West Ham United - Eintracht Frankfurt

Europapokal der Pokalsieger 1975/1976 - Halbfinale, Rückspiel

3:1 (0:0)

Termin: 14.04.1976
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Hungerbühler (Schweiz)
Tore: 1:0 Brooking (48.), 2:0 Robson (68.), 3:0 Brooking (77.), 3:1 Klaus Beverungen (88.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt West Ham United

  • Day
  • Coleman
  • Taylor
  • Bonds
  • Lampard
  • McDowell
  • Paddon
  • Brooking
  • Holland
  • Jennings
  • Robson

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Ronald Greenwood
Trainer



Aus im Londoner Regen

Englisches Powerplay, aber auch eine Portion Pech zerstörte den Traum der Frankfurter Eintracht vom Europafinale der Cupsieger. In einer dramatischen und kräftezehrenden Regen- und Schlammschlacht besiegte West Ham United den deutschen Pokalsieger mit 3:1 und erreichte damit nach der 1:2-Niederlage im Vorspiel das Finale am 5. Mai in Brüssel. Der Held im heißen Hexenkessel des Londoner Upton-Parks war der Nationalspieler und Spielmacher Trevor Brooking, der mit seinen beiden Toren zum 1:0 und 3:0 der Eintracht den K.o. versetzte. Frenetisch feierten die 40.000 Zuschauer ihr Idol, denn er entschied das Spiel zu einem Zeitpunkt, als die Eintracht drauf und dran war, den Ausgleich zum 1:1 zu erzielen, als sie gewissermaßen mit einem Fuß wieder an der Schwelle des Endspiels stand.

Aber in dieser Phase, als die Eintracht West Ham doch noch zu packen schien, hatte sie riesiges Pech. Hier verhinderte Torwart Day mit Glanztaten, daß für West Ham nicht doch noch Nacht wurde, und hier übersah der Schweizer Schiedsrichter Hungerbühler, daß der West-Ham-Verteidiger Coleman einen Wenzelschuß mit der Hand von der Linie schlug.

Dennoch kämpfte die Eintracht auf einem Boden, der für ihr technisches Spiel Gift war, unverdrossen weiter, doch das Anschlußtor fiel viel zu spät - erst in der 88. Minute durch Klaus Beverungen. Es blieben nur noch zwei Minuten, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen und das zweite Tor zu erzielen, das sie ins Finale brachte. Die Eintracht schaffte es nicht, und beim Schlußpfiff des Schweizer Schiedsrichters sanken einige Spieler erschöpft und enttäuscht in den Schlamm. Eindrucksvollste Eintrachtspieler waren Willi Neuberger und Bernd Lorenz sowie Klaus Beverungen durch seinen enormen Druck nach vorn in der zweiten Halbzeit.

45 Minuten lang pausenloses Powerplay West Harns auf das Eintracht-Tor, das war die erste Halbzeit und dennoch gelang es der Eintracht, ein 0:0 bis zur Pause zu halten. Sie wurde zu einer gnadenlosen Abwehrschlacht gezwungen und es war eigentlich erstaunlich, daß sie unter der Wucht der geballten Daueroffensive nicht zusammenklappte wie ein Taschenmesser.

Das war in erster Linie das Verdienst von Willi Neuberger und Bernd Lorenz im Abwehrzentrum. Lorenz, den Weise völlig überraschend als Vorstopper nominiert hatte, rechtfertigte diese Taktik, denn er spielte englischer als die Engländer, wuchtete mit dem Kopf serienweise hohe Bälle aus dem Strafraum und sorgte mit weiten Befreiungsschlägen für Luft. Die Engländer hatten dennoch Chancen, ihre größte vergab Holland in der 35. Minute, als er aus drei Metern über das leere Eintrachttor köpfte. Grabowski und Nickel bemühten sich zwar, Ruhe ins Mittelfeld zu bringen, doch Körbel, Beverungen und Weidle waren oft zu hektisch und wurden zu schnell von Panik ergriffen.

Die größte Chance in der ersten Halbzeit hatte Wenzel, als er in der 24. Minute West Harns Torwart Day ausmanövriert hatte, doch der großartige West-Ham-Libero Taylor rettete auf der Linie. Das Powerplay hielt auch in der zweiten Halbzeit an, und in der 49. Minute fiel dann das 1:0. Brooking stieg im Frankfurter Strafraum einen halben Kopf höher als Beverungen einem Flankenball entgegen und drehte den Ball unhaltbar für Dr. Kunter ins Toreck.

Danach wechselte die Szene abrupt. Auf einmal spielte die Eintracht wahres Powerplay. Der Ausgleich lag brennend nahe, vor allem nach einer Dauerkanonade in der 56. Minute. Einen Grabowski-Schuß wehrte Day ab, der weitere Nachschuß krachte an den Pfosten. Und den zweiten Nachschuß von Wenzel holte Coleman mit der Hand von der Linie. Day war bereits geschlagen. Der West-Ham-Torwart war auch in der 63. Minute abermals geschlagen, doch diesmal holte wiederum Taylor für ihn den Ball von der Linie.

Gefährlich waren aber die Gegenschläge, und so einer führte in der 67. Minute zum 2:0 durch Robson. Er stand in abseits verdächtiger Stellung und riskierte einen weiten Schuß aus ungefähr 25 Metern. Dr. Kunter, der überhaupt nicht reagierte, wartete offenbar auf den Abseitspfiff, aber nicht mit diesem überraschenden Schuß. Die endgültige Entscheidung fiel dann in der 77., als abermals Brooking, der in Frankfurt von Körbel sicher gehalten worden war, gegen Weidle aber zum großen Spielmacher wurde, seinen Rivalen austrickste und auch den herausstürzenden Kunter bezwang.

Stimmen zum Spiel

Dietrich Weise: „Wir haben das eine Tor schon in Frankfurt zu wenig geschossen. Ich kann keinem meiner Spieler einen Vorwurf machen, bei den extrem schlechten Platzverhältnissen haben sie alles gegeben. In der ersten Halbzeit haben wir allerdings zu wenig gespielt. Erst nach dem Wechsel sind wir in unseren Rhythmus gekommen. Seine Aufgabe sehr gut erfüllt hat Bernd Lorenz. Besonders loben möchte ich Klaus Beverungen, der in der zweiten Halbzeit den Druck nach vorne gebracht hat."

Bob Nicholson, Manager von West Ham: „Die Eintracht hatte eine gute Mannschaft, aber für uns sprachen alle Verhältnisse, zum Beispiel der Platz und die Zuschauer."

Eintracht-Kapitän Jürgen Grabowski: „Das Ausscheiden aus dem Europapokal war unnötig. Doch es wäre zu billig, dies nur mit Pech zu entschuldigen. Machen wir uns doch nichts vor. Wir haben gegen eine Klassemannschaft verloren, und von einer englischen Fußballmannschaft kann sich bei uns noch mancher eine Scheibe abschneiden."

Willi Neuberger: Unser Fehler war, daß wir zu lange die Bälle nur von hinten nach vorne gedroschen haben. Wir haben einfach zu wenig Fußball gespielt. Allerdings war es bei diesen Bodenverhältnissen auch äußerst schwer. Wir haben ständig im Dreck herumgespielt. Beim zweiten Tor hat Robson im Moment der Ballabgabe einwandfrei im Abseits gestanden. Aber was hilft es, jetzt müssen wir uns ganz darauf konzentrieren, daß wir uns für das nächste Jahr für den UEFA-Cup qualifizieren. Bereits am Samstag müssen wir gegen den MSV damit beginnen."

 

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