MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1975/1976 - 28. Spieltag
1:1 (0:1)
Termin: Sa 17.04.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 0:1 Wolfgang Kraus (44.), 1:1 Herbert Büssers (62.)
MSV Duisburg | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel |
Wechsel |
Trainer
|
Trainer |
Nicht verloren, aber nichts gewonnen Die Frankfurter Eintracht hat ihr Ziel, in Duisburg nicht zu verlieren, erreicht. 1:1 (0:1) trennte man sich vom MSV und dürfte am Ende doch nicht zufrieden gewesen sein. Denn schon vor der Pause hatten Wenzel, Grabowski, Nickel und Hölzenbein Tormöglichkeiten, um zwei Spiele für sich zu entscheiden. Der MSV Duisburg schien zu diesem Zeitpunkt mit den Gedanken woanders zu sein und zeigte seine schwächste Saisonleistung vor eigenem Publikum. Besonders Willi Neuberger und Klaus Beverungen haben es die Frankfurter zu verdanken, daß am Ende nicht doch noch beide Punkte in Duisburg blieben. Gute Leistungen zeigten auch noch Helmut Müller gegen Jara und Karl-Heinz Körbel, der den restlos enttäuschenden National-Mittelstürmer Ronnie Worm sicher beherrschte. Mit zwei frischen Kräften versuchte Dietrich Weise den Kräfteverschleiß des Londoner Spiels zu kompensieren: für Bernd Lorenz kam Helmut Müller in die Mannschaft (Karl-Heinz Körbel spielte Vorstopper gegen Ronnie Worm, Müller deckte im Mittelfeld Kurt Jara), und für Roland Weidle sollte Wolfgang Kraus für Druck im Mittelfeld sorgen. Doch nicht etwa die Eintracht war müde, sondern vielmehr der MSV Duisburg, der die Begegnung als eine Art „Osterspiel" zu betrachten schien. Gedeckt wurde kaum, schnell gespielt selten und geschossen überhaupt nicht. In der Abwehr schienen Pirsig und Bregman eher gegen als für den MSV zu spielen, am laufenden Band lieferten sie den Frankfurter Stürmern beste Vorlagen. Doch die wußten mit diesen Geschenken lange nichts anzufangen. Zwar spielte sich das Geschehen meistens im MSV-Strafraum ab, aber Wenzel, Nickel und Grabowski schienen gar nicht ans Toreschießen zu denken, so schön lief das eigene Spiel. Fast alle Eintracht-Akteure genossen Freiheiten wie in einem Freundschaftsspiel. Der überragende Willi Neuberger marschierte ständig völlig unbehelligt über das ganze Feld und fütterte seine Stürmer mit Serien von Musterpässen. Doch es dauerte bis zur 43. Minute, ehe die Gäste endlich das längst fällige Führungstor erzielten. Kraus und Wenzel spielten sich mit einem herrlichen Doppelpaß durch die Duisburger Deckung, und gegen Wolfgang Kraus' Schuß aus 16 Metern ins rechte untere Eck war Torwart Heinze machtlos. Zuvor hatten vor allem Klaus Beverungen (28), der als Verteidiger gegen Seliger erneut eine starke Partie bot, und Rüdiger Wenzel (11. und 23.) kapitale Chancen ungenutzt vorübergehen lassen. Der MSV, der von seinen Fans zur Pause ausgepfiffen wurde, hatte nur eine einzige klare Torgelegenheit, die aber Worm und Büssers in der 18. Minute fünf Meter vor dem Tor freistehend kläglich vergaben. Duisburgs Trainer Rolf Schafstall schien in der Halbzeitpause ein Machtwort gesprochen zu haben. Jedenfalls gingen alle seine Spieler nun wenigstens etwas konzentrierter und druckvoller ans Werk. Die erste Chance hatte jedoch wieder die Eintracht. Bernd Hölzenbein zog überraschend aus 20 Metern ab (49.) und traf nur die Querlatte des Duisburger Tors. Heinze hätte gegen diesen kapitalen Schuß keine Chance gehabt. Mehr Glück hatten in der 60. Minute die Duisburger Angreifer. Bregman flankte hoch in den Strafraum, Jara verlängerte elegant über Dr. Kunter, der Ball sprang von der Latte zurück ins Feld und Büssers drückte aus einem halben Meter ein. 1:1 — und der fehlende Biß der Eintracht vor der Pause hatte sich gerächt. Aber auch die Westdeutschen konnten die nun auftretenden Konditionsschwächen der Frankfurter nicht nutzen. Trotz einiger guter Möglichkeiten behielt die Eintracht-Abwehr immer die Übersicht, sicher dirigiert von Willi Neuberger. Und wenn etwas durchkam, zeigte sich Dr. Kunter auf dem Posten. In der Schlußviertelstunde schien die Eintracht dann ihre Schwächeperiode überwunden zu haben. Sie griff nun wieder beherzter an. Besonders hervor tat sich dabei Verteidiger Klaus Beverungen, der über seinem Offensivgeist allerdings einige Male Gegenspieler Seliger aus den Augen ließ. Zum Schluß waren dann beide Mannschaften mit dem Unentschieden zufrieden, die Zuschauer allerdings gingen bitterböse nach Hause. Sie konnten für ihr Eintrittsgeld wahrhaftig mehr als dieses „Trainingsspielchen" verlangen. „Wir haben einen Punkt verschenkt." Jürgen
Grabowski, Kapitän der Frankfurter Eintracht, war ebenso wie seine
Mannschaftskameraden mit dem 1:1 überhaupt nicht zufrieden. Vor dem
Spiel hätten die Frankfurter dieses Unentschieden als eine Art vorweggenommenes
„Osterpräsent" betrachtet, nach den 90 Minuten war allen
Akteuren klar, daß es wohl selten so einfach gewesen wäre,
ohne größeren Kraftaufwand in der Fremde beide Punkte zu holen.
|