die Kabinentür zu, als die Spieler vom Platz gekommen waren. Und dann wurde es laut. Der leise Weise schrie. Unmöglich sei das Verhalten der Spieler in den letzten Minuten gewesen, mit Leichtsinn habe das nichts mehr zu tun. „Das ist Unvermögen“, schimpfte Weise. Zum achten Mal in dieser Saison war der Eintracht kurz vor Schluß ein Punkt verlorengegangen. Auch eine knappe Stunde nach dem Spiel hatte sich der Eintracht-Trainer noch nicht beruhigt. „Ich habe nichts mehr zu sagen“, beschied er fragende Journalisten. Die Stimmung war frostig im Eintracht-Troß. Von Abstiegsgefahr redete keiner, doch die ständigen Nackenschläge machen auf Dauer auch die Geduldigsten unwirsch. So wollte auch Karl-Heinz Körbel kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Der Kapitän, der sein 400. Bundesligaspiel, absolviert hatte, ließ, seinem Ärger freien und lautstarken Lauf. „Das ist kein Pech mehr, sondern eigene Dummheit“, formulierte Körbel allgemeine Selbstkritik. Dann wurde der 30jährige deutlicher: „So geht das. bei uns nicht mehr weiter. Ein paar Sachen müssen endlich auf den Tisch. Es muß offen diskutiert und die Meinung gesagt werden. Ich kann das Alibi mit der Unerfahrenheit unserer jungen Spieler bald nicht mehr hören. Irgendwann müssen sie's mal kapieren.“ Auf Namen wollten sich weder Karl-Heinz Körbel noch Dietrich Weise in ihrer Kritik festlegen. Doch es wußte auch so jeder, wer gemeint war. Körbel sprach von Leuten, „die undiszipliniert nach vorne rennen und dann stehenbleiben“. Das zielte auf die Mittelfeldspieler Uwe Müller, Thomas Berthold und Jürgen Mohr. Originalton Körbel: „Es ist unverantwortlich, wie sich einige verhalten.“ Uwe Müller, der inzwischen 20jährige Juniorennationalspieler, verstolperte in der 87. Minute im gegnerischen Strafraum eine klare Chance, und im Gegenzug hatte sein direkter Gegenspieler Marcel Raducanu freie Bahn zum 2:1 für Borussia. „Was soll der Trainer da noch sagen?“ fragte: Körbel in die Runde. „Einige hören ja doch nicht zu.“ In zwei entscheidenden Phasen des Spiels wählte die Eintracht jedesmal das falsche taktische Mittel. Als die Borussia nach einer Stunde durch Jürgen Mohrs Ausgleich völlig den Faden verlor, setzte die Eintracht nicht nach, sondern spielte aufreizend lässig auf Zeit. Als in der Schlußphase beide müde waren, hielten die Frankfurter den Ball nicht in den eigenen Reihen und sicherten den Punkt, sondern spielten munter drauflos. Mit Pech hat es dann wirklich nichts mehr zu tun, wenn sicher geglaubte Punkte doch noch verlorengehen. Die Eintracht-Mannschaft tritt auf der Stelle, taktisch,
spielerisch, personell und auch in der Tabellen-Situation. Für
Karl-Heinz Körbel Grund genug, Konsequenzen zu fordern: „Es
muß endlich klar Schiff gemacht werden. Bevor es zu spät
ist.“ (Abendpost-Nachausgabe)
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