VfB Oldenburg - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1980/1981 - Achtelfinale

4:5 (2:3)

Termin: 31.01.1981
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Walter Eschweiler (Euskirchen)
Tore: 0:1 Werner Lorant (8.), 1:1 Peter Darsow (27., Elfmeter), 1:2 Bum-Kun Cha (34.), 1:3 Werner Lorant (37.), 2:3 Wilfried Klinge (38.), 2:4 Bruno Pezzey (54.), 2:5 Bum-Kun Cha (62.), 3:5 Wilfried Osterkamp (75.), 4:5 Reinhold Specht (89.)

>> Spielbericht <<

VfB Oldenburg Eintracht Frankfurt

  • Harald Witt
  • Dieter Wedemann
  • Georg Damjanoff
  • Peter Darsow
  • Stefan Gläser
  • Michael Kalkbrenner
  • Gerold Steindor
  • Wilfried Klinge
  • Wilfried Osterkamp
  • Volker Ohling
  • Reinhold Specht

 


 

Wechsel
  • Detlef Wörz für Peter Darsow (51.)
  • Herbert Pösger für Michael Kalkbrenner (62.)
Wechsel
Trainer
  • Gerd Bohnsack
Trainer

 

Unnötiges Zittern

"Jetzt holen wir eben den DFB-Pokal", hatte Manager Udo Klug nach dem Ausscheiden aus dem UEFA-Cup in Sochaux orakelt. Nun, auf dem Weg ins Endspiel steht heute zunächst einmal das Achtelfinale gegen beim Zweitligisten VfB Oldenburg an.

In Oldenburg ist das Fußballfieber ausgebrochen. Mehr als 20.000 Zuschauer wollen den Auftritt der Eintracht live mitverfolgen. Daher ist der VfB für dieses Spiel vom vereinseigenen Donnerschweer-Stadion, das lediglich 16.000 Plätze bietet, in das größere städtische Stadion am Marschweg umgezogen.

Lothar Buchmann schickt dieselbe Mannschaft aufs Feld, die im Nachholspiel am letzten Dienstag gegen Schalke einen überzeugenden 5:0-Sieg einfuhr. Lottermann fehlt also weiterhin grippebedingt, Nachtweih darf sich erneut als Stürmer versuchen.

Direkt nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Eschweiler zeigt sich die Eintracht bestrebt, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden und sucht die Offensive. Und bereits in der 7. Minute werden die Angriffsbemühungen belohnt: Borchers zieht eine Flanke in den Strafraum, wo Werner Lorant steht und den Ball einköpfen kann.

Während es im Sturm gut läuft, zeigt die Defensive heute ungewohnte Schwächen. Vor allem Willi Neuberger kommt mit seinem Gegenspieler Specht überhaupt nicht zurecht, Körbel bekommt Ohling nur schwer in den Griff, Sziedat verliert ungewohnt viele Zweikämpfe. Und so kommen die Oldenburger, obwohl die Eintracht das Spiel dominiert, in der 27. Minute zum Ausgleich. Körbel hatte seien Gegenspieler Ohling im Strafraum zu Fall gebracht, Darsow den fälligen Elfmeter verwandelt.

Schon wenige Minuten später kann die Eintracht das Ergebnis mit einem Doppelschlag von 1:1 auf 3:1 zu ihren Gunsten modifizieren. Zunächst ist es Cha, der sich in der 34. Minute nach einem langen Pass von Nickel gegen Darsow durchsetzt und den Ball ins lange Eck schiebt. Drei Minuten später läuft der Ball über Hölzenbein und Cha zu Lorant, der überlegt einschießt.

Bereits eine Minute nach dem 3:1 gelingt Oldenburg der Anschlusstreffer. Neuberger wird zum wiederholten Mal von Specht überlaufen, kann das Leder flach nach innen geben, wo Klinge Torhüter Pahl aus kurzer Distanz überwindet. Jetzt endlich reagiert Trainer Buchmann und lässt die beiden Verteidiger Sziedat und Neuberger ihre Plätze tauschen. Mit dem 3:2 für die Eintracht geht es auch in die Pause.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit agiert die Eintracht ähnlich druckvoll wie zu Spielbeginn. Vor allem Cha zeigt sich im Aufwärtstrend, Oldenburgs Trainer Bohnsack sieht sich veranlasst, seinen überforderten Vorstopper Darsow auszuwechseln. Der neue letzte Mann Wörz hat dann aber einen denkbar schlechten Einstand. Kaum drei Minuten auf dem Feld, muss er zusehen, wie Pezzey per Kopf nach einem Neuberger-Freistoß das 4:2 für die Frankfurter erzielt (54. Minute). Acht Minuten später köpft Cha einen Nickel-Eckball aus fünf Metern zu seinem zweiten Treffer in die Maschen.

5:2, noch eine knappe halbe Stunde zu spielen. Also alles klar? Mitnichten. Die Frankfurter Abwehr gibt sich heute unkonzentriert, Buchmann wechselt den heute schwachen Körbel wegen einer Knieverletzung gegen Rigobert Gruber aus. Ein Schuss von Ohling, den Pahl in der 72. Minute parieren muss, zeigt, dass die Norddeutschen noch nicht gewillt sind aufzugeben. In der 76. Minute dann das 3:5: Klinge spielt Osterkamp auf der Außenbahn an, der zieht vom rechten Strafraumeck ab und überwindet Pahl. Eine Minute vor Spielschluss fällt sogar das 4:5 durch Linksaußen Specht.

Anstoß für Frankfurt, noch eine Minute zu spielen. Bernd Nickel will das Leder zu Torhüter Pahl spielen, trifft jedoch Rigobert Gruber. Damjanoff kann sich den Abpraller erlaufen, Pahl kann abwehren. Von hinten naht der eingewechselte Pösger und zieht durch. Doch sein Einsatz ist übertrieben, Schiedsrichter Eschweiler pfeift Foul und danach sofort ab. "Jürgen Pahl haben wir den Sieg zu verdanken", kommentiert Libero Bruno Pezzey nach dem Schlusspfiff diese Szene. Und Bernd Nickel gibt zu: "Die Schuld hätte Rigo und mich getroffen."

Im Pokalviertelfinale trifft die Eintracht im heimischen Waldstadion jetzt auf den VfB Stuttgart und hat damit die Chance, eine alte Rechnung zu begleichen. Denn im letztjährigen Pokalwettbewerb bedeutete ein 2:3 in Stuttgart - nach 2:0-Führung - das Aus im Achtelfinale. Trainer der Stuttgarter zu diesem Zeitpunkt: Lothar Buchmann.


Trainerstimmen

Lothar Buchmann: "Es war ein typisches Pokalspiel, bei dem wir alle auf unsere Kosten gekommen sind. Wenn immer solche Tage der offenen Tür angeboten werden könnten, würden bestimmt auch mehr Zuschauer in die Stadien kommen. Immerhin haben wir unser Ziel, die nächste DFB-Pokalrunde, erreicht. Der VfB Oldenburg hat es uns sehr schwer gemacht. Zum Schluss kam bei meiner Mannschaft noch ein Schuss Leichtsinn dazu. In Gefahr waren wir aber eigentlich nie. Lediglich in der 91. Minute."

Gerd Bohnsack: "Ich war besonders in der ersten Halbzeit von meiner Mannschaft sehr enttäuscht. Die Spieler sind in den Stiefeln steckengeblieben. Positiv war von unserer Seite die nie erlahmende Moral. Am Ende hätte es für uns böse ausgehen können, doch Gott sei Dank wurden wir nicht abgeschossen und haben selbst noch zwei Tore gemacht. Erst als wir aussichtslos zurücklagen, hat die Mannschaft Ballast abgeworfen und auch einige gute Züge gebracht. Insgesamt ist es natürlich ein gerechter Sieg für die Frankfurter, die vor allem läuferisch überlegen waren. Die Gegentore haben wir der Eintracht allerdings zum großen Teil geschenkt."


Nachtrag

Zwei Tage vor dem Pokalspiel in Oldenburg hat Bernd Hölzenbein einen Zweijahresvertrag bei den Fort Lauderdale Strikers unterschrieben. Der US-amerikanische Proficlub aus Florida hat mit Gerd Müller bereits einen deutschen Ex-Nationalspieler unter Vertrag. Die Eintracht erhält keine Ablösesumme, da sie den Vertrag mit Hölzenbein nicht verlängert hatte.

Offen ist allerdings noch der Termin des Wechsels, die Saison in der US-Profiliga beginnt bereits Ende März. Hölzenbein: "Der Vortrag ist so abgefasst, dass ich grundsätzlich erst nach Ablauf der Bundesligasaison, also im Juni, nach Amerika wechseln muss. Früher wäre es mir und den Strikers natürlich lieber." "Solange es für uns noch um etwas geht, bleibt Bernd Hölzenbein hier. Da halte ich den Daumen drauf", sagt hierzu Trainer Lothar Buchmann. (fgo)

 

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