Bayer 05 Uerdingen - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1976/1977 - Viertelfinale

6:3 n. V. (3:3, 1:1)

Termin: 19.02.1977
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Udo Zuchantke (Berlin)
Tore: 1:0 Jan Mattson (23.), 1:1 Roland Weidle (38.), 1:2 Willi Neuberger (51.), 1:3 Bernd Nickel (69.), 2:3 Friedhelm Funkel (84.), 3:3 Jan Mattson (90.), 4:3 Hans-Jürgen Wloka (94.), 5:3 Paul Hahn (104.), 6:3 Paul Hahn (120.)

 

 

>> Spielbericht <<

Bayer 05 Uerdingen Eintracht Frankfurt

  • Paul Hesselbach
  • Ludwig Lurz
  • Paul Hahn
  • Norbert Brinkmann
  • Edmund Stieber
  • Heinz Mostert
  • Friedhelm Funkel
  • Franz Raschid
  • Hans-Jürgen Wloka
  • Jan Mattson
  • Horst Riege

 


 

Wechsel
  • Wolfgang Franke für Horst Riege (56.)
  • Klohs für Edmund Stieber (69.)
Wechsel
Trainer
  • Klaus Quinkert
Trainer



Den Sieg verschenkt

Eintracht Frankfurt hat viel Geld verschenkt. Im Viertelfinale des DFB-Pokals gab es eine ebenso unnötige wie zum Schluß verdiente 3:6-Niederlage nach Verlängerung bei Bayer Uerdingen. Sieben Minuten vor Schluß der regulären Spielzeit hatte der Bundesligist noch mit 3:1 geführt, ließ sich dann aber noch den sicheren Sieg nehmen. Funkel und Mattsson schafften noch den Ausgleich. Die Grotenburg-Kampfbahn glich während der gesamten Verlängerung einem Tollhaus, Krefeld feierte Karneval. Für Eintracht Frankfurt allerdings wurde es schon am Faschingssamstag Aschermittwoch. Erfolgstrainer Gyula Lorant sah sichtlich konsterniert den totalen Zusammenbruch seiner Mannschaft, während Kollege Quinkert stürmisch gefeiert wurde. Während bei den Frankfurtern nach dem 3:3 keiner mehr überzeugen konnte, hatte Uerdingen in Jan Mattsson und Norbert Brinkmann zwei überragende Spieler.

Herrlicher Sonnenschein und Frühlingstemperaturen überraschten die Frankfurter Fans und Spieler in Krefeld. Doch der Rasen in der Grotenburgkampfbahn war trotzdem tief und schwer bespielbar. Die Begegnung begann dann eigentlich genauso, wie es sich die Eintracht vorgestellt hatte. Uerdingen spielte zwar überlegen, ohne aber torgefährlich zu werden. Immer wieder wurden die Bälle im Mittelfeld quergespielt und verzweifelt die Lücke in der Eintracht-Deckung gesucht Doch sie bot sich eigentlich nur bei Fernschüssen. In oder am Strafraum war meistens Endstation.

Die beste Möglichkeit hatte der Zweitligist in der 14. Minute nach einem abgefälschten Freistoß von Mattsson, den Brinkmann nur knapp über das Tor schoß. Da auf der Gegenseite auch nicht viel passierte — die Eintracht spielte nur mit einer Spitze, Bernd Hölzenbein zog sich sehr weit zurück —, sahen die Zuschauer 20 Minuten lang ein langweiliges Spiel. Doch dann eröffnete Wenzel mit einem harten Schuß knapp über die Latte zwanzig Minuten Tempofußball. In Führung ging dann jedoch Bayer Uerdingen. Nach einer Flanke von Raschid unterlief Karlheinz Körbel im Fünfmeterraum ein grober Fehler und Mattsson nutzte das eiskalt aus. Körbels Abpraller schoß er aus vier Metern unhaltbar für Koitka ein (23.).

Nun endlich wachte auch die Eintracht auf, begann zu kämpfen und drückte aufs Tempo. Und prompt ergaben sich auch Torgelegenheiten. Die beste davon vergab Bernd Hölzenbein in der 32. Minute. Wolfgang Kraus hatte den Nationalspieler geschickt, Hölzenbein überwand auch Torhüter Hesselbach, doch Brinkmann klärte mit letztem Einsatz auf der Torlinie.

Der Ausgleich lag nun in der Luft. Uerdingen produzierte Fehlpässe in der eigenen Abwehr und brachte so die Eintracht immer wieder in Ballbesitz. In der 37. Minute war es dann soweit. Bernd Hölzenbein spielte Roland Weidle mit einem klugen Paß frei, und der schlenzte den Ball mit dem rechten Innenrist aus 18 Metern unhaltbar für Hesselbach ins Netz. Danach beherrschte die Eintracht Spiel und Gegner, und Uerdingen war froh, mit dem 1:1 in die Kabine zu kommen. Ein Kopfball von Bernd Hölzenbein und scharfe Schüsse von Nickel und Hölzenbein flogen nur knapp an Hesselbachs Tor vorbei.

Die Eintracht begann nach der Pause so, wie sie vorher aufgehört hatte. Sie griff an und suchte die Offensive. Das war an diesem Tag das richtige Mittel. Denn Uerdingens Abwehr war keineswegs sattelfest, bei einigen Spielern ließ auch die Kondition rapide nach. Das 2:1 ließ so auch nicht lange auf sich warten. Der ungemein fleißige Wenzel und der stark aufspielende Stepanovic brachten Willi Neuberger in Schußposition. Stieber fälschte Neubergers harten Ball ab und Hesselbach war geschlagen.

Die Eintracht spielte nun immer souveräner, begann auch auf dem schweren Boden den Gegner auszuspielen. In Länderspielform präsentierte sich dabei Bernd Hölzenbein, der zu diesem Zeitpunkt mit seinem Gegenspieler Lurz machte, was er wollte. Hölzenbein tauchte hinten und vorne auf und wirbelte die Uerdinger Abwehr durcheinander. Doch trotz der Überlegenheit hatte die Eintracht noch eine Schrecksekunde zu überstehen. Nach einer Staffette Mattsson und Wloka stand Rachid frei vor Koitka, doch der Amateur-Nationaltorwart hielt prächtig.

Im Gegenzug hätte Karlheinz Körbel seinen Fehler vom 0:1 fast' wieder gutgemacht, doch sein Kopfball klatschte an die Latte (61.). Acht Minuten später dann das 3:1 für Eintracht Frankfurt. Wenzel spitzelte den Ball aus dem Gewühl heraus zu Nickel, und der schob aus drei Metern ein. Danach plätscherte das Spiel vor sich hin, die Eintracht hielt es nicht für nötig, noch weiter Tempo zu machen, und Uerdingen konnte offensichtlich nicht mehr. Dabei verpaßte Jürgen Grabowski das 4:1, als er freistehend nach einer Wenzel-Vorlage über das Tor zog. Und das sollte sich bitter rächen.

In der 84. Minute köpfte Funke] freistehend eine Flanke zum 2:3 ins Netz. Und danach begann ein einzigartiger Sturmlauf der Uerdinger, die Eintracht konnte sich den wütenden Attacken kaum noch erwehren. Mit geballter Kraft, mit unerbittlicher Härte und hohem Tempo bogen die Uerdinger den schon fast sicheren Eintracht-Sieg noch um.

Die Grotenburg-Kampfbahn war nun ein Hexenkessel, und Schiedsrichter Zuchantke ließ zwei Minuten nachspielen. Und Uerdingen schaffte tatsächlich noch das 3:3. Neuberger schlug vor dem eigenen Strafraum eine Kerze und Mattsson drückte den Ball aus wenigen Zetimetern gegen Trinklein und Weidle über die Torlinie. Die Zuschauer forderten begeistert „Zugabe, Zugabe". während Schiedsrichter Zuchantke beide Teams zur Verlängerung bat.

In dieser Extrazeit brach die Eintracht, die in den letzten Ligaspielen eine jetzt schon beeindruckende Serie ohne Niederlage gestartet hatte, nun völlig auseinander. Koitka im Tor machte einen Schnitzer nach dem anderen, Trinklein, war keine Autorität als Libero und Körbel hatte regelrecht Angst vor Mattsson, der ihm den Nerv geraubt hatte. Die Folge waren drei weitere Tore der Uerdinger, mit denen sie die Elf vom Riederwald aus dem diesjähgien Wettbewerb um den DFB-Pokal kegelten: Wloka mit einem 20-Meter-Aufsetzer in der 94. Minute, Hahn nach einem Alleingang in der 104. Minute und wiederum Hahn mit einem Schrägschuß in der Schlußminute versetzten der Eintracht den K.o.

 

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