Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1980/1981 - 30. Spieltag

2:2 (0:2)

Termin: Fr 08.05.1981, 20:00 Uhr
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 0:1 Norbert Nachtweih (28.), 0:2 Bruno Pezzey (31.), 1:2 Peter Loontiens (51.), 2:2 Hans-Günter Bruns (74.)

>> Spielbericht <<

Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Wolfgang Kleff
  • Norbert Ringels
  • Wilfried Hannes
  • Jürgen Fleer
  • Ralf Bödeker
  • Lothar Matthäus
  • Armin Veh
  • Hans-Günter Bruns
  • Bernd Schmider
  • Harald Nickel
  • Ewald Lienen

 


 

Wechsel
  • Peter Loontiens für Armin Veh (46.)
  • Winfried Schäfer für Bernd Schmider (88.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

"Na bitte, es geht auch ohne mich"

Am Samstag hatte er als Kapitän der Eintracht noch den DFB-Pokal entgegen genommen, am Montag bestieg er bereits zusammen mit Frau Jutta sowie seinen Kindern Sabrina und Sascha die Lufthansa-Maschine nach Miami, um für den US-amerikanischen Fußballclub Fort Lauderdale Strikers die nächsten zwei Jahre die Fußballschuhe zu schnüren: Bernd Hölzenbein, 1966 vom TuS Dehrn an den Main gewechselt, hinterlässt nach dem Karriereende von Jürgen Grabowski die zweite große und weltmeisterliche Lücke binnen Jahresfrist bei der Eintracht.

Aber nicht nur die Eintracht muss sich mit den neuen Verhältnissen arrangieren. Auch für 'Holz', dem sein Vertrag in den USA übrigens durch den Ex-Eintrachtspieler Lothar Skala vermittelt wurde, ändert sich Vieles. So wird schon beim Empfang in Florida ersichtlich, dass Fußballer in den USA nicht die Aufmerksamkeit genießen wie in Europa. Fans am Flughafen? Fehlanzeige. Das Empfangskomitee besteht lediglich aus dem Strikers-Trainer Eckhard Krautzun, dem Profiboxer Reiner Hartmann sowie Tim Robby, dem Besitzer der Strikers.

Als Nachfolger für Hölzenbein ist bei der Eintracht übrigens der Jugendnationalspieler Joachim Löw im Gespräch. Löw war Anfang der letzten Spielzeit vom damaligen VfB-Trainer Lothar Buchmann vom Freiburger SC nach Stuttgart gelotst worden, kommt dort allerdings kaum zum Einsatz. Ebenfalls im Visier der Frankfurter: Armin Görtz, der Torjäger des westfälischen Bezirksligisten SV Welver, dem Heimatverein Werner Lorants, der bereits ein Probetraining am Riederwald absolvierte.

Ein weiterer 'Oldie' in den Eintracht-Reihen bleibt den Frankfurtern dagegen erhalten: Willi Neuberger, der das Kapitänsamt von Bernd Hölzenbein übernommen hat und der mit einem Wechsel zu den kanadischen Calgary liebäugelte, erklärt, beim Pokalsieger bleiben zu wollen.

Zwischenzeitlich zeichnet sich auch ab, wie die neue Führungsriege der Eintracht aussehen soll. Für die Nachfolge der zum Saisonende aus ihren Ämtern ausscheidenden Präsidiumsmitglieder Achaz von Thümen (Präsident) und Dieter Lindner (Vizepräsident) sollen der Mitgliederversammlung am 25. Mai Axel Schander, der Vorsitzende des Frankfurter Tennisbezirks, als Präsident und der ehemalige Spieler Hermann 'Stift' Höfer, der von 1949 bis 1967 insgesamt 349 Pflichtspiele in der ersten Mannschaft der Eintracht absolvierte, für das Amt des Vizepräsidenten vorgeschlagen werden.

Die neue Vereinsführung wird sich wohl vor allem mit der finanziellen Situation der chronisch klammen Eintracht beschäftigen müssen. Aktuell versucht man, die Tribüne des Riederwalds, die letzte im Vereinsbesitz verbliebene Immobilie der dortigen Sportanlage, für 1,5 Millionen Mark an die Stadt zu verkaufen.

Abseits der diversen Nebengeräusche steht für die Eintracht auch der fußballerische Bundesliga-Alltag an, der die Mannschaft am 30. Spieltag zum Tabellensiebten nach Mönchengladbach führt. Im Spiel Eins nach Holz kann Trainer Buchmann an diesem Freitagabend wieder auf Stefan Lottermann setzen. Lottermann rückt für Hölzenbein in die Startelf, die sich ansonsten in derselben Aufstellung wie beim Pokalendspiel präsentiert.

Und wie schon beim Pokalendspiel legt die Eintracht auch am Bökelberg gleich fulminant los. Insbesondere Bernd Nickel zeigt sich von seiner besten Seite und bedient die Sturmspitzen Lottermann und Cha derart präzise, dass er für seine Pässe Szenenapplaus einstreichen darf. So bedient er in der 28. Minute Ronald Borchers, der sich am Flügel gegen Fleer durchsetzen und den Ball in die Mitte vor das Tor ziehen kann. Für den angespielten Norbert Nachtweih ist es anschließénd ein Leichtes, den Ball zum 1:0 in die Maschen zu setzen.

Nur drei Minuten später ist es erneut Bernd Nickel, der Gefahr für das Gladbacher Tor heraufbeschwört. Mit einem Pass über 40 Meter schickt er Offensivverteidiger Willi Neuberger auf dem linken Flügel auf die Reise. Der kann flach nach innen flanken, wo Bruno Pezzey den Ball aus vollem Lauf am chancenlosen Torhüter Kleff vorbei zum 2:0 einschießen kann.

Kleff entwickelt sich dann in den noch verbleibenden Minuten bis zum Pausenpfiff zum besten Borussen und verhindert einen höheren Rückstand seiner Elf. Insbesondere Cha verzweifelt am Schlussmann der Mönchengladbacher, der ihm dreimal durch schnelle Reaktionen den Torerfolg verwehrt.

In der Pause reagiert Gladbachs Trainer Heynckes auf die unbeholfenen Angriffsversuche seiner Borussen und wechselt den Angreifer Peter Loontiens für Armin Veh ein - und er hat mit dieser Maßnahme Erfolg. Nachdem Pahl in der 47. Minute einen Kopfball von Schmider noch abwehren kann, ist der Frankfurter Schlussmann in der 51. Minute erstmals am heutigen Abend geschlagen: Schmider flankt nach innen und Loontiens drückt den Ball aus sechs Metern unhaltbar zum Anschlusstreffer ins Netz.

In der 60. Minute hat dann Cha die Möglichkeit, den alten Toreabstand wiederherzustellen, kann auch Torhüter Kleff überspielen, übersieht aber Hannes, der einen Meter vor der Torlinie klärt. In der 74. Minute fällt dann der Ausgleich. Einen von Karlheinz Körbel durch Handspiel verschuldeten Freistoß lässt Schiedsrichter Redelfs wiederholen, weil Neuberger zu früh aus der Mauer gestartet war. In der Wiederholung spielt Schmider den Ball zu Bruns, der aus 18 Metern links an der Frankfurter Mauer vorbei flach einschießt.

Eine Minute vor Schluss ist es wieder einmal Bernd Nickel, der einen Mitspieler mustergültig bedient. Doch der angespielte Lottermann will es zu gut machen: Zwar zieht er an Kleff vorbei, setzt aber den Ball ans Außennetz statt ins Tor.

Mit diesem Unentschieden in Mönchengladbach hat die Eintracht den fünften Platz, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigt, gefestigt. Gladbach rutscht zwar vom siebten auf den neunten Platz ab, befindet sich aber weiter im gesicherten Mittelfeld. (fgo)


Stimmen zum Spiel

Lothar Buchmann: "Es war ein Sieg drin, ich will aber keine Abstriche machen. Dafür haben wir einfach zu gut gespielt, nach so einem Spiel, sollte man nichts Negatives suchen. Im Gegenteil: Ich bin stolz darauf, den Beweis erbracht zu haben, dass für uns die Saison noch lange nicht zu Ende ist. Die Mannschaft hat Rückgrat gezeigt und dafür gebührt ihr Lob."

Jupp Heynckes: "Die Eintracht hat super gespielt, wir haben einmalig gekämpft. Da kann ich auch mal einen Punktverlust zu Hause verschmerzen."

Bernd Hölzenbein: "Na bitte, es geht auch ohne mich."

HSV-Manager Günter Netzer zur Leistung Bernd Nickels: "Phantastisch."

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg