Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1978/1979 - 32. Spieltag

4:0 (1:0)

Termin: Sa 19.05.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 46.000
Schiedsrichter: Medardus Luca (Völklingen)
Tore: 1:0 Ivan Buljan (44.), 2:0 Horst Hrubesch (52.), 3:0 Kevin Keegan (60.), 4:0 Horst Bertl (88.)

 

 

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Hamburger SV Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer


HSV auf Meisterkurs

Eintracht: Kein Sturm, und die Abwehr wackelte

Auch die Frankfurter Eintracht konnte dem Hamburger SV auf seinem Marsch zur Meisterschaft kein Bein stellen! Wie hätte sie auch: Nur auf Abwehr eingestellt und ohne die spielgestaltenden Elemente seiner Routiniers Grabowski und Hölzenbein war bei dem Titelaspiranten nichts zu holen. Mit zwei geschenkten Toren nach Abwehrfehlern vor und nach der Pause machte sie dem HSV das Siegen obendrein noch leicht. So erlebten 50.000 Zuschauer im Hamburger Volksparkstadion zwar einen klaren 4:0-(1:0-)Sieg ihres HSV, aber ein nur mäßiges Bundesligaspiel. „Ich hätte nicht gedacht, daß die Frankfurter so schwach sind. Nur mit Hintenreinstellen kann man kein Spiel gewinnen. Da gab es kein Konzept bei der Eintracht, und ich kann mir vorstellen, daß sie heilfroh ist, wenn Grabowski und Hölzenbein wieder mitspielen können. Ihr Torwart hat bei den ersten beiden Toren eine unglückliche Figur gemacht", kommentierte Uwe Seeler. Zwei Kopfballtore von dem überragenden Buljan (44.) und Hrubesch (52.) sowie ein Treffer von Superstar Kevin Keegan, der allerdings von Karlheinz Körbel gut bewacht wurde, entschieden das Spiel innerhalb von wenigen Minuten vor und nach der Pause. Kurz vor Schluß erhöhte Bertl sogar auf 4:0.

Die Überraschung Friedel Rauschs vor dem Spiel: aus taktischen Gründen ohne Wolfgang Kraus, dafür mit Rüdiger Wenzel wieder als linker Verteidiger, und erstmals nach seiner Verletzungspause wieder mit Ronnie Borchers als „hängenden Mittelstürmer" (Rausch) begann die Frankfurter Eintracht das Spiel mit neuer Formation gegenüber dem 3:2-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf. Körbel sollte sich um Keegan kümmern, der vor dem Spiel als Europas Fußballer des Jahres geehrt wurde, Lorant die Torgefährlichkeit des Hamburger Antreibers Hartwig eindämmen. Wenzel sollte als Verteidiger nicht nur nach Reimann sehen, sondern vor allem die Flankenläufe des Manni Kaltz bremsen.

Da die imposante Kulisse den HSV offenbar nervös, die Einbracht aber nicht mutiger machte, kam in der ersten Halbzeit kein Klassespiel zustande. Es war ein Spiel zwar in einer Hälfte, und zwar der der Frankfurter, bei dem sich aber der HSV immer wieder an der gutgestaffelten Abwehrkette um Neuberger festrannte. Und nach den ersten großen ¡Chancen (in der 6. Min. klatschte ein Kaltz-Schuß ans Außennetz, in der 8. Min. boxte Koitka einen fulminanten Hinterhaltschuß von Magath über die Querlatte und fing in der 17. Min. Hrubeschs Kopfball gerade noch auf der Linie) häuften sich die Fehler bei den Hamburgern.

Dennoch dauerte es bis zur 20. Minute, bis die Eintracht in die Nähe von Kargus' Tor kam und der Hamburger Torwart den ersten Ball, einen Weitschuß von Müller, halten mußte. Es dauerte auch bis zur 31. Minute, bis die Eintracht durch einen Schuß von Neuberger, den Kargus zur ersten Ecke über die Querlatte boxte, zur ersten Torchance kam.

Die Eintracht-Abwehr spielte ohne Tadel. Da lieferte Körbel eine große Partie gegen Keegan und bot Rüdiger Wenzel trotz neuerlicher Umstellung als Verteidiger gegen die doppelte Gefahr von Reimann (er wurde in der 37. Min. verletzt und gegen Wehmeyer ausgetauscht) und Kaltz eine eindrucksvolle Partie.Wenn vorn bei der Eintracht nichts zustande kam, so lag es daran, daß Norbert Nachtweih, anstatt das Spiel zu ordnen, mit einer Fülle von Fehlpässen für permanente Unordnung sorgte. Und vorne stand Fred Schaub stets im Abseits. In der 33. Minute aber ließ der Linienrichter die Fahne unten, und Schaub stürmte allein auf Kargus zu, vergab diese Chance jedoch kläglich. Er brauchte sich jedoch nicht lange zu ärgern: der Schiedsrichter hatte auf Abseits erkannt. Und klar abseits stand der junge Eintracht-Mittelstürmer wenig später, als er den Ball diesmal ins Tor getreten hatte und bereits jubeln wollte.

Ein paar turbulente Szenen im Eintracht-Strafraum, aber keine große Chance für den HSV, der dann doch eine Minute vor der Halbzeit in Führung ging. Bei einem Freistoß von Kaltz von der rechten Seite fühlte sich niemand für den Ball (warum griff Koitka nicht ein?) und den Vorstopper Buljan zuständig, der ungehindert mit dem Kopf das 1:0 besorgen konnte. Ein Pausengeschenk der Eintracht.

Einmal in Geberlaune, schenkte die Eintracht dem HSV gleich nach der Pause noch ein Tor — und wieder war Koitka, der von seiner Knieverletzung noch behindert wurde (Koitka: „Ich war nicht hundertprozentig fit"), der Unglücksrabe. Diesmal wäre er bei Noglys Flanke besser in seinem Tor geblieben. Doch er stürmte über den Torraum hinaus, griff in das Kopfballduell Pezzey — Hrubesch ein, mit dem Resultat, daß seine Faust ins Leere stieß und der Ball von Hrubeschs Stirn ins leere Tor flog.

Mit einem Wechsel Kraus für den enttäuschenden Nachtweih und Trapp für den unter seiner Verletzung immer noch stark leidenden Borchers versuchte Rausch den drohenden totalen Zusammenbruch aufzuhalten. Vergebens. Das 3:0 folgte bereits in der 58. Minute. Ein Freistoß von Memering, ein Schuß von Magath, den Keegan mit dem Rücken zum Tor stehend auf seine unnachahmliche Art verlängerte, versetzten der Eintracht den endgültigen K.o.

Danach tat der HSV nur so viel, um das Erzielte zu erhalten, hatte mehrere Chancen, die Koitka vereitelte, kam aber dennoch drei Minuten vor Schluß durch Bertl noch zum 4:0. Die Versuche der Eintracht um eine Resultatverbesserung wurden von einem elfmeterreifen Foul des sonst überragenden Buljan an Schaub und von der Querlatte bei einem Kopfball von Kraus vereitelt.

Stimme zum Spiel

Friedel Rausch: „Wir hatten uns hier viel vorgenommen, und in der ersten Halbzeit ist unser Konzept auch gut aufgegangen. Die Abwehr war sehr ordentlich, bis dann in der letzten Minute vor der Pause das unnötige Tor fiel, bei dem unsere Herren in der Abwehr geschlafen und geträumt haben. Das hat uns zurückgeworfen, und leider fiel sofort nach der Pause das ebenfalls unnötige 2:0 nach einem krassen Torwartfehler. Körbel hat gegen Keegan sachlich sehr gut gespielt."

 

 

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