Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1975/1976 - 27. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 10.04.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Rüdiger Wenzel (57.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Rudolf Kargus
  • Manfred Kaltz
  • Horst Blankenburg
  • Peter Nogly
  • Peter Hidien
  • Hans-Jürgen Sperlich
  • Ole Björnmose
  • Willi Reimann
  • Hans Ettmayer
  • Klaus Zaczyk
  • Hans-Jürgen Ripp

 

Wechsel Wechsel
  • Kurt Eigl für Hans Ettmayer (60.)
  • Horst Bertl für Klaus Zaczyk (76.)
Trainer Trainer
  • Kuno Klötzer



Ein Tor und drei Verletzte

Mit Blut und Blessuren stoppte die Frankfurter Eintracht die Erfolgsserie des Hamburger SV: Der 1:0-Sieg vor der imposanten Kulisse von fast 40.000 Zuschauern im Waldstadion war schwer erkämpft, aber mehr als verdient. Hätten die enttäuschenden Hamburger, die vor allem durch teilweise brutale Härte auffielen, nicht ihren überragenden Rudi Kargus im Tor gehabt, die Niederlage wäre wahrscheinlich deutlicher ausgefallen. Ein Hamburger, Rüdiger Wenzel, schlug der HSV K. o., als er in der 57. Minute eine Vorlage Klaus Beverungens direkt verwandelte. Schon nach einer halben Stunde verloren die Frankfurter Simons und Kraus durch Verletzungen, und auch Jürgen Grabowski war zum Schluß schwer angeschlagen. Keine guten Aussichten für das Europapokalspiel am Mittwoch in London gegen West Ham United. Der schwache Schiedsrichter Hennig tat wenig und oft nichts, die Härte des HSV zu unterbinden. Die Eintracht war die spielerisch eindeutig bessere Mannschaft, vor allem nach der Pause, als sie ihre Anfangshektik ablegte. Bernd Nickel, obwohl von einem Manfred Kaitz bewacht, wurde zur großen Spielerpersönlichkeit des Eintracht-Spiels. Kommentierte Bundestrainer Helmut Schön das Spiel: „Der Sieg der Eintracht ist völlig verdient. Der HSV hat mich spielerisch enttäuscht. Ich hätte ihm auch mehr Mumm und Mut zugetraut."

Die Eintracht begann ohne Körbel, mit Dr. Kunter und einer taktischen Variante, die den HSV anfangs völlig verwirrte. Da spielte Jürgen Grabowski Mittelstürmer zwischen Hölzenbein und Wenzel und Peter Reichel freier Mann im Mittelfeld. Da blickten die Hamburger überhaupt nicht mehr durch. Trainer Klötzer ging hinters Tor und dirigierte seine Mannschaft. Mit massierter Abwehr und zeitweise brutaler Härte begegnete der HSV den Eintracht-Angriffen, die von der Übersicht eines Nickel, dem Fleiß eines Weidle, den Durchmärschen eines Reichel immer wieder angekurbelt wurden.

Aber die Eintracht hatte das Glück und einen großartigen Rudi Kargus gegen sich. Ein Reichel-Rückzieher tanzte auf die Querlatte (3.), einen raffinierten Eckstoß von Nickel in der 6. Minute parierte Kargus ebenso wie einen scharfgeschossenen Freistoß Nickels in der 12. Minute. Grabowski mußte im Getümmel der langen HSV-Kerls eine ganze Reihe häßlicher Fouls einstecken, zweimal mähte ihn sein Bewacher Hidien um, und dann riß ihn Ripp mit einem Griff an die Nase zu Boden, der jedem Catcherzelt zur Ehre gereicht hätte.

Doch der schwache Schiedsrichter Hennig aus Duisburg sah ebenso tatenlos zu wie seine Linienrichter. Die Härte der Hamburger erreichte nach einer halben Stunde ihren unrühmlichen Höhepunkt, als der knorrige Nogly bei seinen im doppelten Sinne des Wortes gefährlichen Vorstößen zum zweitenmal Simons durch ein Foul ausschaltete. Diesmal war die Verletzung so schwer (Wadenprellung), daß der Vorstopper den Platz verlassen mußte. Körbel kam. Noch während sich die Helfer um ihn kümmerten, schied auch Wolfgang Kraus mit einem verrenkten Arm aus. Ein Malheur, das ohne Verschulden seines Gegners zustande kam.

Für Kraus kam Beverungen. Der HSV überließ der Eintracht die Initiative und das Mittelfeld, massierte alle Mannen bis auf Sperlich im eigenen Strafraum. Da gab es kaum ein Durchkommen, bei aller Spritzigkeit und Spielfreude eines Bernd Hölzenbein. Die hohen Balle wurden alle eine sichere Beute der kopfballstarken Abwehrrecken oder des sicheren Kargus. Der HSV versuchte sein Heil mit Kontern, und da mußte Dr. Kunter („Die Knöchelverletzung geht einigermaßen") ein paarmal gehörig zupacken. Er tat es unter dem Jubel der Zuschauer sehr gut. Seine Glanztat: in der 28. Minute warf er sich erst dem allein vor ihm durchlaufenden Reimann vor die Füße und angelte sich dann wie ein Polyp den Ball, den der HSV-Mittelstürmer ins Tor heben wollte.

Abermals bange Minuten mußte die Eintracht zu Beginn der zweiten Halbzeit überstehen, als Grabowski mit einer Zerrung vom Feld humpelte und sich minutenlang am Rand behandeln ließ. Da aber das Auswechselkontingent der Frankfurter erschöpft war, kam der Kapitän wieder. In dieser Phase hatte der ungemein quirlige Hölzenbein eine große Chance, doch Kargus lenkte dessen gefährlichen Kopfball gerade noch über die Latte.

Das längst fällig und hochverdiente Führungstor der Eintracht fiel dann endlich in der 57. Minute. Beverungen, am linken Flügel ungemein gefährlich, umspielte Hidien, schoß scharf und flach in den HSV-Strafraum und Wenzel lenkte den Schuß direkt ins Tor. Da gab's für Kargus diesmal nichts zu halten.

Nun mußte der HSV seine massierte Defensive aufgeben, mußte kommen. Doch er tat es nur zögernd. Klötzer tauschte den behäbigen und viel zu langsamen Ettmayer gegen Eigl aus. Dennoch boten sich der Eintracht nun Raum und Chancen, ihrerseits zu kontern. Die größte Konterchance zum 2:0 ergab sich, als Müller den Ball blitzschnell aus der eigenen Hälfte nach vorne trieb und Wenzel anspielte. Für Linien- und Schiedsrichter aber war Wenzel eine Idee zu früh gestartet. Ehe der Ball ins Tor kullerte, war der Abseitspfiff ertönt. „Schieber, Schieber" dröhnten wieder die Rufe durchs Waldstadion. Denn bei ähnlichen Situationen in der ersten Halbzeit für den HSV hatte Hennig die Hamburger Angriffe nicht unter Kontrolle. Er war schon ein bißchen HSV-freundlich, dieser Herr Hennig. Auch als Hidien den bereits angeschlagenen Grabowski zum dritten Male umtrat, gab's keine gelbe Karte. Erst beim vierten Versuch verwarnte der Schiedsrichter In der 30. Minute den rauhen Hamburger.

Ungemein diszipliniert und mit großer Kampfmoral brachte die Eintracht den Vorsprung über die Zeit. Die erwartete Schlußoffensive des HSV, der die Bundesligaspitze stürmen wollte, blieb kläglich. Der „Sturm" brachte nichts zuwege. Reimann war ein Ausfall. So gab es auch in der Schlußoffensive der Hamburger keine klare Torchance. Die Eintracht hatte zum Schluß sogar die besseren Möglichkeiten zum 2:0. Aber Kargus vereitelte mehrmals ein zweites Eintracht-Tor, so in der 77. Minute, als er sich einen gefährlichen Kopfball von Grabowski angelte und wenig später einen scharfen Schuß von Nickel parierte.

Stimmen zum Spiel

HSV-Trainer Kuno Klötzer: „Nach dem Ausfall von Volkert und Memering sind wir mit einem 4-4-2 Konzept angetreten, das auf ein Remis ausgerichtet war. Wir wollten unsere Konterchancen wahrnehmen, aber dazu wurde zu wenig aus dem Mittelfeld heraus gespielt. Im Mittelfeld haben wir zuviel Bälle und Zweikämpfe verloren. Die Eintracht hat ein sehr gutes Spiel gezeigt, vor allem kämpferisch war sie gut und hat verdient gewonnen. Kargus hat gespielt wie der kommende Nationaltorwart. Bedauerlich sind die beiden Verletzungen bei der Eintracht, die aber nicht durch Unfairneß unsererseits zustande gekommen sind."

Eintracht-Trainer Dietrich Weise: „Der HSV ist sehr vorsichtig zu Werke gegangen, unser 1:0-Sieg war glücklich, das Spiel war verkrampft, und die Zukunft wird sicherlich noch mehrere solche verkrampfte Spiele bringen, da der Kreis der Anwärter auf einen Platz für den UEFA-Pokal eben zu groß ist. Nach drei Niederlagen sind wir froh, endlich den HSV besiegt zu haben. Was mich etwas bedrückt, sind die angeschlagenen Spieler. Kraus scheint allerdings keinen Armbruch erlitten zu haben. Bei Grabowski sind Adern an der Wade gerissen und die Wade ist ganz blutunterlaufen. Simons hat zwei Schläge auf die Wade bekommen und eine starke Prellung."

 

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