Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1979/1980 - 3. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: Di 28.08.1979, 20:00 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (49.), 2:0 Bum-Kun Cha (52.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Helmut Roleder
  • Bernd Martin
  • Dragan Holcer
  • Karlheinz Förster
  • Bernd Förster
  • Erwin Hadewicz
  • Hermann Ohlicher
  • Hans Müller
  • Bernd Schmider
  • Walter Kelsch
  • Georg Volkert

 

Wechsel Wechsel
  • Klaus-Dieter Jank für Hans Müller (78.)
  • Bernd Klotz für Georg Volkert (78.)
Trainer Trainer



Cha begeistert die Fans

Fußballkunst wie seit ewigen Zeiten nicht mehr demonstrierte die Frankfurter Eintracht den 40.000 begeisterten Zuschauern im Waldstadion bei ihrem hochverdienten 2:0-(0:0-)Sieg über den VfB Stuttgart. Vor allem nach der Pause, nach den schnellen Toren von Bernd Hölzenbein (49.) und Bum Kun Cha (52.), spielte die Eintracht mit den Stuttgartern wie die Katze mit dem Wollknäuel. Da paßte bei den Frankfurtern alles zusammen wie bei einem Puzzle. Die beiden „Weltmeister" Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski ließen den jungen Spielmacher auf der Gegenseite, Hansi Müller, wie einen grünen Anfänger aussehen. Sie machten das Spiel und vorne wurde Cha zum Alptraum der Stuttgarter und Liebling des Publikums. Der vierte Superstar der Eintracht an diesem herrlichen Fußballabend war Norbert Nachtweih.

Bernd Hölzenbein gegen Hansi Müller — das war von vornherein das prickelnde Duell in diesem Spiel, das der routinierte Frankfurter gegen den jungen Stuttgarter Spielmacher in den ersten 45 Minuten durch seine größere Initiative und emsigeres Laufpensum klar für sich entschied. Entscheidende Vorteile brachte dies der Eintracht jedoch nicht, obwohl zusätzlich auch Jürgen Grabowski vor Spiellaune sprühte und im Mittelfeld mit seinem alten Sonderbewacher, dem knorrigen Erwin Hadewicz, machte, was er wollte. Doch was nutzte alle Spielkunst der beiden im Mittelfeld, wenn vorn dann die Durchschlagskraft gegen die hautnah deckenden Stuttgarter Abwehrrecken fehlte.

Der VfB spielte kühl und konzentrierte sich auf kräftesparendes Kontern und hatte dadurch in der ersten Halbzeit auch die klareren Torchancen. Schon in der 1. Minute klatschte Funk mit zwei Reflexbewegungen nach einem Kopfball von Schmider den Ball von der Torlinie. In der 16. Min. zog Hadewicz einen kapitalen Schuß knapp am Tor vorbei, und eine Minute später stand Funk, der mit seiner Unsicherheit vor seiner Torlinie Verwirrung verbreitete, das Glück zur Seite. Flanke Volkert, Kopfball Schmider auf das Knie von Kelsch. Und von da sprang der Ball an den Pfosten. Nur drei Minuten später drehte Funk einen Hinterhaltschuß von Ohlicher mit den Fingerspitzen gerade noch um die Torstange.

Die größte Chance der Eintracht resultierte denn auch nicht aus einem herrlichen Spielzug, sondern in der 30. Min. ebenfalls aus einem Konter. Nach einem abgewehrten Freistoß überlief Cha die Stuttgarter, war auch am letzten Libero Holcer schon vorbei, da trat und riß der Jugoslawe den Koreaner zu Boden. Er hatte Glück, daß es Schiedsrichter Horstmann bei einer gelben Karte beließ. In den letzten Minuten vor der Pause machte die Eintracht gewaltig Druck und versuchte ihr Glück mit Hinterhaltsschüssen, doch Cha und Müller fanden in Roleder ihren Meister.

Das 1:0 für die Eintracht fiel in der 49. Minute mit einem erst am Vorabend geübten neuen Eckstoßtrick: Grabowski trat den Ball von links vor das kurze Toreck, Borchers verlängerte die Flugbahn des Balles mit der Stirn, Hölzenbein preschte heran und schob den Ball mit dem linken Fuß ins Tor.

Jetzt spielte die Eintracht wie aufgedreht, die Stuttgarter gerieten völlig durcheinander. Ihnen kam auf einmal alles asiatisch vor. Denn Kopfbälle à la Cha sieht man allenfalls im Schulbuch, aber höchst selten in der Bundesliga. Eine Flanke von Helmut Müller und Cha schnellte hoch wie eine Rakete bei einem koreanischen Feuerwerk. Die Beine angewinkelt, das Kreuz hohl, wuchtete er den Ball mit der Stirn kraftvoll ins lange Toreck. Unhaltbar für Roleder. In der 52. Min. hieß es schon 2:0. Und drei Minuten später hätte es 3:0 stehen können, als ein ähnlich herrlicher Kopfball des Koreaners nur an den Pfosten klatschte.

Begeisterungsstürme für die Eintracht, wie man sie seit ewigen Zeiten schon nicht mehr im Waldstadion für die Frankfurter Eintracht gehört hat. Aus zurückgezogener Position war Grabowski als Spielmacher in seinem Element. Borchers hatte mit seinem Anteil am ersten Tor endlich auch jenes Selbstvertrauen wiedergewonnen, das ihm zuletzt und noch in der ersten Halbzeit gefehlt hatte. Nachtweihs derzeitige Superform strahlte auf der linken Flanke. Pech hatte der Blondschopf allerdings, daß er in der 65. Minute mit einem strammen Flachschuß nur den Pfosten traf und dann für ein Allerweltsfoul die gelbe Karte sah. Körbel als Zerstörer bei den wenigen Stuttgarter Angriffen und Neuberger mit seinen gefährlichen Vorstößen spielten sicher und souverän, Müller meldete Volkert ab und Lorant lief und lief und lief. Vorne schaffte Schaub und stiftete ständig Verwirrung. Der einzige, der etwas abfiel, war Torwart Funk mit seiner erschreckenden Unsicherheit bei hohen Bällen.

Bei der Eintracht lief alles zusammen, beim VfB gar nichts, von hinten wurden die Bälle nach vorne gediehen, vorne rannten die Stuttgarter planlos herum. Das änderte sich auch nicht, als eine Viertelstunde vor Schluß Stuttgarts Trainer Lothar Buchmann die beiden enttäuschenden Stars Volkert und Hansi Müller herausnahm und dafür Klotz und Jank ins Spiel schickte. Damit war auch Bernd Hölzenbein, geschwächt von seiner Darmgrippe, seiner Aufgabe entledigt. Trainer-Rausch schickte für ihn Nickel ins Spiel. Unter riesigen Ovationen ging Bernd Hölzenbein in die Kabine.

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg