SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1983/1984 - 26. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Sa 24.03.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 1:0 Detlef Olaidotter (59.), 1:1 Ralf Falkenmayer (73.)

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SV Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Uwe Zimmermann
  • Stefan Knapp
  • Günter Sebert
  • Rainer Scholz
  • Roland Dickgießer
  • Dieter Schlindwein (74.)
  • Hans Hein
  • Alfred Schön
  • Karl-Heinz Bührer
  • Paul Linz
  • Detlef Olaidotter

 


 

Wechsel
  • Fritz Walter für Paul Linz (58.)
  • Jürgen Makan für Detlef Olaidotter (86.)
Wechsel
Trainer
  • Klaus Schlappner
Trainer

 

Das Spiel der Remis-Spezialisten

Reichlich Kellerderbys stehen in der Bundesliga an diesem Spieltag auf dem Programm: Der Tabellenletzte aus Bieber empfängt bereits am Freitag den 13. aus Dortmund, der auf Rang 17. platzierte Club aus Nürnberg fährt zum 15. nach Bochum, und die Eintracht als Tabellen-16. gastiert im Südwest-Stadion in Ludwigshafen, um dort gegen den 14. Waldhof Mannheim anzutreten, dessen eigenes Stadion am Alsenweg nicht bundesligatauglich ist.

Das Spiel der Adlerträger gegen die Waldhöfer ist nicht nur eine wichtige Partie im Kampf um den Verbleib in der Liga, sondern auch eine kleine Premiere. Denn die Eintracht tritt erstmals als Gast zu einem Bundesliga-Punktspiel gegen Waldhof Mannheim an. Die letzte Auseinandersetzung der beiden Mannschaften in Mannheim, in der es um Punkte ging, ist bereits mehr als 20 Jahre her: Am 20. August 1961 gewannen die Adlerträger am Waldhof die Partie des dritten Spieltags der Oberliga Süd mit 3:1. Danach trennten sich die Wege der beiden Vereine, denn Waldhof verabschiedete sich in der Spielzeit 61/62 als Tabellenletzter aus der Oberliga Süd und kickte in den nächsten Jahren zweit- und teilweise sogar drittklassig um Punkte.

Die letzten Spiele gegen die Mannheimer gingen für die Riederwälder freilich gründlich in die vielzitierte Hose. So brachte die Schlappner-Truppe der Eintracht in dieser Saison am achten Spieltag die erste Heimniederlage bei, und in der letzten Spielzeit bedeutete das 0:2 beim damaligen Zweitligisten nach einem Eigentor von Pezzey und einem Treffer von Alfred Schön das Aus bereits in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals.

Für die anstehende Partie dürfen die Frankfurter allerdings verhalten optimistisch sein, denn sonderlich heimstark sind die Waldhöfer nicht. Der letzte Heimsieg in der Bundesliga datiert auf den 29. Oktober letzten Jahres, als Borussia Dortmund mit 4:1 geschlagen wurde. Zudem wartet der Verein aus dem Mannheimer Vorort im Jahr 1984 noch auf seinen ersten Bundesligasieg - der letzte Erfolg gelang im Dezember '83 am 17. Spieltag auf dem Bieberer Berg, Nur vier Pluspunkte in der bislang gespielten Rückrunde haben die Waldhöfer, die zur Ligahalbzeit mit 16:18 Punkten noch auf einem sicheren Mittelfeldplatz rangierten, wieder in die Nähe der Abstiegsplätze gebracht.

Einiges spricht also dafür, dass die Eintracht in Ludwigshafen nicht verlieren, einiges aber auch dafür, dass es nicht zu einem Sieg reichen wird. Denn es ist das Aufeinandertreffen der beiden Unentschiedenspezialisten der Liga, die es in ihren bislang absolvierten 24 Spielen jeweils zehnmal geschafft haben, nach dem Schlusspfiff mit einem Remis vom Platz zu gehen.

Einen Punktgewinn in dieser 25. Ligapartie bewerkstelligen will Frankfurts Trainer Weise mit einer im gegenüber der 1:2-Heimniederlage gegen Braunschweig weitestgehend unveränderten Startaufstellung. Die größte Überraschung ist wohl, dass Günter Eymold wieder in den Kader und damit auf die Ersatzbank rückt, die nach der Krankmeldung von Tobollik aufgrund einer Halsentzündung und dem Ausfall von Uwe Schreml, der an einer Verhärtung im Oberschenkel laboriert, freie Sitzplätze aufweist. In der Frage, wer Tobollik in der Startformation ersetzen und damit als Sturmpartner von Jan Svensson auflaufen soll, entscheidet sich Trainer Dietrich Weise gegen Bodo Mattern und für Uwe Müller: "Er beweist im Training, dass er gute Form hat. Ich muss ihn einfach einmal von Anfang an bringen. Es ist ungerecht, einen 21-Jährigen immer nur als 'Joker' abzutun."

Bodo Mattern geht es damit wie auf der anderen Seite Fritz Walter, mit dem ihn eine Gemeinsamkeit verbindet: Beide spielten in der letzten Saison noch in der Zweiten Liga und waren dort die erfolgreichsten Torjäger ihrer Vereine. Walter erzielte 21 Treffer für die Waldhöfer, Mattern ebenso viele für Darmstadt 98. Vom Ruhm vergangener Tage und Taten können beide heute nicht zehren, denn bei den Waldhöfern stellt Trainer Schlappner überraschend Paul Linz ins Sturmzentrum. Fritz Walter, mit zehn Treffern in dieser Saison der gefährlichste Angreifer der ansonsten sturmschwachen Mannheimer, die mit 26 Treffern in 24 Spielen die schlechteste Ausbeute aller Bundesligaclubs aufweisen und ihr letztes Bundesligator am 4. Februar beim 2:2 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart schossen, nimmt zunächst einen Platz auf der Bank ein.

Vor der stattlichen Kulisse mit rund 25.000 Zuschauern fällt es den Eintrachtspielern schon in den ersten Minuten nach dem Anpfiff schwer, sich an die Marschroute ihres Trainers zu halten. "Erst einmal verhalten spielen", hatte Trainer Dietrich Weise in der Mannschaftssitzung vor dem Spiel von seinen Spielern gefordert. "Nur keine Konter fangen, denn auf Konter sind die Waldhöfer mit ihren schnellen Leuten zu Hause spezialisiert. Das ist eine reine Sache der Disziplin."

Der stürmische Wind, den die Eintrachtspieler in der ersten Halbzeit im Rücken haben und der dem Ball auf seinem Weg in die Waldhöfer Hälfte zusätzliche Schubkraft verleiht, insbesondere aber die schwachen Gastgeber machen Weises taktische Vorgabe schnell obsolet. Die Frankfurter stellen die dominierende Mannschaft auf dem Platz und können aus der sicheren Abwehr um Karl-Heinz Körbel, der sich während der Woche mit Eintracht-Präsident Gramlich weitgehend über eine Vertragsverlängerung um drei Jahre einig geworden ist, und Norbert Fruck ihr Spiel aufziehen. Im Mittelfeld zeigt sich vor allem die rechte Seite mit Ronald Borchers, der von Berthold gut unterstützt wird, engagiert.

Aus dieser Überlegenheit heraus resultieren bald Chancen, die die Eintracht allerdings ungenutzt lässt. So kann Waldhofs Keeper Zimmermann bereits in der zweiten Minute eine hohe Flanke von Svensson nicht festhalten, Falkenmayers Schuss aus etwa zwölf Metern geht jedoch vorbei. Kurz danach unterläuft Zimmermann eine Flanke von Fruck, so dass Stefan Knapp vor dem einschussbereiten Trieb retten muss. Eine knappe Viertelstunde ist gespielt, als sich Kroth durchspielt. Bei seinem verdeckten Schuss aus zehn Metern macht Zimmermann seine vorherigen Unsicherheiten wieder wett und kann mit den Fäusten abwehren.

In der 35. Minute zeigt sich erneut, dass die Reaktion auf Flanken nicht zu den Stärken Zimmermanns gehören. Bei einem hohen Ball von Berthold in den Waldhöfer Strafraum greift der Mannheimer Torwart daneben, so dass Günter Sebert in höchster Not per Kopf klären muss, dabei aber fast ins eigene Tor trifft. Die nächste Chance für die Eintracht vergibt in der 38. Minute Uwe Müller, der, freigespielt von Svensson, den Ball weit über das Tor drischt. Diese Gelegenheit fällt in eine Phase, in der sich die Waldhöfer etwas konsolidieren. So ergeben sich auch für den Gastgeber erste Chancen, die aber von Olaidotter eher kläglich vergeben werden. Letztlich geht es mit einem 0:0 in die Pause.

Beide Mannschaften erscheinen personell unverändert zur zweiten Hälfte. Veränderungen gibt es allerdings bei den Spielanteilen, denn die Waldhöfer besinnen sich zusehends darauf, dass sie hier als Heimmannschaft auftreten. In der nun härter werdenden Partie können sie mehr und mehr Zweikämpfe gewinnen und das Frankfurter Übergewicht der ersten Halbzeit ausgleichen.

In der 58. Minute bringt Waldhof-Trainer Schlappner dann seinen besten Torschützen aufs Feld: Fritz Walter kommt für den enttäuschenden Paul Linz. Und keine zwei Minuten sind nach der Einwechselung des Torjägers vergangen, das fällt auch schon das 1:0 für den Hausherren.

Walter hat freilich mit diesem Treffer nichts zu tun, denn der Initiator ist mit Armin Kraaz ein Frankfurter Defensivspieler, der seine Aufgaben bislang zuverlässig erledigt hat, sich nun aber einen verhängnisvollen Aussetzer leistet, als Pahl den Ball nach einem angefangenen Angriff zu seinem Innenverteidiger wirft. So recht weiß Kraaz nichts mit dem Leder anzufangen, also spielt er es zurück in Richtung Pahl - allerdings ein wenig zu kraftlos. Bührer, der im Rücken von Kraaz steht und auf seine Chance lauert, springt dazwischen, erkämpft einen Pressschlag mit Pahl, der das Spielobjekt steil nach oben befördert. Bührer ist es auch, der das herunterkommende Leder als Erster erreicht, es folgt sein Rückpass auf den freistehenden Olaidotter, der den Ball zu seinem ersten Bundesligatreffer ins leere Tor drischt.

Durch diesem Rückstand sind die Frankfurter Spieler verständlicherweise zunächst konsterniert, um sich dann aber schnell aufzurappeln und einen Weg zum Ausgleich zu suchen. In der 68. Minute nimmt Trainer Weise den Unglücksraben Kraaz vom Feld - vor allem, um den 18-Jährigen, der in der ersten Hälfte bereits die Gelbe Karte kassiert hat und sich nach seinem Fehler als Nervenbündel präsentiert, zu schützen. Für Kraaz kommt bei der Eintracht mit Mattern ein weiterer Stürmer aufs Feld.

Nachdem Borchers mit einem Kopfball den Waldhöfer Kasten in der 70. Minute nur knapp verfehlt, hat Fritz Walter auf der Gegenseite die Konterchance, den Spielverlauf endgültig auf den Kopf zu stellen. Doch alleine vor Pahl kann er den Frankfurter Torhüter nicht überwinden, Körbel klärt schließlich endgültig vor dem heraneilenden Olaidotter.

Besser macht es auf der Gegenseite nur eine Minute später der heute ansonsten eher unauffällige Falkenmayer. Trieb schlägt den Ball von links vor das Waldhöfer Tor, die gesamte Innenverteidigung der Gastgeber verpasst die Kugel ebenso wie Eintrachtstürmer Uwe Müller, doch am Ende der langen Schlange steht "Falke" und kann mit dem schwächeren rechten Fuß von der Grenze des Fünfmeterraums aus über Zimmermann hinweg zum 1:1 vollenden.

Für den jungen Waldhöfer Verteidiger Dieter Schlindwein scheint dieser Ausgleich augenscheinlich nur schwer verkraftbar. Denn kurz nach Falkenmayers Treffer fährt der 23-Jährige dem Frankfurter Stürmer Uwe Müller in der Höhe der Mittellinie derart von hinten in die Beine, dass Schiedsrichter Hans-Peter Dellwing aus Trier nicht umhin kann, den roten Karton zu zücken.

Mit zehn Mann gehen die Mannheimer nun in die Defensive und versuchen, das 1:1 über die Runden bringen, was ihnen mit Glück und dank einer Glanztat ihres Torhüters in der 80. Minute auch gelingt, der einen Volleyschuss von Kroth mit dem Knie abwehren kann.

Nach dem Schlusspfiff legt Weise den Arm um Armin Kraaz und tröstet seinen Fußball-Zögling: "Über das Unentschieden freue ich mich ganz besonders für dich." "Denn Armin", so Weise später zu den Journalisten, "hätte es nicht verdient, dass die Mannschaft durch seinen Fehler verliert." Auch die Mitspieler zeigen Teamgeist. So stellt Torschütze Falkenmayer fest: "Armin wäre doch das ganze Wochenende versaut gewesen, deswegen freut mich mein Tor für ihn besonders."

Mit dem Punktgewinn gegen den SV Waldhof Mannheim und nun 17:33 Punkten hält die Eintracht als Tabellen-16. ihren Vorsprung von zwei Punkten auf den 17. Platz. Der wird nun wieder von der Mannschaft aus Bieber eingenommen, deren Heimspiel gegen Dortmund am Freitag torlos blieb. Die Rote Laterne wechselt nach Nürnberg, da der Club mit 0:2 beim VfL Bochum verliert. Bochum, Gast im Waldstadion am nächsten Samstag, hat als 15. in der Tabelle drei Punkte Vorsprung vor der Eintracht. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Dietrich Weise: "Während der ganzen 90 Minuten hatte ich den Eindruck, dass wir hier hätten gewinnen können. Aber nachdem wir das 1:0 für Waldhof mit produziert haben, bin ich mit dem 1:1 letztlich zufrieden. Meiner Mannschaft fehlt eben noch die nötige Cleverness, so wie sie am letzten Samstag Eintracht Braunschweig bei uns in Frankfurt demonstriert hat. Sie zeigt viel Eifer und Begeisterung, aber in der entscheidenden Phase fehlt eben die Ruhe und Übersicht."

Klaus Schlappner: "Weil wir zum Schluss mit zehn Mann gespielt haben, bin ich mit dem Unentschieden zufrieden, obwohl ich sie langsam zum Kotzen finde. Bei meiner Mannschaft muss ich bemängeln, dass wir zu wenige Torszenen hatten, obwohl wir mit drei Stürmern und einem offensiven Mittelfeld angetreten waren. Fritz Walter musste beim Stande von 1:0 das 2:0 machen, damit hätten wir den Deckel für die Frankfurter zugemacht. Im Gegenzug fiel dann das 1:1. Ich fand, es war ein flottes Spiel bis zum Strafraum."

Ronald Borchers: "Wir sind eben ein geschlossener Haufen geworden. Wir haben trotz dieses Lapsus weiterhin überlegen gespielt und danach erst recht gefightet. Früher hätte sich nach so einem Missgeschick schnell Resignation breitgemacht."

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