Eintracht Frankfurt - Dinamo Bukarest

UEFA-Cup 1979/1980 - 2. Runde, Rückspiel

3:0 n.V. (2:0, 0:0)

Termin: 07.11.1979
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Fredriksson (Schweden)
Tore: 1:0 Bum-Kun Cha (73.), 2:0 Bernd Hölzenbein (90.), 3:0 Bernd Nickel (93.)

 

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Eintracht Frankfurt Dinamo Bukarest

 


  • Stefan
  • Cheran
  • Lucuta
  • Augustin
  • Szatmari
  • Dinu
  • Talnar
  • Moldovan
  • Multescu (89.)
  • Ion
  • Apostol

 

Wechsel Wechsel
  • Stanescu für Moldovan (73.)
  • Custof für Apostol (85.)
Trainer Trainer

 

Sitzplatz in der ersten Reihe

Im Vorfeld der Partie gegen Bukarest flackert der stetig schweldende Konflikt zwischen den "Alten" und Trainer Rausch erneut auf. Rausch hatte Hölzenbein bei der Ligapartie in Berlin, die 0:1 verloren ging, auf die Ersatzbank verbannt. "Das ist ein Stil, der mir nicht gefällt", wird der Weltmeister von 1974 zitiert. Dass er es noch kann, beweist "Holz" am nächsten Spieltag, als er zwei Treffer zum 6:0 über den MSV Duisburg beisteuert. Und auch "Auswechselspieler" Bernd Nickel trägt sich mit einem Treffer in die Torschützenliste ein.

Die beiden "alten" Bernds stehen denn auch, wie von Kapitän Grabowski erhofft, in der Startformation der Mannschaft, die am Abend des 7. November Dinamo Bukarest zum Rückspiel der zweiten Runde der UEFA-Pokals empfängt. Nachtweih und Borchers müssen dafür mit Plätzen auf der Bank vorlieb nehmen, ansonsten bleibt die Mannschaft gegenüber dem Hinspiel unverändert.

Mehr als 30.000 Zuschauer hatte Manager Klug erwartet. Schließlich füllen rund 20.000 das weite Rund des Waldstadions und hoffen auf eine Fortsetzung des Torfestivals aus dem Spiel gegen Duisburg. Genährt wird diese Hoffnung durch den Sturmlauf, den die Eintracht von Anpfiff an entfacht. Bereits nach fünf Minuten hat Hölzenbein nach Vorlage von Cha das 1:0 auf dem Fuß, doch Stefan kann seinen Schuss über die Latte lenken. Stefan ist es auch, der die Frankfurter in der Folge ein ums andere Mal zur Verzweiflung bringt. Denn alles, was die 20-beinige Abwehr der Gäste passiert, wird Beute des Bukarester Schlussmanns, der unter anderem zwei Fernschüsse Nickels unschädlich macht. Geschlagen ist er allerdings nach rund 20 Minuten, doch Libero Dinu wischt einen Kopfball von Pezzey von der Linie. Dafür ist Stefan in der 40. Minute wieder zur Stelle, als Cha eine Flanke genau unter die Latte platziert, Stefan die Kugel im Rückwärtslaufen aber gerade noch über das Tor lenken kann. So geht es mit 0:0 in die Pause, der Eintracht bleiben von 45 Minuten, um den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Dass es einige entscheidende Minuten mehr werden sollten, weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Auch nach Wiederanpfiff sehen die Zuschauer Einbahnstraßenfußball. Cha setzt einen Kopfball knapp neben das Tor, Hölzenbein rutscht in aussichtsreicher Position aus. Die Riederwälder stürmen, Bukarest, allen voran Stefan, halten das 0:0 fest. In der 73. Minute fasst sich schließlich der starke Libero Neuberger ein Herz und zieht vom rechten Flügel aus eine Flanke in den Strafraum. Und dieses Mal klappt es: Der Kopfball von Bum-Kun Cha in den Torwinkel überwindet Stefan, der aus seinem Tor geeilt ist. Es steht 1:0 für die Eintracht.

Noch ist rund eine Viertelstunde zu spielen, 15 Minuten, in denen die Eintracht die Brechstange auspackt. Nachtweih, zur Halbzeit für den heute schwachen Karger eingewechselt, gibt den Verteidiger, der kopfballstarke Pezzey rückt in den Sturm. In der 81. Minute scheitert Hölzenbein an Stefan, zwei Minuten später setzt Pezzey einen Fallrückzieher aufs Tornetz. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit übersieht der schwedische Schiedsrichter ein Handspiel im Bukarester Strafraum, um kurz danach den rumänischen Stürmer Multescu nach einem groben Foul an Müller vom Platz zu stellen.

Die 90 Minuten sind um, und auch die dreiminütige Nachspielzeit neigt sich dem Ende zu. "Wie lange noch", fragt Kapitän Grabowski den Unparteiischen. "Twenty seconds", lautet die Antwort. Diese 20 Sekunden nutzt Neuberger, um eine letzte Flanke in den Bukarester Strafraum zu schlagen, die von Körbel mit dem Kopf verlängert wird. Leider ist diese Hereingabe so unpräzise, dass sie eine leichte Beute für Schlussmann Stefan zu werden scheint, zumal Hölzenbein ausgerutscht ist und auf dem Hosenboden vor dem Keeper sitzt. Doch nun geschieht das Unglaubliche: Stefan, bis zu diesem Moment die personifizierte Zuverlässigkeit, lässt den Ball fallen. Im Sitzen reagiert Bernd Hölzenbein so schnell und zielgerichtet, wie es in den Frankfurter Reihen nur Bernd Hölzenbein beherrscht, und nickt den Ball mit dem Kopf zum 2:0 ins Tor. Frankfurt jubelt, Leuchtraketen erhellen den Abendhimmel, der Schiedsrichter pfeift Tor und ab. Nach einer kurzen Pause geht es in die Verlängerung.

Der Sitzkopfball von Bernd Hölzenbein zum 2:0

Für die demoralisierten Dinamo-Spieler hat der Schrecken allerdings noch kein Ende. Den ersten Schlag versetzt ihnen Bernd Nickel, der nach seinem Einwurf von der linken Seite von Grabowski mit einem Hackentrick in Szene gesetzt wird und in der dritten Minute der Verlängerung den Ball aus spitzem Winkel kaltschnäuzig zwischen Stefan und dem kurzen Pfosten zum 3:0 ins Netz setzt. Gleich danach muss Libero Dinu mit einer Armverletzung vom Platz und kann, da die Rumänen bereits zweimal ausgewechselt hatten, nicht ersetzt werden. In der Folge hat die Eintracht etliche Chancen zum 4:0, scheitert aber am jetzt wieder bestens aufgelegten Stefan. Aber auch das Glück ist den Frankfurtern noch einmal hold, als Funk eine Faustabwehr zu kurz gestaltet, Talnar den Ball direkt nimmt, aber das leere Tor nicht trifft. So bleibt es beim 3:0, die Eintracht steht im Achtelfinale des UEFA-Cups. (fgo)


 

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