Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

Bundesliga 1975/1976 - 34. Spieltag

6:1 (3:0)

Termin: Sa 12.06.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Günter Linn (Altendiez)
Tore: 1:0 Jürgen Grabowski (2.), 2:0 Bernd Hölzenbein (12.), 3:0 Bernd Nickel (45.), 4:0 Jürgen Grabowski (47.), 5:0 Bernd Nickel (78., Foulelfmeter), 6:0 Jürgen Grabowski (81.), 6:1 Wolfgang Frank (83.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Eintracht Braunschweig

 


  • Bernd Franke
  • Wolfgang Grzyb
  • Hans-Jürgen Hellfritz
  • Reiner Hollmann
  • Franz Merkhoffer
  • Wolfgang Frank
  • Dieter Zembski
  • Danilo Popivoda
  • Karl-Heinz Handschuh
  • Bernd Gersdorff
  • Hartmut Konschal

 

Wechsel Wechsel
  • Wolfgang Dremmler für Karl-Heinz Handschuh (24.)
  • Friedhelm Haebermann für Hartmut Konschal (46.)
Trainer Trainer



Klassenziel knapp verfehlt

Schade, daß der grandiose Kehraus der Frankfurter Eintracht in der Bundesliga nicht mehr mit der erhofften Einkehr in den UEFA-Pokal belohnt wurde. 10.000 Zuschauer erlebten bei hochsommerlichen Temperaturen im Waldstadion eine eine Stunde lang brillant aufspielende Frankfurter Eintracht, deren oft traumhafter Fußball endlich wieder einmal mit der entsprechenden Trefferzahl belohnt wurde. 6:1 (3:0) besiegte die Frankfurter Eintracht die Braunschweiger Eintracht. Doch für den UEFA-Pokal reichte es nicht mehr. Die heimlich erhoffte Schützenhilfe war ausgeblieben. Die Braunschweiger Eintracht freilich dachte nach dem schnellen 0:2-Rückstand nach nur zwölf Minuten mehr an den bevorstehenden Urlaub als an den Kampf um den Ausgleich. Jürgen Grabowski (3), Hölzenbein, Nickel (2) schossen die Tore, und zusammen mit Willi Neuberger waren sie auch die überragenden Spieler auf dem Feld. Wenn dieses Quartett der Frankfurter Leistungsträger und Spielerpersönlichkeiten harmonisch auftrumpft, sind die Frankfurter nun einmal eine absolute Spitzenmannschaft. Das ermutigt zu der Hoffnung, daß die Mannschaft Dietrich Weises Werk und die in dieser Saison unerfüllt gebliebenen Erwartungen vielleicht doch in der neuen Runde noch verwirklichen kann. Der Trost für die Eintracht: mit 79 Toren war sie die torerfolgreichste Mannschaft dieser Saison.

Die Frankfurter Eintracht trat ohne die verletzten Abwehrspieler Gert Trinklein und Peter Reichel an. Helmut Müller fiel die schwere Aufgabe zu, den flinken jugoslawischen Trickkünstler Popivoda auszuschalten. Der Start der Frankfurter verlief im wahrsten Sinn des Wortes "zauberhaft". Denn sie zauberten, eine Lust war, zuzuschauen und bereits nach zwölf Minuten stand es 2:0.

Nach nur zwei Minuten tändelte Handschuh mit dem Ball am eigenen Strafraum herum und wollte ihn zu seinem Torwart Franke zurückspielen. Doch zu kurz. Jürgen Grabowski hatte der Braunschweiger Mittelfeldspieler offenbar nicht gesehen. Und plötzlich war der Eintracht-Kapitän mit dem Ball allein vor Torwart Franke und trickste ihn eiskalt aus. Das 2:0 in der 12. Minute war nicht minder ungewöhnlich. Hölzenbein und Wenzel schoben sich, von ihren Gegnern hart bedrängt, den Ball hin und her, Merkhoffer konnte die Situation nicht klären und den Ball weit genug wegspielen. Plötzlich stand Hölzenbein allein vor Franke und schlenzte den Ball an ihm vorbei ins Toreck.

Auf ähnlich kuriose Weise fiel auch das 3:0 in der 45. Minute. Denn Wenzels Torschuß von der Strafraumgrenze stoppte Nickel am Elfmeterpunkt. Eine kurze Drehung, und der Ball zischte ins andere Toreck. Dazwischen brillierte die Frankfurter Eintracht mit herrlichen Kombinationen wie zuletzt in der ersten Halbzeit gegen den 1. FC Köln — trotz der brütenden Hitze. Die Braunschweiger, die nicht gerade von Ehrgeiz und Kampfmoral besessen waren und darauf verzichteten. ihre Gegner hautnah zu bewachen, kamen mit ihrer Spielweise den Frankfurtern freilich sehr entgegen.

Bis zur Pause hatte es für die Frankfurter Eintracht, bei der Nickel Traumpässe serienweise schlug, Grabowski nach Herzenslust trickste und zauberte, sich der spritzige Hölzenbein immer wieder im Braunschweiger Strafraum durchmogelte und Neuberger ein Libero-Partie mit der Umsicht und Eleganz eines Beckenbauer lieferte, gut und gerne 6:0 heißen können.

Chancen dazu hatte sie in Hülle und Fülle. Allein drei faustdicke Möglichkeiten zwischen der 34. und 38. Minute. Erst durch Wenzel, dessen Schuß das Tor nur um Fingerbreite verfehlte, dann durch Hölzenbein, dessen Schuß von dem Veteranen Grzyb von der Linie geschlagen wurde, und dann wiederum durch Wenzel, der allein vor Franke vergab.

Die Braunschweiger waren nur gefährlich, wenn Popivoda in Aktion trat. Aber erst Neuberger und dann Koitka, der bei seinem Frankfurter Debüt mit der Sicherheit imponierte, mit der er die Bälle packte, vereitelten seine Torchancen.

In der 23. Minute nahm Braunschweigs Trainer Zebec seinen Mittelfeldspieler Handschuh heraus. Er hatte Nickel zuviel Freiheit gelassen. Zebec schickte Dremmler für ihn ins Spiel. Und zur Pause nahm der Braunschweiger Trainer den zweiten Tausch vor. Häbermann kam für den blassen Konschal. Im Gegensatz zum Kölner Spiel riß der Faden bei der Frankfurter Eintracht auch nach dem Wechsel nicht. Eine Flanke von Müller verlängerte Grabowski in der 47. Minute mit dem Rücken zum Tor stehend direkt ins Toreck. Nach drei ulkigen, ein herrliches Tor zum 4:0.

Die Frankfurter spielten mit den Braunschweigern streckenweise Katz und Maus und nur mit Härte konnten sich die Niedersachsen noch zur Wehr setzen. Als in der 52. Minute Wenzel verletzt vom Platz humpelte, kam der Jugend-Nationalspieler Roland Borchers zu seinem Bundesligadebüt. Die Braunschweiger steckten auf und die Frankfurter verständlicherweise etwas zurück.

Dennoch wurde der schleppende „Sommerfußball" der letzten halben Stunde von Toren und Torschüssen zwischendurch immer wieder aufgepulvert. Da krachte in der 65. Minute ein strammer 40-Meter-Schuß von Beverungen an den Pfosten. In der 78. Minute legte Gersdorff den durchgebrochenen Müller im Strafraum. Den Elfmeter nach dieser „Notbremsung" hämmerte Nickel mit solcher Gewalt unter die Latte, daß Franke den Ball erst gewahr wurde, als er wieder aus dem Tor kullerte.

Ein plazierter Flachschuß aus vollem Lauf ins lange Toreck zum 6:0 machte Grabowski endgültig zum Star und entlockten den Zuschauern begeisterte Sprechchöre „Jürgen, Jürgen". Das Gegentor im Gegenzug durch Frank war nur ein kleiner Schönheitsfehler, über den sich Jupp Koitka wahrscheinlich als einziger etwas geärgert hat.

 

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